Mitfahrgelegenheit gesucht

In der Stadt sind frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse knapp. Daher gibt es den Handelsposten. Von hier aus reisen die Elfen auf Schlitten davon, um Nahrung zu beschaffen und hier wird sie auch gelagert.
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Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. Oktober 2023, 14:21

Eleyna kommt von: Auf den Eisfeldern


Die Fahrt von dem Gehöft bis zur Hauptstadt des Eisreiches zu beschreiben, könnte mit einem Wort gelingen: Eiskalt! Und zwar in mehrfacher Hinsicht.
Auf der einen Seite war da naturgemäß das Wetter. So schön es auch war, nach den Tagen des Schneesturms die Sonne sehen zu können, die alles um einen herum zu einem schmerzhaften Glitzern brachte, sie konnte einfach nicht wärmen. Im Gegenteil, die Luft war klirrend kalt und das auch ohne dem Fahrtwind, wenn die vor Kraft strotzenden Rentiere zeigten, was sie konnten. Selbst im direkten Sonnenschein gab es nicht einmal einen Hauch von Wärme.
Stattdessen kam es vielmehr einem Wunder gleich, dass das Blut in ihren Adern nicht gefror und der Atem eine weiße Wolke blieb, anstatt aus Eiskristallen zu bestehen. Die Felle und die Decke halfen kaum und trotzdem wäre es wohl ohne ihnen tödlich verlaufen. Lediglich abends, besser gesagt am späten Nachmittag, sobald die Sonne hinterm westlichen Horizont verschwand, konnte ein kleines Feuer und ein heißer Sud helfen, sich halbwegs wieder selbst spüren zu können.
Dennoch schlief jeder in seinem eigenen Zelt und Sylvaina bestand darauf, dass das ihre stets zwischen dem der beiden Halbgeschwister stand. Vielleicht war diese Vorsichtsmaßnahme nicht notwendig gewesen, zumindest versuchte es Arvid kein einziges Mal, erneut die Spionin körperlich anzugehen. Womöglich war sogar ihm zu kalt dafür.
Aber auch abgesehen von der Witterung war dieser Weg kein Zuckerschlecken, denn jede Unterhaltung wurde im Keim bereits erstickt, sofern sie überhaupt aufkommen wollte. Erstaunlicherweise war es die Eiselfe, die stets das Wort ergriff, um eine kleine Erklärung abzugeben. Beim ersten Halt betraf dies den Ablauf ihres Lagers, wer sich um was zu kümmern hatte und wann es weiter ging. Da dies beim zweiten Mal nicht mehr notwendig war, erläuterte sie, wohin es ging und das sie, aufgrund des neuen, frischen Schnees, einen Tag länger brauchen würden.
Dafür wurden sie bei der dritten Rast mit dem Auftauchen der Eistürme Estrias am Horizont belohnt. Mehr noch, schon die letzten Stunden über hatten sich immer wieder andere Schlitten gezeigt, die in dieselbe Richtung fuhren. Manchmal war Sylvaina sogar gegrüßt worden mit Handzeichen, die sie erwidert hatte. Und am Abend gab es mehrere Lichtpunkte verteilt auf der letzten Strecke ihrer kleinen Reise. Das Ziel war demnach nicht mehr weit und dann würde sich zeigen, wie es weiter gehen würde mit ihnen.
An diesem Abend zogen allerdings Wolken auf, die mit neuen Stürmen drohten. Hoffentlich ließen sie sich noch Zeit genug, bis sie in der Eisstadt waren! Doch sie hatten Glück, denn es blieb auch am Morgen zwar grau in grau, aber es kam kein Schnee oder Eisregen herunter. Dafür hatte sie Kälte etwas nachgelassen, sodass es beinahe schon die Illusion von Wärme während der letzten beiden Stunden Fahrt in freiem Gelände gab.
Auf diese Weise erreichten sie das große Tor zur Estria und gliederten sich in den Strom an Schlitten ein, der in die Stadt hinein strebte.
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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 30. Oktober 2023, 13:59

Es war vermutlich sehr viel klüger gewesen, sich dieses Mal nicht auf irgendwelche Konfrontationen einzulassen. Eleyna hatte erfahren, dass sie am nächsten Tag aufbrechen könnten, und das war genug der Informationen. Ihre wachsamen Augen hatten sehr wohl bemerkt, wie Arvid sich schwer beherrschen musste und sich seine Hände zu Fäusten geballt hatten. Die Elfe war gewiss ebenfalls ein Hitzkopf, wenn sie wollte, aber sie war auch aufmerksam. Zudem wollte sie gewiss nicht, dass Sylvaina ihre Meinung änderte und sie doch noch hierbehielt. Sie musste langsam aus diesem Gehöft entkommen, denn hier, in der Einöde, würde sie sonst niemals schaffen zu fliehen. Wenn sie das denn noch wollte. Im Grunde hatte Eleyna beschlossen, sich von Arvid nach Morgeria bringen zu lassen. Doch ob das umsetzbar wäre? Sie wusste sehr wohl, dass sie damit ihr eigenes Todesurteil unterzeichnete und somit auch das, für das Ungeborene. Die Gedanken flossen in vielfältige Richtungen und ergaben im Moment noch nicht recht viel Sinn. Die Spionin aber nutzte ihre Zeit, um sich mental und körperlich darauf vorzubereiten, dass sie am nächsten Tag erneut eine kalte Schlittenfahrt in Kauf nehmen musste. So ließ sie sich auch wärmere Kleidung geben und nahm alles an, was man ihr in den letzten Stunden noch Gutes zuführen konnte. Sie schaltete nicht auf stur und ließ sich von irgendetwas davon ablenken daran zu denken, dass die Fahrt bitterkalt und entbehrlich sein konnte. Wohin es ging, hatte sie von Sylvaina erfahren. Estria. Eleyna wusste nicht vieles darüber und war auch noch nicht dort gewesen. Aber sie wusste, dass eine ganze Stadt von Eiselfen nicht unbedingt der warme Ort wäre, an dem sie sich ewig lange würde, aufhalten konnten. Dennoch war Estria eine Chance für sie. Sie musste nur abwarten und im richtigen Moment vielleicht zugreifen. So fand sie sich am nächsten Tag in früher Morgenstunde neben den Schlitten ein, die bereits durch Sylvaina und ihre Leute hergerichtet worden waren. Sie konnte die Eiselfe mit ihrem Verwalter sprechen sehen und störte dort nicht, nickte kurz aber zur Begrüßung. Dann sah sie Arvid mit eingefrorener Miene und sturem Blick. Sie seufzte innerlich, ließ sich aber sonst nichts anmerken. Der Junge wollte partout nichts mit ihr zu tun haben. Es würde sich zeigen, ob sich das irgendwann änderte, doch jetzt sparte sich Eleyna lieber ihre Kräfte. Sie würde andere Gelegenheiten haben – oder eben auch nicht. Für einen Moment aber überlegte sie, wo sie denn genau sitzen sollte und ob es denn so klug war, wenn Arvid hinter ihr Stellung bezog, da räumte Sylvaina mit dieser Unsicherheit von sich aus auf. Eleyna nickte und schmunzelte kurz hinter ihrer dicken Kapuze und dem Tuch, das sie vor den Mund gelegt hatte. Es würde ihre Lippen und die Nase vor dem Fahrtwind etwas schützen, doch ein Blick in den rosagefärbten Himmel verriet, dass es ein klirrender, wolkenloser Tag werden würde.

Und so starteten sie, ohne, dass sich noch Worte gelohnt hätten. Die Fahrt war doch viel kälter, als Eleyna anfangs noch glaubte. Auch hatten diese Schlitten nichts mit den gemütlichen Wolfsschlitten der Mantroner gemein. Während die Landschaft dahinglitt und sie versuchte nicht zu erfrieren, da glitten ihre Gedanken den Kuven auf dem Schnee gleich ebenfalls zu wärmeren Zeiten. Die Stimmung war ebenso frostig, wie das Wetter und Eleyna sehnte sich danach, dass sie ein paar vernünftige Worte hätte sprechen können. Wenn einem ständiger Hass und Misstrauen entgegnet wurde, dann konnte das auch schlauchen. Bei der ersten Rast hatte Eleyna das dringende Bedürfnis, sich ordentlich zu bewegen. So stampfte sie in einem großen, aber für Sylvaina und Arvid sichtbaren, Radius um das Lager herum, nachdem sie die ihr zugewiesene Arbeit erledigt hatte und entging somit der Versuchung, Arvid noch mal zur Rede zu stellen. Eleyna bewegte sich lange, um ihre Glieder und ihren Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor sie ans Feuer zurückkehrte, sich ein wenig aufzuwärmen versuchte und schließlich schlafen ging. Der nächste Tag war ebenfalls eher wortkarg und allmählich waren ihre Gedanken aufgebraucht. Irgendwann genoss sie einfach die Weite, die das Land zu bieten hatte. Es hatte etwas für sich, dass man so weit gucken konnte und kein Mauerwerk oder Wald ihr die Sicht raubte. Trotzdem wäre diese Kälte auf lange Sicht nichts für sie. Auch die zweite Rast verlief ähnlich, wie die erste. Eleyna erledigte ihre Aufgaben, erwies sich sogar als besonders umgänglich und arbeitsam und machte auch ansonsten keinen Ärger. Sie schien ihre Situation akzeptiert zu haben oder aber sie sparte ihre Kräfte für den wichtigen Moment. Ganz egal, man konnte jedenfalls nicht behaupten, dass Eleyna nach Problem suchte. Ganz im Gegenteil, ging sie dem einen Problem auf zwei Beinen sogar gekonnt aus dem Weg. Sie bot Arvid keine Möglichkeit, sich an ihr abzureagieren, achtete stets darauf, dass er ihrem Zelt nicht zu nahekam und schlief mit einem offenen Auge. Bei der dritten Rast konnte sie ihre Augen nicht von den Türmen der Eiselfenstadt nehmen. Sie schimmerten in der Sonne und blendeten im richtigen Winkel. Eleyna war fasziniert und stand eine Weile da, um die Stadt in der Ferne anzustarren. Auch hatte sie den Tag über die anderen Schlitten beobachtet und zu erkennen versucht, woher jene wohl kamen. Und, ob es Mantroner gab, die sie womöglich kannte. Alles in allem verfiel Eleyna jedoch nicht wieder in Gedanken, die sie aufhielten.
Die Monate in Mantron waren etwas wertvolles gewesen. Aber die Zeit war vorbei und die Spionin in ihrem Leben zu oft vor dem Trümmerhaufen ihrer Träume gestanden. Sie wollte das nicht noch einmal erleben und so schob sie jene schöne Zeit von sich und vergrub sie ganz tief unten, um nicht Gefahr zu laufen, jemals wieder daran wehmütig denken zu müssen. Sie begann einen neuen Abschnitt in ihrem Leben und kehrte zu ihrem Leben als ‚einsame Wölfin‘ zurück. Gleichwohl wurde sie weitaus verschlossener. Sie antwortete höflich auf Ansprachen seitens der Elfe, doch Arvid erhielt in der ganzen Zeit nicht ein Wort von ihr. So auch an diesem Abend, als sie gerade den Himmel beobachtete und erkannte, dass dort Wolken aufzogen. Sie wandte sich an Sylvaina und trank einen Schluck heißen Tee’s, bevor sie mit dampfendem Atem fragte: „Schaffen wir es, bis das Unwetter losgeht?“. Dabei war sie recht neutral und hätte gewiss der einen oder anderen Eiselfe Konkurrenz machen können aufgrund der Emotionslosigkeit. Die positive Antwort auf die Frage sollte sich am nächsten Tag tatsächlich bewahrheiten. Denn noch bevor ein erneuter Eissturm oder zumindest ein Unwetter losbrechen konnte, passierte Eleyna die Stadt Estria. Interessiert und wachsam beobachtete sie die anderen Fahrzeuge, die Menschen und Elfen, einfach alles hier. Sie prägte sich ganz automatisch etwaige interessante Punkte ein und staunte über die hohen Türme, für die Estria bekannt war. Nun war sie also hier… In der Stadt der Eiselfen und mit einem kurzen, undefinierbaren Gefühl im Bauch, wurde sie schlagartig wieder aufmerksamer. Wenn es Gelegenheit gäbe, Arvid stehenzulassen, dann hier. Auch wenn ihre Ambitionen dazu noch nicht vollends ausgereift waren.

