Alte Freunde, neue Freunde

Dieses Dorf beweist, dass unterschiedliche Rassen auch friedlich miteinander leben und auskommen können. Menschen und Elfen haben sich zusammengetan und dieses Dorf geschaffen. Im Einklang und friedlicher Harmonie hilft man sich gegenseitig.
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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Erzähler » Sonntag 22. Oktober 2023, 23:01

Den einen half es, wenn sie aufwühlende Momente frei von der Leber weg erzählen konnten. Wenn sie schlimme Erlebnisse mit viel Humor und Zynismus herunterspülen und von sich waschen konnten. Andere wiederum machten diese Dinge mit sich selbst aus und durchdachten in stillen, einsamen Stunden, was ihnen passierte und wie sie nun weitermachen sollten. Nicht jeder konnte auf die gleiche Art damit umgehen, dass er dem Tod beinahe oder tatsächlich von der Schippe gesprungen war. Zudem musste wohl jeder erkennen, inwieweit ihn diese Erlebnisse traumatisiert hatten. Während Neriélle es gerne annahm, dass Arunn auf seine frische, unkonventionelle Art agierte und sie zum Lachen bringen konnte, da musste Rhuna erkennen, dass sie längst nicht so sorgenfrei mit allem leben konnte, wie sie anfangs gedacht hatte. Beide Frauen hatten schlimmes, gar schreckliches, durchmachen müssen und während Neriélle es mit Erzählungen dessen versuchte, da schnürte es Rhuna einfach nur die Brust zu. Plötzlich waren da all die Erinnerungsfetzen, die aufblitzten und ihre ausgelassene Stimmung störten. Sie sah vor ihrem geistigen Auge, was sie erlebt hatte, und schaffte es kaum noch den Worten ihrer neuen Freundin zuzuhören. Neri indes gab sich wirklich Mühe, einfach nur Fakten aufzuzählen, damit es für sie beide nicht noch unangenehmer würde, doch das half leider nicht. Rhuna brach mitten in der Erzählung von Neri ab und entschuldigte sich. Sie brauchte Luft, Abstand, einfach etwas Raum und musste fliehen. Für einen Moment sahen ihr drei Augenpaare verdutzt hinterher. Eines davon war Yedan. Er wandte sich ihr nach und war drauf und dran ihr zu folgen, als ihn ausgerechnet Arunn davon abhielt. „Warte Mann, sie hat schlimmes erlebt und muss das jetzt erstmal mit sich ausmachen.“ Yedan stutzte und der hellbraune Blick traf den Dessarier. Kurz wirkte es, als wolle der Halbelf eine bissige Erwiderung geben, doch dann atmete er nur durch und nickte verstehend. Trotzdem folgte er Rhuna mit den Augen, bis sie in der Menge verschwand. Dann wandte er sich wieder der kleiner gewordenen Gruppe zu und sah ein wenig unglücklich aus. Arunn aber nickte Neri zu, damit sie weitererzählen konnte und half auch ihr damit, dass sie durchaus alle Berechtigungen dazu besaß, auf ihre Art die Dinge zu verarbeiten. Und während Neri ihre Geschichte weiter erzählte, da suchte sich Rhuna einen Ort, an dem sie für einen Moment innehalten konnte.

Bei Rhuna:
Bisher hatte sie überhaupt keine Zeit gehabt, sich mit allem einmal in Ruhe und vernünftig auseinanderzusetzen. Es blieb kaum ein Moment dafür übrig, denn immer folgte direkt das nächste auf dem Fuße. Gleichzeitig kam die Zerrissenheit darüber, dass sie Yedan nicht verlassen wollte, aber auch nicht hierbleiben konnte. Und dass sie ihm seine Heimat von ganzen Herzen gönnte, aber ihn auch bei sich behalten wollte. Beides ging nicht. Das machte sie mürbe und förderte ihren desolaten, traumatisierten Zustand auch noch. Freude und Leid lagen beieinander und doch musste Rhuna derzeit einiges mehr an Leid erfahren. Wie sollte man auch darüber sprechen, dass man gestorben war? Wie es sich angefühlt und ausgesehen hatte? Wie man das Ende akzeptiert hatte und die Ruhe und Geborgenheit gefühlt hatte, die am Strand im Sonnenuntergang auf sie gewartet hatte. Purer Frieden… endlos und zeitlos. Sie hätte dort das Ende aller Tage abgewartet und irgendwann ihren Yedan vielleicht empfangen. Rhuna hatte mit ihrem Schicksal reinen Tisch gemacht und nun saß sie hier, zurück in einer Gesellschaft, die nicht verstehen konnte, was ihr passiert war. Sie war zurückgekehrt. Zurück vom Tod… Wie war das möglich? Und wie konnte es sein, dass sie sich so fühlte… Nun, die Antworten würden Zeit brauchen und das Erlebte zu verarbeiten musste behutsam angefangen werden. Abstand war gewiss etwas, was ihr helfen würde. Sie hatte es versucht, nur leider regenerierte Neri auf eine andere Art und Weise und so kam alles geballt noch einmal hoch. Hier aber, etwas abseits vom Geschehen, da hatte sie eine gute Möglichkeit sich ablenken zu lassen, ohne Gefahr zu laufen, erneut erdrückt zu werden. Sie sah Kaja, die ausgelassen feierte und gewiss schon den einen oder anderen Met intus hatte. Ihre Wangen glühten und die Menge um sie herum lachte schallend über ihre Witze. Sie waren zu Hause, hatten hier ihr Leben und konnten im Kreise ihrer Freunde heilen. Ajak ging es genauso. Er tanzte gerade mit einer kleineren Elfe, die ihn anzuhimmeln schien, während er einfach nur seinen Spaß hatte. Seine Gefühle waren echt Rhuna gegenüber gewesen, doch er hatte offenbar auch erkannt, dass sie Yedan liebte. Der Elf war jung und frei. Frei von großen Sorgen, frei von Belastungen. Ihre Leben waren hier festverwurzelt und das spürte man, sobald man sie mit den anderen erlebte. Auch das restliche Volk blieb in ausgelassener Stimmung. Aber keiner von ihnen hatte so sehr zu kämpfen gehabt, wie Rhuna und Neriélle. Wie sehr auch Neri gelitten hatte und es insgeheim noch tat, das wusste auch Rhuna nicht. Sie hatte zwar die Geschichte von ihrem Ausflug in den Wald mitbekommen, aber was wirklich geschehen war und dass sie eigentlich viel mehr verband, das ahnte sie nicht.

Bei Neri:
Neri hatte nach Rhuna’s prompten Abgang ausgelassen, was der Elfe noch passiert war. Sie war taktvoll genug und überließ es Rhuna selbst, ob und was sie genau erzählen wollte, wenn sie wiederkommen würde. Dass die andere Abstand brauchte, sahen wohl alle ein und auch Yedan war tatsächlich geblieben. Um ein wenig von diesem unangenehmen Moment wegzukommen, berichtete Neri von ihrem ‚Zusammenstoß‘ mit den Raubfischen im Sarius. Yedan hob beide Augenbrauen und besah sich die Wunden einmal genauer, ohne Neri allerdings anzufassen. Allerdings lag ein wenig Anerkennung in seinem Blick, während sie erzählte, was sie im Wasser erlebt hatte. Auch Arunn lauschte ihr, ließ es sich aber nicht nehmen, zweimal während ihres Monologes, neues Bier zu bestellen. Der Mann hatte Durst! "Calhoun hat mich herausgefischt, sonst wäre ich ertrunken und säße nun gar nicht hier mit euch", schloss sie kleinlaut und versteckte sich hinter ihrem Getränk. Während Yedan die Stirn runzelte und offenbar darüber nachdachte, dass Calhoun gar nicht so schrecklich wäre, da schnaubte der Mensch neben ihnen in seine Schaumkrone. Ein wenig davon spritzte zu Boden und traf Yedan’s Schuh. „Ja, ja er ist ein scheiß Held, nicht wahr?“, schnaufte er und rollte die Augen. Dann aber seufzte er. „Schon scheiße, wenn einer immer das richtige tun will aber gezwungen ist, die Loyalität aufrechtzuerhalten.“. Er trank. Einen großen Schluck.
Offenbar lockerte das Bier langsam die Zunge der Kotterschnauze, sodass ihm etwas herausrutschte, worauf er dann aber nicht näher einging. Offenbar stieg der Alkoholpegel ohnehin etwas an, denn auch Neriélle vergaß über die Getränke, dass Rhuna gar nicht mehr anwesend war: "Ich denke, damit ist das Gröbste erzählt oder Rhuna?" Arunn jedenfalls sah fragend auf, wandte sich demonstrativ an die Stelle, wo Rhuna zuvor stand und prostete grinsend der leeren Stelle zu. „Ich glaube, sie stimmt zu!“, feixte er und Yedan runzelte noch tiefer die Stirn. Abermals sah er sich nach der Elfe um, doch noch immer blieb sie ungesehen. Dann aber wandte er sich Neri wieder zu: „Dass du die Prüfung des Sarius gemacht hast ist gleichermaßen verstörend, wie beeindruckend. Mein Vater wird dir deinen Bogen dreimal besser zurückgeben, darauf verwette ich mein…“, er stutzte. „Hm, ich besitze nichts“, er grinste kurz. Es entstand eine Stille, die sich gerade unangenehm auszubreiten schien, als die Stimme der Shyánerin erneut erklang. Neri nutzte die Chance, um mit einem weiteren Geheimnis um die Ecke zu kommen: "Habt ihr schon mal etwas von Astaloth gehört?" Beide Männer hoben die Blicke und blinzelten ihr entgegen. „Astaloth?“, fragte Yedan und zog die Schultern hoch, ehe er den Kopf schüttelte. „Nicht das ich wüsste…, was ist das?“, fragte er und offenbarte, dass er nichts darüber wissen würde. Arunn aber runzelte die Stirn und wirkte kurz nachdenklich. „Klingt… wie ein Kennwort… oder… hm… ein Name vielleicht? Keine Ahnung, Puppe.“, meinte er und erneut herrschte Schweigen. Sollte es das gewesen sein? Sollte ihr mutiger Vorstoß nun auf unfruchtbaren Boden stoßen? Dann aber schwappte Arunn’s Bier und er wischte sich hastig das Kinn, ehe er mit den Fingern schnipste. „Oh! Ich Esel – ich habe KEINE Ahnung, was das ist. Aber ein Freund von mir lebt in Santros, der kennt wirklich JEDEN! Ich sags dir, wenn der es nicht weißt, ists ne Sackgasse!“, grinste er siegessicher und wackelte mit den Augenbrauen. „Kann dich hinbringen, wenn du willst.“, bot er großzügig an und trank auch dieses Bier genüsslich leer. Langsam kam der Mensch ins Wanken, bei allem, was er trank und was er in den letzten Tagen nicht gegessen hatte. Yedan aber stutzte. „Santros?“, wiederholte er und erneut blickte er über die Schulter. „Rhuna… wollte ursprünglich auch nach Santros.“, murmelte er und wandte den Blick wieder zu ihnen zurück. „Ich wollte sie bis zum Rand der Wälder bringen…“, erinnerte er sich an die Anfänge ihrer Begegnung und stierte nachdenklich in sein eigenes Bier, das er kaum zur Hälfte geleert hatte.

Bei Rhuna:
Was auch immer die Informationen derzeit in der anderen Gruppe bewirkten, Rhuna wollte noch nicht zurück. Viel zu sehr genoss sie es, dass sie nun mal ungestört das Fest beobachten und auf Abstand genießen konnte. Die Musik, die spielte, die lachenden Gesichter, die Ausgelassenheit. Ja, dieses Dorf feierte einen ganz besonderen Sieg. Plötzlich bewegte sich etwas in ihrem Augenwinkel. Jemand trat an sie heran und als sie sich umdrehte, da lächelte ihr aus nicht ganz so erfreuten Augen Lorna entgegen. Die Menschenfrau aus Pelgar hatte die Hände auf dem Rücken und nickte Rhuna vorsichtig zu. „Darf ich?“, fragte sie und wollte sich zu ihr gesellen, um ebenfalls einen distanzierten Blick auf die Feiernden zu erhaschen. Dabei wirkte sie allerdings verhalten. Die herzliche, mütterliche Freundlichkeit schlummerte unter einer immensen Last aus Sorgen und Verlust und doch lächelte sie tapfer. „Avalinn wird bald aufwachen, Rhuna.“, übermittelte sie ihr und wandte den Blick nach einem Moment von der Menge ab. Sie sah die Jüngere an und nickte noch mal bekräftigend. „Ihr Zustand verbessert sich stündlich. Ich glaube, sie hat das Gröbste überstanden. Zumindest körperlich.“, meinte sie und wandte den Blick wieder zurück zum Feiervolk.
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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Neriélle » Montag 23. Oktober 2023, 17:29

Neriélle teilte zwar die Freundlichkeit und Offenheit der Shyáner Elfen, aber nicht die Umsicht und Harmoniebedürftigkeit in vollem Maße. Es fehlte ihr an entsprechendem Feingefühl, womit sie schon in ihrer Heimat manchmal zu betretenen Schweigen beigetragen hatte, wenn sie einen ihrer wenig empathischen Erwiderungen oder ungefragten Ratschlägen von sich gegeben hatte. Es fiel ihr manchmal schwer, die herrschende Stimmung einzufangen und angemessen auf diese einzugehen. So deutete sie auch Rhunas Blick falsch, als sie von dem Opfer erzählte, das diese für alle anderen auf sich genommen hatte. Neri versuchte zwar, sich zurückzuhalten und wollte selbst nicht noch einmal alles im Detail durchgehen, durchaus auch aus Selbstschutz. Trotzdem verschloss sie sich nicht gänzlich vor dem Grauen. In Arunn hatte sie einen Freund und Zuhörer gefunden, und es konnte heilend für eine Seele sein, über das Erlebte zu reden. Sie dachte, dass Rhuna aus Bescheidenheit nicht hören wollte, dass sie alle gerettet hatte und missverstand den Grund für ihren Blick, besser zu schweigen. Neri gab sich jedoch Mühe und fasste alles weitere in einem Satz so knapp zusammen, wie es nur möglich war: Yedan und Calhoun hatten Dromar und den Dämon getötet. Wie genau wollte Neriélle nicht ausführen. Als sich Rhuna abrupt entschuldigte und sich von ihnen abwandte, schaute Neri Rhuna verdutzt hinterher. Ihr Blick war fragend, bis sie langsam realisierte, dass sie der Grund dafür war und dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Ehrliches Bedauern keimte in ihr auf und sie ärgerte sich, dass sie zu viel gesagt hatte, obwohl sie sich durchaus bemüht hatte, nicht zu viel zu erzählen. Neriélle verfiel ins Schweigen, als Rhuna in der Menge verschwunden war, während Arunn Yedan davon abhielt, ihr zu folgen. „Warte Mann, sie hat schlimmes erlebt und muss das jetzt erstmal mit sich ausmachen.“ Der stämmige kleine Mensch besaß offenbar mehr Feingefühl als Neriélle. Sie hätte Yedan den gegenteiligen Rat gegeben und konnte sich vorstellen, dass Rhuna froh um seine Nähe wäre. Doch was wusste sie schon? Neri hielt sich zurück und spülte den faden Geschmack in ihrem Mund mit noch mehr Wein hinunter.

Arunn forderte sie auf, weiter zu erzählen und Neri kam es ganz gelegen, um sich von dem merkwürdigen Gefühl in ihrem Inneren abzulenken. Sie wechselte dankbar das Thema und erzählte nun das Gröbste von ihrem Abenteuer im Sarius. Bei diesem war jedenfalls keiner der hier Anwesenden dabei gewesen, den sie vor den Kopf stoßen konnte. Das dachte sie zumindest, bis sie am Ende der Geschichte angekommen war und wie nebenbei erwähnte, dass Calhoun sie vor dem Ertrinken gerettet hatte - oder danach, so genau konnte das Neri selbst noch nicht sagen. „Ja, ja er ist ein scheiß Held, nicht wahr?“ Da hob die Elfe den Blick aus ihrem Becher und sah Arunn stirnrunzelnd an. „Schon scheiße, wenn einer immer das richtige tun will aber gezwungen ist, die Loyalität aufrechtzuerhalten.“ Die Intensität und der Tonfall seiner Worte überraschten sie. Ihr war klar, dass zwischen Arunn und Calhoun sehr viel mehr vorgefallen war, als sie sich überhaupt vorstellen konnte. Vielleicht war auch das nicht so klug gewesen, den Dunkelelfen wenigstens das eine Mal so gesondert aus der Geschichte herauszuheben. Arunn hatte schon Unmengen getrunken und vermutlich war es ein Fehler, seine ohnehin schon lockere Zunge noch weiter zu lockern. Neri wurde etwas nervös, denn sie wollte natürlich nicht, dass der Mensch noch anfing, so offen über seinen Schwager zu schimpfen - und dieses prekäre Detail preisgab. So entschied sie sich, lieber zu schweigen und sah für einen Moment so aus, als würde sie etwas trotziges erwidern wollen. Neri hielt Calhoun ganz und gar nicht für einen Held. Das, was sie über ihn wusste, passte keineswegs zu einem. Aber man musste ihm dennoch anerkennen, was er für sie getan hatte - für sie beide. Sie waren stundenlang durch die Wälder gestiefelt und hatten alle Kräfte mobilisiert, um Arunn das Leben zu retten. Dass dafür jegliche Anerkennung fehlte, wurmte Neriélle. Arunn machte deutlich, dass sie sich den falschen Gesprächspartner für dieses Thema ausgesucht hatte. Sie seufzte und gab das Wort an Rhuna weiter, ehe Arunn sie feixend darauf aufmerksam machte, dass diese nicht mehr hier war. „Ich glaube, sie stimmt zu!“ "Oh", entkam es Neri trocken und dann grinste sie kurz verlegen und kratzte sich am Kopf. Vielleicht sollte sie so langsam mal eine Pause einlegen, bevor der Alkohol ihr zu sehr zu Kopf stieg? "Ihr habt guten Honigwein hier", fügte sie wie zur Entschuldigung an und prostete dann Arunn zu.

Es war Yedan, der das Gespräch wieder in andere Bahnen lenkte und sie von dem Groll ablenkte, der da ganz unterschwellig aufzukeimen drohte. „Dass du die Prüfung des Sarius gemacht hast ist gleichermaßen verstörend, wie beeindruckend. Mein Vater wird dir deinen Bogen dreimal besser zurückgeben, darauf verwette ich mein… Hm, ich besitze nichts“
Sie nickte Yedan zu. Wenigstens einer, der das anerkannte! "Na, das will ich doch hoffen, dass sich das alles auch auszahlt. Nochmal werde ich das jedenfalls nicht machen. Wir könnten um dein letztes Hemd wetten. Aber das wird sicher nicht nötig sein", meinte sie aus Spaß und spürte, wie der Groll verschwand und sich ihre Laune zumindest ein Stück hob. Yedans Worte machten ihr Hoffnung und weckten auch die Ungeduld, dass Kayon sich hoffentlich beeilen würde. Wenn ihr Bogen erst einmal fertig wäre, würde sie aufbrechen. Die Frage war nur noch, wohin genau? Ob Yedan oder Arunn schon einmal von Astaloth gehört hatten? Sie sah den Halbelfen an, der das unbekannte Wort wiederholte. „Nicht das ich wüsste…, was ist das?“ Nun zuckte Neri mit den Schultern. "Das ist die große Frage.. Wenn ich das nur wüsste", antwortete sie nur, ohne darauf einzugehen, wo sie dieses Wort überhaupt aufgeschnappt hatte. „Klingt… wie ein Kennwort… oder… hm… ein Name vielleicht? Keine Ahnung, Puppe.“
"Ein Kennwort? Hmm.. also kein Ort?", vergewisserte sie sich und sah nun Arunn an. Sie kannte die Städte Celcias nicht und verließ sich da ganz auf Arunns Wissen. Wenn er keinen Ort mit diesem Namen kannte, fiel das wohl schon mal raus. "Ich dachte auch an einen Namen.. klingelt da nichts bei dir?", hakte sie noch einmal nach, überlegte jedoch schon, wen sie noch fragen könnte, um hinter dieses Geheimnis zu gelangen. Ob Rhuna davon schonmal gehört hatte? Wo war sie eigentlich? Neri hielt kurz Aasschau nach ihr, wurde dann aber von Arunn abgelenkt, als dieser plötzlich ganz hektisch wurde und mit den Finger schnippte.
„Oh! Ich Esel – ich habe KEINE Ahnung, was das ist. Aber ein Freund von mir lebt in Santros, der kennt wirklich JEDEN! Ich sags dir, wenn der es nicht weißt, ists ne Sackgasse! Kann dich hinbringen, wenn du willst.“
"Wirklich?", fragte sie und die Miene der Elfe erhellte sich. "Ja, klar! Dann gehen wir nach Santros", stellte sie fest. So schnell konnte es also gehen. So schnell wie Arunn sich anbot, sie dorthin zu bringen, so schnell stimmte Neri diesem Vorhaben zu. Sie war frei und ungebunden - und eben voller Tatendrang. Die bisherigen Geschehnisse hatten ihre Abenteuerlust in keiner Weise gemindert. Wenn nicht noch zufällig Rhuna etwas von Astaloth gehört hatte, dann war Arunns Freund in Santros ihre einzige Spur.
"Aber Arunn..", wurde sie mit einem Mal ernst, legte ihre Hand auf seinen Arm und blickte ihn ernst von oben herab an. "Ich komme nur mit, wenn du mir versprichst, dass da kein Dämon auf uns wartet. Klar soweit, Bursche?", nutzte sie dann gleich mal die Gelegenheit, um ihm seine 'Schnecke' und 'Puppe' zurückzuzahlen, mit der er sie in den letzten Minuten auffällig oft betitelte. Sie kicherte kurz, denn nicht nur die Aussicht darauf, Astaloth näher zu kommen, sondern auch der Alkohol hob sichtlich ihre Stimmung.
„Santros?“ Achja, Yedan. Sie hatte ihn fast vergessen und sah nun zu ihm, ernsthaft um eine ernste Mine bemüht, da er nachdenklich klang. „Rhuna… wollte ursprünglich auch nach Santros.“ "Ach, wirklich?! Das nenn' ich mal einen Zufall", warf Neriélle erstaunt ein. Rhuna und sie hatten viele Gemeinsamkeiten, die über ihre Abstammung hinausgingen. Dass nun noch die Wege von ihnen beiden nach Santros führen sollten, war beinahe unheimlich. "Wir könnten sie begleiten - oder sie uns", grinste sie Arunn an, als wäre das alles ein großer Spaß. In der Welt der angetrunkenen Neriélle mochte das noch mehr zutreffen als in der nüchternen Welt. Neriélle war offen für so ziemlich alles. „Ich wollte sie bis zum Rand der Wälder bringen…“ Da runzelte sie kurz die Stirn. Sie überlegte, ob sie nachhaken sollte, was dieses 'wollte' zu bedeuten hatte. Neri hatte erfahren, dass Rhuna den Halbelfen liebte. Aber die Brünette hatte auch betont, dass er nicht alles für sie tun und dass er auch mal an sich denken sollte. Sie wollte, dass er das Leben, das er zurückerhalten, auch genoss. Neri bemerkte, dass ihr eigentlich gar nicht klar war, was Rhuna wollte und sie dachte kurz darüber nach. Wollte sie, dass er sie begleitete oder war es ihr lieber, dass er hier blieb und sein Glück im Dorf der Waldmenschen fand? Die Elfe bemerkte zumindest wieder mal, dass sie nicht der richtige Ansprechpartner für solche Dinge war. Sie fühlte sich auch nicht dazu verpflichtet, das in die eine oder andere Richtung zu lenken. Sie hatte keine Ahnung von der Liebe, von Beziehungen und allem, was damit zusammen hing. Allein in den letzten Minuten hatte sie wieder deutlich gemerkt, wieso sie es so unkompliziert mochte. Gefühle brachten doch nur Probleme!
"Einer mehr oder weniger würde doch gar nicht auffallen, oder?", meinte sie an Arunn gewandt, sah dann aber Yedan an, der es auch durchaus auf sich beziehen dürfte, ohne direkt vor eine Wahl gestellt zu werden. Offenbar war der Konflikt zwischen dem Halbelfen und ihr beigelegt und Calhoun hatte es ja schon treffend festgestellt: Neri hatte ein Herz für jeden Dahergelaufenen.

