Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Grandeas Armeen sind groß, doch dem König nicht groß genug. Dennoch lässt er nur potenzielle Elitekämpfer in seine Reihen aufnehmen und ausbilden.
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Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. November 2023, 21:59

Ysara kommt von Villa Valerion

Die Kutschfahrt durch den Innenring von Grandea war ein legitimes Fortbewegungsmittel der Reichen und Adeligen. Hier ging man tatsächlich selten zu Fuß, das schickte sich einfach nicht. Ysara bildete dabei erneut eine Ausnahme. Nur wer zu Fuß ging, hatte auch den Blick für seine Umgebung. So aber rauschte sie nur an einem kleinen Fenster vorbei und das Schaukeln über das Kopfsteinpflaster und das monotone Geklapper der Hufen, lullte die Gedanken träge ein. Die Fahrt dauerte eine ganze Weile, denn die Zeltstadt der neuen Verbündeten aus Morgeria hatte erstmal einen Platz finden müssen. Es gab am anderen Ende des Ringes tatsächlich ein wenig freie Fläche, die vorher ungenutzten Villen zur Verfügung stand. Jene waren nicht neu bezogen worden, nachdem ihre Besitzer verzogen oder verschieden waren und so ließ man sie kurzer Hand abreißen und stellte die dort entstandene Fläche den Dunkelelfen zur Verfügung. Nachdem die Fahrt über recht schweigsam und unaufregend gewesen war, kamen die drei Kutschen gemeinsam mit anderen allmählich dem Festzelt näher. Tatsächlich hatte man ein großes Zelt aufgebaut, das mit den schwarzen Fledermäusen aus Morgeria geschmückt worden war. Einige Gäste waren bereits vor Ort und trudelten peu a peu ein, während die Kutschen an eine dafür vorgesehene Stelle geparkt wurden. Sie blieben auf Abruf, falls die Inhaber jener wieder abreisen wollten. Tatsächlich fanden sich hier alle Familien ein, die Rang und Namen hatten, auch wenn nicht jeder eine Einladung erhalten hatte. Die Familie Jafor kannte halb Grandea, doch diese Feier war einem privaten Rahmen geschuldet und so war es kein immens großes Bankett oder ein übertriebener Geburtstag, eines der dicken Geldsäcke dieser Stadt. Trotzdem gab es tatsächlich einen roten Teppich, über den die Gäste liefen, um dann das Innere des Zeltes zu erreichen. Dort standen sowohl grandessanische Soldaten als auch morgerianische Dunkelelfen und beäugten mit glatten Mienen, die Gäste. Es gab ein florales Ensemble, das sich durch das gesamte Festzelt zog. Dabei hatte der beauftragte Florist lediglich die Farben von Grandea Gold und Purpur verwendet und die Farben Grün und Schwarz für Morgeria. Auch dort gab es Purpur, sodass dies der gemeinsame Nenner blieb. Überall aber gab es noch dass Zeichen für Morgeria: Die schwarze Fledermaus. Sie ‚lachte‘ einen von Gebäck und Torte an, war auf Bannern zu sehen, die sich mit jenen mit der Königslilie aus Grandea abwechselten. Alles war feierlich hergerichtet und es gab einen Stand mit Häppchen und Getränken. Schon beim Hereinkommen, erhielten die Gäste ein Getränk zum Anstoßen und wurden dann gebeten, weiter zu gehen. Ein Streichorchester spielte dunkle Töne, die offenbar auch aus der Fremde kamen. Man sah hier Grandessaner und Morgerianer gemeinsam versammelt, miteinander reden oder sich noch etwas förmlich und steif beäugend. Es herrschte eine seltsame Stimmung und doch war es weitestgehend friedlich. Ysara konnte zwischen den ungefähr 50 geladenen Gästen durchaus einige bekannte Gesichter ausmachen. Zum einen erkannte sie die Eltern von Cassian, die sich mit einer wunderschönen Dunkelelfe im nachtblauen Traumkleid präsentierte. Sie wirkte erhaben und die weißen Augen schienen wachsam. Das könnte Ta’nurie`s Mutter sein, mochte man denken.
Camille und Gabaron Jafor sahen beide sehr gut aus. Cassian hatte seine Optik auf jeden Fall von seiner Mutter geerbt, die ebenfalls schwarze Haare und blaue Augen aufwies. Sein Vater war bereits etwas ergraut und doch wirkte er freundlich und seine Augen hatten einen schalkhaften Glanz. Allerdings wussten auch sie, was von ihnen erwartet wurde und so gab es keinen Zweifel, dass sie voll und ganz hinter dieser Vereinigung standen- vordergründig jedenfalls.