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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Erzähler » Dienstag 31. Oktober 2023, 21:10

Was die Halbelfe in ihrem Leben bereits gelernt hatte, schien bei ihrem kleinen Bruder noch nicht angekommen zu sein. Nämlich, dass es manchmal klüger war, tief durchzuatmen und nicht jedes Mal mit dem Kopf unbedingt durch die Wand wollen zu müssen. Nicht sofort jedem Gefühl nachzugeben, sondern sich zu besinnen und zu beherrschen, bis die Zeit reif für eine Explosion... oder Flucht wäre. In diesen Tagen der Fahrt nach Estria jedoch erstickte ohnehin die Kälte jegliche, nicht notwendige Empfindung in allen dreien.
Dass Sylvaina kalt war, war ihr naturgemäß nicht anzumerken, schließlich war dies ihre Heimat und ihr Körper so gut wie möglich daran angepasst. Trotzdem bedeutete das nicht, dass sie gar nichts spüren konnte. Arvid hingegen klapperten öfters die Zähne und seine Bewegungen, wenn er am Abend sein Zelt aufbauen und einräumen musste, wirkten ziemlich steif. Selbst, wenn er gewollt hätte, so hätte er niemals mit einer Waffe auf sie zielen und sie treffen können. Beinahe war ihm des Öfteren, dass trotz der Handschuhe, die Zügel an seinen Fingern festgefroren wären, und dass seine Glieder aus unbeweglichem Eis bestünden!
Somit war jede Vorsichtsmaßnahme eher eine Art Bonus, als dass sie tatsächlich notwendig gewesen wäre. Hinzu kam, dass er abends am Feuer ausschließlich damit beschäftigt war, irgendwie wieder etwas Wärme in seinen Körper zu bekommen, und dadurch kein Interesse an irgendeiner Art Interaktion hatte.
Die Eiselfe hingegen gab ein paar Informationen stets zum Besten, ob sie gut oder schlecht voran gekommen waren und ob das Tempo, zu das die Tiere angespornt worden waren, geeignet war, es auch so beizubehalten. War es, immerhin gab sie es ja vor. Dennoch schien es ihr wichtig zu sein, es zu erwähnen.

Am dritten Tag tat sich dann allmählich etwas. Nicht nur, dass die unendliche, weiße, blendende Weite endlich einen Fixpunkt am Horizont bot, nämlich die Türme des Eispalastes und noch einige niedrigere mehr, sie waren auch nicht mehr ganz so einsam. Zwar schloss sich keiner der Schlitten direkt den ihren an, doch gegrüßt wurde Sylvaina trotzdem. Man kannte sich, woher auch immer, und man hatte ein gemeinsames Ziel.
Hauptsächlich waren es andere Eiselfen, die ihnen so begegneten. Sofern das unter all den Vermummungen und auf die Entfernung hin tatsächlich erkennbar war.
Der letzte Abend auf freiem Feld stand an und das Erreichen des Ziels wurde auch bitter nötig, so bedrohlich, wie die Wolken aufzogen. Die konnten einem durchaus Unbehagen einflößen, vor allem in Anbetracht des Schneesturms, den es erst vor wenigen Tagen noch gegeben hatte und bei dem selbst eine hartgesottene Frau wie Sylvaina nicht freiwillig vor die Tür gegangen war. Nicht auszudenken, was sie erwarten würde, würde sie solch ein Wetter auf weiter Flur erwischen! Noch dazu, wo das Ziel, Estria, zum Greifen nahe war.
Entsprechend besorgt wirkte die Spionin und stellte sogar eine passende Frage. Die Eiselfe sah nachdenklich, die behandschuhten Hände um die dampfende Tasse geschlossen, in besagte Richtung. Ihrer Mimik, den Schal hatte sie herunter gezogen, um essen und trinken zu können, war nicht anzusehen, was hinter ihrer Stirn vor sich ging.
Die Sekunden verstrichen, in denen das Feuer munter vor sich hin prasselte, und auch der Mischlingself rührte sich kaum, so, als warte er genauso wie seine Halbschwester auf die Antwort. Wenngleich er selbstverständlich niemals zugegeben hätte, dass ihn etwas interessieren könnte, das sie gesagt hatte.
Schließlich zuckte Sylvaina mit den Schultern und nippte an ihrem Getränk. "Garantie gibt's keine von mir, aber sollte machbar sein. Je nachdem, wie viele uns den Weg verstellen.", erklärte sie schließlich und deutete in die Runde der anderen Schlitten, die in Sichtweite ihre Lager aufgeschlagen hatten.
Überall waren kleine rötlich-orangene Farbtupfer von den Feuern zu sehen, an denen sie versuchten, sich zu wärmen nach ihrer Reise. Dies war ihrer aller letzte Nacht außerhalb und am nächsten Morgen war allerorten der Eifer groß, rasch zusammen zu packen und aufzubrechen. Das Wetter war ihnen gnädig und ohne sonderlichen Turbulenzen erreichten sie relativ bald das große, wuchtige Tor aus Stein und Eis.
Es war alles in allem bei weitem nicht mehr so kalt gewesen während dieser letzten Etappe, schließlich hatten sie kaum Geschwindigkeit aufnehmen können. Stattdessen waren die Tiere gemächlich vor sich hingetrottet, hatten sich in den Strom Richtung Estria eingefügt und am Ende ohnehin nur noch maximal im Schritt gehen können. Wenn nicht ein Stopp angesagt war, weil ein Schlitten weiter vorne kontrolliert wurde, ehe er einfahren durfte.
Auch Sylvaina unterhielt sich kurz mit der Wache, ehe sie das Zeichen gab, dass sie hinein durften. Der Tordurchgang war breit und trotzdem mussten sie hintereinander fahren, aus Sicherheitsgründen, wie die Eiselfe knapp erklärte. Die Tiefe der Stadtmauer war beachtlich, gute zehn Meter mussten das sein. Jedenfalls schaffte es das spärliche Tageslicht nicht, die Mitte zu erreichen, sodass schon um diese Uhrzeit Fackeln für Helligkeit sorgen mussten. Verschlossene Türen ließen auf Räume im Inneren der Mauer schließen, für den Aufenthalt der Wachen ebenso wie Aufgänge auf die Mauer selbst. Die Luft war eisig kalt und trotzdem nicht ganz so schlimm wie auf dem freien Feld, es würde somit vermutlich etwas länger dauern, bis man Erfrierungen hier hätte als draußen.
Als sie endlich den Durchgang passiert hatten, glitten sie auf glatten, festgedrückten Schnee weiter, den nicht einmal die Hufe der Rentiere verunzierten. Es war auch hier erstaunlich weiß, trotz des dichten Verkehrs, der sie schon bald aufnahm. Die Schneestraße war breit genug, um zwei Schlitten bequem nebeneinander zu erlauben, was auch im Laufe des Weges notwendig wurde, denn diese waren auch innerhalb Estrias das bevorzugte Verkehrsmittel.
Sofern man nicht zu Fuß unterwegs war und das tat man nicht auf dem Schnee, außer man musste die Fahrbahn an dafür vorgesehenen Stellen tun, nämlich dort, wo Holzplanken angelegt worden waren. Diese führten jeweils rechts und links zu kurzen Treppen mit vielleicht fünf oder sechs Stufen in die Höhe. Dort befanden sich Holzstege, ähnlich wie Veranden, mit Geländer und Überdachung, auf denen es sich bequem und relativ schneefrei flanieren ließ. Tatsächlich hielten sich immer wieder Eiselfen dort auf, um miteinander einen kleinen Plausch zu halten und zu zeigen, dass sie ihre Geselligkeit zumindest in der dichter bewohnten Stadt nicht ganz verlernt hatten.
Der Schnee selbst war unterhalb dieser Gehwege viel lockerer, ab und zu flog eine Handvoll Flöckchen auf, und weniger festgetreten, allerdings auch in unterschiedlicher Höhe, so, als würde die überschüssige Menge stets dorthin geräumt werden, um die Fahrbahn intakt zu halten. Die Häuser, die an den Seiten die Grenze der Straße bildeten, wurden von den Veranden ein wenig geschützt. Unterhalb dieser waren sie rein aus vereistem Stein, Fenster wie Türen gab es erst oberhalb des Holzes.
"Lagerräume. Die Wände lassen die Temperatur drinnen fast das gesamte Jahr über recht gleich bleibend sein.", erklärte Sylvaina und wies auf die fensterlosen Bereiche der Häuser.
Als sie nach einigen Minuten eine Kreuzung erreichten, wandte sie ihren Schlitten nach rechts. Links von ihnen wirkte die Stadt weiterhin so, wie sie es bislang gesehen hatten. Nach vorne hin wurde die Straße hingegen breiter und stieg auch langsam auf, das Tageslicht konnte für mehr glitzernden Schnee und einen freundlicheren Eindruck sorgen. Und das Holz der Veranden wurde von Stein ersetzt, während die Häuser mehr Zierrat in Form von kunstvollen Eisbildern erhielten. Sie waren auch niedriger gebaut, gaben weniger Personen wohnraum und wirkten allesamt so, als beginne hier jenes Stadtviertel, das sich nicht mehr jeder leisten konnte. Dazu passend lockten auch die Türme des Eispalastes im Hintergrund.
Doch nun ging es nach rechts und die Gebäude wurden ebenfalls anders, niedriger und zugleich mit mehr Öffnungen versehen. Es waren Verkaufsbuden, die sich die Lage in der Nähe des Handelspostens zunutze machten. Die Veranden wurden ebenso wie die Schneestraße breiter, damit so viele Personen wie möglich, diesen Weg nehmen konnten, um ihr Geld oder ihre Waren loszuwerden. Der Lärmpegel stieg, überall wurde verhandelt und gefeilscht, manchmal auch gelacht oder gestritten.
Weitere Minuten verstrichen, bis die Gebäude plötzlich wichen und den Blick frei auf einen Platz mit viel Raum gaben, einem Hafenkai nicht unähnlich. Hierher strebten die meisten Schlitten von außerhalb, Waren wurden ent- und aufgeladen, Geschäfte geschlossen und wieder zum Aufbruch geblasen, wenn es weiter gehen sollte, solange noch Tageslicht herrschte. Es wuselte ohne Ende und wer nicht aufpasste, konnte schnell darin untergehen.
Sylvaina kannte dieses Treiben und lenkte die beiden Schlitten geschickt hindurch, um zu einem freien Plätzchen zu gelangen. Es kam einem Wunder gleich, dass sie überhaupt eines fand. Eine Handvoll niedrige Holzpfosten ermöglichten es, die Zügel festzumachen, damit die Rentiere nicht plötzlich flügge werden könnten, egal, ob freiwillig oder nicht. Gekonnt machte sie die notwendigen Knoten und streckte sich dann seufzend.
Daraufhin wandte sie sich um und nickte zu den Waren auf ihrem Schlitten. "Helft mir, die Dinge abzuladen.", meinte sie und ließ ihren Blick bereits wieder in die Runde schweifen, so, als suche sie jemanden. Vielleicht einen Kunden... oder ihren Ansprechpartner hier, auf jeden Fall eine Person, über die sie ihr Vorhaben würde erledigen können.
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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 3. November 2023, 14:03