"Ich hab Hunger! Lass' uns was zu Essen holen, Bengel", rief sie dann unbekümmert aus, als würde sie das Schicksal des Halbelfen nichts angehen, was zum Teil auch der Grund für den plötzlichen Themenwechsel war. Zum anderen, viel größeren Teil war es wohl eher dem Alkohol geschuldet und der Sorge, dass Arunn die Grundlage für seine unzähligen Biere fehlte. Sie griff nach dem Arm des Menschen, um ihn überschwänglich mit sich zum aufgebauten Buffet zu ziehen. Der plötzliche Drehwurm, der sie dabei erfasste, ließ sie kurz schwanken und sich kichernd an Arunns Arm klammern. "Huch! Die Leute bewegen sich plötzlich so komisch", grinste sie über den Umstand hinweg, dass sie vielleicht schon etwas zu viel getrunken hatte. Kein Wunder also, dass sie selbst vor Yedan so offen geplaudert hatte. Zu jenem schaute sie nun gut gelaunt zurück. "Kommst du mit?", wollte sie wissen und wandte sich dann schon Richtung der aufgebauten Tische um.

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Mittwoch 25. Oktober 2023, 22:07

Rhuna würde noch lernen müssen mit ihren Erfahrungen umzugehen. Sie musste herausfinden, wie sie diese verarbeiten konnte, doch tatsächlich wollte sie sich in diesem Moment gar nicht damit beschäftigen. Unterbewusst spürte sie bereits, dass sie ihre Todeserfahrung nicht einfach wegnicken konnte. Doch gerade wehrte sie sich noch die aufkeimenden Gefühle und Erinnerungen anzunehmen, um mit dem Aufarbeitungsprozess zu beginnen. Das war auch der Grund, wieso sie sich so schnell von den anderen entfernt hatte. Die Elfe hatte sich auf das Fest gefreut und sehnte sich noch immer nach ein paar sorgenfreien Stunden, in denen sie das, was gewesen war und das, was an Schmerz noch kommen würde, vergessen konnte.
Nachdem sie die Übelkeit einigermaßen überwunden hatte, beobachtete sie einfach das freudige Treiben auf dem Fest. Kaja und Ajak feierten ausgelassen und ihnen schien es vergönnt zu sein tatsächlich sorgenfrei zu sein. Für diesen Augenblick zumindest. Rhuna erkannte erneut, dass auch die beiden hier im Dorf ihr Glück sahen. Das sarische Volk war eben doch noch mal etwas anders als beispielsweise die Elfen aus Shyána. Obwohl sie eine Weile geglaubt hatte, dass sie sich in vielen Punkten eher ähnelten.
Dass Yedan hierbleiben würde war für Rhuna ein merkwürdiges Gefühl. Sie empfand alles vollkommen widersprüchlich – Freude für ihn, weil er seine Heimat und Familie zurückerlangt hatte – gleichzeitig Trauer und… ja aufkeimende Wut, dass er sie nicht begleiten würde. Sie verstand, wieso er bleiben würde voll und ganz und doch war da ein kleiner egoistischer Teil in ihr, der es nicht verstehen wollte – der ihn bitten, vielleicht sogar mit ihm streiten wollte, dass er mitkommen solle.
Als sie merkte, dass sie mit ihren Gedanken nun auch wieder zu den belastenden Themen gewandert war, seufzte sie schwer und rieb sich durch die Haare. So schön es war das Fest zu beobachten, ihre Stimmung schien sich nicht wirklich wieder aufzubauen, wie es am Anfang der Fall gewesen war.
Was sind wir überhaupt...? Kann man wirklich sagen, dass wir uns lieben…? Die Frage war einerseits klar und einfach zu beantworten, wenn man es oberflächlich betrachtete. Doch gerade schien sie gar nicht mehr zu wissen, was Liebe überhaupt in ihrem Fall bedeutete.
Von außen konnte man ihr nicht ansehen, dass sie ein schweres und sehr persönliches Thema mit sich diskutierte. Und erst als sie eine Bewegung im Augenwinkel registrierte, schien sich ihr Blick wieder nach außen zu richten und so traf ihr Blick den der herzigen Lorna.
Als Rhuna sie registrierte wurde ihr noch etwas anderes klar. Lorna hatte gerade eine andere Art Liebeskummer – eine, die mit Sicherheit weit schmerzhafter und schlimmer war.
„Darf ich?“, fragte die Menschenfrau, woraufhin Rhuna sogleich mit einem Lächeln nickte.
Lorna hat auf eine andere Weise ihren Mann… ihre Liebe verloren. Er hat auch sie hintergangen und alles was sie hatten und zusammen waren für seine Pläne aufs Spiel gesetzt. Sie … wurde hintergangen… und das tut mit Sicherheit tausend Mal mehr weh…
Es war kein schöner Gedanke, doch auf eine andere Weise erschien Rhuna ihr Kummer plötzlich deutlich kleiner… und dadurch tröstlicher.
Wenn Lorna noch Lächeln kann… sollte ich meines erst recht behalten. Das minderte zwar nicht ihre Angst und löste die Frage, was sie überhaupt waren und werden würden, doch es half ihr die Balance zu halten.
„Avalinn wird bald aufwachen, Rhuna. Ihr Zustand verbessert sich stündlich. Ich glaube, sie hat das Gröbste überstanden. Zumindest körperlich.“ Lornas Worte lösten noch ganz andere Schatten auf. In dem Blick der Elfe war klar und deutlich große Erleichterung zu sehen und unbewusst führte sie ihre Hand zum Herzen und atmete erleichtert aus.
„Das sind wunderbare Neuigkeiten Lorna, vielen Dank!“, sagte sie ehrlich und sah kurz zurück in die Richtung, in der das Haus des Naturmagiers lag. Dann jedoch wanderte ihr Blick wieder zu Lorna und aufmerksam musterte sie ihr Gesicht.
„Kann ich etwas für dich tun?“, fragte sie dann leiser, aber mit gewissenhaftem Ernst, während sie ein Stück näher rückte und ihr eine Hand auf die Schulter legte.

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. November 2023, 11:27

Bei Rhuna:

Lorna hatte weiterhin eine gewisse, gutmütige Art und Weise und doch konnte man nicht leugnen, dass dieses Bild Risse bekommen hatte. Im ersten Moment war sie noch glücklich gewesen, nur um im nächsten alles zu verlieren, woran sie glaubte. Farun war ihr Leben gewesen und nun hatte sie erkennen müssen, dass er ihr all die Zeit etwas vorgespielt hatte. Oder ihre Liebe zumindest nicht gereicht hatte, dass er von seinem Weg abgekommen wäre. Der Verlust seiner Tochter, hatte den einstigen Naturmagier korrumpiert und sein Herz welken lassen. Es reichte, um das Portal zu einem Reich öffnen zu wollen, das vor niemandem Halt gemacht hätte. Aber auch Farun hatte erkennen müssen, was für ein Narr er gewesen war und wie viel Unheil, Leid und Schmerz sein Werken beschworen hatte. Damit musste Lorna leben. Mit der Erkenntnis, dass es ihr Mann gewesen war, der seine Heimat, seine Tochter und sein Volk verraten hatte. Und letztendlich auch sie. Dabei war sie gar nicht wütend oder enttäuscht. Sie empfand sogar Mitleid mit ihm, denn sie konnte die Grüne nachvollziehen. Nicht aber das Handeln daraus. Lorna war in ihren Grundfesten erschüttert. Sie war paralysiert aufgrund dessen, dass ihr mit einem Schlag alles genommen wurde. “Kann ich etwas für dich tun?“, hörte die Frau Rhuna fragen und kehrte aus ihren Gedanken zu ihr zurück. „Hm?“, lächelte sie und verstand dann den Sinn. „Oh, nein..“, sie schüttelte, noch immer lächelnd den Kopf. „Du hast schon so viel getan und das soll wohl genügen. Den Rest schaffen wir und ich allein“, schmunzelte sie. Sie meinte es so. Rhuna war frei und hatte keine Verpflichtungen. Das Dorf würde heilen und Rhuna gewiss auch irgendwann.

Noch war der Elfe nicht danach zu Mute, zu den anderen zurückzukehren. Sie beobachtete noch eine Weile das Treiben, nachdem sich Lorna mit einer festen Umarmung und einem gehauchten Dank verabschiedet hatte. Sie konnte Ajak und Kaja dabei zusehen, wie sie immer ausgelassener wurden und allmählich auch der Alkohol seine Wirkung entfaltete. Auch konnte sie erkennen, wie Neriélle, Arunn und Yedan sich weiter unterhielten. Dann setzte sich Neri in Bewegung und schien sowohl Arunn als auch Yedan miteinzuladen. Rhuna konnte das alles aus sicherer Entfernung betrachten und das ausgelassene Fest auf sich wirken lassen. Niemand sprach sie in diesen Momenten an. Es war die Ruhe, die sie im Tulmult zu finden versuchte und das versöhnte ihre aufgewühlten Gefühle doch ein wenig. Dabei war es schwer, nicht über witzige Tanzeinlagen oder kleine Missgeschicke zu schmunzeln. Auch gab es die eine oder andere interessante Szene, die sie durch ihre Position beobachten konnte. Wie zum Beispiel das schüchterne Pärchen, das sich eine halbe Ewigkeit nicht traute, sich gegenseitig anzusprechen. Oder die schimpfende Mutter, die ihren kleinen Sohn ordentlich zurechtwies, weil der sich offenbar heillos überfressen hatte. Es gab viele dieser kleinen Momente, die Rhuna aber auch zeigten, welch freundliches, heimeliges Volk die Waldmenschen doch waren. Und Feste feiern- ja, das konnten sie! Es war genau so, wie Rhuna es gehört hatte in Shyána und noch besser. Dabei hatte sie nie das Gefühl allein zu sein oder abseits zu stehen von allem. Sie stand mittendrin im Leben, das ihr so lange gefehlt hatte. Sie brauchte nur einen kleinen Ruck und es würde sie packen, sie mit sich wirbeln und ihr all die Dinge zeigen, nach denen sie sich ihr ganzen Leben lang gesehnt hatte. Rhuna wusste, der Abschied würde kommen und er war gar nicht fern. Aber sie wusste just in dem Moment auch, dass sie nicht wehmütig an diesen Moment zurückdenken würde. Denn in ihr keimte die Erkenntnis, dass dies der Beginn ihres neuen Ichs und Lebens sein würde.



Neriélle:

Wo sich Rhuna von der Seite das bunte Treiben besah und daran partizipierte, da war Neri bereits mittendrin. Es hatte nur das Auftauchen des Menschen gebraucht, um ihre Stimmung deutlich zu heben. Zudem war Arunn trotz seiner Verletzung kein Kind von Traurigkeit. Eben noch hatte Neri um sein Überleben gebangt und alles versucht, um ihm jenes zu sichern und nun standen sie hier beisammen, als wäre all das nicht passiert. Doch der Schein trog, denn immer mal wieder schien die Wunde zu schmerzen, wenn der Mensch eine unbedachte Bewegung machte. Trotzdem ließ es sich Arunn nicht nehmen, sich ordentlich am flüssigen Buffet zu bedienen und Neri fragte sich, woher er die Grundlage dafür nahm. Arunn aber schwankte hier und dort schon etwas und auch die Elfe spürte allmählich die Auswirkungen der Getränke. "Einer mehr oder weniger würde doch gar nicht auffallen, oder?", sagte sie also salopp und beschwingt und sah sowohl Arunn als auch Yedan an. Arunn grunzte bestätigend und musste feststellen, dass sein Bier erneut leer war. Yedan aber erwiderte den Blick von Neriélle einen Moment länger und runzelte dann die Stirn. Yedan schaute dann in seinen Becher und wandte sich mit suchenden Blick um. Er sah Rhuna tatsächlich und wie sie sich mit Lorna unterhielt. Einen Moment musterte der Halbelf die andere und versank in Gedanken, aus denen er erst auftauchte, als erneut Neriélle das Wort an ihn richtete: "Kommst du mit?" Yedan zuckte aus seinen Gedanken und blinzelte perplex. „Hm?“, fragte er ertappt und sah zu Arunn, der bereits Neri am Arm hatte. „Essen Junge, sie will essen. Komm jetzt!“, lud auch er ihn ein und schwankte mit Neri am Arm feixend durch die Menge. Dabei wirkte er stolz und nickte jedem zu, der sie mit einem Blick bedachte. „Korrekt, sie hängt an MEINEM Arm!“, witzelte er gut gelaunt und zog Neri noch etwas dichter.
Neriélle konnte spüren, dass Arunn endlich mal angenehm roch und gleichwohl auch eine angenehme Wärme ausstrahlte. Zudem hielt er sie tatsächlich fest, wenn sie zu kippeln drohte. Er führte sie, wie der Galan seine Dame, durch die sich teilende Menge und geleitete sie zum Wild, das über einem eigenen Feuer brutzelte. Es hatte bereits ein wenig Federn lassen müssen, doch gab es noch reichlich an Speisen, die den Magen auf köstliche Weise zu füllen wussten. Ob nun Fleisch, Salate oder frisch gebackenes Brot, der hungrige Magen würde auf seine Kosten kommen. Arunn schlug sich ordentlich den Teller voll, ergatterte einen Sitzplatz für sie alle drei und begann dann mit großem Appetit ordentlich zu schaufeln. Yedan hatte sich tatsächlich dazugesetzt und saß den anderen beiden gegenüber. Noch immer hielt er sich an dem Getränk fest, während Neri und Arunn bereits mehrere gehabt hatten.

„Wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“, wollte der Halbelf dann wissen und musterte Arunn einen Moment beim Abarbeiten seines Menues. Doch dann rutschte sein Blick zu Neri und er lächelte kurz. „Beim Wettessen?“, fragte er scherzhaft und zeigte eine neue Seite an sich. Bisher wirkte der Umgang mit den beiden etwas steif, doch jetzt schien auch er langsam ein wenig aufzutauen. „Arunn, du kommst aus Dessaria?“, fragte er den Menschen und jener nickte schmatzend. „Korrekt. Ich bin dort geboren, aufgewachsen und wäre gern wieder da. Aber manchmal läuft es im Leben anders nicht wahr?“, er grinste, sah zu Neri und zuckte die Schultern. „Gibt schlimmeres, als mit Neri durch die Welt zu tingeln.“, schenkte er ihr ein Kompliment. Doch dann wurde er etwas ernsthafter. „Nun, ich… in Dessaria lief nicht alles so rund in letzter Zeit. Sagen wir so. Und ich wollte in Zyranus neue Handelspartner gewinnen, doch diese verkackten Robenträger waren sich zu fein, mich überhaupt anzuhören. Naja und nachdem ich nicht aufgeben wollte und meine Handelsdelegation mich genervt zurückgelassen hatte, lief ich diesen verlausten Belagerern in die Arme. Ich hatte einfach Glück, dass Calhoun der Hund dort etwas zu Sagen hatte.“, offenbarte er geschwätzig und Yedan runzelte die Stirn. „Calhoun?! Wieso?“, fragte er direkt nach und der Alkoholpegel von Arunn löste auch dessen Zunge. „Ach, der war da der Befehlshaber der Magier vor Ort oder so n Firlefanz. Er sorgte dafür, dass man mich nicht sofort hinrichtete… ich habe sogar dafür gesorgt, dass den Truppen die Suppe so gar nicht bekam.“, feixte er und lachte aufgrund seiner Erinnerungen.
Yedan aber schien nich immer nicht zu verstehen. „Du willst damit sagen, dass Calhoun es gewesen war, der dich einsperrte und dann hilft er Neriélle, dich herzubringen, damit du geheilt wirst? Wieso?“, wollte der Halbelf verständlicherweise wissen. Arunn aber wischte sich das leicht fettige Kinn mit einem Tuch ab und blickte zum Ausschank. „Dafür brauch ich noch etwas zum Trinken…“, seufzte er. Yedan nickte und holte noch etwas für sie drei, bevor er sich wieder setzte. Arunn nahm einen großen Schluck und setzte an: „Nun, Calhoun ist… oder war? … mein Schwager. Er hat meine Schwester geheiratet.“, Yedan riss die Augen auf. „Im Ernst?! Aber du wusstest nicht, dass er bei dieser Belagerung… hä?“, verwirrt war gar kein Ausdruck und Arunn grinste, wobei er nicht sehr erfreut wirkte. „Lass gut sein, Junge. Das ist eine fröhliche Feier und das sollten wir nicht mit solchen Dingen vermiesen!“, winkte er ab und wirkte nicht mehr sehr unbefangen. „Tut mir leid, Arunn ich wollte nicht nachbohren aber… es klingt so seltsam.“, gestand er und blickte auf Neri. „Wusstest du davon?“, fragte er sie stumm, während Arunn nicht hinsah. „Was soll ich sagen?! Die Elfen fragten in Dessaria an, ob wir Handelspartner sein wollen, damit sie ihre Befestigungszentren aufbauen konnten. Wir sind immerhin die beste Bergbausiedlung in ganz Celcia.“, redete er doch. „Und er hat sich eben über die Zeit, die sie bei uns waren, in meine Schwester verguckt… damals war er nicht so ein…. Arsch.“, er zuckte die Schultern und man sah ihm den Alkoholpegel langsam an. „Hat sich verändert.“, sinnierte er leise und trank erneut einen großen Schluck. „Meine Schwester kam bei einem Unfall ums Leben und seit dem ist er… so.“, murrte Arunn und trank erneut leer. „So, jetzt hab ich die Stimmung versaut.“, er wollte sich erheben, kam aber ins Straucheln. „Schei….“, rief er noch, verhakte sich mit seinem Fuß und fiel rücklings auf den Boden. „…ße“, dann begann er lauthals zu lachen.
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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Neriélle » Freitag 3. November 2023, 09:53