Cassian und Ta’nurie betraten kurze Zeit später das Zelt und erhielten ein allgemeines Klatschen und Jubeln. Sie lächelten beide, ehe sie sich in die Menge mischten. Ta’nurie hatte eine kunstvolle, mit goldenem Lilien-Schmuck bestückte Hochsteckfrisur und ein hautenges Kleid in Purpur an. Sie sah einfach nur toll aus. Lange, goldene Creolen zierten die spitzen Ohren und sie bewegte sich geschmeidig wie eine Raubkatze. Ihre schwarzen Augen hingegen wirkten kühl und distanziert, selbst wenn sie lächelte. Cassian…. Nun, er war Cassian. Egal was er trug, er wirkte. Sein Haar war dieses Mal jedoch ungewöhnlich ungemacht. Es hatte ein wenig seiner Verwegenheit beibehalten und trotzdem sah er in dem schwarzen Aufzug hervorragend aus. Gleichwohl trug er eine dunkelgrüne Weste unter dem schwarzen Gehrock, sodass das Paar den Verbund zwischen beiden Völkern symbolisierte. Nach einem Moment des Begrüßens, suchte das Blau allerdings immer wieder verhalten die Gäste ab als suche er jemanden. Ysara kannte aber noch andere: Nachdem sie sich etwas akklimatisiert hatte, erkannte sie zwischen den Gästen das Personal. Niemand nahm Notiz von ihnen, doch Ysi war einfach anders. Und tatsächlich erkannte sie drei Gesichter, die sich durch die Menge bewegten, ohne, dass sie auffielen: Sadia, Elian und Tami verteilten heute auf der Feier die Häppchen und Getränke. Eine perfekte Tarnung, um sich hier aufhalten zu können und… um die weiteren Dinge mit Ysara besprechen zu können.
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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Ysara » Donnerstag 2. November 2023, 13:16

Ysara sah durchaus elegant aus, wie sie da in dem teuren, moosgrünen Kleid aus der Kutsche vor dem großen Festzelt ausstieg. Sie hatte die Fahrt über geschwiegen und eigentlich nur gehofft, dass ihr älterer Bruder und dessen Gemahlin, die mit ihr zusammen in der Kutsche saßen, sie nicht mit ungefragten Belehrungen nervten. Severin vergaß oft, dass er nicht das Familienoberhaupt war und war der Meinung, seiner kleinen Schwester etwas sagen zu können. So hielt sich Ysara bewusst im Hintergrund, schaute aus dem Fenster und entging so einem unliebsamen Gespräch. Vielmehr kreisten ihre Gedanken um die Schatzkarte, die sie stehlen wollten, und um die Frage, wie sie sich am besten verhalten sollte. Sie ging davon aus, dass ihre Mutter heute ein besonderes Auge auf sie haben würde. Andererseits war das hier die perfekte Gelegenheit. Sie befand sich unter den Gästen und konnte sich unauffällig unter ihnen bewegen, der General wäre abgelenkt und beschäftigt und sein Zelt mit der Schatzkarte musste sich in unmittelbarer Nähe befinden. Eine bessere Gelegenheit würde sich nicht bieten. Doch für Ysara hieß das nun mehr als sonst, ihre beiden Leben unter einen Hut zu bekommen.