Es war ein immenses Kontrastprogramm zu den letzten Tagen, Wochen und Monaten. Eleyna hatte viel Zeit in Einsamkeit verbracht. Teils gewollt und teils erzwungen. Dann wiederum hatte sie Dinge über sich und ihre Herkunft erfahren, die sie für Monate den Traum eines normalen Lebens führen ließen. An der Seite eines Mannes, der nicht gerade für seine Offenheit und Gesprächsbereitschaft bekannt war. Eleyna musste darüber nachdenken, während die letzte Etappe sich endlich auf ihr Ziel zubewegte. Nun waren es bereits anderthalb Wochen, dass sie im Gehöft der Eiselfen darauf wartete, dass sie endlich aufbrachen. Anderthalb Wochen und sie hatte fest daran geglaubt, dass der Dunkle sich an ihre Fersen heften würde. Allerdings musste sie auch zugeben, dass er das nicht zwangsläufig tun musste. Sicher, sie war früher auch bereits allein zurechtgekommen und konnte es wieder tun. Aber vielleicht hatte sie geglaubt, dass es anders sein würde. Den Gedanken, dass er gar nicht überlebt hatte, ließ sie aus zwei Gründen nicht zu: Zum einen war Laogh stets als Sieger hervorgegangen. Und selbst mit ihr hatte er seine Vorsicht niemals fahren lassen. Und zweitens… hätte er nicht überlebt, hätte Arvid ihr das ganz bestimmt brühwarm unter die Nase gehalten! Sie traute ihren Halbbruder durchaus zu, dass er sich daran erfreute, ihr Schmerz zuzufügen. Und sauer auf den ehemaligen Lehrmeister war er ebenfalls für drei. Nein… Laogh musste anderweitig aufgehalten worden sein. Obwohl sie auch glaubte, dass er diesen Ausweg nutzte, denn im Grunde war ihnen beiden klar, dass das niemals richtig funktionieren könnte. Und die Halbelfe machte mit jedem Hufschlag, den die Rentiere taten, ihre Frieden damit. Denn Eleyna wünschte sich zwar etwas anderes von ihrem Dasein und war gewillt, den Traum so lange zu träumen, wie man sie ließ, aber sie war auch geprägt von langjähriger Erfahrung. Im Leben verlief nichts nach Wunschtraum. Und Eleyna würde das, was sie gehabt hatte, in sich einschließen und dann nach vorn sehen. Ob Laogh in der Lage war, sie auch nach so langer Zeit zu finden? Wobei, wenn sie sich recht erinnerte, hatte er den Pfeil und vor allem dessen Federn erkannt. Er wusste, was das zu bedeuten hatte und doch… und doch hatte sie seit über einer Woche nichts mehr von ihm gehört. Die Halbelfe versuchte sich von der klirrenden Kälte abzulenken, weshalb sie es zuließ, dass ihre Gedanken sich drehten. Schon immer wälzte sie dumpf brütend solche Überlegungen, denn einen Vertrauten hatte sie lange Zeit überhaupt nicht gehabt. Dann war Arrond in ihr Leben getreten. Sie dachte an ihn, überlegte, was er wohl zu allem sagen würde. Aber auch das brachte sie nicht sehr weit, denn der Bruch war so nachhaltig, dass sie sich ihm nicht länger anvertraut hätte.
Eleyna’s Blick fiel auf Arvid, der den Schlitten lenkte. Ob er jemanden hatte? Oder hatte es ihre gemeinsame Mutter geschafft, dass sie beide einsame Wölfe blieben, vom Rudel abgetrennt und ohne Rückhalt? Nun, zumindest Arvid glaubte noch an den Traum, dass er seiner Mutter Herzenswärme entlocken konnte. Die Elfe ließ ihren Blick zu Sylvaina wandern, die weiter vorn fuhr und gerade jemanden grüßte, der vorbeifuhr. Sie hatte ihre Familie. Ein Gedanke blitzte auf. Auch sie, Eleyna hatte Familie. Ihr Blick glitt symbolisch zum Horizont hinter ihr. Mantron. Das könnte ihre Heimat werden, Celestina hatte es gesagt. Allerdings hatte Eleyna gerade erst erlebt, dass ihre Familie niemals sicher wäre, wenn sie bei ihnen wäre. Nein… Ihr Blick glitt zurück und sah auf Estria, das sich vor ihnen nun erhob. Nein.. sie würde niemals zulassen, dass sich dieser Zweig der Familie nicht mehr sicher fühlen könnte. Lieber wusste Eleyna, dass sie eine Familie hätte, als mit der Gewissheit leben zu müssen, dass sie ihretwegen tot wären. Nicht, weil sie glaubte, dieser Teil der Familie wäre nicht wehrhaft. Aber bevor Eleyna in ihr Leben getreten war, hatten sie nichts außer den natürlichen Dingen zu fürchten gehabt. Und jetzt war Mantron’s Friedwald gestört und angegriffen worden.

Jetzt aber wurden Eleyna’s Gedanken von der Stadt abgelenkt. Sie durchfuhren das große Tor und die Halbelfe reckte ihren Hals, um hinauf zu dem Bogen zu sehen. Dann wanderten die Augen wachsam über die architektonische Bauweise. Estria erschien ebenso kühl und frostig, wie das restliche Land. Allerdings herrschte hier dennoch mehr Treiben, sodass aufwirbelnde Gedanken und Emotionen abgelenkt wurden. Eleyna blieb weiterhin stumm und besah sich die Übergänge für Fußgänger, während die Kutschen, bzw. Schlitten unter ihnen hindurchfuhren. Es war interessant, wie sich die Bauweisen den Gegebenheiten anpassten, um das Optimum herauszuholen. Eleyna’s Blick wanderte nun aber zu den Verkaufsständen, sobald sie den Weg gewechselt hatten und weiterfuhren. Hier war es deutlich unübersichtlicher, denn auch in Estria trieb man Handel. Eleyna sah gerade Angebot und Nachfrage darüber streiten, wer nun den besseren Preis erhält, ehe sich ihr Blick über die unterschiedlichen Auslagen bewegte. Sie nahm das alles in sich auf, war dabei aufmerksam und studierte jede kleine Gasse, jeden kleinen Weg. Sie betrachtete eventuelle Klettermöglichkeiten und achtete auf Verstecke. Estria bot viele Möglichkeiten und sie wollte sie zumindest schon mal kennen, bevor sie sich entschied, was sie nun tun wollte. Mit Arvid an ihrer Seite hätte sie bedeutend bessere Chancen, nahe an ihre Mutter heranzukommen. Denn wenn jene glaubte, Eleyna wäre ein Leck, dann überließ sie auch nichts mehr dem Zufall. Im Grunde wunderte es sie, dass sie nicht mehr Häscher auf den Fersen hatte, doch das sollte erstmal genügen. Die Halbelfe rutschte etwas auf dem Sitzplatz, ehe sie sich wieder auf die Umgebung konzentrierte.
Sylvaina erklärte hier und dort etwas und zumindest Eleyna nickte daraufhin, dass sie ihr zugehört hatte. Ein Blick glitt nach oben, wo sich das Tageslicht mehr und mehr abzeichnete und die Dächer zum Funkeln brachte. In einiger Entfernung lagen die Türme des Palastes, wie Eleyna wusste, ansonsten war Estria jedoch recht steil und spitz gebaut. In Andunie zum Beispiel waren die Fachwerkhäuser bedeutend besser zum Klettern geeignet. In Sarma hatte es Flachdächer gegeben und in Morgeria oder Pelgar, war der Stein eher gröber und teilweise nicht so bearbeitet, sodass man auch dort klettern konnte. Hier würde allein schon die Witterung Probleme bereiten. Also konzentrierte sie sich wieder auf den Weg vor sich. Sie kamen am Handelskontor an und das sollte auch das Ende ihrer Reise werden. Ein wenig steif erhob sich Eleyna und bewegte etwas ihre Beine und Arme, kreiste den Nacken und die Schultern. Dann fiel ihr auf, dass Sylvaina nach jemandem Ausschau hielt und auch Eleyna ließ den Blick schweifen, während sie sich vorlehnte, um eine der Kisten zu heben. „Wohin?“, fragte sie dann ganz selbstverständlich. Noch immer war sie Elfe nicht zum Plaudern aufgelegt. Sie wartete ab, beobachtete und würde eine Gelegenheit gewiss nicht verpassen, wenn sie sich ergab. Arvid machte ohnehin keine Anstalten, sich mit ihr abzugeben.
Eleyna hatte derzeit auch kein Interesse daran. Also tat sie, wie Sylvaina auftrug und half, den Schlitten zu entladen. „Habt ihr immer den gleichen Abnehmer eurer Waren?“, fragte sie beiläufig und stapelte erneut eine Kiste, bevor sie sich der nächsten zuwenden wollte. „Wie lange wirst du hierbleiben?“, wollte die Halbelfe dann doch wissen. Nach der nächsten Kiste glitt ihr Blick zu Arvid. „Und du? Was hast du jetzt vor?“, fragte sie ihn so neutral, dass man glauben könnte, sie hätte mit dem Rentier gesprochen.