Die Shyáner Elfe schwankte am Arm des Menschen durch die feiernden Menschen, die sich zumindest vor ihren Augen schon ziemlich wankelmütig bewegten. Arunn zog sie näher an sich und prahlte mit ihr und Neri ließ es grinsend mit sich machen. Arunn hob ihre Laune erheblich und er schaffte es, schnell für Sympathie zu sorgen. Sie sah die freundlichen Blicke und fröhlichen Gesichter, die ihnen entgegen sahen, als sie durch die Feiernden zum Buffet gingen. Neri schaute auf das reichhaltige Buffet hinab und bemerkte, dass sie selbst ziemlichen Hunger hatte. Die letzten Wochen waren voller Entbehrungen gewesen, die ihr Körper einfach nicht gewohnt war und von denen sie sich noch nicht vollständig erholt hatte. Als Neri sah, wie viel Essen sich Arunn auf den Teller legte, legte sie noch einmal nach und setzte sich dann neben ihn an einen Tisch. Sie begann sogleich zu essen und spürte beim Essen deutlich, wie hungrig sie eigentlich war. Die Ereignisse hatten sich so überschlagen, dass sie entweder keinen Appetit oder keine Zeit zum Essen gehabt hatte.
„Wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Beim Wettessen?“ Neriélle sah den Halbelfen breit grinsend an, während sie gerade in eine Hühnerkeule biss. Der Humor gefiel ihr sichtlich. "Wir trafen uns vor Zyranus", beantwortete Neri die Frage mit vollem Mund, ehe Yedan den Dessarier über seine Herkunft ausfragte. Neri aß derweil gemütlich weiter und hörte den Ausführungen des Menschen zu. „Gibt schlimmeres, als mit Neri durch die Welt zu tingeln.“ Die Elfe erwiderte Arunns Blick. "Vielen Dank", sagte sie, neigte kurz den Kopf und hob grinsend ihren Becher auf sein Wohl. Dann begann sie, das restliche Fleisch vom Knochen zu knabbern, während sie sich immer wieder ein Stück Brot in den Mund stopfte. Arunn erklärte derweil, was er in Zyranus zu suchen gehabt hatte und dass er danach den belagernden dunklen Volk in die Arme gelaufen war. Er deutete auch an, dass Calhoun dort etwas zu sagen gehabt hatte. Neri legte den Knochen zur Seite und wirkte interessierter, als Yedan genaueres über Calhouns Position in dem Lager wissen wollte. Sie verharrte gespannt, denn der Dunkelelf war ihr jeglichen Fragen darüber ausgewichen.
"Ach, der war da der Befehlshaber der Magier vor Ort oder so n Firlefanz. Er sorgte dafür, dass man mich nicht sofort hinrichtete… ich habe sogar dafür gesorgt, dass den Truppen die Suppe so gar nicht bekam.“ Neris Blick fiel in ihren Becher, als sie über Arunns Worte nachdachte. Wenigstens brachte er ein kleines bisschen Licht ins Dunkel. Sie leerte den Becher, während es Yedan wie ihr damals ging. Er versuchte, die Verbindung zwischen dem Dunkelelfen und dem Menschen zu ergründen. „Du willst damit sagen, dass Calhoun es gewesen war, der dich einsperrte und dann hilft er Neriélle, dich herzubringen, damit du geheilt wirst? Wieso?“
Neriélles Herzschlag erhöhte sich. Jetzt würde Arunn sagen, wie es war. Calhoun war sein Schwager, er war verheiratet. Und Yedan hatte sie zusammen gesehen. Ihr Blick huschte angespannt zu dem Halbelfen. Doch Arunn brauchte zuerst etwas zu trinken. Neri schloss sich an und schob Yedan ihren leeren Becher hinüber. Sie könnte natürlich aufstehen und so, wenigstens vorübergehend, dem unangenehmen Part dieser Geschichte entgehen. Aber Neri würde zu dem stehen, was sie getan hatte. Außerdem standen die Chancen, mehr über den Dunkelelfen zu erfahren, gerade ziemlich gut, wie sie aufgrund des gesprächigen Arunns feststellen konnte. Während Yedan für Getränkenachschub sorgte, aß Neri ihren Teller leer und atmete gesättigt aus. Sie nahm den wieder gefüllten Becher von Yedan entgegen und ihre Hand schloss sich fest um ihn, um sich für das zu wappnen, was Arunn Yedan nun offenbaren würde.

„Nun, Calhoun ist… oder war? ..“ War?! Neriélles Mund öffnete sich ein Stück weit und sie sah Arunn mit einer Spur Überraschung an. „… mein Schwager. Er hat meine Schwester geheiratet.“ Es war nur ein kleines Wort, aber für Neriélle war es tatsächlich von großer Bedeutung. Dann war er wirklich nicht mehr verheiratet? Oder interpretierte sie zu viel hinein, weil sie es nicht anders wollte? Bevor sie genauer nachfragen konnte, hakte Yedan ein und drückte sein Unverständnis darüber aus, dass Arunn trotz seiner Beziehung zu Calhoun nicht gewusst hatte, dass der Dunkelelf Zyranus belagerte. Auch Neri hatte das irritiert, aber Arunn winkte nun ab und wollte die Feier genießen. Die Shyanerin sah ihn von der Seite an und blieb ungewohnt schweigsam dabei, weil sie noch darüber nachdachte, was dieses 'war' zu bedeuten hatte. Sie fing Yedans fragenden Blick auf, ob sie davon gewusst hatte. Vieles davon wusste sie, aber nichts im Detail. Deshalb zuckte sie mit den Schultern, weil sie die stumme Frage nicht wirklich beantworten konnte. Dann hüpfte ihr Blick zurück auf Arunn. Sollte sie nachfragen, was genau es mit dieser Ehe zwischen Calhoun und seiner Schwester auf sich hatte? So eine Chance wie jetzt würde sie wohl nicht mehr bekommen. Doch da redete Arunn schon weiter und offenbarte ohne weiteres Nachfragen, was Neri so brennend interessierte.
„Was soll ich sagen?! Die Elfen fragten in Dessaria an, ob wir Handelspartner sein wollen, damit sie ihre Befestigungszentren aufbauen konnten. Wir sind immerhin die beste Bergbausiedlung in ganz Celcia. Und er hat sich eben über die Zeit, die sie bei uns waren, in meine Schwester verguckt… damals war er nicht so ein…. Arsch. Hat sich verändert.“
Dann heiratete er Arunns Schwester tatsächlich aus Liebe? Wenn selbst Arunn dem Dunklen, den er augenscheinlich nicht mochte, diese Gefühle zustand, dann stimmte das wohl. Doch ihr Freund offenbarte noch mehr Details, die ihr schlechtes Gewissen weckten. „Meine Schwester kam bei einem Unfall ums Leben und seit dem ist er… so.“ Neri starrte Arunn entgeistert an. Die Erleichterung darüber, dass sie nicht mit einem verheirateten Mann geschlafen hatte, war zwar da, währte aber in Anbetracht der Umstände nur kurz. Sie hatte Calhoun vorgeworfen, seine Frau mit ihr zu betrügen, dabei war sie da schon lange tot. Neri dachte an ihre Diskussion in der Hütte zurück. Er hatte von einem Opfer gesprochen und sie hatte es vollkommen missverstanden. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass man einen Dunkelelfen wie ihn zu etwas zwingen konnte. Genauso wenig passte es aber in ihr Weltbild, dass er aus Liebe heiraten würde. Seine Worte hatten sie daher glauben gemacht, dass er sich für diese Ehe und Dessaria geopfert hatte. Sie hatte es nicht glauben können, aber Calhoun hatte sie nicht gestoppt und so hatte sie sich damals in Rage geredet und ihm mit schlimmen Worten unterstellt, seine Frau zu dieser Ehe gezwungen zu haben und sich über ihn lustig gemacht hatte. Neriélle wurde ein ganzes Stück blasser, als sich diese Erkenntnis in ihrer Miene widerspiegelte. Sie hatte Dinge gesagt, die im Nachhinein einfach nur .. grausam waren. Er hatte seine Frau aus Liebe geheiratet und so wie Arunn sprach, konnte sie davon ausgehen, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Neri versuchte, den riesigen Kloß in ihrem Hals hinunter zu schlucken. Wieso hatte Calhoun ihr nicht einfach erzählt, wie es war? Neri wusste, dass sie zumindest in diesem Moment zu weit gegangen war und ihm keine Gelegenheit dazu gegeben hatte. Ihr war wichtiger gewesen, ihren Ärger an ihm auszulassen und ihn zu provozieren. Sie hatte ihn einfach verletzen wollen und ihr wurde nun klar, wie sehr ihr das gelungen war. Jetzt fühlte es sich gar nicht mehr wie ein Triumph an. Sie schämte sich für die Dinge, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte.

Neri starrte noch immer entgeistert auf die Stelle, an der Arunn eben noch gesessen hatte, und erwachte erst bei seinem Fluchen aus der Starre. Der Mensch war gefallen und lag nun lachend am Boden. Doch Neri war gar nicht zum Lachen zu Mute. Sie erhob sich und griff Arunn am Arm, um ihn auf die Beine zu ziehen. Als er halbwegs sicher stand, umarmte sie ihn plötzlich und mit einer Intensität, die ausdrückte, dass sie das mehr betraf und bedrückte, als er vielleicht annahm. "Es tut mir leid, was passiert ist, Arunn", flüsterte sie in sein Ohr. "Niemand sollte seine Schwester verlieren.. oder seine Frau." Und das meinte sie ernst. Es galt auch für Dunkelelfen. Neris Stimme klang belegt und das schlechte Gewissen wollte sie auffressen. Sie schloss die Augen, weil es plötzlich so stark in ihr rumorte. Sie hatte in einer Weise von Calhoun und seiner verstorbenen Schwester gesprochen, die mehr als unangemessen war, nur um Calhoun aus der Haut fahren zu lassen. Es war kein Wunder, wenn er sich seitdem verändert hatte. Er hatte ihr gegenüber noch von seelischen Wunden geredet, wegen derer er die Kräuterhexe hatte aufsuchen wollen. Nun bekam sie eine bittere Ahnung davon, was er gemeint hatte. Calhoun musste der Tod seiner Ehefrau sehr mitgenommen habe, so wie er auf ihre Worte reagiert hatte. Er hätte ihr damals vermutlich am liebsten den Kopf abgerissen.
"Möchtest du.. über sie sprechen? Oder sollen wir lieber auf ihr Andenken trinken?", bot sie leise an und wirkte ehrlich betroffen in so vielerlei Hinsicht.

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. November 2023, 09:26

Manchmal war man von einer einzigen Gegebenheit so eingenommen, dass man andere Möglichkeiten und Gedankengänge gar nicht mehr zuließ. In Neri’s Fall war es der böse Dunkelelf, der nichts anderes als hinterhältig und schlecht sein konnte. Dabei hatte sie auf eigenartige Weise erheblich mehr Interesse als ihr lieb war. Denn trotz dem ‚Schlechten‘, das er verkörperte, besaß er etwas, dass sie zu reizen verstand. Die Elfe aber musste plötzlich erkennen, dass man nicht immer die Hintergründe sofort erfasste und nicht sofort wusste, wen man eigentlich vor sich hatte. Selbst jetzt, nachdem Arunn die Bombe gezündet hatte, blieben noch so viele Fragen offen! Und Neriélle hätte sie gern alle gestellt. Calhoun hatte sie in dem Glauben gelassen, dass er die Ehe, die er führte, mit Füßen trat. Dass er aus Berechnung diese Ehe geführt und schließlich auch schleifengelassen hatte. Die Worte, die sie damals deutlich fand, mussten ihm mehr als wehgetan haben. Wieso hatte er denn nichts erwidert? Nun, im Grunde waren sie Fremde füreinander. Auch wenn die Anziehung durchaus vorhanden war und sie gewissen Spaß miteinander geteilt hatten, waren sie nicht auf der freundschaftlichen Ebene tief verwurzelt. Calhoun war ihr nichts schuldig und schon gar nicht musste er sich ihren Vorurteilen stellen. Das jetzt aber zu erkennen, war eine bittere Pille für Neri. Es warf ein gänzlich anderes Licht auf alles und nun war die Möglichkeit dahin, überhaupt etwas wieder gut zu machen. Noch mit ihren Gedanken beschäftigt, verpasste sie den Moment, da Arunn den Halt verlor. Lachend und fluchend lag er auf dem Boden und erwirkte eine ganze Menge Aufmerksamkeit.
Yedan war bereits um den Tisch herum, als Neri aus ihrer Gedankenstarre erwachte und ebenfalls zur Tat schritt. Gemeinsam hievten sie den Betrunkenen auf die Beine und nachdem er sicher stand und die Arme zum Gruß gehoben hatte, für all die kichernden Umstehenden, da fand er sich plötzlich in Neri’s Armen wieder. Er stutzte überrascht, legte dann aber eine Hand an ihre Hüfte und die andere an ihr Schulterblatt. "Es tut mir leid, was passiert ist, Arunn. Niemand sollte seine Schwester verlieren.. oder seine Frau." Nun kehrte Ruhe ein und der Fokus verlegte sich wieder auf andere Dinge, als den Gestützten. Auch Yedan setzte sich wieder, nachdem Neri Arunn umarmte. Arunn jedoch lächelte noch, bevor ihre Worte auch seinen Verstand erreichten.

Der Mann seufzte leise und Neri konnte spüren, dass er die Umarmung nun erwiderte. „Danke, Neri. Ich weiß das zu schätzen.“, antwortete er und drückte sie noch mal kurz. "Möchtest du.. über sie sprechen? Oder sollen wir lieber auf ihr Andenken trinken?", fragte sie noch und der Dessarier musterte sie. Dann aber lächelte er sie an. „Alles gut, Neri.“, begann er, während er sie wieder an den Tisch führte, damit sie sich zu Yedan setzen konnten. „Meine Schwester – Aryn – war… nun, sagen wir, sie war abenteuerlustig und wagemutig. Ihr war nichts zu schwer oder zu gefährlich.“, er lächelte bei der Erinnerung an sie. „Manchmal mussten wir uns fragen, ob sie jemals ruhiger werden würde. Als die Delegation aus Morgeria eintraf, da war sie eine der Ersten. Immer vorn mit dabei, immer volle Fahrt.“ Er schüttelte den Kopf und rieb sich die Birne. „Sie war Expertin für unser Gestein – Geologin – und dementsprechend auch bei den Verhandlungen dabei. Dabei fiel ihr dieser…“, er räusperte sich, „Gauner auf. Calhoun. Er war nicht recht beteiligt, stand meist nebenbei und beobachtete. Vielleicht war er zum Schutz dabei- so ganz weiß ich es nicht. Fakt ist aber, dass er und Aryn sich schnell gefunden hatten. Sie, die unerschrocken auch sagte, was sie dachte und er, der – naja. Ihr kennt ihn.“, behielt er eine dezidierte Beschreibung für sich.
Jedem, der Calhoun ansah, wurde klar, dass der Mann seine Reize hatte. „Dabei war es zu Beginn das Abenteuer, das Aryn reizte und ihn wohl auch. Doch… nach einer Weile. Nun, sie ergänzten sich und fanden bei dem jeweils anderen wohl ihren Gegenpart. Er, mit einer unerschütterlichen Ruhe die einfach nur nervtötend ist und sie, die aufbrauste und ordentlich Dampf auf dem Kessel hatte.“, er grinste erneut, nahm einen Schluck und seufzte erneut. Yedan hörte verhalten zu. Für ihn war das alles ohnehin neu, doch auch er hatte Calhoun vorverurteilt. So, wie das gesamte Dorf. Doch dann blitzte etwas auf und er versuchte noch, seine Worte im Krug zu ertränken, doch es misslang ihm: „Und trotzdem ist er mir zu schnell dabei, die einfache Lösung zu nehmen“, nun trank er. Arunn aber blickte fragend auf. „Wie meinst du das?“, wollte er wissen und blickte zu Neriélle. „Er schnitt Rhuna die Kehle durch und nahm ihren Tod in Kauf!“, polterte Yedan lauter als beabsichtigt los, und erschrak sich selbst davor. Arunn hob beide Augenbrauen. „Ehm… nun ja… keine Ahnung, aber er… er tut die Dinge, die nötig sind. Mehr kann ich dazu nicht…“, der Mensch verhaspelte sich etwas. Das war natürlich ein starker Vorwurf und schwierig einzuordnen. Wobei sie ihn ja eingeweiht hatten, in die Geschehnisse. Gewisse Details aber ausließen. „Seid ihr sicher, dass er nicht wusste, dass das gut ausging?“, hakte er nach doch Yedan winkte ab. „Ist egal. Das Ergebnis zählt und Rhuna geht’s…“, er ließ den Blick nach ihr schweifen. „Irgendwann wieder gut…“, murmelte er. Arunn betrachtete sich den Halbelfen einen Moment. „Das was euch passiert ist, ist nicht einfach so abzuhaken.“, brummte der Mensch und rieb sich erneut den Nacken. „Ich weiß, dass er sich verändert hat und das nicht zum Besten, aber… er ist nicht grausam, das kann ich mit Sicherheit sagen.“, Arunn legte gespielt eine Hand an sein Kinn, dann wurde er schelmisch. „Ich glaube, ich habe ihn auch einmal lachen gesehen…“, grinste er breit und kicherte dann. Dann haute er amüsiert auf den Tisch.
„Dem ollen Langohr müssen die Ohren aber gehörig klingeln jetzt. Wohin der sich auch immer aus dem Staub gemacht hat.“, er sah symbolisch in die Ferne. „So. WER will jetzt tanzen?“, fragte er plötzlich und von der Melancholie war nichts mehr zu spüren. Arunn war und blieb eine Frohnatur, die sich nicht lange mit seelischen Schmerzen belastete. Oder sie in sich hineinfraß. „Yedan?“, fragte Arunn und hielt dem Halbelfen eine Hand hin. Jener sah überrascht auf und wirkte dann gleich ein wenig peinlich berührt, ehe Arunn zu lachen begann. „Spaß, Alter. Mach dich locker!“, grinste er und Yedan war sichtlich erleichtert, lachte dann aber mit. Auch er hatte Humor, auch wenn er ob seiner Erlebnisse manchmal sehr ernsthaft wirkte. Er winkte Arunn im Spaß zu. „Och, schade!“, frotzelte er und Arunn grinste. „Du bist in Ordnung!“, bescheinigte er ihm, bevor er sich mit einem halbernsten, verführerischen Blitzen in den Augen zu Neri umwandte. „Na, Zuckerpuppe? Wie wärs mit uns?“, wackelte er mit den Augenbrauen und hielt ihr die Hand hin. „Los! Mach mir die Freude!“, bat er sie und versuchte gleichzeitig, sie aufzumuntern.
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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Neriélle » Montag 6. November 2023, 20:20

Neriélle musste noch viel über die Welt außerhalb von Shyána Nelle lernen. Hier gab es das dunkle Volk, das Menschenstädte belagerte, Unschuldige verhörte und einsperrte. Es gab Dämonen, die hinter Lebenden und Hoffnungslosigkeit her waren. Und es gab Dunkelelfen, die aus Liebe heirateten. Calhoun war einer von ihnen. Die Lehrmeister in ihrer Heimat hatten immer nur darüber gesprochen, wie kaltherzig und mordlüstern diese dunklen Elfen waren. Aber dass sie aus Liebe einen Bund - und das sogar mit Menschen - eingingen, wurde nicht erzählt. Neri wünschte, Calhoun hätte ihr einfach gesagt, dass seine Frau verstorben war. Sie hätten sich viel Ärger und Streit erspart, vor allem Calhoun hätte sich viel Misstrauen und Vorwürfe erspart. Aber vermutlich war ihm das sowieso einerlei. Nun brauchte Neri zwar kein schlechtes Gewissen mehr haben, weil sie mit einem vermeintlich verheirateten Mann geschlafen hatte. Aber das schlechte Gewissen war dennoch nicht fort. Sie bereute, was sie zu Calhoun über seine Ehe und Frau gesagt hatte. So viel Anstand besaß dann selbst Neriélle aus Shyána Nelle. Sie griff nach ihrem Becher und auch wenn sie wusste, dass sie schon genug getrunken hatte, brauchte sie gerade diesen Schluck, um auszuhalten, was sie angerichtet hatte. Es war ein Wunder, dass Calhoun sie nach dieser Auseinandersetzung überhaupt noch angesehen hatte. Und nicht nur das, man konnte sich fast wundern, dass er sie überhaupt noch einmal angefasst hatte. Vielleicht hatte sie also doch nicht alles falsch gemacht, versuchte sie ihr Gewissen gnädig zu stimmen. Ein Teil dessen resultierte in eine feste Umarmung für den Menschen. Sie hatte das Bedürfnis, es wieder gut zu machen, obwohl Arunn wohl der falsche Ansprechpartner dafür war und ihre Chance vertan war. Trotzdem äußerte Neri ungewohnt sensibel ihre Anteilnahme.

Arunn führte sie zurück an den Tisch und Neri setzte sich. Sie erwiderte das Lächeln des Menschen und fühlte sich bei seinem Anblick zumindest etwas besser. Er begann, von seiner Schwester Aryn zu erzählen, und Neri hörte mit ehrlichem Interesse und Neugier zu. Je mehr Arunn von ihr erzählte, desto sympathischer wurde sie ihr. Sie klang nach einer guten Frau, in deren Gesellschaft es wohl nie langweilig geworden war. Neri hätte der Gedanke kommen können, dass sie sich in einigen Dingen ähnelten, aber dazu fehlte ihr wohl die Fähigkeit, sich und ihr Verhalten ehrlich zu reflektieren. Arunn beschrieb, wie Aryn und Calhoun zueinander gefunden hatten, und Neri schaute in ihren Becher, während es in ihren Augen derweil wissend funkelte. Calhoun hatte seinen Reiz, das wusste sie wohl, und es war keine Überraschung, dass auch Aryn diesem erlegen war. Als Arunn jedoch von dem Ruhepool sprach, den der Dunkelelf für seine Schwester dargestellt hatte, sah Neri ihren Freund wieder an und dachte offenbar darüber nach. Calhoun konnte die Verschwiegenheit in Person sein, nervtötend ruhig, wie er es passend beschrieb, und Neri erinnerte sich nur zu gut daran, wie oft ihre Worte an dem Elfen abgeprallt waren. Von außen betrachtet jedenfalls, bis sie ihn das eine Mal bis aufs Blut gereizt hatte. Neri war froh, dass Arunn seine Erinnerungen mit ihr und Yedan teilte und lächelte ihn aufmunternd an. "Sie klingt nach einer mutigen Frau und sehr sympathisch", sagte sie aufrichtig, als er geendet hatte.