Die grünen Augen musterten das festlich geschmückte Zelt und im Stillen musste sie die getane Arbeit anerkennen. Sie hatten das Beste aus den Gegebenheiten gemacht. Es war seltsam, die morgereanische Fledermaus neben der grandessanischen Lilie zu sehen. Cassians und Ta'nuries Familien setzten hier jedenfalls ein klares Zeichen. Überall sah sie die Symbolik und Farben beider Städte und es ließ ihr Herz schwerer werden. Ganz Grandea würde von heute an für eine ganze Weile von nichts anderem mehr reden. Auch wenn das hier nicht die Verlobungsfeier war, lag das bevorstehende Bündnis dennoch schon im Fokus und machte es unmöglich, noch daran zu rütteln. Die jüngste Tochter der Valerion schritt brav hinter ihrer Familie her, während ihre Augen alles in sich aufnahmen, was es zu sehen gab und ihr zum Vorteil, aber auch zum Nachteil gereichen könnte. Sie nahm ein Getränk entgegen und lief mit diesem über den roten Teppich in das Zelt hinein, während die dunkle Musik an ihre Ohren drang und sie sich noch nicht entscheiden konnte, ob sie ihr gefiel, weil es so fremd klang, oder ob sie nur die düstere Stimmung im Angesicht der Verlobung unterstrich. Die ihr bekannten Gesichter grüßte sie höflich, hielt sich aber nicht mit Gesprächen auf. Sie sah aber auch viele Dunkelelfen, die sie eher misstrauisch beäugte und nur der Höflichkeit halber zunickte. Sie traute ihnen nicht und das konnte sie nur schwer verbergen. In ihren Augen machten sie alles schlimmer - die Umstände in ihrer Heimat im Allgemeinen und ihre persönlichen Umstände im Speziellen. Passend zu ihren Gedanken fiel ihr Blick auf eine Dunkelelfe, die bei Cassian Eltern stand. Sie vermutete, dass sie Ta'nuries Mutter war und musste zugeben, dass sie die Schönheit an ihre Tochter vererbt hatte. Man konnte von den Dunklen denken, was man wollte, aber besonders die Frauen wirkten doch sehr elegant und waren unbestreitbar schön. Ysara ließ den Blick weiter schweifen und analysierte die Umgebung, bis sie von Klatschen und Jubel abgelenkt wurde. Der Blick der Blonden fiel auf Cassian und Ta'nurie, die nun ebenfalls zusammen das Zelt betraten. Die Schmetterlinge flatterten vom Boden ihres Bauches auf, als sie den Erben sah. Ihre Augen lagen unbeirrt auf Cassian und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Ihr Herz machte einen Hüpfer, als der blaue Blick auf sie fiel und sie einen Blick auf sein Gesicht erhaschen konnte. Ihr fiel auf, dass er seine Haare nicht mehr gerichtet hatte und sie mochte den Ausdruck, den er dadurch erhielt. Sie lächelte ihn warm an. Sie freute sich ehrlich, ihn zu sehen und verdrängte den Grund für das ganze Schauspiel hier. Verlegen in Anbetracht ihres Kusses war sie nun jedoch nicht mehr. Sie überlegte schon, die Distanz zwischen ihnen zu überwinden, doch dann schob sich ein anderer Gast in ihr Blickfeld und begann ein Gespräch mit Cassian, wodurch der Moment verflog.

Sie verschob ihr Vorhaben auf später und erst jetzt fiel ihr Blick so richtig auf Ta'nurie, während ihr Lächeln verblasste. Sie sah einfach wunderschön aus. Ysara musterte eingehend ihr purpurnes Kleid, in dem sie sich sehr elegant bewegte. Ihre Augen hingegen wirkten so dunkel und kühl wie in der letzten Nacht, in der sie ihr zum ersten Mal begegnet war. Die Krähe wandte den Blick ab, sah zurück zu Cassian, der aber inzwischen aus ihrem Blickwinkel verschwunden war, und sah sich dann weiter um. Dann stutzte sie, als ihr Blick auf eine ihr rote bekannte Mähne eines Mädchens fiel. Tami?! Ysara war überrascht, sie hier zu sehen, und ließ den Blick nun gezielter schweifen. Tatsächlich entdeckte sie kurz darauf auch Elian und Sadia. Sie bewegte sich in Sadias Richtung und versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Als sich ihre Blicke trafen, deutete Ysi mit einem leichten Kopfnicken zu einer eher abgeschiedenen Ecke im Zelt, in der sich gerade niemand aufhielt. Ein Tisch stand dort mit einer riesigen Vase, in der ein überdimensionierter Strauß aus allerlei Grünzeug und Lilien steckte. Ysara wandte sich der Vase zu und wartete darauf, dass Sadia zu ihr kam und ihr etwas von den Häppchen anbot, die sie auf einem Tablett trug. Die blonde Krähe nahm sich eines und sah ihre beste Freundin an. "Schön, dich zu sehen. Ihr seid verrückt, so spontan den Plan zu ändern. Was habt ihr euch ausgedacht?", raunte sie Sadia zu und ein kurzes Schmunzeln zeigte, dass sie nicht böse war, aber durchaus überrascht und gespannt. Dann bemühte sie sich um eine möglichst unbeteiligte Mimik. Sie aß das Häppchen auf und strich mit den Fingern über die Vase, sodass man den Eindruck erhalten konnte, dass sie die Dienerin neben ihr über die Dekoration ausfragte, während Ysara aus den Augenwinkeln versuchte, ihre Umgebung im Auge zu behalten.