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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Erzähler » Dienstag 14. November 2023, 20:41

Ob sich die Eiselfe eigentlich leicht mit der Umstellung ihrer Umgebung tat? Schließlich schien sie als Besitzerin eines Gehöfts im ländlichen Gebiet zu leben und es dennoch geschafft zu haben, sich auch als Kapitänin einer Schiffsmannschaft zu beweisen. Zwei Welten, die sich ähnlich und dennoch nicht völlig gleich waren. Estria hingegen war etwas vollkommen anderes, hier pulsierte das eiselfische Leben inmitten all der Kälte und wäre nicht überall der Schnee gewesen, hätte man auf den ersten Blick gar keinen so großen Unterschied zu der Kulisse anderer Städte ausmachen können. Trotzdem war an ihrer Miene und ihrer Haltung keine Änderung zu erkennen, wobei das wohl auch nicht anders zu erwarten gewesen war.
Und Arvid? Würde seine Halbschwester die Gelegenheit nutzen, um sich verstohlen zu ihm umzusehen? Würde in seinem Gesicht forschen nach seinen Gefühlen und seinem Eindruck dieser neuen Umgebung? Wenn sie es täte, so könnte sie hauptsächlich erkennen, dass er die Zähne zusammen biss und offensichtlich um seine kühle Miene kämpfte. Warum? Das würde der Blick in seine Augen verraten, die unruhig hin und her huschten und insgesamt auch nicht so wirkten, als würde er sich nicht sonderlich wohl fühlen.
Ob er generell etwas gegen zu viele Personen an einem Ort hatte? Vielleicht aufgrund von Erfahrungen aus Morgeria? Oder war ihm, trotz seiner Jugend, schlichtweg klar, wie leicht sie ihm hier würde entwischen können, wenn sie es denn wollte? Oder lag es vielmehr daran, dass er seine Neugier bändigen musste und von all den Möglichkeiten, die sich ihm hier bieten könnte, überfordert wäre? Oder es wäre etwas vollkommen anderes... Woher sollte sie das schließlich wissen? Immerhin hatte er bislang nichts weiter als jugendliche Sturheit und seine Verblendung ihr gegenüber gezeigt.
Wie er wohl als kleiner Junge gewesen war? Was ihm Laogh beigebracht haben mochte...? Und warum hatte er ihn zurück gelassen, anstatt ihn mit zu nehmen, allein schon, um ihre Mutter zu ärgern? Er wäre in der Lage gewesen, sich um dieses Kind zu kümmern... oder...?
Wie wäre es mit ihr und dem Leben, das in ihr heranwuchs, gewesen, wenn sie nicht derart abrupt getrennt worden wären? Ob die Spionin sich noch an den Traum mit dem vorwitzigen Mädchen und... und der neuerlichen Schwangerschaft erinnerte? Daran, dass dies nun in unendlich weite Ferne gerückt war? Oder hätte sie es niemals derart weit kommen lassen wollen? Gab es auch nur den geringsten Grund, diese Trennung rückgängig machen zu wollen, abgesehen von ihren Gefühlen für ihn und der Sehnsucht nach... Liebe und Geborgenheit? Irgendwann wäre er so oder so verschwunden, hätte sie allein gelassen... nicht wahr?
Wie gut, dass sie endlich in die Stadt tiefer eintauchten und all diese neuen Eindrücke die trüben Gedanken zu überlagern verstanden. Sylvaina kannte den Weg, sie fuhr ihn offensichtlich nicht zum ersten Mal. Hin und wieder erklang ihre Stimme für eine knappe Erklärung. Beinahe könnte der Eindruck entstehen, die Eiselfe wollte ihnen Estria etwas näher bringen und Auskünfte über etwas geben, wonach sie nicht gefragt worden war. Warum? Das blieb hinter ihrer Mimik erfolgreich verborgen.
Immerhin, die Kälte war in den Straßen nicht derart eisig wie auf offenem Feld und dank des vielen Schnees wurde auch das wenige Licht der aufsteigenden Sonne so reflektiert, dass es hell genug war, ohne jedoch geblendet zu werden. Trotzdem glitzerte und funkelte es überall und schuf dadurch eine beinahe schon romantische Stimmung... wenn die Umstände ihrer Reise bis hierher andere gewesen wären!
Allerdings waren sie nicht hier für eine Stadtrundfahrt, sodass sie schlussendlich zum Handelsplatz gelangten und dort vorerst einmal Endstation für das Trio war. Schon kam die befehlsgewohnte Haltung der Eiselfe wieder hervor und ungefragt teilte sie ihre beiden Begleiter zum Arbeiten ein, indem sie beim Entladen der Ware helfen sollten. Während Arvid noch zögerte und offensichtlich mit sich rang, ob er darauf einsteigen sollte oder nicht, schritt seine Halbschwester schneller zur Tat.
Sylvaina ließ ihren Blick noch schweifen, doch hatte auch die Frage gehört. Sie deutete nach links zu einem kleinen, kaum belegten Stapelplatz, eine Handvoll Schritte entfernt. "Dorthin.", erwiderte sie schlicht und ihre Schultern hoben sich minimal stärker an, um dann nach unten zu sacken. Täuschte es oder hatte sie gerade aufgeatmet? Aus welchem Grund? Wollte sie das wirklich wissen?
Jedenfalls schnappte sich die andere nun einen Sack und brachte ihn zu jenem Fleckchen hier, den sie vorhin angezeigt hatte. Ohne aufzusehen, beantwortete sie, mit leichter Verspätung, tatsächlich auch die nächste Frage:"Teilweise. Manche bestellen und ich liefere. Der Rest findet auch so seine Käufer." Ob sie persönlich handelte und zu überzeugen wusste? Oder hatte sie jemanden, der das für sie übernahm?
Schon nutzte die Halbelfe die günstige Gelegenheit für weitere Nachforschungen. Sylvaina, die gerade ebenfalls nach einer Kiste gegriffen hatte, hielt inne und sah auf mit einem Blick, der für ihre Verhältnisse benahe schon als erstaunt zu bezeichnen war.
Dann zuckte sie mit den Schultern, hob die Kiste auf und wuchtete sie auf ihre Schulter, denn sie war schwer und sie wollte diese Last ihren Armen trotz des kurzen Weges nicht mehr als nötig zumuten. "Solange, wie es eben dauert.", erwiderte sie vage und schien damit ausnahmsweise nicht ausweichen zu wollen. Vielmehr wusste sie es selbst nicht, sodass sie tatsächlich noch hinzufügte:"Und wenn es bis zum Sonnenuntergang dauert, dann ist das so." Die Andeutung eines Ächzens kam ihr über die Lippen, als sie ihre Last an seinen Platz stellen konnte.
Indes wandte sich die Spionin ihrem Halbbruder zu, der sich noch immer nicht gerührt hatte. Stattdessen huschten seine Augen unruhig herum und allmählich wurde offensichtlich, dass er sich mehr als unwohl in seiner Haut fühlte. Als er nun direkt angesprochen wurde, zuckte er tatsächlich zusammen und blinzelte, so, als müsse er zuerst in die Wirklichkeit zurück finden. "Wie? Was?", nuschelte er und fing sich damit einen skeptischen Blick seiner Cousine ein.
Sie richtete sich auf und stemmte die Hände in die Hüfte. "Was wird das? Geträumt wird in der Nacht!", wies sie ihn zurecht, auf dass sich seine Miene verschloss und seine Wangen leicht röteten. Auch ballte er die Hände zu Fäusten und senkte den Blick.
Eleyna könnte sich einmischen und an diesem kleinen Austausch beteiligen, der sich da direkt vor ihren Augen anbahnte und ihr eventuell die ein oder andere Antwort hätte liefern können. Allerdings bot sich ihr gerade etwas gänzlich anderes, unerwartetes als Ablenkung, das ihre Aufmerksamkeit fordern könnte.
Rund um sie herrschte verständlicherweise einiges an Stimmengewirr, schließlich wurde längst gehandelt und gefeilscht, Geschäfte abgeschlossen oder um Geld gestritten. Doch als hätte es einen Schalter gegeben, der umgelegt wurde, stach in ihrer Nähe eine Stimme mit einem Mal heraus. Dabei war sie weder laut, noch besonders, wenn man schon mit den unterschiedlichsten, männlichen Timbren zu tun gehabt hatte. Auch war sie nur schwer zu verstehen, denn wie alle anderen verwendete sie Esera. Aber genau darin lag die Krux, denn die Worte hatten einen Klang, der nicht zu der Umgebung passte. Viel eher erinnerte es an jenen Dialekt, den... den sie für einige Wochen in Mantron gehört hatte!
Tatsächlich könnte sie, nur ein paar Lagerplätze entfernt, eine vermummte Gestalt ausmachen, wenn sie denn hinsehen würde, deren Hautfarbe sie allein schon als nicht eiselfisch kennzeichnete. Und wenn sie noch genauer den Blick auf den Mann mit dem lässig um die untere Gesichtshälfte geschlungenen Schal werfen würde, könnte es die ein oder andere Kontur erkennen, die ihr bekannt vorkommen würde. Obwohl es ihr nicht sofort einleuchten würde, woher dieses Gefühl käme.
Sofern sie sich überhaupt dafür interessierte und den Moment nutzen würde, anstatt sich darüber Gedanken zu machen, warum sich der Mischlingself derart seltsam benahm.
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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 19. November 2023, 14:05