Yedan schwieg derweil, Neri sah ihm jedoch an, dass auch ihn etwas zu beschäftigen schien. Er versuchte es zu überspielen, aber der Ärger über den Dunkelelfen war wohl zu groß. „Und trotzdem ist er mir zu schnell dabei, die einfache Lösung zu nehmen.“ Da schwand das Lächeln von den Lippen der Elfe. Sie wusste sofort, wovon er sprach, und schnaubte. "Das war bestimmt keine einfache Lösung", verteidigte sie den Dunkelelfen murmelnd. Auf Arunns Nachfrage präzisierte der Halbelf seine Worte. „Er schnitt Rhuna die Kehle durch und nahm ihren Tod in Kauf!“
"Sie hätte uns alle getötet", durchschnitt Neris Stimme die Luft und antwortete, bevor Arunn reagieren konnte. Kurz fiel ihr Blick hinter Yedan, um sich zu vergewissern, dass Rhuna nicht in Hörweite stand, ehe er sich wieder in Yedans Augen legte. "Du hast keine Ahnung, was der Dämon angestellt hätte. Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe." Ihre Worte waren leise, aber scharf und durchdringend. Sie erinnerte sich an die Vision, die der Dämon ihr gezeigt hatte und an die Macht, die er ihr in Aussicht gestellt hatte. Fast hätte sie nach ihr gegriffen, obwohl es Menschen- und Elfenleben gekostet hätte. Fast hätte sie alles dafür getan und sie vermutete, dass der Dämon Rhuna ähnliches gezeigt und mit ihr ähnliches getan hätte. Neris goldene Augen funkelten Yedan fest und uneinsichtig an. "Der Dämon in Rhunas Körper hätte uns alle getötet. Er hätte zuerst das Dorf ausgelöscht und dann den Rest der Welt. Denkst du, Rhuna wäre da lebend wieder rausgekommen oder dass du das noch miterlebt hättest?", stellte sie wenig freundlich in den Raum. Der Alkohol lockerte Neriélles Zunge und ließ sie schneller reden, als es vielleicht gut war. Zumindest nahm sie sich keine Zeit, um über ihre Worte oder den Tonfall dieser nachzudenken. "War das nicht außerdem euer gemeinsamer Plan? Wusstest du nicht, was er tun würde? Und auch du hast jemanden getötet, der dem Dorf Unheil wollte", stellte sie dann die Fragen in den Raum und erinnerte ihn daran, was er selbst getan hatte. Es war nicht ganz fair, das wusste sie wohl. Es war das eine, jemanden zu töten, der Böses verursachte. Und etwas anderes, die Frau sterben zu sehen, die man liebte. Trotzdem ärgerte es Neri ganz offensichtlich, dass Calhoun hier als einziger seine Rolle als Mörder angekreidet wurde. "Aber er ist ein Dunkelelf und deshalb ist es falsch, nicht wahr?" Sie schnaubte erneut und funkelte Yedan an, als sie die Ungerechtigkeit aussprach. Sie sagte, was sie dachte, und der Alkohol schmälerte ihre ohnehin schon schwach ausgeprägte Zurückhaltung. Neri hätte natürlich auch gut sein lassen und Yedan seinen Ärger lassen können. Aber dafür war es wohl schon zu spät. Selbst Arunn versuchte, Calhoun zu verteidigen. „Ehm… nun ja… keine Ahnung, aber er… er tut die Dinge, die nötig sind. Mehr kann ich dazu nicht… Seid ihr sicher, dass er nicht wusste, dass das gut ausging?“ Neriélle schaute Arunn an. Sie war doch etwas überrascht davon, dass Arunn zu Calhoun hielt und ihn offenbar doch nicht so sehr verachtete, wie sie am Anfang angenommen hatte. Sie nickte leicht auf seine Worte hin. "Den Verdacht habe ich auch. Er wusste, was er tut", murmelte Neri und hoffte zumindest, dass sie mit dieser Annahme recht hatte. Vielleicht konnte sie es anders auch einfach nicht annehmen und ertragen? „Ist egal. Das Ergebnis zählt und Rhuna geht’s… irgendwann wieder gut…“ Neri seufzte auf Yedans Worte, weil es natürlich auch sie nicht kalt ließ und sie das Grauen in Anblick von Rhunas Tod nie vergessen würde. Sie war selbst geschockt und überfordert davon gewesen, zu sehen, dass und auf welche Art und Weise Calhoun Rhuna umbrachte. Arunn bemühte sich derweil um Deeskalation. „Das was euch passiert ist, ist nicht einfach so abzuhaken. Ich weiß, dass er sich verändert hat und das nicht zum Besten, aber… er ist nicht grausam, das kann ich mit Sicherheit sagen. Ich glaube, ich habe ihn auch einmal lachen gesehen…“ Neri hätte ihm gerne ein Schmunzeln gegönnt, aber die Sache war dann doch zu ernst. Sie seufzte und wischte sich mit den Händen über das Gesicht. Als Arunn dann aber plötzlich auf den Tisch haute, sah die Elfe wieder auf. „Dem ollen Langohr müssen die Ohren aber gehörig klingeln jetzt. Wohin der sich auch immer aus dem Staub gemacht hat.“
"Stimmt, und wir sitzen hier und streiten uns wegen diesem Esel." Sie schüttelte den Kopf und sah ein, dass das irgendwo auch nur verschwendeter Atem war. Yedan hatte seine Meinung dazu und sie ihre. Rhuna lebte und alles andere war egal. Oder nicht?

„So. WER will jetzt tanzen?“ Arunn versuchte zumindest, die Stimmung wieder aufzulockern. Als er zuerst Yedan zum Tanz aufforderte, musste die Shyánerin dann doch unweigerlich grinsen. Der Halbelf schaute reichlich überrascht und betreten aus. Neri folgte dem Wortwechsel der Männer schmunzelnd und versuchte, selbst wieder runterzukommen und die Diskussion nicht zu nah an sich heranzulassen. Eigentlich wäre es doch nach all den Ereignissen auch mal schön, tatsächlich einfach nur das Fest und das Leben zu genießen. Sie bemühte sich zumindest fortan, einer guten Stimmung nicht weiter im Weg zu stehen. Sie war sich sicher, dass Arunn sich gleich an sie wenden würde und schaute ihn erwartungsvoll an, als es so weit war. „Na, Zuckerpuppe? Wie wärs mit uns? Los! Mach mir die Freude!“
"Ich dachte schon, du fragst nie." Sie konnte nicht anders und grinste bei Arunns Anblick. "Es wäre mir eine Ehre, edler Herr." Sie neigte in gespielter Höflichkeit den Kopf, umfasste seine Hand und erhob sich. "Kannst du überhaupt tanzen? Oder sind deine alten Knochen die letzten Tage eingerostet?", fragte sie frech und zog ihn schon mit sich zur Tanzfläche. Sie wollte eigentlich einem ihr entgegenkommenden Menschen ausweichen, doch irgendwie drehte sich die Welt doch schon ein bisschen schneller und sie rempelte ihn aus Versehen an. Sie entschuldigte sich grinsend und ging weiter, bis sie auch schon die Tanzfläche erreicht hatten. Dort drehte sie sich zu Arunn um und sah ihn schelmisch an. "Und wie tanzt man in Dessaria?", wollte sie wissen und grinste, auf einen weiteren Spaß gefasst.

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. November 2023, 22:11

Es war niemals leicht, wenn jemand darüber sprach, dass er einen nahestehenden Freund oder Angehörigen verloren hatte. Immer lag da eine gewisse Traurigkeit, Melancholie in der Luft, die jede Stimmung zu trüben wusste. Dabei konnte sich der Sprechende noch so gut anstellen, es war einfach ein Stimmungssenker. Selbst Arunn konnte nicht verbergen, dass er seine Schwester vermisste. Auch wenn seinen Erzählungen nach, die Abenteuerlust von Aryn irgendwann zwangsläufig dazu hatte führen müssen. Aber Neriélle lauschte trotz dem guten Vorsatz, das Fest zu genießen, genau. Aryn klang mutig, impulsiv und schlagfertig. Sie war nicht auf den Mund gefallen – jedenfalls konnte man das heraus lesen aus seinen Worten. Und Arunn selbst war ja auch nicht so mundfaul. Alles in allem war sie Neri gar nicht mal so unähnlich, doch das blieb der Elfe vorerst verborgen. Einzig, dass Arunn sie schätzte und Calhoun ebenfalls deutlich nähergekommen war, als ursprünglich überhaupt nur geahnt… Waren Parallelen, die irgendwann vielleicht mal in ihr Hirn sickern konnten. Zumeist, wenn jemand über den Tod sprach, war danach die Feier beendet. Man ging nachdenklich und niedergeschlagen seiner Wege, wollte sich ein wenig in den Gedanken suhlen und darüber nachdenken. Arunn war da gänzlich anders und bewies, dass er ein instinktives Gespür für Situationen besaß.
Ohne Umschweife, raubte er Neri und Yedan die Möglichkeit, sich nun in der Melancholie einzubetten und es sich dort gemütlich zu machen. Doch bevor er es schaffte, war es Yedan, dem noch etwas auf der Seele brannte. Die Worte über Calhoun waren ihm ein Dorn im Auge. Offenbar war das, was geschehen war, für ihn neu gewesen oder zumindest nicht zwangsläufig im Rahmen des Möglichen. Es war Arunn, der sich ein wenig diplomatisch zeigte und sogar eine Lanze für den Elfen brach. Neriélle ging davon aus, dass der Dessarier Calhoun nicht mochte. Doch inzwischen sollte sie erkannt haben, dass Arunn immer recht deftig sprach und nicht immer die Härte seiner Worte etwas mit der Sympathie gegenüber jemanden zu tun hatte. Er schimpfte, motzte und beleidigte. Aber Calhoun war mal Teil seiner Familie gewesen. Arunn wirkte wie jemand, der sich um seine Familie kümmerte und so war er hier eher die Neutralität. Er konnte sogar Yedan verstehen, aber er wusste eben auch, dass der Dunkle nicht grausam war. Ein Detail, das durchaus Wichtigkeit besaß. Und für Neri war es ohnehin nun ein komplett falscher Film: Seit wann waren Dunkelelfen denn in der Lage wahre Gefühle zu haben? Außer Hass und Mordlust natürlich. Doch ob es nun der Alkohol war, der aus ihr sprach oder aber die Verletzung darüber, dass Calhoun sie hatte sitzen lassen, Neri öffnete den Mund und vergaß ihn sicherheitshalber wieder zu schließen, bevor sie etwas sagte, das falsch laufen könnte. "Sie hätte uns alle getötet.“ Stille breitete sich am Tisch aus und die braunen Augen des Halbelfen zuckten zu ihr herüber. Arunn klappte seinen Mund wieder zu und sah blinzelnd zu der Elfe herüber. "Du hast keine Ahnung, was der Dämon angestellt hätte. Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe. Der Dämon in Rhunas Körper hätte uns alle getötet. Er hätte zuerst das Dorf ausgelöscht und dann den Rest der Welt. Denkst du, Rhuna wäre da lebend wieder rausgekommen oder dass du das noch miterlebt hättest?", schnitt ihre Stimme durch die Luft und traf. Yedan’s Blick zuckte erneut und er presste die Lippen aufeinander. "War das nicht außerdem euer gemeinsamer Plan? Wusstest du nicht, was er tun würde? Und auch du hast jemanden getötet, der dem Dorf Unheil wollte. Aber er ist ein Dunkelelf und deshalb ist es falsch, nicht wahr?" Sie schoss scharf und jedes Wort verfehlte sein Ziel nicht. Yedan hatte sich an seinen Bierhumpen geklammert und seine Kiefer mahlten aufeinander. Dann traf sie der Blick aus den eigentlich so warmen Augen. „Wir hatten einen Plan. Aber er sagte, er würde den Dämon fangen und wir überlegten uns dann etwas. Er hat nicht gesagt, dass er sie töten würde!“, gab er zurück und offenbarte, dass Calhoun ganz offensichtlich doch skrupellos war oder aber mehr Gnade und Herz besaß als jeder hier im Dorf ihm zugestehen wollte. Er tat das, was nötig war. Ein Mann für die Drecksarbeit, wenn man so wollte. Und jemand, der den Hass schon sehr viel länger ertrug und sich damit auskannte.

Das Thema Calhoun war wohl noch lange nicht erledigt und zumindest Arunn ahnte, dass hier Welten aufeinanderprallten. Allerdings sprang auch er für den Elfen in die Bresche. Yedan blickte zum Menschen und schnaubte leicht. „Woher sollte er das wissen?“, fragte Yedan die anderen beiden und erwartete ganz offensichtlich eine Antwort. Arunn zuckte nur die Schultern. „Weiß nicht, Mann…“, gab er zu und räusperte sich. Stille kehrte ein, bis es erneut der Dessarier war, der die Stimmung erneut zu ändern wusste. Und er schaffte es, dass sich die Wogen wieder glätteten, denn selbst Yedan wirkte etwas freundlicher gesinnt, als Arunn seinen Scherz machte. Dann grinste er sogar, nachdem er den Scherz fortführte und sah Neri und Arunn lächelnd dabei zu, wie sie miteinander – leicht torkelnd – das Tanzbein schwingen wollten. Für einen Moment sah der Halbelf zu, doch dann wanderte sein Blick durch die Menge. Er suchte Rhuna und fand sie in einiger Entfernung und recht Abseits. Er überlegte, ob er es wagen sollte, schaute dann noch mal zu Neri und Arunn, bis er seinen Krug leerte und schließlich doch den Weg durch die Feiernden auf Rhuna zu suchte. "Kannst du überhaupt tanzen? Oder sind deine alten Knochen die letzten Tage eingerostet?", ließ es sich Neri nicht nehmen, den Mann aufzuziehen. Arunn schnaubte lässig und sah sie mit einem überheblichen Blick an. Zumindest sollte das einer werden, der Alkohol ließ seine Gesichtsmuskeln etwas Karussell fahren. „Schätz… Schätzchen! Natürlich kann ich NICHT tanzen!“, grinste er dann, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach. Er klopfte sich auf die Schenkel und wischte sich anschließend eine Träne aus dem Auge. "Und wie tanzt man in Dessaria?" „Am besten gar nicht!“, wieder grölte er und auch sein Pegel sorgte dafür, dass die Hemmschwellen (so niedrig sie gewesen sein mochten) noch tiefer sanken. „Wir tanzen nicht, wir… stehen. Und trinken!“, feixte der Mensch und blickte sich demonstrativ um. „So wie der da“, er zeigte ziemlich ungeniert auf einen Waldelfen mit blonden Haaren, die kunstvoll geflochten und mit Blüten drapiert waren, „kann ich das schon lange!“, lachte er lauthals und ahmte die fließenden Bewegungen des Elfen auf eine solch grobschlächtige Weise nach, dass jener Elf sich pikiert umwandte und von dannen zog. Arunn hustete kurz vor Lachen, ehe er sich die Seite hielt. „Au… das ist wohl die Strafe.“, keuchte er und brauchte einen Moment. Dann aber sah er ernst zu Neriélle und grinste schon wieder. Er war über den Berg, aber er war auch noch immer verwundet. „Zeig mir, wie ihr in Shyána tanzt“, bat er sie und meinte es durchaus ernst. Erwartungsvoll blickte er die Elfe vor sich an und machte dann humorvoll, einige halbwegs zart wirkende Bewegungen mit den Armen. "So?", er grinste breit, "Oder so?", flötete er gespielt, ehe er wieder ruhiger wurde und sie abwartend ansah. "Nee, mal im Ernst. Zeig mal was!"
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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Dienstag 14. November 2023, 13:57

Die Frage war ernstgemeint gewesen, doch Lornas Antwort war darauf abgezielt, der brünetten Elfe jede weitere Last zu nehmen. Es war vielleicht wirklich so, dass sie genug getan hatte, dass sie es sich nun erlauben durfte andere und kleinere Probleme auszublenden und die Lösung anderen zu überlassen. Doch irgendwie ließ das halbe Abwinken Rhuna etwas nüchtern zurück, was sie sich aber nicht anmerken lassen wollte. Sie nickte nur mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und ließ ihren Blick dann wieder auf die tanzende Menge zurückkehren.
„Ich verstehe…!“, sagte sie ohne, dass es negativ klang. Denn sie verstand tatsächlich und beließ es dann dabei. Lorna war eine starke Frau, herzensgut und die Leute im Dorf würden sie nicht für die Taten ihres Mannes mitbestrafen. So waren die Sarier nicht und dieses Wissen ließ zu, dass Rhuna beruhigt ihre Gedanken auf das Fest und ihre ganz eigenen kleinen Probleme richten konnte.
Eine Weile beobachtete sie einfach nur das Treiben und die Interaktionen der Paare und kleinen Gruppen, ohne groß über das Gesehene oder Gehörte nachzudenken. Sie ließ sich berieseln, was auf eine ganz eigene Art und Weise heilsam war. Doch irgendwann wanderten ihre Gedanken von ganz alleine zu einem gewissen brünetten Halbelfen, der ihr Herz voll und ganz besaß.
Ihr violetter Blick hob sich in die Richtung, in der sie ihn zurückgelassen hatte. Dort stand Yedan mit Arunn und Neri und schien mit ihnen in eine Art Diskussion vertieft zu sein. Die Stimmung, die sie beobachtete konnte sie nicht so recht bestimmen, denn der Blick des Sariers wirkte teilweise aufgewühlt. Ob sie immer noch über ihre Erlebnisse mit dem Dämon sprachen? Rhuna hoffte es nicht…
Ich sollte langsam zurück…! Ich habe ihn einfach stehen lassen und bin geflohen…, gab Rhuna reumütig vor sich selbst zu. Doch bevor sie einen Schritt in seine Richtung gehen konnte, bemerkte sie, dass er sich bereits seinen Weg zu ihr durch die Menge suchte.
Als hätte er es gespürt oder könnte meine Gedanken lesen…, dachte Rhuna mit einem gedanklichen Lachen und schritt dann selbst los, um ihm entgegenzukommen.
In seinem prüfenden Blick konnte sie erkennen, dass er versuchte abzulesen, wie sie gestimmt war, was wieder einmal ein Zeichen war, dass er sich um sie sorgte, was ihr schlechtes Gewissen nur noch einmal ansteigen ließ.
Als sie dann aufeinander trafen ließ Rhuna ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Sie griff mit beiden Händen nach seinem Gesicht, legte ihre Hände auf seine Wangen und zog ihn zu einem innigen Kuss ein wenig zu sich herunter, während sie ihre Augen schloss und ihre Hände von seinen Wangen zu seinem Nacken streichen ließ. Sie bestimmte ganz klar für ein paar Sekunden diesen Kuss und sah erst wieder auf, als sie ihre Lippen sanft voneinander trennten.
Mit einer feinen Röte auf den Wangen sah sie ihm klar in die Augen und lächelte leicht. Sie wollte ihm alle Sorgen nehmen, doch wussten sie wohl beide, dass sie nicht lastfrei dieses Fest genießen konnten, solange das Thema ihrer Abreise wie ein unsichtbarer Berg zwischen ihnen stand.
„Lass uns spazieren gehen. Ich denke ich… nein, wir… müssen reden!“, ergriff sie erneut die Initiative und griff nach seiner Hand, um ihre Finger mit den seinen zu verschränken.

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Neriélle » Donnerstag 16. November 2023, 20:10

Die Elfe aus Shyana nahm das Leben oft zu leicht und unbefangen. Sie pflegte einen arglosen und unbedachten Lebensstil, wie der eine oder die andere seit den wenigen Wochen ihrer Reise bemerkt hatte. Und das lag bestimmt nicht nur an ihrer Naivität der großen fremden Welt gegenüber. Nein, Neri hatte das Leben noch nie so ganz ernst genommen, Regeln ausgedehnt und war schon immer nur ungern Verpflichtungen eingegangen. Und dieser Lebensstil spiegelte sich auch oft in ihren Worten wider. Neri sprach zuweilen frei von der Leber weg und manchmal erweckte sie dabei auch den Eindruck, dass es ihr sogar Spaß machte, sich mit ihrem Gegenüber zu streiten und ihm verletzende Worte an den Kopf zu werfen. Bei Calhoun waren es vielleicht sogar noch andere Beweggründe gewesen, wieso sie sich gegenseitig provoziert hatten, um den anderen zu reizen.. Doch jene Worte, die Neri nun Yedan an den Kopf warf, waren nicht aus Spaß geboren, sondern aus der Verzweiflung heraus, die der Dämon in ihr geweckt hatte und an die sie sich noch sehr gut erinnern konnte. Sie war wie ein dunkler Schatten, der über ihr hing und sie noch eine ganze Weile verfolgen würde. Yedan stellte Calhoun an den Pranger, obwohl er genau genommen nichts anderes als er getan hatte. Beide hatten jemanden umgebracht. Hatten die beiden Männer nicht im Vorfeld darüber geredet? „Wir hatten einen Plan. Aber er sagte, er würde den Dämon fangen und wir überlegten uns dann etwas. Er hat nicht gesagt, dass er sie töten würde!“ Neriélle sah Yedan an, als würde sie seine Worte nicht ganz glauben können. Dabei war es nicht das, was sie kurz stutzen ließ. Natürlich hat er es dir nicht gesagt, dachte sie und schüttelte seufzend den Kopf. Calhoun hatte selbst erlebt, wie es war, jemand Geliebtes zu verlieren. Neriélle erfuhr im Laufe des Gesprächs immer mehr über den Dunkelelfen, der gänzlich anders war als die Vorurteile, die sie über sein Volk gelernt hatte und wegen denen sie den Dunkelelf komplett falsch eingeschätzt hatte. Er liebte, er litt.. und er hatte Rhuna mit Sicherheit nicht leichtfertig vor Yedans Augen umgebracht. Der Halbelf hätte diesem Plan niemals zugestimmt und dann.. wären sie alle verloren gewesen. Arunn hatte gesagt, dass Calhoun die Dinge machte, die nötig waren, und Neri sah sich in ihrem Verdacht bestätigt, dass Calhoun genau wusste, was er tat - und was geschehen würde. Wie er das allerdings angestellt hatte, konnte auch Neriélle nicht sagen. Sie zuckte wie Arunn mit den Schultern auf Yedans Frage. Sie würden es wohl nie erfahren.