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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. November 2023, 14:53

Der Moment, da Cassian’s Blau das Grün von Ysara entdeckte, war irgendwie… besonders. Anders. Es fühlte sich anders an und in Ysara flatterten die Gefühle auf, die sie neu in sich entdeckt hatte. Aber auch Cassian wirkte mit einem Mal anders. In seinem Blick lag eine neue Wärme, die Ysara so bisher nicht bemerkt hatte. Oder interpretierte sie seinen Blick nun anders? Ganz klar wurde es nicht, aber seine Züge entspannten sich merklich, als er sie entdeckt hatte. Allerdings wehrte dieser Moment nur kurz, denn schon schob sich ein anderer Gast in ihr Blickfeld und unterbrach den Moment. Ohnehin wurde es Zeit, ein wenig die Etikette zu wahren. Sie konnten einander nicht anstarren, wenn seine Verlobte und ihre Eltern zugegen waren. Es war ihnen bereits so schon schwergefallen, immer auf alles zu achten, obwohl sie einfach nur beisammenstehen oder sitzen wollten und sich über all die feinen Pinkel und ihre Damen zu unterhalten. Ysara aber grüßte hier und dort bekannte Gesichter. Es genügte oftmals nur ein Neigen des Kopfes und so hielt man sich nicht lange mit irgendwelchen Gesprächen auf, die ohnehin nur den Tiefgang eines Gesprächs über das Wetter zur Folge gehabt hätten. Nachdem sie von Cassian abgelenkt worden war, erfasste sie allerdings einige andere bekannte Gesichter. Und die waren ihr mindestens genau so lieb. Naja, eigentlich. Sadia lief durch die Gäste und balancierte ein rundes Tablett mit Häppchen, während Tami am Ausschank stand und mit reichlich wenig Lust Getränke servierte. Einzig Elian stand nur am Eingang und sah wichtig aus, auch wenn er das gewiss nicht war. Ein kurzer Blick und ein feines Funkeln, begrüßten Ysi, bevor sie sich entschied, sich einweihen zu lassen. Sie bedeutete Sadia, ihr zu folgen und positionierte sich so, dass niemand sehen würde, dass sie mit der ‚Bedienung‘ sprach. "Schön, dich zu sehen. Ihr seid verrückt, so spontan den Plan zu ändern. Was habt ihr euch ausgedacht?" Sadia neigte das Tablett vor, damit Ysara sich etwas aussuchen konnte und erhielt erstmal ein Grinsen. „Nettes Kleid, Ysi. Du siehst sowas von scharf aus!“, ließ sie es sich nicht nehmen, leise ihr ein Kompliment zu machen. Aber auch Sadia, Tami und Elian konnten sich sehenlassen. Sie trugen schwarz-purpurne Uniformen, die sie als Kellner kennzeichneten. Alle Angestellten trugen jene Kleidung und somit mussten die Krähen sie sich irgendwie besorgt haben. „Es war Tami’s Idee. Die hat das aufgeschnappt, als sie ins Nest wollte. Und da haben wir kurzerhand drei… anderen freigegeben und ihren Job übernommen.“, tat sie unschuldig und sortierte zum Schein die Odeuvre neu. „Vielleicht kannst du nachher auf ein Zeichen von Elian etwas Theater machen, damit alle abgelenkt sind? Wir würden dann los zum Zelt und du kommst nach. Einverstanden?“, fragte sie Ysi und grinste verschwörerisch. Es tat gut, endlich mal wieder aktiv zu werden.