Eleyna glaubte keine Sekunde lang daran, dass es Sylvaina schwerfallen würde, sich in anderen Umgebungen zurechtzufinden. Sicher, wenn sie mit einem Mal in der Wüste Sar wäre oder im Nachtelfenreich leben müsste, dann bräuchte sie gewiss einiges an Zeit, um das zu verdauen. Aber der Wechsel von Gehöft zu Stadt war gewiss nichts, was die Eiselfe nicht mit der kalten Schulter bedachte. Zumal Eleyna davon ausging, dass Sylvaina nicht erst seit heute Handel trieb und auch so wirkte die Cousine ihres Halbbruders nicht so, als wüsste sie nicht anzupacken. Das traf dann doch eher auf Arvid zu. Während sie die Stadtstraßen entlangfuhren, hatte Eleyna durchaus Zeit, sich ein wenig umzusehen. Dabei streifte ihr Blick auch den des Jüngeren und sie konnte erkennen, dass er scheinbar nicht ganz so gelassen mit all dem umging. Die Frage war nun, ob er sich tatsächlich unwohl hier fühlte? Eleyna konnte es kaum logisch begründen, wenn dem so wäre. Immerhin war der Elf genau wie sie in Morgeria aufgewachsen. Und auch dort herrschte reichlich Trubel – viel zu viel. Sie selbst hatte nicht selten Bekanntschaft mit einigen ‚Schlägertrupps‘ von Halbstarken Rabauken angeführt machen müssen. Morgeria war so und wer Morgeria überlebte und das auch noch als Halbblut, der würde gewiss auch alles andere meistern. Was war es also dann, was ihn so arbeiten ließ? Auch glaubte Eleyna nicht, dass er noch immer eine solche Wut im Bauch haben konnte. Diese Emotion verrauchte irgendwann und ebbte ab. Das konnte selbst Arvid nicht über Stunden und Tage aufrechterhalten. Nein, etwas anderes machte ihm Sorgen und sie konnte ein kleines Grinsen nicht verkneifen, dass es vielleicht sogar die Sorge darüber wäre, dass Eleyna ihm hier mit Leichtigkeit entwischen würde.

Es dauerte nicht lange und der kleine, hinterhältige Gedanke in Richtung Arvid half ihr dabei, den Weg zu vergessen und erst das Ziel wieder zu sehen, da hielten sie endlich an. Endlich konnte sie sich wieder bewegen und nutzte gleich die Aufforderung seitens Sylvaina, zu helfen. Eleyna hatte noch nie Probleme gehabt sich einzubringen. Im Grunde war sie eine recht offene Zeitgenossin. Nunja, jedenfalls wenn man nur an der Oberfläche kratzte. Die Halbelfe trug die Kisten mit Waren an ihre angestammten Plätze und begann dann ein lockeres Gespräch mit der Eiselfe. Arvid ließ sie dabei außer Acht. Der Junge hatte mehr als einmal deutlich gezeigt, dass er keinen Kontakt wünschte, und sie tat ihm den Gefallen. Allerdings konnte sie Sylvaina davon überzeugen, ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Wenn Eleyna wirklich mit Arvid weiterzog, wurden das lange, stille Tage! "Solange, wie es eben dauert.", erwiderte die Eiselfe einen Moment verzögert. Eleyna hob einen Mundwinkel. Was waren diese Leute doch verstockt. Selbst ein unverfängliches Gespräch brachte sie schon aus dem Konzept. Die Halbelfe arbeitete weiter. „Verstehe“, antwortete sie nur und nickte. "Und wenn es bis zum Sonnenuntergang dauert, dann ist das so.", fügte die Elfe tatsächlich noch an und verriet Eleyna damit, dass sie offenbar nicht länger als den heutigen Tag in der Stadt bleiben würde. Nun, das war doch schon mal etwas. Eleyna warf der Eiselfe noch einen Blick zu, als jene ächzend die Ware verräumte und wandte sich daraufhin an Arvid. "Wie? Was?", plapperte er und Eleyna runzelte kurz die Stirn. Offenkundig hatte Arvid seine Konzentration ob seiner Wut verloren. Sie schnaubte: „Was du so vorhast, jetzt?“, wiederholte sie und wartete ab, was da kommen würde, doch es war einmal mehr Sylvaina, die sich gleich einem Hund in Arvid verbiss. "Was wird das? Geträumt wird in der Nacht!" Eleyna warf der Elfe einen Blick zu und seufzte dann so, dass es auch jeder hören würde. Sie wandte sich von ihrem Halbbruder ab und überließ ihn der anderen, während sie sich nach einer erneuten Ladung bückte und sie gerade anheben wollte. Doch mit einem Mal wurde ihr Interesse geweckt, als ihre Ohren eine Stimme hörten, die ihr so vertraut vorkam und doch völlig unbekannt war. Ihre Augen suchten danach, während sie die Last dennoch anhob. Weder Arvid noch Sylvaina sollten erkennen, dass sie eine interessante Ablenkung gefunden hatte. Während sie die Kiste erneut zu ihrem angestammten Platz brachte, suchte sie nach dem Urheber der Stimme und fand ihn einige Meter entfernt. Schon die Statur gab Aufschluss, dass er kein Elf war. Eleyna beobachtete den Unbekannten und fand weitere Indizien, dass sich ihre Ohren nicht getäuscht hatten. Interessanterweise war jener gewiss aus Mantron. Jedenfalls klingelte sein Dialekt in ihr nach und weckte die Erinnerungen an die eisige Stadt mit den raubeinigen, aber gutmütigen Menschen darin. Langsam stellte sie ihre Ware zu den anderen und kehrte zurück, achtete jedoch insbesondere auf jenen einen Mann. Sie versuchte weitere Informationen zu erkennen, suchte seine Umgebung nach weiteren, möglichen Mantronern ab. Konnte sie eventuell eine Nachricht übermitteln lassen? Würde das machbar sein? Arvid dürfte natürlich nichts merken. Sie würde definitiv nicht nach Mantron zurückkehren. Aber sie würde ihrer dort ansässigen Familie gern lebe wohl sagen, war sie doch ob der Entführung verschwunden. Vielleicht sorgte sich jemand um sie? Es wäre wohl für alle eine Wohltat, wenn sie Bescheid wüssten. Eleyna trat wieder an Sylvaina und Arvid heran. Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie wechselte den Blick zwischen den beiden, die ohnehin schon wieder mit gewetzten Krallen dastanden. „Sylvaina hat Recht, Arvid. Du solltest dich besser konzentrieren, wenn du hier nicht festfrieren willst. Und ich frage dich also noch mal: Was willst du jetzt tun?! Hast du überhaupt einen Plan? Willst du uns hier der Kälte aussetzen?“, wurde sie lauter und tat so, als echauffierte sie sich wieder. „Ich habe den ewig langen Weg aus Mantron doch nicht gemacht, weil DU es so wolltest und jetzt willst du mir mit deiner verschluckten Zunge sagen, dass du keinen Plan hast, wie es weitergeht?? DU willst doch nach Morgeria zurück, also dann erwarte ich auch, dass du dir Gedanken über unsere Reiseroute gemacht hast!“, rief sie schon fast und hoffte, der Fremde aus Mantron würde auf sie aufmerksam werden. Vielleicht erkannte er sie? Sie war nun wirklich auffällig, gerade in Mantron selbst und vielleicht wusste er, woher sie kam, und könnte die versteckten Informationen weiterleiten? Es war wenigstens einen Versuch wert…

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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Erzähler » Montag 20. November 2023, 12:53