Sie war froh über das Ablenkungsmanöver, das Arunn startete. Genau genommen hatte Neri nämlich langsam auch keine Lust mehr, über den Dunkelelfen nachzudenken, den sie vollkommen falsch eingeschätzt hatte und während ihrer Reise ziemlich verletzt haben musste. Auch wenn es fraglich war, ob sie ihn je gänzlich aus dem Kopf bekommen würde, versuchte sie es doch zumindest für diesen Abend. Und was wäre da besser geeignet als Musik und Tanz? Neri zog den Dessarier hinter sich her und stellte direkt seine Tanzfähigkeiten in Frage. „Schätz… Schätzchen! Natürlich kann ich NICHT tanzen!“ Da drehte sie den Kopf zu ihm herum und grinste. Sie hatte es ja gewusst. Als sie sich dann auf der Tanzfläche einander gegenüberstanden, wollte sie neugierig wissen, wie man in Dessaria tanzte und machte sich schon auf etwas Albernes gefasst. „Am besten gar nicht! Wir tanzen nicht, wir… stehen. Und trinken! So wie der da kann ich das schon lange!“ Die goldenen Augen folgten seinem mehr als auffälligem Fingerzeig in Richtung des blonden Elfen, der sehr unangenehm berührt von Arunns Aufmerksamkeit war und sich auf der Stelle aus seinem Blickfeld verzog. Neri stimmte in das Lachen des Menschen ein, wurde dann aber ernster und sah ihn mit echter Sorge an, als er einen Schmerzlaut von sich gab und sich hustend die Seite hielt. Sie wartete ab und bemerkte erleichtert, dass von Arunns Lachen keine ernsthaften Folgen zu erwarten waren. "Doch eingerostet, hm?", fragte sie erst dann frech und schmunzelte. „Zeig mir, wie ihr in Shyána tanzt. So? Oder so?“ Neri musterte ihn mit gespielten skeptischen Blick, als er plötzlich begann, übertriebene elegante Bewegungen zu machen, die überhaupt nicht zu einem muskulösen Mann wie ihm passten. Das führte zu einem ehrlichen Auflachen seitens der Elfe. "Das ist kein schlechter Anfang. Sieh an, sieh an. Aber ein wenig Übung brauchst du noch. So ungefähr.."
Daraufhin gab Neri ohne falsche Scheu - wie so oft - Arunn eine Kostprobe ihrer Tanzfertigkeiten. Die Musiker spielten soeben ein fröhliches Lied, das sich dafür wunderbar eignete. Zuerst schwang Neriélle synchron die Arme von links nach rechts und drehte sich nach ein paar Takten schwungvoll herum, sodass sie mit dem Rücken zu Arunn stand. Dann setzte sie einen Fuß schräg vor den anderen, die Armbewegungen behielt sie weiterhin bei, und entfernte sich so von Arunn, während sie beschwingt dem Takt der Musik folgte. Neri wirkte dabei überraschend elegant, was man der Jägerin mit dem losen Mundwerk nicht unbedingt zutrauen würde. Nach einigen Schritten hüpfte sie leicht in die Höhe und drehte sich in der selben Bewegung wieder zu Arunn herum. Sie grinste und sah ihn stumm fragend an, wie er das fand. Es war ihr aber auch anzusehen, dass es keine aufgesetzte Freude war, sondern es ihr tatsächlich Spaß machte. Dann vollführte sie weitere Tanzschritte, die sich dem schneller werdenden Tempo des Liedes anpassten, während ihre Handbewegungen ausladender wurden und sie Arunn umkreiste. Neri ließ den Menschen nicht aus den Augen, was ihr zufälligerweise auch dabei half, das Gleichgewicht zu halten. Als ein schnellerer Takt angeschlagen wurde, drehte sie sich zweimal um die eigene Achse und wirbelte so auf Arunn zu. Sie unterschätzte jedoch klar den Alkoholpegel und verschätzte sich bei dem Abstand, der zwischen ihnen lag. Das führte dazu, dass sie den Dessarier schneller als gedacht erreichte und gegen ihn stieß, was sie vollends aus dem Gleichgewicht brachte.
"Huch! Ohje!" Reflexartig hielt sie sich an Arunns Oberarmen fest, um Halt zu finden, und musste dann plötzlich über sich selbst lachen. Sie schwankte noch einige Momente, ehe sie sich wieder komplett gefangen hatte und sich relativ sicher war, vorerst auf sicheren Füßen zu stehen. Sie grinste in die blauen Augen vor sich und war trotz allem immer noch nicht verlegen über ihre Tanzeinlage. "Ungefähr so! Jetzt fehlt nur noch eine Hebefigur. Aber.." Sie hob schnell den Zeigefinger vor sein Gesicht, bevor er auf dumme Ideen kam. "..ich glaube, die sparen wir uns für ein anderes Mal auf."

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Erzähler » Samstag 18. November 2023, 23:46

Es war nicht immer leicht hinter die Aspekte einer Tat zu blicken, wenn man denjenigen, der sie ausführte nicht kannte. Keiner von ihnen kannte Calhoun wirklich und derjenige, der ihn besser hatte kennenlernen dürfen, der räumte ein, dass der Dunkle sich verändert hatte. Allerdings machte das dennoch nicht leichter, dass Calhoun als Sündenbock herhalten musste. So unnahbar und dickköpfig er ihr auf die Nerven gehen konnte: Der Mann hatte sie gerettet. Sie alle und das sollte nicht unerwähnt bleiben! Niemand konnte doch sagen, wie er in gewissen Situationen handelte. Was, wenn der Dämon Yedan angeboten hätte, dem Dunkel zu verfallen und sich ihm anzuschließen? Neri hielt sich selbst für dem Licht zugewandt. Und doch hatte der Dämon einen Reiz ausgelöst, den sie bisher nicht recht auf den Grund gehen konnte. Und auch nicht wollte. Es erschreckte sie, dass sie es als verlockend empfunden hatte, dem Dämon zuzuhören. Ob sie je bis zum Äußersten gegangen wäre, konnte sie jetzt nicht mehr wissen. Allein die Tatsache, dass sie es in Erwägung gezogen hatte, hatte sie erschreckt und nachhaltig berührt. Dass Yedan nun so salopp daherredete und alles in die Schuhe des Elfen schob… Die Nerven lagen eben immer noch blank. Das Fest war zur Freude aller gedacht, aber es gab immer Verlierer. Lorna, die nach den Taten ihres Mannes keine rechte Freude empfinden konnte. Avalinn, die noch immer im Koma lag. Calhoun, der missverstanden das Weite gesucht hatte. Dromar, der irgendwo tot im Wald lag. Neriélle zeigte Yedan auf, dass er nicht besser gewesen war. Und jener verstand nicht, dass der Dunkle eine gewisse Gnade hatte walten lassen, weil er ihm eben nicht sagte, was das Unvermeidliche wäre. Die beiden Männer mussten darüber gesprochen haben. Eine von den beiden Frauen sollte ‚ja‘ zum Dämon sagen und da war es nur logisch, dass auch Rhuna diejenige hatte sein können. Offenbar war Yedan aber davon ausgegangen, dass Neri es wäre, die den Dämon in sich aufgenommen hätte. Er schien den Gedanken nicht zugelassen zu haben, dass Rhuna es war. Und dass sie sterben musste, wenn sie alle leben wollten. Daher auch der Ärger über die Elfe, als Rhuna gestorben war. Calhoun hatte es im Vorfeld gewusst und war nicht davon überrascht gewesen. Er wusste, was seine Tat bedeuten würde, und hatte es dennoch auf sich genommen. Wie Arunn es sagte… ein Mann, der die Dinge tat, die nötig waren. Und das war definitiv nötig gewesen.

Rhuna entschied sich derweil, dass es langsam Zeit wurde, zum Fest zurückzukehren. Lorna hatte nicht wirklich einen Gesprächspartner gesucht. Die Frau schien die ganze Sache mit sich ausmachen zu wollen, denn sie ließ Rhuna kaum Möglichkeit, näher nachzufragen. Sie war stark, das stimmte, aber Lorna würde gewiss noch lange einsam sein. Man konnte nur hoffen, dass sie nicht dieselbe Ablehnung erfuhr, die auch Yedan und Kayon hatten ertragen müssen. Nachdem Rhuna ihre Gedanken ein wenig geklärt und beruhigt hatte, fand sie langsam wieder Gefallen an der freudigen Musik und den lachenden Gesichtern. Ihre aufkommende Panik war bekämpft und nur noch eine leise Ahnung in ihrem Inneren. Sie würde gewiss Zeit brauchen, diese Problematik anzugehen und sicher auch irgendwann darüber ganz klar sprechen müssen, doch nicht heute. Heute sollte ein Fest der Freude sein. Und auch sie sehnte sich nach ein wenig Sorglosigkeit. Während sie die Menge abtastete, fand die Neri, Arunn und Yedan am Tisch sitzend. Offenbar hatten die drei sich etwas zum Essen geholt und schienen nun angeregt ins Gespräch vertieft. Yedan sah nicht sonderlich glücklich aus und auch Neriélle erweckte den Eindruck, dass das Thema nichts Positives oder Belangloses beinhaltete. Ob sie über die Geschehnisse sprachen? So sehr Rhuna hoffte, dass dem nicht so wäre… Anhand der Gesichter ahnte sie bereits die Wahrheit. Plötzlich aber kam Bewegung in das Ganze: Arunn haute mit der Faust auf den Tisch und grinste dann Yedan an. Rhuna konnte beobachten, wie jener sich etwas peinlich berührt und verlegend gab, bevor er dann zwischen Arunn und Neri hin und her sah. Neri’s Mimik lockerte sich wieder und auch Yedan lachte plötzlich. Offenbar war die schlechte Stimmung beiseitegeschoben und schon erhoben sich Arunn und Neri. Während Rhuna noch sehen konnte, wie sich die beiden zum Tanz aufstellten und dann einen blonden, tänzerisch sehr ambitionierten Elfen verprellten, da hatte sich Yedan bereits auf den Weg zu ihr gemacht.

Arunn musterte den Elfen, wie er sich aus dem Staub machte und feixte. Dann forderte er Neri auf, ihm zu zeigen, wie sie in Shyáná tanzten. Und Neri? Die ließ sich das nicht zweimal sagen! Entgegen dem ersten Eindruck war sie nämlich jemand, der sehr gerne und sehr losgelöst tanzte! Shyánern lag das Tanzen im Blut, ebenso wie die Musik. Und so brauchte die Elfe nichts weiter als die Klänge des kleinen Orchesters und schon begann sie, sich geschmeidig zu bewegen. Arunn hatte nur Augen für sie. Er grinste amüsiert und hob ab und an mal die Augenbrauen, wenn sie eine Drehung machte oder hochhüpfte. Mit jeder weiteren Darbietung, die sie hinzufügte, grinste der Mann breiter. Auch er war sichtlich und vor allem ehrlich amüsiert. Das, was Neri ihm zeigte, gefiel ihm! Er drehte sich langsam mit ihr mit, damit er ja keine Bewegung verpassen würde und lachte brummig und losgelöst, als sie ihn kokett und stumm nach seiner Meinung fragte. „Ja, nicht schlecht, nicht schlecht. Der Elf besitzt mehr Eleganz… aber du mehr Seele!“, schenkte er ihr ein Kompliment und klatschte leicht in die Hände. Er war begeistert und auch andere hatten sich nach Neri kurz umgesehen, als sie tanzte. Angespornt von den Blicken und den Worten, setzte Neri zu einer weiteren Figur an und drehte sich wirbelnd um die eigene Achse. Allerdings vergaß sie über das Tanzen, dass sie ordentlich Alkohol getrunken hatte und kam ins Straucheln. „Vorsicht!“, rief Arunn noch, griff dann aber beherzt zu versuchte sie zu stützen, während sie sich an ihm festhielt. Sie schwankten beide noch einen Moment und Neri lachte herzlich über sich selbst. Arunn aber schaute ihr dabei zu und lächelte nur. „Sachte, Mädchen!“, versuchte er sie halbherzig zu ermahnen, doch dann griffen seine Finger etwas stärker an ihrer Hüfte zu und er stieß sie von sich, griff nach ihrer Hand, um sie festzuhalten und wirbelte sie tatsächlich einmal herum. Dann holte er sie zurück zu sich, drehte sie ein und befand sich in ihrem Rücken, während er ihre Finger hielt und gleichzeitig ihre Hüfte. „Das ist das Einzige, was ICH kann!“, raunte er mit tiefem Timbre und sein Blick bekam einen gewissen, ernsten Glanz, der durchaus auch seinen Reiz haben konnte. Doch bevor sich eine wie auch immer geartete Spannung aufbauen könnte, ließ er Neriélle wieder los und grinste breit. „Ansonsten sehe ich lieber dir zu, Schnecke, wie du die Hüften schwingst!“, zwinkerte er und bewegte sich vorsichtig vollkommen ungelenk und wenig zum Takt nach der Musik. „Absoluter Stein!“, feixte er noch mal. Dann aber funkelte er Neri schelmisch an. „Zeig es mir nochmal, los!“, verlangte er gespielt herrisch, schwankte aber selbst auch ordentlich. Dennoch ließ er sich den Spaß nicht entgehen. Arunn würde alles mitmachen und sich reichlich ungelenk dabei anstellen. Er war nun wirklich kein Tänzer, dafür aber hervorragend im Späße machen und auch Ablenken! Zudem hatte er eine wahre Freude daran, Neriélle beim Tanzen zuzugucken. Wenn er das tat, dann funkelte sein Blick und er grinste breit.

Rhuna ließ sich ebenfalls nicht entgehen, Yedan zu zeigen, dass er mehr als Willkommen war. Sie küsste ihn, sobald er ihre Nähe erreicht hatte, und er erwiderte es nur allzu erleichtert. Er war sich nicht sicher gewesen, ob es ihr Recht gewesen war, dass er sie aufsuchte, doch nun musste er sich darüber keine Gedanken mehr machen. Der Kuss war wärmend und keiner von beiden brauchte ein ungutes Gefühl zu haben. Auch musste Rhuna kein schlechtes Gewissen haben, weil sie ein wenig Zeit für sich benötigte. Yedan hatte sich Sorgen gemacht, aber würde ihr das gewiss nicht ankreiden. Er lächelte warm zu ihr hinab, während sie sich löste. „Daran kann ich mich gewöhnen.“, schmunzelte er und hatte sie noch immer an den Hüften gepackt, um sie nahe bei sich zu halten. „Lass uns spazieren gehen. Ich denke ich… nein, wir… müssen reden!“, sprach sie es endlich aus. Sie hatte wohl eine Entscheidung getroffen, dass sie nun endlich den Stein ins Rollen bringen musste. Sollte sich etwas ändern, musste man manchmal den ersten Schritt tun. Yedan nickte auf ihre Bitte hin und schüttelte dennoch den Kopf. Er zog Rhuna noch enger an sich und während Neri und Arunn ihre Anstalten zum Tanzen machten und zumindest eine dabei gut aussah, begann Yedan sich nun ebenfalls mit Rhuna in seinen Armen, langsam zur Musik zu bewegen. „Wir reden hier.“, entschied er schmunzelnd und neigte sich nun ihr entgegen. Das, was sie zu besprechen hatten, ließ sich vielleicht ein wenig leichter mit Musik ertragen. Und so eng, wie Yedan sie hielt, hatten sie auch genug Privatsphäre, um sich miteinander zu unterhalten. Während Neri mit Arunn näher zu den Musikern stand, hatten Yedan und Rhuna ein wenig Abstand und konnten einander auch problemlos verstehen. „Geht es um deine Abreise?“, fragte der Halbelf dann direkt und läutete das Thema endlich ein. „Weißt du, Neriélle wird von Arunn nach Santros gebracht – da wolltest du doch auch hin, oder?“, fragte er sogleich. Er lächelte leicht. Er wusste, was er damals zu ihr gesagt hatte. „Du wirst dein Versprechen einhalten…“, sagte er wissend und ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme.
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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Sonntag 19. November 2023, 13:36

Rhunas Lippen zierte ein feines Lächeln, als sie Yedans Kommentar hörte. Ja, es ging ihr nicht unbedingt anders. Seine Nähe war für die junge Elfe mittlerweile etwas grundlegend Wichtiges, war ein Ort an dem sie sich wohl und geborgen fühlen konnte.
Der Halbelf hatte ohne, dass er es wahrscheinlich darauf angesetzt hatte ihr Herz völlig eingenommen und deshalb haderte sie ja auch so mit sich und ihrer Weiterreise, die eine Trennung unausweichlich machte. Einerseits war ihr Entschluss längst gefallen und stand fest. Sie würde ihr Wort halten und nach Santros aufbrechen, um Pharus Sohn zu finden und ihm den Brief zu überreichen. Und Yedan würde hier bleiben und… wieder ein festes Mitglied der Gemeinde werden. Alles würde so sein, wie es vorgesehen war. Und doch… gab es da einen winzigen Funken Hoffnung, dass sie sich doch nicht trennen würden. Dass Yedan nicht…
Du bist scheußlich Rhuna!, schalt sie sich selbst und spürte das schlechte Gewissen gegenüber Kajon in sich aufsteigen. Und trotz all dessen, konnte sie diese Gefühle doch nicht gänzlich abschütteln.
Die Brünette gab sich einen innerlichen Schubs und bat Yedan um ein Gespräch. Sie mussten einfach reden, auch wenn es eigentlich… nichts groß zu reden gab, da es niemals in Frage gestanden hatte, ob Yedan sie weiter begleiten würde, als die Grenze zum Sarius.
Einzig und alleine dieser kleine Funken Hoffnung und Egoismus ließ sie daran festhalten und das Gespräch suchen. Der Sarier nickte auf ihre Worte hin und sie wollte schon eine Richtung einschlagen, die weg von Fest führen würde, als sie seinen Griff spürte, der sie aufhielt. Fragend wandte sich ihr violetter Blick um und legte sich auf seine Gesichtszüge, als er sie enger an sich zog und mit ihr plötzlich eine Tanzhaltung einnahm.
„Wir reden hier.“, entschied er zu ihrer Verwirrung und ließ ihr keine wirkliche Zeit für einen Protest, als er begann sich mit ihr zu der Musik zu bewegen.
Für einen Moment verfiel Rhuna in völliges Schweigen. Die Nähe zu ihm ließ sie erneut seine Wärme spüren und das Gefühl des Frustes anwachsen, das sie empfand, wenn sie an ihren Abschied dachte. Wie konnte ihr Yedan nur in dieser, für Elfen doch recht kurzen Zeit, so wichtig geworden sein?
Die Klänge der Musik füllte das Schweigen zwischen ihnen und Rhuna zog ihn unterbewusst näher an sich – oder sich selbst an ihn. Ihre Sinne nahmen seinen Geruch war, der ihr schon immer mehr als angenehm gewesen war. Konnte sie wirklich abreisen? Hatte sie in ihm nicht etwas Wertvolles gefunden?
„Geht es um deine Abreise?“, hörte sie plötzlich seien Stimme nahe ihres Ohres und sie erschauderte leicht, weil er ebenfalls das Thema völlig ohne zu Zögern ansprach. Rhuna war es zwar gewesen, die reden wollte, doch spürte sie doch, wie sich ihr Magen nervös zusammenkrampfte.
Bevor Worte ihren Mund verließen nickte sie und lehnte ihre Stirn nahe an seinen Halsbereich.
„Weißt du…“, begann sie beinahe zeitgleich mit Yedan, der wiederum seinen Satz nicht abbrach und ihr somit mitteilte, dass Neri und Arunn offenbar dasselbe Reiseziel besaßen, wie sie selbst. Aus Gründen, die sich ihr noch nicht erschlossen.
„Ja schon, nur…!“, bestätigte sie auf seine Frage hin noch einmal ihr Vorhaben, was das Reiseziel entsprach, ehe sie sich erneut unterbrach und seinen Blick suchte. Er lächelte und ihr Blick musterte seinen in der Hoffnung seine Gedanken lesen zu können.
„Du wirst dein Versprechen einhalten…“, sagte er mit einer völlig klaren Stimme, frei von Vorwürfen und Frei von… Trauer… Reue…, was ihr insgeheim schon einen Stich ins Herz versetzte.
Erneut kam ihre Reaktion verzögert und sie nickte erneut, ehe sich ihr Blick von seinem Gesicht zu Boden wandte.
„Das werde ich…!“, flüsterte sie leise und fügte dann noch, mit einer Stimmlage, die ihr völlig fremd vorkam „Und du wirst hier bei deinem Vater bleiben…“, hinzu. Rhuna spürte, wie sich in ihrem Innern ein Wirrwarr an Gefühlen aufbaute. Einerseits war sie völlig ruhig bei diesem Gedanken – war sie es doch gewesen, die Yedan diesen Traum erfüllen konnte. Rational betrachtet wusste sie, dass es das Beste für ihn war, dass er sich das hier die letzten Jahre gewünscht und erträumt hatte. Und wer war sie, dass sie ihm diesen Traum nehmen würde?
Nein, das würde sie nicht können. Und doch gab es da diesen Sturm an Gefühlen. Sie wollte schreien und ihn bitten mitzukommen. Denn gehörten sie nicht zusammen? War es nicht das, was jemand tat, wenn er jemanden liebte? Ihn begleiten und…
Erneut rollte eine Welle der Reue über sie hinweg und sie biss sich verborgen auf eine Seite ihrer Wange, bis sich ein eisenhaltiger Geschmack ausbreitete.
„Ich… bin froh, dass alles so gekommen ist. Dass du deine Heimat wiederhast und die Leute aus dem Dorf nun erkennen, dass du kein Verbrecher bist!“ Als würde sie sich selbst betrachten konnte sie sich selbst lächeln sehen. Ihr Blick hob sich wieder und obwohl sie sich völlig zerrissen fühlte und insgeheim etwas ganz anderes sagen wollte, wählte sie doch eben diese Worte. Weil sie Yedan liebte und wollte, dass er glücklich war. Egal, wie sehr sie dies innerlich selbst verletzte.