Ysara spürte mit einem Mal ein Kribbeln im Nacken. Sobald sie sich danach umschauen würde, konnte sie den Blick ihrer Mutter auf sich ruhen sehen, ehe sie sich wieder ihrem Gesprächspartner zuwandte. Sobald sie sich wieder zurückdrehen würde, erhaschte sie aber noch einen anderen Blick. Es war nur flüchtig und doch irgendwie einprägsam. Diese Augen waren… ungewöhnlich. Doch sobald sie sich danach vergewissern wollte, waren sie in der Menge der Gäste verschwunden. Vielleicht hatte sie sich das auch nur eingebildet. Sadia aber lenkte sie sowieso wieder ab, als sie einem vorbeigehenden Gast die Platte lustlos hinhielt. „Ist das mit Käse?“, fragte der älter wirkende Gast, und Sadia blinzelte. Man sah ihr an, dass sie schwer daran arbeitete, jetzt keine Szene zu machen. „Wonach sieht es denn aus?“, maulte sie los und versagte bei ihrem Versuch. Der Gast rümpfte die Nase und zog davon – ohne Häppchen. Sadia seufzte. „Wie hältst du das bloß aus.“, meinte sie und stopfte sich selbst eines in den Mund. Ein Räuspern erklang und Sadia richtete sich kerzengerade auf. „Die Speisen sind für die Gäste.“, hörten Sadia und Ysara eine feste, weibliche Stimme. Es war Ta’nurie`s Mutter, die sich zu ihnen gesellt hatte. Hatte sie etwas belauscht? Elfen hatten feine Ohren… oder? Sadia räusperte sich, schluckte alle besseren Erwiderungen hinunter und neigte den Kopf. „Verzeiht. Der Blutzucker.“, versuchte sie es dennoch mit ihrer ganz eigenen Art und nickte Ysara zu. Sie würden aufeinander achten und sobald es losging, würde Ysi es merken. Nun aber musste sie Sadia ziehenlassen und auch die Mutter von Ta’nurie verzog sich wieder. Sie hatte keine Notiz von Ysara genommen und wusste folglich auch nicht, wer sie war. Arroganz strahlte sie aus und doch wollte man ihr demütig aus dem Weg gehen. Das Fest verlief weitestgehend normal. Auch wenn nichts daran normal war, so glich es dennoch den zahllosen Empfängen und Feiern, die Ysi in ihrem jungen Leben bereits erlebt hatte. Doch dann kribbelte wieder ihr Nacken und erneut spürte sie, dass ein Blick auf ihr ruhte.
Der ihrer Mutter war es dieses Mal aber nicht und so blieb ihr nichts anderes übrig, als in der Menge danach zu suchen. Auch Cassian war es nicht, denn er musste viele Hände schütteln und noch mehr Fragen beantworten. Stets an seiner Seite, seine Verlobte. Sie hielt sich an ihm fest und war die perfekte Vorzeigefrau. Auch sie wurde dazu erzogen, auf solchen Festen eine gute Figur zu machen. Im Grunde waren sie sich gar nicht so unähnlich. Nur, dass Ysara nicht Cassian würde heiraten dürfen. Noch bevor Ysara jedoch vor Langeweile Dummheiten aushecken konnte, wurde sie aufgehalten: „Würdet Ihr mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen?“, hörte sie hinter sich eine männliche Stimme. Sobald sie sich umdrehte, stand vor ihr ein gutgekleideter Elf. Unschwer an den spitzen Ohren zu erkennen, die sich ein wenig von seinem Kopf entfernten. Sein Gesicht war markant, verwegen gar und das dunkle Haar nicht lang, bis zum Rücken, wie es bei Elfen oft der Fall war. Nein, es fiel ihm in halblangen Strähnen über die Stirn und teilweise in seine Augen. Die Augen… Ysara erinnerte sich an den kurzen Blickwechsel und wusste, es waren seine gewesen, die sie angesehen hatten. Das dunkle Violett seiner Augen ruhte seelenruhig wartend und mit einem leichten Schalk auf Ysara. Seine blasse Hautfarbe zeigte deutlich, dass er nicht aus Morgeria stammte.
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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Ysara » Freitag 3. November 2023, 19:39