Vielleicht wäre die Eiselfe ganz gut darin gewesen, ebenfalls Spionin zu sein und sich in diesem Metier zu behaupten. Zwar wäre sie lediglich unter ihresgleichen unauffällig, jedoch bot ihr gesamtes, beherrschtes und unterkühltes Verhalten die perfekten Voraussetzungen für ein Überleben im Hintergrund. Ob sie es womöglich ab und zu auch war, wenn es ihr nutzen könnte? Sie hatte sich bereits als Schiffskapitänin, Gehöft-Herrin und Händlerin entpuppt. Wer wusste zu sagen, was da noch alles unter der Oberfläche schlummerte?
Doch die Halbelfe in ihrer Begleitung würde es vermutlich nicht herausfinden, denn in Estria sollten sich ihrer beider Wege trennen. Oder etwa nicht? Gäbe es irgendeinen Grund, um noch länger an Sylvainas Seite zu bleiben?
Nun, vorerst führte sie die Straße zum Handelsplatz der Stadt und noch waren sie zusammen, halfen einander und versuchten so etwas wie... ein neutrales Gespräch zu führen. Zumindest probierte die Spionin das, aber in dieser Hinsicht war die Eiselfe ein wahrer Klotz. Sie war alles andere als ein Plappermaul und bei all ihrer Einsilbigkeit stellte sich früher oder später die Frage, wie sie mit diesem Verhalten überhaupt etwas verkaufen könnte. Ob sie bei einem Kunden anders reagieren und aus ihrer Haut heraus könnte? Oder hatte sie einen Mittelsmann, der das übernehmen würde?
Immerhin hatte sie ein paar ihrer Männer vorausgeschickt, ehe sie vor etwas mehr als einer Woche in den Hof ihres Landguts gefahren waren. Hierher eigentlich? Oder zu anderen Gehöften? Auf jeden Fall hatten sie ebenfalls Waren mitgehabt. Ob das bedeutete, dass Eleyna Gefahr lief, ausgerechnet einem bestimmten Schiffsmitglied wieder begegnen zu können, solange sie in der Stadt wäre? Noch war er nicht zu entdecken, aber die Frage war, ob sich daran etwas ändern würde?
Was sich garantiert änderte, war die Tatsache, dass im Gegensatz zu ihr ihr Halbbruder bei weitem nicht so viel Unterstützung leistete wie gefordert. Mit unruhig flackerndem Blick sah er sich ständig um, als würde er mit dem Schlimmsten rechnen, wenn er auch nur eine Sekunde lang still halten würde.
Er war so abwesend mit seinen Gedanken, dass er seinem nicht-eiselfischen Naturell nachgab und offen verwirrt reagierte, als er direkt angesprochen wurde. Anstatt ihm aber mit Verständnis oder gar Nachsicht zu begegnen, wie er es vielleicht gebraucht hätte, erhielt er, was er selbst provoziert hatte, schroffe Reaktionen. "Ich... äh... ich hab'... äh...", begann er ungewohnt offen und erneut einem überforderten Kind ähnlicher als einem erfahrenen Erwachsenen.
Dann jedoch kam ihm seine Cousine zuvor, die ihn anfuhr und eindeutig wenig Mitgefühl für sein Unwohlsein hatte. Seine Wangen liefen rot an und dass er die Zähne fest aufeinander biss, konnte man an seinen mahlenden Kiefern erkennen. Auch ballte er die Hände zu Fäusten und kämpfte sichtlich damit, seine wiederholt hochschäumende Wut zu kontrollieren.
Sylvainas Augen verengten sich leicht und sie trat an ihn heran, während die Spionin sich ihrer zugeteilten Aufgabe widmte. Leise und in ihrer Muttersprache zischte sie ihm einige Worte zu, die ihn zuerst erblassen und dann noch stärker erröten ließen. Seine Mimik verschloss sich noch stärker und die Haut über seinen Fingerknöcheln wurde regelrecht farblos, so fest bohrte er seine Finger in seine Handballen, um die Fäuste ruhig zu halten. Trotzdem zitterten seine Arme aufgrund der unterdrückten Gefühle.
Seine große Schwester hingegen wurde anderweitig abgelenkt und das auf eine Weise, die ihr durchaus willkommen sein konnte. Nicht, um vor Arvid oder dessen Cousine wegzulaufen, sondern um etwas nachzuholen, das die Entführung ihr verwehrt hatte. Nämlich, Abschied zu nehmen, eine letzte Botschaft an ihre menschliche Familie zu schicken, damit diese sich vielleicht weniger Sorgen um sie machen würde, allen voran ihre Tante. Der Mantroner war eindeutig in ein Gespräch mit einem Eiselfen vertieft, sie schienen sich zu kennen und tatsächlich gab es hier jemanden, der auch mal lächeln konnte. Nicht viel, aber im Vergleich zu Sylvaina war es beinahe schon ähnlich wie ein menschliches, schallendes Lachen.
Wie sich wohl am besten Aufmerksamkeit auf sich ziehen ließ, ohne, dass ihren Begleitern diese bewusst wäre? Nun, Eleyna kam ein Einfall und diesen setzte sie auch in die Tat um. Wenngleich sie vermutlich mit dem Ergebnis, das sie damit erreichte, nicht rechnen würde.
Mit einem Mal war es nicht mehr nur die Eiselfe, die auf den Jungen mit scharfen Worten losging, während er um Fassung rang. Was auch immer sie ihm gesagt hatte, nun legte die Halbschwester nach und das in einer Lautstärke, dass es in der unmittelbaren Umgebung hörbar war, sowohl für elfische, als auch menschliche Ohren. Ohne sich davon abhalten zu lassen, dass die Gespräche rings herum recht schnell verebbten und ungewöhnliche Neugier aufkam, drosch auch sie verbal auf ihn ein und stellte sich mehr als deutlich auf die Seite der Händlerin.
Das war zu viel des Guten für ihn. Endlich kam er von dem Schlitten runter und funkelte seine Halbschwester wütend an. "Das reicht!", fuhr er sie an und kam dicht zu ihr.
Fast hatte es den Eindruck, als wolle er seine geballte Wut mit einem Schlag loswerden, dass die Eiselfe direkt neben ihm bereits eine Augenbraue anhob und sprungbereit die Muskeln anspannte. Doch anstatt tatsächlich zu zuschlagen, so sehr er auch provoziert worden war, wirkten seine Augen mit einem Mal untypisch feucht und seine Unterlippe hätte wohl gezittert, hätte er den Mund nicht zu einem dünnen, blassen Strich zusammen gepresst, wenn er nicht gerade Worte formulierte. Noch immer glühten sie regelrecht vor Zorn, aber umso deutlicher wurde in diesem einen, winzigen Moment die Verletzlichkeit, die damit übertüncht werden sollte.
"Was weißt du schon?! Nichts!", fauchte er hilflos und tat, was er sonst anderen vorwarf, er stürmte vorwärts, rempelte Eleyna ungestüm an, sollte sie nicht rechtzeitig ausweichen, und nahm danach die Beine in die Hand. Obwohl er sich bisher alles andere als wohl gefühlt hatte und vielleicht auch zum ersten Mal in Estria war, kannte er kein Zögern darin, in dem Gewühl rund um den Handelsplatz einzutauchen und sich somit jeglicher weiterer Konfrontation entzog.
Sylvaina sah ihm mit erhobener Augenbraue nach, die Arme vor der Brust verschränkt. "Aha.", kommentierte sie kühl. Weiter kam sie nicht, wenn sie denn noch etwas hatte sagen wollen, denn sie wurde gerufen und ein Eiself machte winkend auf sich aufmerksam, während er sich ihr näherte. Sie hob grüßend die Hand und kam ihm entgegen, offensichtlich in dem Vertrauen, dass die Halbelfe bei der Ware bleiben würde.
An diese indes trat nach einer kurzen Unterbrechung, in der die Gespräche in ihrer Umgebung wieder aufgenommen worden waren, der Mantroner heran. Er hatte den Schal gänzlich herunter gezogen, sodass sie sein Gesicht erkennen konnte, das eine vage Ähnlichkeit mit einem hatte, das sie anderweitig kannte. Nur woher, das war noch nicht wirklich klar.
"Solch ein Schauspiel sieht man in diesen Eismauern auch nicht oft.", begrüßte er sie grinsend und deutete sogar etwas Applaus an. Er schien amüsiert darüber zu sein. "Aber von Mantron nach Morgeria ginge einfacher als über das Eisreich.", fügte er hinzu und zwinkerte ihr zu.
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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 24. November 2023, 12:18

Eleyna war pragmatisch veranlagt, wenn es darum ging, dass eine Situation herrschte, die sie derzeit nicht ändern konnte. Oder alle Faktoren berücksichtigen konnte. Arvid wollte sie nach Morgeria bringen – soweit so gut. Sylvaina begleitete sie, weil er Familie war und sie ohnehin in Estria etwas zu tun hatte. Auch gut. Doch wie sollte es weitergehen? Arvid wirkte derzeit nicht so, als wüsste er überhaupt was er als nächstes tun wollte. Er machte auf seine Schwester einen fahrigen, entrückten Eindruck. Wirkte, als hätte er mit einer aufkommenden Panik zu kämpfen und vergaß dabei völlig, dass er Eleyna gegen ihren Willen hierher geschliffen hatte. Jene aber half der Eiselfe beim Entladen des Schlittens. Wieso auch nicht? Nach der Fahrerei all die Tage, auch schon vor dem Gehöft, war jede Bewegung sehr willkommen. Zudem gab ihr das Bewegungsfreiheit, die sie sehr wohl einzusetzen wusste. Ihre Augen betrachteten das Treiben am Umschlagsplatz und fanden einige interessante Szenerien. Eine davon aber tat es ihr besonders an. Ein Mann, der einen gewissen Dialekt an den Tag legte, den Eleyna zu kennen glaubte. Ihre Augen musterten ihn und sie fragte sich, ob sie ihm schon mal begegnet war. Allerdings wusste sie das nicht recht zu sagen, weshalb sie trotzdem beschloss, dass jener zu den Mantronern gehören könnte. Sie fasste einen Plan, der auf Kosten ihres Halbbruders ging. Allerdings musste Eleyna zugeben, dass er es auch nicht anders gewollt hatte. Sie kehrte also zurück und wo Sylvaina ihn bereits zurechtwies, setzte sie selbst noch einen drauf. Sie giftete Arvid lautstark an und provozierte so auch Mithörer. Doch Eleyna nahm das in Kauf. Sie wollte natürlich einen ganz speziellen Mitwisser aktivieren und hörte nicht auf, egal wie leidend Arvid bereits aussah. Dass sie den Bogen überspannte, zeigte Arvid dann sogleich. "Das reicht!", herrschte er sie an und Eleyna hob eine Augenbraue, während ihr Blick kühl auf ihm ruhte. Er kam auf sie zu und Eleyna stand ungerührt da. Sie beobachtete ihn genau, las seine Intention und wäre sofort bereit gewesen, sich zu verteidigen oder aber auszuweichen, hätte er ihr den Anlass dazu gezeigt, dass er sie nun erneut angreifen wollte. Die Halbelfe aber behielt den Blick ruhig und abwartend in seinem Gesicht. "Was weißt du schon?! Nichts!" Sie sah ihn. Sah, den Moment der Verletzlichkeit sehr genau und engte kurz die Augen. Seine Worte waren Fassade. Sein Herz wollte etwas gänzlich anderes und er musste tatsächlich Schreckliches erlebt haben, dass er so auf die Masse an Elfen und Menschen reagierte.

Doch Eleyna hatte es ernsthaft versucht. Sie hatte sich bemüht, ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen, was er mehr als deutlich abgelehnt hatte. Die Folgen sah man und spürte sie noch immer in ihrem Gesicht. „Und wessen Schuld ist das?!“, fauchte sie also zurück und sah zu, wie er das Weite suchte und tatsächlich davonlief, nicht aber ohne sie noch anzurempeln. Eleyna runzelte die Stirn, während sie ihm nachsah, bevor sie die Verschränkung der Arme auflöste und den Blick erst abwandte, als er verschwunden war. Sylvaina aber kommentierte nur kühl, während sie daraufhin abgelenkt war und offenbar jemanden begrüßte, den sie kannte. Eleyna aber wandte sich um und blickte auf, als sich tatsächlich der Mann näherte. Sie sah nun sein gesamtes Gesicht und versuchte sich zu erinnern, woher sie es zu kennen glaubte. Zumindest sah er jemandem ähnlich, aber sie konnte noch nicht den Finger darauf legen.
"Solch ein Schauspiel sieht man in diesen Eismauern auch nicht oft.“, sprach er sie nun direkt an und Eleyna’s verschlossene Miene brach etwas auf, sodass sie leicht lächelte. „Wir sind noch die ganze Woche hier!“, antwortete sie ungewohnt humorvoll, während sie eine leichte Verbeugung andeutete als er Applaus vorgab und ließ den Mann nicht aus den Augen. "Aber von Mantron nach Morgeria ginge einfacher als über das Eisreich." „Das ist richtig, aber mein… nun… ‚Reiseführer‘ ist noch reichlich grün hinter den Ohren. Zudem ist es sein Ziel – nicht meines.“, antwortete sie erstaunlich offen. Eleyna hatte das Gefühl, dass jener Mensch seinem Volk in Mantron in nichts nachstand. Und es tat gut, dass er da war… Er erinnerte sie an das kleine bisschen Freiheit, dass man sie hatte spüren lassen. „Lebt ihr in Mantron?“, fragte sie dann freiheraus und wusste ja nicht, wie viel Zeit ihr bleiben würde, ihr Anliegen zu übermitteln.