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Erzähler » Montag 20. November 2023, 22:35

Es war nicht immer einfach das richtige zu tun. Rhuna lernte, dass sie eine nicht ganz so reine Seele besaß, wie man ihr stets weismachen wollte. Dabei war es gar nicht so sehr der Umstand, das zu erkennen, der ihr Sorgen machte. Sondern dass sie sich hin- und hergerissen fühlte, im Bezug auf Yedan. Der Halbelf war ihr so wichtig geworden, dass sie ihn immer bei sich wissen wollte. Sie wollte das, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte, nicht sofort wieder aufgeben müssen, nur weil ein Abenteuer nun beendet schien. Rhuna wollte sich jedoch gleichzeitig für den Halbelfen freuen und tat das auch im Grunde ihres Herzens. Aber … das eine gab es eben nicht ohne das andere. Wenn sie sich auch noch so ehrlich freute, es bedeutete, dass es einen Abschied geben musste. Sie würden ihn bei seiner Familie, seinem Dorf lassen. Lassen müssen. Sie würde es nicht übers Herz bringen können, ihn zu bitten, sie zu begleiten. Bereits bei ihrer Begegnung hatte er klar gesagt, dass er sie bis zur Waldgrenze bringen würde, sie ihren Weg ab dann aber allein finden müsste. Für Sarier war es gar nicht so einfach, mal eben den Wald zu verlassen. Sie waren auf besondere Weise mit dem Wald verbunden, nannte man sie doch auch ‚Waldmenschen‘. Das hatte den Ursprung eben darin, dass sie diesen Wald auch brauchten. Auch Yedan hatte es, während seiner 20 Jahre im Exil, nie weiter als bis zum Kapayu oder Arus gebracht. Er hatte die Wälder Celcia’s nie verlassen und nun sollte er mit ihr ziehen? In eine Großstadt? Es war nicht fair. Nicht für ihn und nicht für sie. Denn auch Rhuna hatte erst vor kurzem erkannt, dass sie sehr wohl in der Lage war zu lieben. Dass es sehr wohl jemanden geben konnte, der sich ihr auf eine Weise näherte, die sie bisher vollkommen kaltgelassen hatte. Yedan war es, dem sie sich öffnen konnte und er sollte es sein, der sie nun nicht damit allein ließ. Während sie aufeinander zugingen, stritt Rhuna innerlich mit sich und ihren Gefühlen. Sie bemühte sich um gute Miene, aber sie spürte auch, dass es gar nicht so einfach war, immer richtig zu denken, fühlen und handeln. So erstickte sie ihre Nervosität in einem intensiven Kuss und wurde nicht enttäuscht, als Yedan erwiderte. Erst danach, nachdem sie beide klargemacht hatten, dass nichts zwischen ihren Gefühlen stand, nahm Rhuna ihren Mut zusammen und bat Yedan zum Gespräch. Sie mussten endlich klären, worum sich zumindest Rhuna drückte. Sie wollte gehen, wollte die Anspannung irgendwie abbauen, doch Yedan hatte eine andere Idee: Tanzen! Er lachte leise, als er ihren verwirrten Ausdruck erkannte und zog sie in seine Arme. „Wir sind auf einem Fest, Rhuna. Lass uns lieber tanzen!“, schmunzelte er und wirkte tatsächlich immer offener und ausgelassener. Schon jetzt, nach dem Bisschen, heilte er seine Wunden, die er lange mit sich tragen musste. Oh, sie konnte ihn nicht entreißen…

Während sie aber seine Nähe und seinen Duft genoss, da wurde ihr etwas anderes bewusst. Musste sie denn abreisen? Immerhin war er hier und sie hatte so sehr damit zu kämpfen, ihn zurückzulassen. Wäre es nicht nur fair, wenn sie nun für ihn blieb? Doch Yedan riss sie aus dieser Überlegung, denn er sprach unvermittelt das Kernthema an. Und das auf eine klare, unmissverständliche Art und Weise, die Rhuna durchaus auch kränkte. Offenbar fiel es Yedan nicht mal ansatzweise schwer. In seiner Stimme fand sie keinerlei Bedauern darüber! Sie musste den Blick abwenden, denn der Stich in ihrer Brust verunsicherte sie ein wenig. Nur erstickt kamen ihre Worte über ihre Lippen. Doch dann wurde auch sie mutiger. Wenn sie schon ehrlich sprachen, dann richtig! „Und du wirst hier bei deinem Vater bleiben…“,, sprach sie es endlich aus und musste hilflos miterleben, wie sich das Gewicht dieser Erkenntnis mit dem Aussprechen verdoppelte. Nun war es heraus und er würde seine unmissverständliche Antwort geben… gleich würde sie die niederschmetternden Worte hören und sich damit arrangieren müssen. Doch noch nicht, denn vorerst musste sie sich zurückhalten, ihn nicht hier und jetzt anzubrüllen. Rhuna biss sich auf die Wange, um einen anderen Impuls zu setzen und beruhigte sich für den Moment wieder. „Ich… bin froh, dass alles so gekommen ist. Dass du deine Heimat wiederhast und die Leute aus dem Dorf nun erkennen, dass du kein Verbrecher bist!“ Yedan musterte sie in seinen Armen und bewegte sie beide zur Musik. Dabei hielt er sie so fest, dass sie ihm gar nicht entfliehen könnte, wenn sie wollte. Einen Moment füllte erneut die Musik die Stille, die entstand, doch dann neigte sich Yedan hinunter, zog Rhuna in seine Arme und platzierte seine Lippen an ihre Schläfe. Ein liebevoller Kuss folgte, bevor er seine Lippen an ihr Ohr schob und ganz intim, nur für sie deutlich raunte: „Rhuna… glaubst du denn, ich würde ein ganzes Dorf dir vorziehen?“, fragte er und machte eine Pause, in der er leicht schmunzelte. „Glaubst du, ich würde dich ziehen lassen, wenn ich doch weiß, dass es dich gibt? Ich würde jeden Wald dieser Welt eintauschen, für einen weiteren Tag mit dir. Ich würde diesem Dorf noch 20 weitere Jahre den Rückenkehren, wenn ich dafür nur eine Stunde länger in deiner Nähe sein dürfte.“, erklärte er mit warmer Klangfarbe und schob seine Arme um ihren schmalen Körper. „Ich liebe dich, Rhuna.“, flüsterte er und küsste ihre Ohrmuschel. „Ich habe so etwas noch nie empfunden, aber ich weiß es einfach… und ich weiß, dass ich bei dir sein möchte, egal wohin dich dein Weg führt. Du… bist mein Weg.“, schloss er und hielt sie weiter fest. Erst nach einem Moment des Innehaltens, löste er seine Umarmung ein wenig und sah sie an. Er strich ihr sanft über eine Gesichtshälfte und lächelte. „Dieses Dorf ist meine Heimat. Das war sie immer und was hat es mir gebracht? Ich bin 20 Jahre um diese Heimat herumgeschlichen, anstatt mir etwas neues zu suchen… Du zeigst mir, dass es anderes geben kann. Und ich kann es kaum erwarten, dieses ‚Anders‘ mit dir zusammen zu erkunden…“
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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Dienstag 21. November 2023, 20:55

Es war einer jener Momente, die man mit allen Sinnen und völlig klar und unvergesslich miterlebte. Rhuna nahm Yedan so bewusst wahr, wie sie es nur in ihren intimsten Momenten erlebt hatte. Jede kleine Berührung, jeder Blick, jede Bewegung prägte sich in ihr Gedächtnis ein und kam ihr gleichzeitig so vor, als würde sie sich selbst und ihn vom Rand des Festes aus beobachten. Die Musik hallte fröhlich und heiter durch die Luft, das von angeregten Gesprächen und Gelächter begleitet wurde. Das einzige Problem bei alldem war, dass die junge Elfe spürte, wie sich ihr Innerstes zu verkrampfen begann. Ihr Herz schlug schnell, doch lag es nicht an der Nähe zu ihrem Geliebten, sondern an der aufkeimenden Angst, die ihr dieses Gespräch, oder besser gesagt, dessen Ende bescheren würde. Einfach, weil sie ahnte - nein wusste, welche Entscheidung bereits gefasst worden war.
Das Leben hatte sie erneut vor eine Aufgabe gestellt, die sie offenbar meistern musste. Noch vor einigen Wochen hätte sich Rhuna nicht vorstellen können, dass es so wehtun konnte eine Entscheidung richtig und gegen ihre Gefühle und Vorstellungen zu treffen. Die Entscheidung sich zum Wohle aller zu opfern und dem Dämon als Wirt darzubieten war ihr bei weitem leichter gefallen, als diese nun.
Im Grunde konnte man nicht behaupten, dass sie in ihrem Leben bislang besonders egoistisch gewesen war. Das erste Mal, dass die junge Elfe ihren Kopf durchgesetzt hatte war, als sie sich gegen den Willen ihrer Familie zu dieser Reise entschlossen hatte und tatsächlich aufgebrochen war. Doch abgesehen davon war es nicht besonders schwer mit der jungen Shyánerin auszukommen und zu einigen. Doch nun sah sie sich mit sich selbst im Konflikt. Denn die Liebe, die sie zu Yedan empfand war ein zweischneidiges Schwert und ihr war klar, dass sie keine Wahl treffen konnte, ohne sich oder ihn zu verletzen.
Eben diese Liebe war es auch, die ihren Egoismus beinahe stur aufkeimen lassen wollte. Wie sollte sie ihn auch ohne große Gefühlsregungen mit einem Lächeln zurücklassen, wo er ihr so viel bedeutete? Eben, weil es ihr so schwerfiel zeigte sich doch, was sie für ihn empfand.
Die beiden hatten in ihren Augen etwas ganz Besonderes. Keiner von ihnen hatte es darauf angelegt sich in den jeweils anderen zu verlieben, doch es war bei ihr früher und bei ihm etwas später dann doch einfach geschehen. Yedan verstand sie auf einer Art und Weise, wie es bisher niemand getan hatte. Dank ihm fühlte sie sich stärker und mehr nach der Elfe, die sie anstrebte zu sein.
Doch kannte sie auch seine Geschichte und wusste, was er alles durchgemacht hatte. Sie wusste wie groß sein Herz war und dass er so viel verloren hatte, was ihm lieb und teuer gewesen war. Nun hatte er die Möglichkeit zurückerhalten in seine Heimat zurückzukehren – bei seinem Vater und seinen Leuten zu sein. Yedan hatte dahingehend ein völlig anderes und stärkeres Empfinden, als es Rhuna je für ihre Heimat je empfinden könnte. Natürlich liebte auch sie Shyána Nelle und ihre Familie. Und doch hatte sie es als eine Art Durchatmen empfunden ihrer Stadt den Rücken zu kehren. Der Gedanke an den Abschied von Yedan hingegen raubte ihr die Luft und der jungen Elfe fiel es ungemein schwer mit dieser Entscheidung umzugehen.
Sie selbst hatte ihm die Rückkehr ermöglicht und sie freute sich mit jeder Faser ihres Herzens für ihn, dass er kein Ausgestoßener mehr war. Doch gleichzeitig wollte sie seine Hand nicht loslassen und ihn am liebsten mit sich ziehen. Das ging sogar soweit, dass sie begann eine gewisse Wut zu empfinden, die aus ihrer Verletzlichkeit geboren war und den Sinn ihrer Liebe zu hinterfragen begann.

Es war ein furchtbares Gefühl, wenn man sich so in sich selbst und seinen Entscheidungen zerrissen vorfand und gleichzeitig zu einem Entschluss kommen musste, der in keiner Richtung wirklich gut war. Doch so schwer es ihr auch fiel, Rhuna schaffte es ihren Egoismus hinunter zu kämpfen und Yedan zumindest mit Worten in seiner Wegentscheidung zu bestätigen. Sie wollte sich ja für ihn freuen und tat es auch, obwohl es ihr gleichzeitig wie ein Messer ins Herz stach.
Während sie sprach und ihm erklärte, dass sie glücklich darüber war, wie alles gekommen war und dass sie sich für ihn freute, spürte sie seinen musternden Blick auf sich, obwohl sie es in diesem Moment nicht schaffte ihm wirklich in die Augen zu sehen. Rhuna kam ihre eigene Stimme fremd vor und doch war sie ein wenig erleichtert diesen schweren Schritt geschafft zu haben.
Egal, wie weh es tut… er ist hier glücklich und das ist doch das Einzige, was zählt. …was ich mir für ihn wünsche!, versuchte sich die junge Elfe selbst weiter zu überzeugen die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Yedans Griff um sie herum fühlte sich in diesem Moment fast ein wenig zu fest an, doch nur, weil sie wahrscheinlich wirklich den Impuls verspürte nun einfach wegrennen zu wollen. Denn so, so sehr sie seine Nähe auch genoss, tat sie plötzlich auch weh. Obwohl sie nicht eine Sekunde bereuen konnte ihm begegnet zu sein.
Über die Bewegungen ihres Tanzes dachte wohl keiner von ihnen aktiv nach. Rhuna ließ sich tatsächlich einfach nur führen und hoffte innerlich, dass das Lied langsam ein Ende finden würde. Doch bevor es dazu kam hob sie nun doch den Blick und sah so dabei zu, wie er sich zu ihr hinabbeugte und ihr einen Kuss auf die Schläfe drückte. Liebevoll, wie eh und je.
Etwas gequält schloss die Elfe ihre Augen und versuchte zu einem Zustand zurückzufinden, in dem sie Yedan nicht ihre wahren Gefühle zeigte. Seine Lippen wanderten weiter, bis sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr fühlen und hören konnte, was ihr einen unwillkommenen, aber wohligen Schauder den Rücken entlanglaufen ließ.
Ich muss mich zusammenreißen. Ich will nichts bereuen, denn das hat er nicht verdient! Das … was wir haben finden andere ihr Leben lang nicht… In Gedanken versuchte Rhuna auf den richtigen Weg zurückzufinden, der mit ihrer Entscheidung einhergehen sollte. Sie wollte nicht, dass er sie ansah und ein schlechtes Gewissen empfand, nur weil sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte.
„Rhuna…“, hörte sie ihn nun ihren Namen raunen, so dass nur sie alleine seine Worte verstehen konnte. Im Wissen, dass er nun sicher etwas sagen würde, dass ihren Abschied erleichtern sollte, straffte sie sich ein wenig. Doch die Worte, die sie zu hören bekam, kamen nicht einmal annähernd an die heran, die sie sich vorgestellt hatte! „…glaubst du denn, ich würde ein ganzes Dorf dir vorziehen?“ Rhunas Herz blieb für ein paar Takte gefühlt stehen und die Musik herum fror ein, weil ihr Geist diese vollständig auszublenden begann. Sie blieb in die Bewegung stehen, öffnete ihre Augen und suchte mit ihrem Verwirrung wiederspiegelnden Blick, den seinen.
„Glaubst du, ich würde dich ziehen lassen, wenn ich doch weiß, dass es dich gibt? Ich würde jeden Wald dieser Welt eintauschen, für einen weiteren Tag mit dir. Ich würde diesem Dorf noch 20 weitere Jahre den Rückenkehren, wenn ich dafür nur eine Stunde länger in deiner Nähe sein dürfte.“ Mit jedem weiterem Wort, das ihr den Sinn seiner Aussage verständlicher machte, spürte Rhuna, wie sich ihre bereits enttäuschte und von ihr selbst zerrissene Hoffnung wieder zusammensetzen wollte. Doch noch schien sie es nicht zu wagen ihren Ohren zu trauen. Nur unterbewusst schienen seine Worte sie bereits zu erreichen.
Die mühsam und sicher nicht gut aufgerichtete Mauer, die sie um sich errichtet hatte begann Risse zu bekommen und während sich ihr Griff um seine Arme verstärkte, begann ihr Blick zu verschwimmen. Ein leichtes Zittern erfüllte ihren schmalen Körper, gegen das sie nicht das geringste tun konnte. Geschah das hier wirklich? Spielte ihr Verstand ihr keinen Streich?
„Ich liebe dich, Rhuna.“, flüsterte Yedan weiter mit seiner warmen Stimme, die sich um ihr verletztes Herz, wie ein heilender Verband legte. Mittlerweile schlichen sich die ersten Tränen still über ihre Wangen.
Wieso auch immer hörte sie in Gedanken plötzlich seine Worte von damals, kurz nach ihrem Kennenlernen, in denen er seine Verwunderung zum Ausdruck gebracht hatte, dass ihr ‚Verlobter‘ sie nicht begleitete.
„Verlobt? Und wo ist er jetzt? Wieso ist er dir nicht gefolgt oder hat diese Reise mit dir zusammen angetreten? Wieso lässt er dich allein gehen, wenn er dich heiraten wollte?“ Damals hatte sein offensichtliches Unverständnis für das Nichthandeln von Lórges in ihr die Frage aufkommen lassen, ob Yedan ein Mann war, der seiner Geliebten gefolgt wäre. Vor ein paar Sekunden noch hatte sie sich diese Frage mit einem Nein beantwortet, auch wenn er absolut andere und gute Gründe für sein Bleiben gehabt hätte. Sein Leben im Exil, seine Einsamkeit, seine Verluste, sein Schmerz – die ermöglichte Rückkehr in seine Heimat und zu seiner Familie – die Tatsache, dass die Waldmenschen, zu denen eben auch er gehörte, sich nie aus den Wäldern entfernten. Doch nun…:
„Ich habe so etwas noch nie empfunden, aber ich weiß es einfach… und ich weiß, dass ich bei dir sein möchte, egal wohin dich dein Weg führt. Du… bist mein Weg.“ Würde Yedan sie nicht festhalten, wäre Rhuna wohl in sich zusammengesunken. Nach diesen Worten gab es kein Halten mehr – ihre Fassade war völlig in sich zusammengestürzt und nun brachen sich all die Gefühle bar einen Weg nach außen, die sie versucht hatte zu unterdrücken – und die, die seine Worte nun in ihr auslösten. Ein mehr schlecht, als recht unterdrücktes Schluchzen brach zwischen den Lippen der Elfe hervor, deren schmaler Körper durch das Weinen immer wieder leicht geschüttelt wurde.
Nein, so etwas hatte Rhuna noch nie empfunden. Die schneidende, zerstörte Hoffnung, die sich mit einem Mal wie warme Schmetterlinge in ihrem Innersten erhob – sie erfüllte und ihr verletztes Herz wieder zusammensetzte. Sie spürte seine warme Hand, die sich auf ihre linke Gesichtshälfte legte und ihr stumm seine Worte bestätigte, deren Bedeutung sich in ihren Gedanken langsam festigten: Er wollte an ihrer Seite bleiben!
„Dieses Dorf ist meine Heimat. Das war sie immer und was hat es mir gebracht? Ich bin 20 Jahre um diese Heimat herumgeschlichen, anstatt mir etwas neues zu suchen… Du zeigst mir, dass es anderes geben kann. Und ich kann es kaum erwarten, dieses ‚Anders‘ mit dir zusammen zu erkunden…“ Kaum hatte er den Satz geendet ging ein Ruck durch Rhunas Körper und sie fiel dem Halbelfen um den Hals, drückte sich an ihn und verbarg ihr weinendes Gesicht an seiner Schulter. Eine Weile bekam sie kein Wort heraus, obwohl sie in Gedanken bereits alles Mögliche sagte. Und erst nach einigen weiteren Momenten, brachen sich die ersten Wortfetzen ihren Weg an seine Ohren:
„Wa…was ist mit … mit deinem Vater? Ich… kann dich ihm doch nicht wegnehmen er… er hat all die Jahre auf dich… dich gewartet, dich vermisst und … und geglaubt er würde dich nie… wiedersehen!“, warf sie ihre ersten Sorgen, die ihr Gewissen am meisten belasteten, mit vielen kleinen hicksenden Unterbrechungen ein. Rhunas Umarmung wurde etwas lockerer, so dass sie Yedan nun wieder ins Gesicht sehen konnte. Denn sie musste sehen, dass er sich seiner Entscheidung wirklich sicher war.
„Was ist, wenn wir …uns streiten? Ich bin nicht so selbstlos und… gut, wie manche denken! Ich habe eine furchtbar schreckliche Seite und kämpfe seit Stunden gegen meinen Egoismus, weil ich… eigentlich nichts mehr will, als dass du.. dass du mit mir kommst! “ Ihr Geständnis fiel Rhuna nicht leicht über die Lippen zu bekommen, denn sie machte sich noch immer Sorgen, dass sie ihn mit ihren Worten in die Richtung ihres Willen drängte, obwohl er vielleicht doch noch selbst Zweifel hegte, obwohl es vorhin ganz und gar nicht so geklungen hatte.
„… bist du dir… wirklich sicher?“, fügte sie leise flüsternd und mit zitterndem Herzen hinzu, während sie sich noch ein wenig mehr von ihm löste, so dass sie wieder auf beiden Füßen stand und er nicht länger ihr Gewicht um den Nacken spürte.
„Was ist, wenn du es eines Tages bereust? Du hast gerade erst dein altes Leben zurückgewonnen. Wie könnte ich von dir verlangen das alles… aufzugeben und mit mir zukommen?“ Es gab wohl hundert Argumente gegen seine Entscheidung ihr zu folgen. Doch reichte manchmal eine Einzige, die dafürsprach und mehr wog, als alle auf der Gegenseite zusammen. Nur musste Rhuna sichergehen, dass sich Yedan wirklich mit allen Abers für sie und diesen Weg entschied. Erst recht, weil es ein Argument gab, dass ihr selbst große Sorgen bereitete und für sie bisher eines der größten und überzeugendsten Punkte gewesen war, dass er im Dorf verweilte.
„Was, wenn es dir beginnt schlecht zu gehen? Du hast mir erzählt, dass du noch nie die Wälder verlassen hast und dass ihr Sarier krank werden könnt, wenn ihr es tut!?“ Der violette Blick der Elfe tastete sein Gesicht ab. Noch immer schimmerte in ihren Augen die aufgekeimte Hoffnung und doch überwog aufgrund dieses Arguments die Sorge.