Die blonde Krähe musterte ihre beste Freundin, die eingekleidet in die Uniform einer Bedienung, vor ihr stand und ihr gerade ein weniger höfliches, aber umso ehrlicheres Kompliment zu ihrem Kleid machte. „Nettes Kleid, Ysi. Du siehst sowas von scharf aus!“
"Findest du? Die Uniform steht dir aber auch gut." Ysara grinste und freute sich offensichtlich über das Kompliment ihrer Freundin. Ob Cassian das wohl ähnlich wie sie sah? Aber gerade ging es nicht um den schwarzhaarigen Erben, der ihr Herz auf einmal mit einem einzigen Blick zum Hüpfen bringen konnte. Jetzt ging es erst einmal um den Plan, den die drei über den Haufen geworfen und neu entworfen hatten.
„Es war Tami’s Idee. Die hat das aufgeschnappt, als sie ins Nest wollte. Und da haben wir kurzerhand drei… anderen freigegeben und ihren Job übernommen. Vielleicht kannst du nachher auf ein Zeichen von Elian etwas Theater machen, damit alle abgelenkt sind? Wir würden dann los zum Zelt und du kommst nach. Einverstanden?“
"Klingt gut. Wie erkenne ich das Zelt des Generals? Ich halte mich bereit", antwortete Ysara und nickte ihr zu. Dann spürte sie ein unangenehmes Kribbeln im Nacken, das man fühlte, wenn man lang genug beobachtet wurde. Die Krähen dürften hier nicht erwischt werden, weshalb Ysara besonders aufmerksam blieb. Sie drehte sich herum und fing den Blick ihrer Mutter auf. Sie lächelte ihr unschuldig zu und drehte sich zurück zu Sadia. Während der Bewegung begegnete ihr Blick noch einem anderen Augenpaar, doch der Blickkontakt war so flüchtig, dass Ysara die Person dazu nicht wiederfand, als sie gezielt, aber kurz nach ihr Ausschau hielt.
"Ich muss vorsichtig sein. Es gab Ärger", erklärte sie Sadia knapp, zu der ihr Blick stirnrunzelnd zurückfand. Dann räusperte sie sich, als ein älterer Herr kam und Sadia nach den Häppchen ausfragte. Während sie Ysara zum Schmunzeln brachte, war der Gast offensichtlich nicht begeistert von Sadias Antwort und zog hungrig davon. Sadia wollte von ihr wissen, wie sie das alles aushielt und Ysara zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung", antwortete sie ehrlich. Sie hatte keine Wahl und so musste sie sich irgendwie mit diesen Gepflogenheiten arrangieren, die Teil von einer Vielzahl von Regeln waren, die es einzuhalten galt. Ihre beste Freundin war gerade kopflos dabei, eine von ihnen zu brechen. Ysara sah, wie ihre Freundin nach einem Häppchen griff, die sie nur den Gästen reichen sollte, und versuchte sie noch mit einem "Nicht..!" davon abzuhalten. Doch es war zu spät und Ysara überraschte es kaum, dass solch ein Fehlverhalten sofort auffiel.
„Die Speisen sind für die Gäste.“ Ysara erblickte die zur Frau gehörigen Stimme und stockte kurz, als sie ausgerechnet Ta'nuries Mutter sah. Wie lange war sie schon hier und beobachtete sie beide? Hatte sie etwas gehört? Ysara nickte ihr Respekt zollend zu und überlegte, sich gespielt über Sadia zu echauffieren, wollte dann aber lieber keine schlafenden Hunde wecken und hielt sich daher im Hintergrund. Ihre Freundin klärte es für dich selbst. Ysara warf ihr ein kleines Lächeln zu und ein mit den Lippen geformtes "Pass auf dich auf", als sie sich von ihr entfernte und mit ihr Ta'nuries Mutter.