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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. Dezember 2023, 19:52

Welchen Plan genau der Mischlingself hatte, war unbekannt, bis auf den Umstand, dass er daran glaubte, mit Wohlwollen von seiner Mutter wieder aufgenommen zu werden, wenn er seine Halbschwester mitschleifte. Entsprechend wollte er sie in den Norden bringen. Die Frage war nur... wie er sich das vorstellte, mit welchem Transportmittel und auf welcher Route. Hatte er eigentlich Geld? Wusste er, welche Wege er einschlagen musste?
Alles natürlich vorausgesetzt, dass sie freiwillig mitkam und nicht unterwegs die Biege machte. Wie es ausgehen würde, sollten sie sich noch einmal prügeln? Dieses Mal ohne dem Eingreifen anderer, weil sie lediglich zu zweit unterwegs wären?
Dass er vermutlich noch gar nicht darüber nachgedacht hatte, wie sich Eleynas Zustand auf sein Vorhaben auswirken könnte, war anzunehmen. Ob sie ihm das auch noch unter die Nase reiben sollte?
Andererseits... er war ohnehin schon irgendwie durch den Wind. Was war jetzt wieder mit ihm los? Was setzte ihm so zu, seit sie die Stadt betreten hatten? Schließlich war bislang nichts passiert, niemand hatte sie aufgehalten oder auch nur schief angeschaut, und das Treiben wirkte recht gewöhnlich, lebendig, jedoch noch bei weitem nicht so ein starker Trubel wie in den richtig großen Städten am Markt. Aber er hatte genug falsch gemacht, dass die Sorge in seiner älteren Schwester nicht aufkommen konnte.
Stattdessen sah sie eine Möglichkeit, wie sie zumindest eine Abschiedsbotschaft nach Mantron würde übermitteln können. Auch wenn das bedeutete, dem Jungen noch stärker zu zusetzen. So lange, bis er nicht mehr konnte und mit lauter Stimme ein Ende forderte.
Daraufhin kam er bedrohlich auf sie zu, obwohl er dieses Mal nicht vorhatte, die Hand gegen sie zu erheben. Nein, etwas ganz anderes beherrschte gerade sein Denken, all seine Sinne schrien regelrecht nach dieser einen Tat. Zuvor aber musste er noch etwas loswerden, weil er das Gefühl hatte, sonst platzen zu müssen. Wie ein Kind kämpfte er gegen die Tränen der Angst an und versuchte, all das in Zorn umzuwandeln, um sein Gesicht nicht zu verlieren.
Also schleuderte er ihr seine Worte entgegen und wollte dann endgültig weglaufen. Er war schon fast an ihr vorbei, wobei er den Impuls, sie anzurempeln, nicht unterdrücken konnte... oder wollte. Dabei erreichten seine Ohren der gefauchte Gegenvorwurf, der ihm einen erstickten Laut entlockte. War das etwa ein Schluchzen gewesen? Nein... oder etwa doch?
"Deine!", kaum es kaum verständlich zurück, ehe Arvid nun wirklich die Beine in die Hand nahm und in dem Gewühl verschwand. Ob sie ihn noch verstanden hatte? Ob es ihr zu denken gab, wie er auf sie reagiert hatte? Ob sich ihr Gewissen trotz allem zu regen begann?
Sylvaina war in dieser Hinsicht ein empathischer Klotz und alles andere als hilfreich, für keinen von beiden. Obendrein wurde sie abgelenkt. Auf diese Weise eröffnete sich für Eleyna eine andere Möglichkeit, als der aufmerksam gewordene Mensch sich zu ihr gesellte und sie ansprach. Dabei war er auf erfrischende Weise direkt und zugleich zum Scherzen aufgelegt.
Aus der Nähe betrachtet, wurde noch deutlicher, dass sie ihn nicht kannte, weder seine Augenfarbe, noch sein gesamtes Gesicht sprachen ihre Erinnerungen an. Aber es war auch nicht direkt zu erkennen, sondern unterschwelliger, was dann dennoch eine Verbindung zu Bekanntem herstellen könnte. Seine Kinnpartie, deren Bewegung, wenn er sprach, die Betonung der ein oder anderen Silbe. Lauter kleine Teilchen, die in ihrem Gehirn ineinander greifen und sich zu einem Bild fügen wollten, es jedoch noch nicht schafften.
Indes nutzte sie dafür die Gelegenheit zum Plaudern und griff seinen Faden auf, während er Applaus andeutete. Bei ihren Worten grinste er breit und entblößte kräftige Zähne, die zwar nicht perfekt gepflegt waren, allerdings recht gesund wirkten. "Hm... verlockend, meinen Aufenthalt hier zeitlich auszudehnen.", erwiderte er und zwinkerte ihr zu.
Ehe er das Thema wechselte und zu der Route nach Morgeria zu sprechen kam. Seine buschigen Brauen hoben sich an und verliehen ihm einen witzigen Gesichtsausdruck. "Der Bengel, der grad Fersengeld gegeben hat?", fragte er mit ehrlich klingendem Erstaunen und deutete mit dem Daumen in jene Richtung, in die Arvid verschwunden war.
Dann schüttelte er ungläubig den Kopf. "Der hängt doch noch am Rockzipfel seiner Mama. Da solltet lieber Ihr ihm sagen, wo's lang geht als umgekehrt.", führte er weiter aus und schüttelte erneut den Kopf.
Im nächsten Moment machte er ein fragendes Gesicht bei dem raschen Wechsel, ehe er verstand. Seine Mimik hellte sich wieder auf und er nickte, zuckte allerdings gleichzeitig mit den Schultern. "Na ja, ja... ja, irgendwie schon. Auch wenn meine Schwester ständig rummault, ich würde mein Leben lieber auf den Planken verbringen. Aber von den Sachen, die ich ihr mitbringe, kann sie auch nicht genug kriegen." Er lachte dröhnend. "Weiber, wissen auch nie, was sie wollen!", verkündete er, um im darauffolgenden Atemzug sich daran zu erinnern, wer sein Gegenüber war.
Seine Miene nahm einen verlegenen Ausdruck an und der sorgte dafür, dass endgültig in ihrem Kopf die Rädchen ineinander griffen und das Bild zusammen fügten. Oh ja, und wie sie dieses Mienenspiel kannte! Es war so simpel, so klar, wie hatte ihr das nur nicht früher einfallen können?!
"Verzeihung, das war nicht so gemeint. Doch glaubt mir, wenn Ihr Gunni kennen würdet, würdet Ihr mir zustimmen!", verteidigte er sich und lächelte zugleich entschuldigend, weil er niemandem zu nahe hatte treten wollen.
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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 5. Dezember 2023, 09:58

Welche Pläne Arvid verfolgte oder gemacht hatte, war für Eleyna tatsächlich zweitrangig. Die Mischlingselfe hatte sich bereits vor Jahren schon zu ihrer menschlichen Seite bekannt und konnte der anderen, dunklen derweil nichts mehr abgewinnen. Für Eleyna stand fest, dass sich das auch nicht mehr ändern würde. Allerdings hatte sich mit dem Auftauchen und vor allem Verhalten Arvids etwas grundlegend geändert: Ihre Mutter musste weg. Es war so schrecklich, wie simpel aber Eleyna hatte ja bereits nach Santros das Bedürfnis gehabt, diese Frau zur Rede zu stellen. Und in diesem Zuge auch zu vernichten. Sie war für die Elfe der Inbegriff von Verrat, Korruption und Hinterhältigkeit, sodass sie dahingehend auch keine Zweifel an ihrem eigenen Plan hegte. Arvid hätte in ihr eine große Schwester haben können, sie war durchaus gewillt. Doch ihr Halbbruder hatte mehr als einmal deutlich gemacht, was er davon hielt, dass sie existierte und somit war es nicht an Eleyna, sich darum zu bemühen. Denn in ihrem Leben hatte sie wirklich nur äußerst schwer richtig tiefe Bindungen eingehen können. Und diese waren nun alle vorbei. Der Lerneffekt diesbezüglich blieb aber. Und das machte ein Zusammenrücken umso schwerer. Eleyna hätte sich Familie gewünscht, aber in ihrer Welt war das einfach nicht möglich. Mantron war ein Luftschloss gewesen und sie würde nicht mehr dahin zurückkehren. Nun aber durfte sie indirekt doch noch Abschied nehmen, denn der Mensch, der sich zu ihr gesellte, nachdem Arvid verschwunden war, stammte tatsächlich aus Mantron. Umso zugänglicher wurde Eleyna und lächelte sogar freundlich, während sie sich fragte, wieso ihr seine Mimik und Aussprache so bekannt vorkamen. Der Unbekannte machte gerade seiner Überraschung Luft, dass es ausgerechnet Arvid sein sollte, der hier das Kommando gab. "Der Bengel, der grad Fersengeld gegeben hat?" Sie nickte. "Der hängt doch noch am Rockzipfel seiner Mama. Da solltet lieber Ihr ihm sagen, wo's lang geht als umgekehrt." Sie lachte leise und freudlos. „Ihr wisst nicht, wie Recht ihr damit habt.“
Eleyna schüttelte den Kopf. Darum ging es aber nicht, denn sie hatte ihre eigenen Pläne. Die Elfe wollte wissen, ob er aus Mantron stammte, auch wenn alles an ihm danach schrie. "Na ja, ja... ja, irgendwie schon. Auch wenn meine Schwester ständig rummault, ich würde mein Leben lieber auf den Planken verbringen. Aber von den Sachen, die ich ihr mitbringe, kann sie auch nicht genug kriegen." Ein feines Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. „Es ist wohl nichts verwerflich daran, auf See zu leben.“, kommentierte sie und fragte: „Wer ist eure Schwester?“, Irgendwie vermutete sie, dass in dieser Antwort des Rätsels Lösung zu finden sei. Doch weit gefehlt, denn als er plötzlich verlegen wurde, weil er einen Kommentar zu Frauen machte, da klickte es endlich. Eleyna starrte ihn für einen Moment an, da er auch schon die Bestätigung ihrer Überlegung lieferte: "Verzeihung, das war nicht so gemeint. Doch glaubt mir, wenn Ihr Gunni kennen würdet, würdet Ihr mir zustimmen!" Eleyna’s Blick wurde für einen Moment sehnsüchtig, doch das war nur ein Echo des Luftschlosses.