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. November 2023, 11:18

Selbstlos zu sein, war nicht der einfachste Weg, den man entschied zu gehen. Es war ein wahrer Balanceakt sich stets auf einem Pfad des Miteinanders zu bewegen und manchmal wollte das Herz etwas völlig anderes, als es der Kopf zulassen konnte. Rhuna befand sich im Taumel, während sie wollte, dass Yedan Glück erfuhr welches er in ihren Augen mehr als verdient hatte. Und der Tatsache, dass sie ihn nicht verlassen wollte. Sie erkannte, dass es hier kein richtig und kein falsch geben würde, denn beides war richtig, beides hatte seine Berechtigung. Nun musste sie diese Fakten in einen halbwegs vernünftigen Einklang bringen. Es wäre sicherlich auch eine Möglichkeit gewesen, Yedan einfach teilhaben zulassen an ihren Gefühlen und offen mit ihm darüber zu reden, doch das wagte Rhuna nicht. Sie wollte ihn nicht beeinflussen und so erstickte sie beinahe an ihren widerstreitenden Gefühlen. Doch wieder einmal bewies der Halbelf, dass er ein hohes Maß an Empathie besaß. Dass ihm viele Dinge durchaus bewusst und klar waren, obwohl er sie nicht direkt ansprach. Yedan zeigte, dass er auf Rhuna achtete und ihm aufgefallen war, dass sie etwas beschäftigte. Dabei wirkte ihre Harmonie so natürlich und selbstverständlich, dass es schon fast wieder unheimlich wirken mochte, dass sie sich erst so kurz kannten. Vielleicht aber passte hier auch einfach zusammen, was zusammengehörte. Yedan war es einmal mehr, der Rhuna endlich erlöste. Der ihr endlich jene Absolution erteilte, die sie so dringend gebraucht hatte. Es war, als räumte er den störenden Stein beiseite, damit sie endlich die Sonne sehen konnte. Der Halbelf würde sie begleiten! Seine Worte waren klar und ohne jeden Zweifel gewählt. Für Yedan stand fest, wie sein weiterer Weg aussehen würde und eben jene Klarheit war es, die Rhuna endlich aufatmen ließ.

Sie hatte das Gefühl, seit Tagen nicht mehr so frei geatmet zu haben, denn die Last der Ungewissheit wurde aufgelöst in etwas Schönes. Flatternd bewegten sich die Schmetterlinge in ihrem Bauch, wirbelten ihr Herz auf und fügten zusammen, was zusammengehörte. Yedan lachte leise, als sie ihm überschwänglich in die Arme fiel und drückte sie an sich, während ihre Tränen der Erleichterung sein Hemd an seiner Schulter benetzten. Er hielt sie fest. Schlicht und einfach. Die Erleichterung und Freude, die sie zum Ausdruck brachte, erhellten sein Gesicht und er schmiegte sich an sie. Nach einem Moment des Innehaltens, wirbelten die Schmetterlinge aber gleich neue Gedanken in Rhuna auf. Die Elfe wollte, dass Yedan alles bedachte! Er durfte nicht übersehen, was er vielleicht vermissen würde. Er durfte nicht vorschnell handeln, und vergessen, dass es auch andere gab, die sich ihm verbunden fühlten. Sie wollte ganz sicher gehen. Sie musste. „Wa…was ist mit … mit deinem Vater? Ich… kann dich ihm doch nicht wegnehmen er… er hat all die Jahre auf dich… dich gewartet, dich vermisst und … und geglaubt er würde dich nie… wiedersehen! Was ist, wenn wir …uns streiten? Ich bin nicht so selbstlos und… gut, wie manche denken! Ich habe eine furchtbar schreckliche Seite und kämpfe seit Stunden gegen meinen Egoismus, weil ich… eigentlich nichts mehr will, als dass du.. dass du mit mir kommst! … Bist du dir… wirklich sicher? Was ist, wenn du es eines Tages bereust? Du hast gerade erst dein altes Leben zurückgewonnen. Wie könnte ich von dir verlangen das alles… aufzugeben und mit mir zukommen? Was, wenn es dir beginnt schlecht zu gehen? Du hast mir erzählt, dass du noch nie die Wälder verlassen hast und dass ihr Sarier krank werden könnt, wenn ihr es tut!?“ Yedan hob die Augenbrauen und blinzelte sie an. Dann lachte er herzlich, aber lachte sie nicht aus. „Rhuna! Rhuna… langsam…“, er lächelte und hielt sie weiterhin fest. Er blickte in ihre Augen und schmunzelte leicht. „Mein Vater hat auf mich gewartet. Er hat mich vermisst, so wie ich ihn vermisst habe. Aber das bedeutet nicht, dass ich hierbleiben muss, um ihm nahe zu sein. Er wünscht sich für mich ein Leben, Rhuna. Nicht, dass ich dieses Leben auch hier verbringen muss.“ Er löste eine Hand von ihrem Rücken und wischte ihr die Tränen von den Wangen. Er war ganz ruhig in seiner Haltung und fing ihre Ängste auf, als würde er sein Leben lang nichts anderes machen.
„Es ist doch nichts schlechtes, mal eine andere Meinung zu haben. Das macht dich weder zur schlechten Person noch zur Egoistin. Rhuna, die Welt ist voll von Gegensätzen. Du musst keine Rollen erfüllen, die nicht zu dir passt. Und ich will nicht, dass du glaubst, ich erwarte gewisse Dinge von dir. Ich möchte bei dir sein. Mit all deinen Schatten und all deinem Licht. Solange du dir treu bist, ist doch alles in Ordnung.“, erklärte er und lächelte. „Mein altes Leben ist schon lange vorbei. Das kann ich nicht mehr zurückholen und möchte es auch gar nicht. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich wieder ein Zuhause habe. Aber ich werde nicht hier mein Glück finden. Ich finde es da draußen… mit dir.“, schloss er und küsste ihr sanft die Stirn, während er ihre Hände nahm. „Ich bin bereit herauszufinden, was ein Sarier der Welt zu bieten hat.“, seine Augen funkelten. „Ich möchte sehen, wie die Menschen und Elfen, Zwerge und Orks dieser Welt leben. Ich kenne die Wälder inzwischen besser als dieses Dorf. Aber ich bin auch bereit für etwas Neues. Jetzt fängt mein Leben an. Mein neues Leben – mit dir. Irgendwo in Celcia. Ich bleibe an deiner Seite und werde etwas finden, was ich tun kann. Mach dir keine Gedanken darum. Mir wird es sicherlich schwerfallen, mich zurechtzufinden und dabei werde ich deine Hilfe brauchen. Ich habe keine Ahnung, welche Auswirkungen das haben wird, aber ich bin mir sicher, dass du es dann sein wirst, die mich dieses Mal vor dem… Tiger rettet.“, lächelte er offen und in seiner Mimik blitzt die Erinnerung an ihre erste Begegnung auf. Auch wenn er den metaphorischen Tiger des Kulturschocks meinte. Yedan witzelte ein wenig herum, doch bei allem wurde eines nur sehr deutlich: Er war sich vollkommen sicher über seine Entscheidung und tat das nicht aus einem Impuls heraus. Er würde mitgehen. Und er würde nichts bereuen.

Während Rhuna endlich mit Yedan das lange nötige Gespräch führen konnte und mehr Absolution erhielt, als sie jemals geglaubt hatte, hatten Neri und Arunn sichtlich Spaß. Die beiden tanzten ausgelassen, alberten herum und ließen sich von dem Rausch des Alkoholpegels davontragen. Sorglos und losgelöst von all den Schrecken und Sorgen der vergangenen Zeit. In jener kurzen Zeit hatten sie bereits unwahrscheinlich viel gemeinsam erlebt und auch überstanden. Man merkte, dass sie das zusammenschweißte, und Neri durfte beobachten, dass Arunn ein verdammt feiner Kerl war. Er war eine mehr als ehrliche Haut – manchmal etwas zu sehr – doch dabei immer standfest in seinem Handeln. Der Dessarier hatte echtes Potenzial ein sehr guter Freund zu werden, auf den man sich verlassen konnte und der einen niemals im Stich ließ. Er würde sie nach Santros führen und sie hatte gut daran getan, ihm von ihrem Fund bezüglich ihrer Familie zu berichten. Er würde sein Wort halten und bei all dem Geblödel nicht zulassen, dass diese Aufgabe scheiterte. Jetzt grölte er gerade vor Lachen, weil Neri ihm zeigte, wie sich eine grazile Elfe bewegen konnte. Er war schwer beeindruckt von ihrem naturgegebenen Liebreiz – wenn sie jenen mal rauskehrte – und versuchte sich dann selbst darin, was einfach nur urkomisch aussah. Er klopfte sich auf die Schenkel, auch, weil er ein wenig angeheitert war. Oder ein wenig mehr. So oder so war das Fest aber ein voller Erfolg. Nicht nur der Spaß bekam seinen Platz, auch das gesellige Miteinander, das Aufarbeiten von Geschehnissen. Es fühlte sich gut an, denn man fand einen Abschluss, der das Erlebte nicht ungeschehen machte, aber die Dorfgemeinschaft zusammenrücken ließ. Ein jeder war sich bewusstgeworden, was wirklich zählte und darauf kam es doch am Ende an… Dass man in Zeiten der Not zusammenrückte, sich gemeinsam stärkte und dann auf jene achtete, die vielleicht abseitsstanden.

Das Fest verlief noch bis in den frühen Morgen hinein und bot jedem die Möglichkeit, sich an den einzelnen Feuerstellen zu wärmen, während ein frischer Wind durch das Blätterdach fegte. Irgendwann aber war auch jenes Fest beendet und sämtliche Bewohner und Gäste in ihren Betten. Das Dorf schlief friedlich ein und erwachte mindestens ebenso friedlich wieder. Jeder hatte Zeit den Abend zu gestalten, sich auf das Kommende vorzubereiten und den nahenden Abschied einzuleiten. Rhuna, Yedan, Arunn und Neriélle hatten sich für den kommenden Tag verabredet, dass sie nochmal alle zusammenkommen und dann gemeinsam aufbrechen wollten. Das Ziel war klar: Santros. Und Arunn würde sie führen. Bevor sich die vier aber auf den Weg ins Ungewisse machten, wurden sie tatsächlich noch mal von einiges im Dorf aufgehalten: Mit gepackten Taschen, Essen und Wasserflaschen bewaffnet, stand eine kleine Traube an bekannten Gesichtern bereit, um die vier Reisenden zu verabschieden. Da waren Ajak und Kaja, Kayon und Lorna. Und zu ihrer allen Überraschung gesellte sich noch jemand dazu: Avalinn. Die Heilerin wurde von Ajak und Lorna gestützt, wirkte noch reichlich kraftlos und strahlte nicht ihren gewohnten Liebreiz aus, doch sie lächelte, als sie die vier Reisenden kommen sah. Ihr Haar war weiß geworden, ihre Haut etwas älter wirkend, doch sie war da. Und sie war wach.
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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Neriélle » Donnerstag 23. November 2023, 22:35

Neriélle tanzte schwungvoll durch die Menge und wirkte eleganter dabei, als man es ihr zutrauen würde. Wenn sie Arunn nicht gerade den Rücken zugekehrt hatte, lag ihr Blick aus den goldenen Augen fast durchgehend auf den Menschen. Sie sah befreit aus, gelöst und hatte Spaß dabei, Arunn ihre Tanzfähigkeiten zu zeigen. Sie genierte sich nicht. Erst als sie die Blicke anderer Menschen und Elfen auf sich spürte, hüpften ihre Augen über deren Gestalten und sie wurde sich wieder bewusst, dass sie ja eigentlich die Fremde hier im Dorf war. Doch das ließ man sie jetzt nicht mehr spüren. Ohne den Dunkelelfen an ihrer Seite unterschied sie sich doch augenscheinlich nicht von den Elfen im Dorf. Auch wenn Neri es inzwischen besser wusste - die Erkenntnis über das Blut ihrer Großmutter und ihr eigenes jedoch für diesen Abend erfolgreich verdrängte. Damit würde sie sich später auseinandersetzen, auf dem Weg nach Santros vielleicht. Jetzt konzentrierte sie sich voll und ganz aufs Tanzen und umkreiste Arunn dabei, während seine blauen Augen ihren Bewegungen folgten. Neri genoss durchaus seine Aufmerksamkeit und die der anderen sowie ihre anerkennenden Blicke. Arunn wirkte sehr amüsiert und angetan, als sie ihn stumm nach seiner Meinung fragte. „Ja, nicht schlecht, nicht schlecht. Der Elf besitzt mehr Eleganz… aber du mehr Seele!“ "Mehr..?", setzte sie an und schüttelte dann gespielt empört den Kopf. Arunn bekam jedoch noch die Kurve und stachelte Neri mit seinem Kompliment an, sodass diese zu einer doppelten Drehung ansetzte. Sie hatte ja noch viel mehr zu zeigen! Doch sie hatte zu viel Schwung - oder einen zu beeinträchtigten Gleichgewichtssinn - und so landete sie recht holprig und gar nicht mehr so elegant in Arunns Armen. Für einen Moment schwankten sie zusammen und Neri suchte Halt bei ihm, während sie über sich selbst lachen musste. „Sachte, Mädchen!“ Erst nach einigen Momenten spürte sie bewusst, dass seine Hände an ihren Hüften lagen. Da stieß er sie aber schon in einer weiteren Drehung von sich und Neri hielt seine Hand ganz fest, weil sie sicher war, dass sie sonst nicht so elegant aus der Drehung zurück zu ihm finden würde und nicht gleich noch einmal gegen ihn stoßen wollte. Doch Arunn überraschte sie, drehte sie um ihre eigene Achse und besaß genug Koordination, um sie mit dem Rücken an seinen Körper zu ziehen.
„Das ist das Einzige, was ICH kann!“ Neri hob den Kopf und sah Arunn über ihre Schulter hinweg an. Er überraschte sie damit gerade ganz offensichtlich. Sie war etwas überrumpelt davon, dass er plötzlich solch eine Nähe aufbaute. "Zupacken, meinst du?", versuchte sie diese ungewohnte, weil neue, Situation dann mit einem frechen Spruch und Grinsen zu überspielen. Er ließ sie los und sie drehte sich wieder zu ihm herum, sodass sie sich einander wieder gegenüber standen wie zu Beginn. Neriélle schnaubte amüsiert, als er sie dazu aufforderte, weiter zu tanzen. Dann hob sie aber eine der geschwungenen Augenbrauen. "Und du glaubst, du kommst so einfach davon? Zusammen tanzen macht noch viel mehr Spaß!" Ihr folgender Blick hatte etwas Herausforderndes und sie griff direkt mit ihren Händen nach den seinen. Doch auch wenn sie ihn ab und zu anfasste oder anzüglich mit ihm sprach, tat sie das tatsächlich ohne Hintergedanken. Arunn war ihr in der kurzen Zeit schließlich ein sehr guter Freund geworden. Während sie also seine Hände hielt, führten ihre Füße schon Tanzschritte aus, die nicht zu kompliziert waren, sodass er sie durchaus nachmachen und auch schnell verinnerlichen konnte - wenn er wollte. Nach ein paar Schritten kamen dann auch leichte Bewegungen der Hände dazu und Neri grinste, weil sie ahnte, dass ihn das schon überforderte. Daher erlöste sie ihn nach einigen weiteren Takten und begann dann, lockerer und gelöst vor ihm zu tanzen. Trotzdem griff sie immer wieder nach seiner Hand und versuchte zumindest, die ein oder andere Bewegung aus dem Dessarier heraus zu kitzeln.
Wenn es nach Neri ging, hätte sie noch eine ganze Weile mit Arunn tanzen können. Es tat ihr sichtlich gut, den Menschen um sich zu haben, denn ohne ihn hätte sie sich vermutlich doch etwas allein in der eingeschworenen Gemeinschaft gefühlt. Der Plan, diese zu verlassen, wurde doch schneller gefasst, als zunächst angenommen. Irgendwann kehrten Rhuna und Yedan gemeinsam zurück und verkündeten, dass der Halbelf sich ihnen auf der Reise nach Santros anschließen würde. Neri betrachtete Rhuna dabei mit einem wissenden Lächeln und freute sich ehrlich für sie. Bevor sie jedoch schon am nächsten Tag zusammen aufbrechen würden, brauchten sie alle erst einmal eine Portion Schlaf. Der Abend - und ja, auch der Alkohol - hatten die Elfe beflügelt und so drängen sich gar keine finsteren Gedanken von Dämonen, Dunkelelfenblut und Dunkelelfen mehr in ihren Kopf. Da war nur Lebensfreude, als sie sich vollkommen müde in Kajas gemütliches, weiches Bett fallen ließ und schon einige Augenblicke später darin eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen sah sie jedoch reichlich verschlafen aus. Neri hätte nur zu gerne noch länger geschlafen, aber das Sonnenlicht und der Gesang der Vögel weckten sie früher als von ihr gewünscht. In ihrem Kopf hämmerte es ein wenig und sie machte sich als Erstes auf die Suche nach einem Krug Wasser. Als sie den Wohnraum der Hütte betrat, fiel ihr Blick auf das Sofa und sie verharrte einen Moment. Sie starrte auf den Stuhl, der noch immer dort stand und auf dem vorgestern noch Calhoun gesessen hatte. Plötzlich wirkte das hier alles zu klein und zu eng. Sie grummelte und verspürte Erleichterung darüber, diese Hütte und das Dorf nun hinter sich lassen zu können. Obwohl sie nicht lange hier gewesen war, war das Dorf voller Erinnerungen und Erkenntnisse - und zumindest einen Teil davon wollte sie lieber verdrängen. Neri machte sich frisch, frühstückte und räumte dann, anständig, wie sie manchmal war, das wenige auf, das sie unordentlich gemacht oder benutzt hatte. Zuletzt sammelte sie ihr geringes Hab und Gut ein - als allerletztes die kleine Phiole, die ihr der sture und schweigsame Calhoun hinterlassen hatte, und die bis jetzt unter ihrem Kopfkissen gelegen hatte. Neri war allerdings nicht stur genug, um sie einfach hier zu lassen und packte sie ein. Dann begab sie sich zu ihrem ausgemachten Treffpunkt, während sie ihren Blick noch einmal ganz bewusst über die Umgebung schweifen ließ, die sie von dem großen Baum, auf dem sich die Hütte der Zwillinge befand, überblicken konnte. Schließlich traf sie auf Arunn, Rhuna und Yedan. Sie grüßte die drei mit verschlafenem Blick, aber gut gelauntem Grinsen. Dann folgte sie ihnen zu der Traube, die sich gebildet hatte, um offensichtlich Rhuna und Yedan zu verabschieden. Neriélle grüßte die versammelten Elfen und Menschen, hielt sich ansonsten aber eher im Hintergrund. Ihr Blick fiel jedoch das ein oder andere Mal auf Kayon, sie wartete jedoch noch auf einen passenden Zeitpunkt, um ihn anzusprechen. Er war ihr noch einen Bogen schuldig und eigentlich hatte sie hierbleiben wollen, bis er diesen gefertigt hatte. Ihr Aufbruch hatte sich nun aber deutlich beschleunigt. Auch Neri wollte schnell aufbrechen. Es sah ihr nicht ähnlich, lange auszuharren und die Füße stillzuhalten. Sie wollte Astaloth finden - wer oder was auch immer das war - und dazu mussten sie Santros erreichen.