Dennoch wurde sie nun vorsichtig und sah sich einmal um, bevor sie weitersprach. „Ich stimme Euch zu.“, murmelte sie mit einem verschwörerischen Heben ihrer Mundwinkel. „Ich kenne Gunni. Und es ist ein immenser Zufall, dass ich ausgerechnet Euch treffe.“ Eleyna verfiel nun in etwas, das ihr, ob ihrer Spionagetätigkeit, in Fleisch und Blut übergegangen war. Sie drehte sich dem Mantroner zu, sodass sie einander nahe gegenüber standen. Ihr eisblauer Blick verankerte sich fest in seinen und sie band ihn durch Nähe und einem leichten Spiel ihrer Mimik. Es war jetzt ungemein wichtig, dass er zuhörte und sie vertraulich mit ihm sprach. „Jonte ist mein Cousin“, sprach sie leise und mit einer knackigen Effizienz. „Ich bitte euch eindringlich, Gunni eine Nachricht für alle zu überbringen. Mir geht es gut. Ich kehre nach Morgeria zurück und werde dort das Leben aufnehmen, das man für mich vorgesehen hat. Ich will ihnen danken, für alles, was sie für mich in den letzten Monaten waren.“, sie legte ihre Hände an das Revers seines Mantels und zog ihn beinahe so hinunter, als wolle sie ihn küssen. „Sie sollen sich keine Sorgen machen!“, vermittelte sie mit einer gewissen Strenge und hielt ihren Blick noch etwas länger in seinem Augen. Dann wurde ihr Ausdruck wieder weicher, sie ließ ihn los und lächelte leicht. „Ihr seht Gunni ähnlich“, bemerkte sie, dann aber wanderte ihr Blick einmal über das bunte Treiben. „Bitte. Überbringt die Nachricht, damit sich keiner sorgen muss.“, bat sie abermals und nickte ihm dann zu.
Eleyna aber wandte sich nach Sylvaina um, die noch mit dem Handelspartner sprach. Dann schlug die Halbelfe ihre Kapuze über und verdeckte ihren Kopf. „Machts gut!“, sagte sie noch, bevor sie eilig einen Weg in das dickste Getümmel suchte, um endlich zu verschwinden. Arvid brauchte sie nicht, um nach Morgeria zu kommen. Das konnte sie allein und würde es tun. Sie war nun auf einer Mission, die sie sich selbst auferlegt hatte und würde nicht eher ruhen, bis sie es geschafft hatte. Eleyna setzte sich ab, verschwand als hervorragende Spionin gekonnt in der Einheitsmasse der Stadt und würde sich als erstes andere Kleidung zusammensuchen, um ihr Aussehen zu verändern. Arvid hatte Recht mit seiner Nervosität. Eleyna nutzte diese Stadt sehr viel mehr, als ihm.

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Re: Mitfahrgelegenheit gesucht

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 7. Dezember 2023, 20:44

Die Halbgeschwister hatten eindeutig keinen guten Start miteinander gehabt. Genau genommen, hatten sie beide wohl auch ihren Anteil daran, dass sie es verbockt hatten, neben Laogh und auch der gemeinsamen Mutter, von gewissen rassenspezifischen Aspekten ganz zu schweigen. Umso schwieriger würde es Reise zu zweit werden... sofern es diese überhaupt geben würde.
Arvid war inzwischen weggelaufen, nachdem die Ältere ihm zu stark zugesetzt hatte, und irgendwo im Gewimmel der Stadt verschwunden. Ob und wann er zurück kehren würde... ungewiss. Sollte sie auf ihn warten? Warum eigentlich? Was hatte sie davon, sich von diesem bockigen Kind gängeln zu lassen? Sie hatte es versucht, im Guten, aber er war absolut nicht zugänglich gewesen. Also hatte er selbst Schuld daran! Oder...? War es wirklich so einfach? Könnte sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren, ihn jetzt hier zurück zu lassen, ohne der Aussicht darauf, die Wogen zwischen ihnen beiden doch noch zu glätten? Würde sie damit leben können, eine mögliche Chance nicht genutzt zu haben? Oder hatte sie ihn bereits aufgegeben und war der Überzeugung, dass bei ihm, trotz seiner jungen Jahren, sowieso Hopfen und Malz verloren wäre?
Im Moment hatte sie ohnehin anderes im Sinn, nämlich dafür zu sorgen, dass ein anderer, zugänglicherer Teil ihrer Familie, der menschliche Teil, davon erfahren könnte, dass sie noch lebte. Nicht, dass sie vorhatte, dorthin zurück zu kehren, obwohl alle vermutlich sie wieder mit offenen Armen aufnehmen würden. Nein, auch dort war sie nicht völlig in Sicherheit und ihr wachsendes Kind erst recht nicht. Es gäbe wahrscheinlich keinen einzigen Ort, an dem sie unbehelligt leben könnte, solange es die Spinne in ihrem Netz gab. Was als einzige logische Konsequenz bedeutete, dass sie diese ausschalten musste, auch, wenn es sich dabei um jene Frau handelte, die sie geboren hatte.
Etwas, das in der Theorie zwar nachvollziehbar war, aber... würde sie es auch tatsächlich in der Praxis umsetzen können? Damit könnte sie sich später befassen. Jetzt galt es erst einmal, sich kurz mit dem Mantroner zu unterhalten und ihm ihre Botschaft mitzugeben.
Er war eindeutig redefreudig und scheinbar auch ein sympathischer Geselle, der das Herz auf der Zunge zu tragen schien. Dadurch brachte er sie zu einem freudlosen Lachen und einer gewissen Zustimmung. Doch er war taktvoll genug, nicht tiefer nachzubohren, als ahne er, dass ihn das auch trotz Fragen nichts angehen würde.
Ohnehin widmete sich das Gespräch einem anderen Thema und auf nachvollziehbare, sympathische Art beschwerte er sich über eine ihm scheinbar nahestehende Person. Prompt stimmte ihm die Mischlingselfe zu, was ihm einen tiefen, theatralischen Seufzer entlockte. Er breitete die Arme aus, als wolle er sie umarmen... oder die gesamte Umgebung mit einbeziehen. "Danke, endlich mal jemand, der das auch so sieht!", jammerte er und erwiderte ihr Grinsen. "Wie schade, dass meine Schwester nicht hier ist, um das zu hören.", fuhr er fort und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
Viel fehlte vermutlich nicht und er würde sie bitten, ihn nach Mantron zu begleiten, um genau dies in die Tat umzusetzen. Dass es nicht soweit kam, lag an ihrer Frage und dass sie ihm damit ins Gedächtnis rief, dass er sich womöglich zu allgemein über Frauen negativ geäußert hatte, noch dazu gegenüber einer Frau. Verlegen entschuldigte er sich und erwähnte dabei, dank der Götter oder des Zufalls, von sich aus den Namen jener nörgelnden Schwester.
Dies half dabei, um die Spionin endlich begreifen zu lassen, wieso ihr einige seiner Züge und seine Aussprache dermaßen bekannt vorkam. Natürlich! Nun, wo es klar war, war es viel zu offensichtlich, als dass sie es nicht von selbst schon viel früher hätte erkennen müssen. Immerhin hatte sie mehrere Wochen mit Gunni unter einem Dach gelebt! Jedoch war schon wieder viel zu viel passiert und es zu unwahrscheinlich, um damit rechnen zu können, was den Blick schon einmal trüben konnte. Dennoch war es ein wahrer Glücksfall und Eleyna ergriff diesen prompt beim Schopfe.
Während der Mann, mit dem sie durch Eheschließung also entfernt verwandt war, noch in seiner Verlegenheit steckte, ging mit ihr ein Wandel durch und sie wurde wieder ganz zu dem, das so lange ihr Dasein ausgemacht hatte. "Ach, wirklich?", fragte er ein wenig verwundert, als sie ihm so direkt zustimmte, und war sich nicht ganz sicher, was er von ihrem neuen Auftreten halten sollte. "Ihr... kennt sie?", wiederholte er und blinzelte, als hätte er etwas ins Auge bekommen, obwohl gerade kein Schnee fiel. Beinahe könnte er einem Leid tun bei all der Verwirrung, die ihm so unmissverständlich ins Gesicht geschrieben stand.
Und als sie sich ihm auch noch vollständig zuwandte und sich ihm näherte, wich er einen halben Schritt zurück, so als ahne er, dass von ihr durchaus auch eine gewisse Gefahr ausgehen könnte. Ob er wohl ebenfalls verheiratet war? Nein, dann hätte er vermutlich eher von den Nörgeleien seiner Gattin gesprochen und nicht von jenen seiner Schwester. Wobei... es konnte ihr egal sein, schließlich wollte sie nicht dorthin zurück... derzeit zumindest. Viel wichtiger war ihr, ihre Botschaft zu übermitteln, was sie nun auch direkt in Angriff nahm.
Ohne darauf zu warten, ob er schon soweit wäre, oder sich mit viel Erklärung aufzuhalten, sprudelte sie die Informationen heraus, auf die es ihr ankam. Wenigstens der Anfang kam direkt bei ihm an, obwohl es nicht so aussah, als ob er sämtliche damit verbundenen Verknüpfungen sofort herstellen könnte. "Nein, wirklich? Jonte, der Bär?", fragte er erstaunt und musterte sie, als wolle er nun seinerseits Ähnlichkeiten zwischen Cousin und Cousine feststellen. Ob ihm klar war, dass ihre Augen und ein Teil ihrer Gesichtsform dazu zählten? Es war nicht wichtig.
Von Bedeutung war das, was nun zu sagen war. Und das war von einer gewissen Tragweite, einer viel größeren, als dieser Mann sich bewusst sein könnte, dessen Augen immer größer wurden und der Ausdruck darin immer verständnisloser. "Äh...", kam es ihm irgendwann über die Lippen.
Zu mehr kam er nicht mehr, als sie sich auch schon nach seinem Mantel griff und ihn zu sich zog. "Hey...", protestierte er schwach und schien trotzdem nicht recht zu wissen, wie er sich dieser Fremden erwehren sollte.
Und dann war es bereits wieder vorbei, sie ließ ihn los und er hatte es eilig, sich aufzurichten. Ohne sich dessen bewusst zu sein, richtete er seine Kleidung, als wäre es nun das Wichtigste, wieder ordentlich angezogen zu sein. Dabei aber schaffte er es nicht, sich von ihrem Blick zu lösen oder sonst wie etwas einzuwerfen. Erst recht nicht, als sie sich die Kapuze über den Kopf zog und sich verabschiedete, um in dem Gewühl einzutauchen und endlich ihren eigenen Weg zu gehen.
"Äh... ja... gut... danke für das Gespräch?", stammelte er verspätet und klopfte sich die Kleidung ab, weil er nicht sonderlich wusste, was er nun machen und davon halten sollte. Er starrte auf die Stelle, an der sie verschwunden war, und hätte wohl noch länger so gestanden, wenn er nicht von einem Handelspartner gerufen worden wäre.


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