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Freitag 24. November 2023, 20:30

„Rhuna! Rhuna… langsam…“ stoppte Yedan die Elfe in ihrem Redeschwall aus Fragen, woraufhin sie tatsächlich innehielt und ihm ein wenig angespannt in die Augen sah. Noch immer lächelte Yedan und schien über ihren Sorgen beinahe ein wenig amüsiert zu sein – doch auf keine negative Art und Weise. Rhuna konnte von seinem Ausdruck ablesen, dass er all die Fragen hörte und verstand, was sie meinte, doch diese in seinen Augen nicht das Gewicht besaßen, dass die Waage seiner Entscheidung in die andere Richtung kippen könnte.
„Mein Vater hat auf mich gewartet. Er hat mich vermisst, so wie ich ihn vermisst habe. Aber das bedeutet nicht, dass ich hierbleiben muss, um ihm nahe zu sein. Er wünscht sich für mich ein Leben, Rhuna. Nicht, dass ich dieses Leben auch hier verbringen muss.“, erklärte er ihr und begann dann ihr mit den Fingern die Tränen von den Wangen zu streichen. So ganz wollte die Sorge um das Seelenheil des Bogenbauers nicht weichen. Doch bekam sie gar nicht die Möglichkeit weiter darüber nachdenken, denn Yedan sprach noch weiter.
„Es ist doch nichts schlechtes, mal eine andere Meinung zu haben. Das macht dich weder zur schlechten Person noch zur Egoistin. Rhuna, die Welt ist voll von Gegensätzen. Du musst keine Rollen erfüllen, die nicht zu dir passt. Und ich will nicht, dass du glaubst, ich erwarte gewisse Dinge von dir. Ich möchte bei dir sein. Mit all deinen Schatten und all deinem Licht. Solange du dir treu bist, ist doch alles in Ordnung. Mein altes Leben ist schon lange vorbei. Das kann ich nicht mehr zurückholen und möchte es auch gar nicht. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich wieder ein Zuhause habe. Aber ich werde nicht hier mein Glück finden. Ich finde es da draußen… mit dir.“ Mit jeder Sekunde, die verging und in der er seinen, in sich ruhenden Ausdruck beibehielt, traute sie sich mehr seinen Worten Glauben zu schenken. Yedan würde sie wirklich begleiten! Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen.
Verdammt… ich kann nicht aufhören!, fluchte sie innerlich über sich selbst und strich sich rasch mit den Finger über die Augen, um die erneuten Tränen direkt fortzuwischen. Wie könnten die Worte des Halbelfen sie auch nicht so tief berühren? Ihr Herz fühlte sich plötzlich frei und leicht an…, oh war das gerecht, dass sie so viel Freude empfand?
Yedan griff nach ihren Händen, dessen Druck sie sanft erwiderte. „Ich bin bereit herauszufinden, was ein Sarier der Welt zu bieten hat. Ich möchte sehen, wie die Menschen und Elfen, Zwerge und Orks dieser Welt leben. Ich kenne die Wälder inzwischen besser als dieses Dorf. Aber ich bin auch bereit für etwas Neues. Jetzt fängt mein Leben an. Mein neues Leben – mit dir. Irgendwo in Celcia. Ich bleibe an deiner Seite und werde etwas finden, was ich tun kann. Mach dir keine Gedanken darum. Mir wird es sicherlich schwerfallen, mich zurechtzufinden und dabei werde ich deine Hilfe brauchen. Ich habe keine Ahnung, welche Auswirkungen das haben wird, aber ich bin mir sicher, dass du es dann sein wirst, die mich dieses Mal vor dem… Tiger rettet.“ Sie lächelte ihn an und in ihrem Blick schwang deutlich die Größe ihrer Liebe zu ihm mit. Eigentlich war sie davon beinahe überzeugt, dass er sich weit schneller und besser in der Welt zurechtfinden würde, als sie – auch in einer Großstadt, doch andererseits konnte man behaupten, dass sie dahingehend fast ein wenig mehr Erfahrung besaß, wenn man die Größe Shyánas bedachte.
„Wir bekommen das hin. Zusammen!“, bestätigte Rhuna ihm glücklich, ließ dann wieder seine Hände los, nur um ihm erneut um den Hals zu fallen.
„Danke…!“ wisperte sie gegen seine Schulter, bevor sie den Kopf wieder hob. Ein Funkeln lag in ihren Augen und sie stützte sich leicht ab, so dass sie mit einem kleinen Sprung ihm in die Arme hüpfte. Dass er ihr Gewicht ohne Probleme tragen konnte, wusste sie mittlerweile immerhin. Ihre neue Position erlaubte es ihr ein wenig höher zu sein, als es Yedan war und sie umfasste sein Gesicht mit ihren Händen, um ihn in einen innigen Kuss zu ziehen. Doch bevor ihre Lippen aufeinander trafen sagte sie noch leise: „Ich liebe dich!“

Danach sprachen die beiden noch kurz über ihre Reise, bevor sie beschlossen nun auch zu Neriélle und Arunn zu gehen. Anders als zuvor konnte man Rhuna nun ansehen, wie erleichtert und gelöst sie war. Sie erklärten ihr Vorhaben gemeinsam zu reisen und schlossen sich nach einem kurzen Gespräch den beiden an.
Neris Lächeln – wissendes Lächeln ließ Rhuna ein wenig erröten, doch gleichzeitig konnte sie mit ihrer Freude nicht hinterm Berg halten. Wie könnte sie auch, wo sich gerade fast alle ihrer Sorgen in Luft aufgelöst hatten?
Gemeinsam ließen sie das Fest noch ein wenig auf sich wirken, oder ließen sich mitziehen, bis die Stunde schlug, an der auch dieses ein Ende fand. Erschöpft, aber glücklich würden wohl diese Nacht so gut wie alle Bewohner ins Bett und in einen tiefen Schlaf fallen, der aus der Gewissheit und Freude über den Sieg des Dämons und der damit verbundenen Sicherheit geboren war.
Rhuna bezweifelte jedoch, dass es an diesem Abend jemanden gab, der glücklicher sein könnte, als sie es war. Mit diesem Gedanken und einem letzten Blick auf Yedans bereits schlafendes Gesicht schlief auch sie ein.
Die Nacht war vielleicht sogar recht kurz, da noch Vorbereitungen für ihre Abreise getroffen werden mussten, doch als diese erledigt waren, stand die Sonne bereits hoch am Himmel und zauberte ein Licht- und Farbenspiel durch die Blätter der Baumkronen.
Yedan und sie begaben sich zum vereinbarten Treffpunkt, wo nicht nur Neri und Arunn auf die warteten. Die Gesichter ihrer Freunde zu sehen – ganz besonders das von Avalinn, sorgte dann am Schluss doch noch für einen nicht ganz so leichten Abschied. Gewiss war, dass sie alle klarkommen würden und ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie bemerkte, dass Kayon nicht mehr so alleine gelassen werden würde, wie er es zuvor gewesen war. Der garstige Griesgram scheute nicht länger Gesellschaft und irgendwie war sie sich sicher, dass Kaja und Ajak sich ab sofort häufiger in seiner Gesellschaft aufhalten würden. Das hatte sie schon bei ihrem gemeinsamen Frühstück gedacht.
Was besonders schön war, war dass die Elfe noch Gelegenheit bekam mit Avalinn zu sprechen und ihr mehr als nur einmal zu danken. Hätte es der Zustand der Heilerin zugelassen hätte sie sie sicher ohne Umschweife gefragt, ob sie sie begleiten würde, doch so war klar, dass Avalinn noch eine Weile brauchen würde, um wirklich wieder gesund zu werden.
„Ich… kann euch gar nicht sagen, wie dankbar ich euch allen bin!“, sprach sie aufrichtig und sah jedem ihrer Lieben nacheinander ins Gesicht. „Ich habe hier eine ganz andere Art Heimat gewonnen, ohne überhaupt danach gesucht zu haben.“ Dann begann der Abschied und sie ließ es sich nicht nehmen jeden von ihnen in den Arm zu nehmen.
Am Schluss blieb Rhunas Blick jedoch kurz an Ajak haften, was ihr Lächeln noch ein wenig weicher werden ließ. Zumindest für einen Moment. Dann schlich sich der Schalk in ihre Augen und sie boxte ihm sanft gegen den Oberarm.
„Pass auf alle auf! Und verdreh nicht jedem Mädchen den Kopf!“, sagte sie und sah zwinkernd zu Kaja, zu der sie hinzufügte: „Aber ich denke da hast du ein Auge drauf!“

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Re: Alte Freunde, neue Freunde

Beitrag von Erzähler » Montag 27. November 2023, 21:44

Es wurde Zeit. Abschiede waren niemals leicht und doch waren sie nötig, damit das, was man tat auch einen Wert hatte. Zudem waren Abschiede nötig, um voranzukommen. Nur wer sich von Altem trennte, konnte Neues entdecken. Für Rhuna und Neriélle war der Abschied aus ihrer Heimat Shyána Nelle nur der Anfang gewesen. Es war ein Abschied von allem Bekannten, von ihren Familien und Freunden. Von der Lebensweise, die Shyáner so schätzten. Und die nicht genug gewesen war für die beiden Elfinnen. Sie wollten mehr von Leben und hatten unsagbar viel bekommen. Für Neriélle verlief die Reise zu allem Neuen nicht unbedingt nach Plan. Sie hatte sich bereits binnen kurzer Zeit gegen zwei der wohl schlimmsten Bedrohungen behauptet und stand nun hier. Bereit den Weg weiterzugehen, bereit, sich von den neuen Freunden zu verabschieden, die sich aufgestellt hatten. Sie würden einander vermutlich nicht mehr wiedersehen und hatten auch nicht sonderlich viel Zeit miteinander verbracht, doch das, was sie alle zusammen erlebt hatten, das schweißte zusammen. Auch Neri wurde herzlich mit lächelnden Gesichtern empfangen, als sie sich zum besprochenen Treffpunkt begab. Sie hatte recht mit ihrer Vermutung, dass man sie nun anders aufnahm, seit sich der ‚Schatten Calhoun‘ verflüchtigt hatte. Sie musste erkennen, dass es manchmal egal war, was man tat. Man wurde als das gesehen, was andere wollten und nicht als das, was man vielleicht wirklich war. Sie selbst konnte sich davon ebenfalls nicht recht ausnehmen. Auch sie hatte Vorurteile gegen Calhoun gehabt. Doch jetzt war jener Teil Geschichte. Calhoun war bereits abgereist – wohin auch immer. Und alles, was von ihm blieb, war die Phiole mit dem Heiltrank und die Erinnerungen. Arunn indes stand ebenfalls bereit und wirkte ein wenig zerzaust. Der Mensch hatte wohl gestern von allen am meisten gefeiert und bereute wohl den frühen Tag derzeit etwas. Er gähnte herzhaft, als sich Neriélle dazugesellte. Nun wartete die Gruppe auf Rhuna und Yedan und auch sie waren pünktlich zur Stelle. Das Paar wirkte gewiss beschwingt. Denn entgegen Rhuna’s Annahme, würde Yedan sie begleiten! Die Freude darüber währte nicht ganz so lange, sobald sie Kayon sah. Er würde sich erneut von seinem Sohn verabschieden – weil sie ihn mit sich nahm. Wie würde der Alte auf sie reagieren? Doch zu ihrer weiteren Erleichterung, schenkte der Alte ihr ein breites Lächeln. Freude glättete die vielen Falten und ein Funkeln wärmte die trüben Augen. Es schaffte eine angenehme Atmosphäre und animierte Rhuna dazu, sie alle anzusprechen: „Ich… kann euch gar nicht sagen, wie dankbar ich euch allen bin! Ich habe hier eine ganz andere Art Heimat gewonnen, ohne überhaupt danach gesucht zu haben.“ Sie erntete zustimmendes Nicken und Lächeln. Dann traten Ajak und Kaja vor und umarmten Rhuna innig. „Pass auf dich auf. Und halte immer Ausschau nach dem weißen Hirsch, versprochen? Wir sind in Gedanken bei dir und wenn du jemals etwas brauchst… Du hast hier deinen Platz, Rhuna!“, sprach Kaja und drückte die Elfe noch etwas fester. „Ohhh! Du wirst mir fehlen!“, grinste sie dann und überließ Ajak das Wort. Jenen musterte Rhuna mit einem gewissen Schalk im Nacken. „Pass auf alle auf! Und verdreh nicht jedem Mädchen den Kopf!“, tadelte sie ihn etwas und spielte auf seine Gefühle an, die er ihr gestanden hatte. Er wurde etwas rot um die Wangen. „Ich liebe dich, Rhuna – das ist so.“, gestand er noch mal und grinste dann lausbubenhaft. „Aber.. ich weiß auch, dass dein Herz an Yedan hängt und – es ist natürlich in Ordnung. Mach dir da keine Sorgen.“, er schielte zu Avalinn und grinste dann noch mal, als Rhuna zu Kaja meinte: „Aber ich denke da hast du ein Auge drauf!“ Jene nickte nur und gab ihrem Bruder einen liebevollen Klaps auf den Hinterkopf. „Sicher!“, versprach sie und Ajak drückte Rhuna ebenfalls noch mal. Er war ein Jungspund, wie er im Buche stand. Er würde seinen Weg finden und auch lernen, was es mit seiner Gefühlswelt genau auf sich hätte.

Arunn neigte sich kurz zu Neri, als er neben ihr Stellung bezogen hatte: „Ganz schön viel Gesülze, nicht wahr?“, flüsterte er und grinste. Er meinte es scherzhaft, weniger böse. Dennoch war dies wohl eher ein Abschied für Rhuna. Aber sie hatte auch wahre Freunde gefunden und würde jene ‚alten‘ zurücklassen, um neue zu finden. Als nächstes war Lorna dran. Die Frau des Verräters wirkte freundlich, auch wenn man ihr den Stress der letzten Zeit deutlich ansah. Sie übergab Avalinn kurz an Ajak und trat auf Rhuna zu. „Lerne die Welt kennen, Rhuna und male ein Bild mit deinen eigenen Farben!“, spielte sie darauf an, wie sie sich kennengelernt hatten. Lorna hatte in ihrer Galerie gesessen und gemalt, während Farun sie liebevoll begrüßt hatte. „Lass dir von niemanden deinen Mut und dein Herz wegnehmen! Es führt dich am Ende zum Erfolg.“, lächelte sie noch und drückte Rhuna dann zum Abschied. Sie trat zurück und musterte Yedan. „Mein Lieber… All der Schmerz… all das Leid… Es… tut mir leid. Wirklich.“, murmelte sie erstickt und man konnte sehen, dass sie sich verantwortlich fühlte. Yedan musterte sie und schüttelte dann den Kopf. Er nahm sie in den Arm und drückte die zierliche Menschenfrau, die bereits etwas angegraut war. Sie japste und Tränen benetzten sein Hemd. Lorna griff in den Stoff hinein und schmiegte sich in seine Umarmung. „Sie machen ihm den Prozess. Er wird seine Strafe erhalten, Yedan.“ Der Halbelf nickte und entließ Lorna aus seinen Armen. „Hauptsache, du achtest auf dich, Lorna.“, lächelte er und sie nickte leicht. Dann trat die Pelgarerin an die Seite von Ajak und übernahm Avalinn wieder. Sie lächelte leicht und wagte sich dann doch allein vor. Avalinn schritt langsam und vorsichtig die wenige Schritte bis zu Rhuna. Sie ergriff die Hände ihrer Freundin und Rhuna konnte spüren, wie kühl sie waren.
„Du hast… es … geschafft..“, keuchte die Heilerin und man hörte, wie geschwächt sie war. Ihr schlohweißes Haar fiel ihr über die Schultern. Sie hatte abgenommen, war ausgemergelt und hatte kaum noch etwas von ihrem liebreizenden Äußeren. Avalinn lächelte dennoch. „Du hast … deine… Ma…gie gefunden… ich … bin … bin so stolz!“, offenbarte sie ehrlich. „Nun… nun wir…st du ent..scheiden, we…lcher du … folgen… möchtest.“, hauchte sie und musste sich etwas mehr stützen an Rhuna. Lorna war wieder zur Stelle und half Avalinn beim Stehen. „Passt auf… euch auf…“, verlangte Avalinn und lächelte erneut. Dann wurde sie von einem Husten geschüttelt und zog sich etwas zurück. Doch nachdem sie sich beruhigt hatte, wandte sie den Blick zu Neriélle, die etwas Abseits stand. „Ich… habe… dich in der… Däm..onenwelt gesehen…“, offenbarte sie ihr und ließ sich von Lorna etwas zu Neri hinführen. Auch sie berührte sie und so kühl ihre Hände waren, Avalinn besaß eine ganz eigene Wärme. Nichts an ihr war missgünstig, launisch oder gar abwertend. Sie war… rein. „Ich bin mir… sicher, dass… dass du deinen Weg … findest… Und… kämpf..e nicht… gegen das, was… du f…fin..dest an.. Wo Li…cht ist… sind auch Schatten…“, teilte sie ihr kryptisch mit und verlor dann tatsächlich ihre Kraft. Ajak war so schnell zur Stelle, dass er sie fing und hochhob. Avalinn lehnte ihren Kopf geschwächt gegen die Schulter des Blonden, bevor er sich mit einem Lächeln sowohl bei Neri als auch Rhuna noch mal verabschiedete. „Sie braucht Ruhe. Ihr werdet mir fehlen…“, sagte er durchaus ehrlich und schloss auch Neri darin ein, bevor er Avalinn wieder zurückbrachte, damit sie sich erholen kann. Nun war endlich Kayon dran.

Der Alte hatte tatsächlich zwei Pakete dabei, die er nun auf seinen Unterarmen trug und Neri und Rhuna präsentierte. Er lächelte und überreichte dann Neriélle zuerst etwas. Schon beim Anfassen wusste Neri, was es war. Bevor sie den Stoff zurückschlagen konnte, wusste sie, dass es sich um einen Bogen handelte. Tatsächlich aber konnte sie erkennen, dass es Teile ihres Bogens war, die sich mit dem Holz der Sariannenbäume verband. Kayon hatte aus ihrem Bogen eine neue Version gemacht, doch die alten Verzierungen und sogar die eine oder andere Kerbe war noch geblieben. So besaß der Bogen inzwischen helle Spitzen und verschnörkelte Linien. Das waren die Teile, die Kayon mit dem bearbeiteten Holz der Bäume, das Neri teuer bezahlt hatte, verändert hatte. In der Mitte besaß der Bogen seinen bekannten Griff und dunkle Elemente. Er war tatsächlich wundervoll gearbeitet. Man bemerkte gar keine Übergänge von alt zu neu und auch die Sehne war auf den Millimeter genau gespannt. Dieser Bogen lag hervorragend in der Hand und besaß ein angenehmes Gewicht. Er war wundervoll und würde sie wieder ein Stück komplettieren. Zudem gab es noch Pfeile und einen neuen Köcher. Er schmunzelte, während er sie beobachtete. „Ich hoffe, du kannst damit leben, dass ich einige Teile austauschen musste. Ich habe aber den Charakter erhalten können und das, was ihn zu deinem Bogen macht.“, sagte er vollkommen ernstgemeint. Kayon hatte nicht zu viel versprochen. Er hatte den Bogen zwar verändert, aber den Kern besaß er noch. Dann wandte er sich an Rhuna und überreichte ihr das zweite Paket. Auch sie durfte hoffen, dass sie endlich das fand, was sie doch so gerne haben wollte: Als sie den Stoff zurückschlug, leuchtete ihr ein brandneuer Bogen entgegen. Im Grunde aber aus hellem Holz besaß ihrer, dunkle Applikationen und wirkte wie ein Pendant zu Neri’s Bogen. „Es war etwas Holz übrig und ich habe mir erlaubt, auf Hinweis von Yedan, dir auch einen Bogen zu bauen. Er sagte, du würdest gerne lernen, damit umzugehen, sodass ich dir gerne behilflich bin, indem ich dir dieses Abschiedsgeschenk mache.“, sagte er und überreichte ihr ebenfalls Köcher und Pfeile. Dann lächelte er und sah Rhuna und Yedan warm an. „Ihr beide seid das größte Geschenk und ich kann euch nicht oft genug sagen, wie sehr ich mich freue, dass ihr euch gefunden habt. Rhuna…“, er wandte sich an sie. „Danke, danke dass du Yedan zu mir zurückgebracht hast. Nun lebt euer Leben und wisset, dass ihr hier immer einen Platz habt.“ Er umarmte die beiden glücklich und schmatzte Rhuna einen Kuss auf die Wange. Dann umarmte er Yedan nochmal kräftig, was der Halbelf erwiderte. Arunn trat derweil auf Neri zu und pfiff leise bei dem Anblick des Bogens. „Nicht schlecht, dann weiß ich schon, wer das Essen besorgt!“, grinste er und schnalzte mit der Zunge.
Es wurde Zeit. Sie hatten sich verabschiedet und erhielten am Ende das, weshalb sie im Grunde gekommen waren. Zwei Leben, die gerettet wurden, zwei Bögen, die wiederhergestellt waren und obendrein noch ein ganzes Dorf, das ihretwegen voller Leben war. Zudem eine Liebe, die beflügelte und einen Freund, der sich als wahre Stütze erwies. Es war ein guter Tag zum Reisen. Und so verließen die vier neuen Freunde, die alten, um ihren Weg ins Ungewisse fortzusetzen…

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