Ysara seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um sie sich mehr oder weniger glatt über die Schultern zu streichen. Dann wurde sie erneut von einem Kribbeln in ihrem Nacken abgelenkt. Instinktiv schaute sie zu ihrer Mutter, doch diese sah sie diesmal nicht lauernd an. Ihr Blick fiel auf Cassian mit seiner Verlobten, die offenbar ganz wohlerzogen war und, man konnte es nicht anders sagen, eine gute Figur in vielerlei Hinsicht neben Cassian machte. Die beiden waren das Vorzeigepaar und zumindest Cassian trug seine Last als ausgestelltes Symbol für Grandea auf dieser Feier tapfer. Aber auch er sah sie nicht an und war weiterhin mit den Gästen beschäftigt.
„Würdet Ihr mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen?“
Bitte nicht, dachte Ysara augenblicklich. War es schon so weit? Unweigerlich drang die Musik wieder bewusst an ihre Ohren, die durchaus etwas für sich hatte. Ysara aber überlegte ernsthaft, einfach zu gehen und so zu tun, als hätte sie die Aufforderung zum Tanz nicht gehört. Doch so abgebrüht war sie dann doch nicht. Die Blonde drehte sich zu dem Sprechenden herum und .. stutzte dann sichtlich. Ein Elf stand ihr gegenüber und zwar kein Dunkelelf. Was sucht ein Elf hier? Entgegen dem dringlich geäußerten Wunsch ihrer Mutter, ihre Gedanken für sich zu behalten, war der Überraschungsmoment groß genug, dass der Fremde die Frage kurz in ihrem Blick aufblitzen sah. Ihre Augen tasteten kurz sein Gesicht mit den schwarzen Haaren ab und blieben an den violetten Iriden ihres Gegenübers hängen, während sich Wiedererkennen in ihren spiegelte. Er hatte sie beobachtet und offenbar nur auf eine Gelegenheit gewartet, sie anzusprechen. Er sah gut aus, das musste sie ihm lassen. Im nächsten Moment setzte sie ihr höflichstes Lächeln auf, das jegliche Gedanken verschloss. Es war die Miene, die selbst sie gelernt hatte, aufzusetzen, wenn sie wollte.
"Vielen Dank, aber ich trage heute nicht die passenden Schuhe. Ich möchte Euch nicht vor allen anderen in Verlegenheit bringen", log sie ihm ins Gesicht, ohne mit der Wimper zu zucken oder auch nur einmal beschämt die Augen zu senken. Ihre Schuhe waren so einfach wie bequem und sicherlich überhaupt nicht hinderlich für einen Tanz. Das Problem aber war: Er war ein gut aussehender Elf im scheinbar passenden Alter. Sie wollte nicht dafür sorgen, dass ihre Mutter auf weitere dumme Ideen kam oder sich in einer bestätigt sah, wenn sie ihre Tochter mit diesem Fremden tanzen sah. Das zu verhindern, wog viel schwerer, als das durchaus vorhandene Interesse daran, was ein Elf auf einer Feier wie dieser machte. Aber ihre Mutter hatte betont, was sie sich von diesem Abend erhoffte und Ysara dachte - wie immer - nicht daran, sich einfach so zu fügen. "Ich muss leider ablehnen. Entschuldigt mich." Sie warf ihm ein durchaus freundliches Lächeln zu und wollte sich dann auch schon von ihm abwenden, um in der Menge unterzutauchen.

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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. November 2023, 21:24

Das Fest war im Grunde eine kleinere Zusammenkunft all derer, die etwas mit der Familie Jafor zu tun hatten. Dabei war die Familie Valerian eingeladen worden, weil sich Cassian und Ysara gut verstanden. Wie gut, dass wusste weder seine Seite der Familie noch ihre. Über die Jahre war lediglich eine lockere Art der Freundschaft entstanden. Wenn es etwas in diesen Gefilden überhaupt gab. Man verstand sich – auch ihre beiden Elternpaare wussten einander das ein oder andere zu erzählen und so war es für die Jafor’s nur natürlich, dass die Valerians ebenfalls zugegen sein würden. Während sich das verlobte Paar die Ehre gab und die Gäste einzeln begrüßte, da hatte Ysara genug Zeit, sich mit ihrer Freundin zu unterhalten. Sie wusste, dass Cassian auf so einem Event gewiss nicht aus dem Rahmen fallen würde und alles aufs Spiel setzte. Sie hatte Zeit, bis er auch sie, ganz offiziell begrüßen würde. Ob sie das allerdings wollte, stand auf einem anderen Blatt. Denn es wäre nicht Cassian, der sich mit ihr davonstehlen und lästern wollte. Es wären Ta’nurie und Cassian. Als das Vorzeigepaar der Stunde. Natürlich ging es hier nicht um sie direkt und der eigentliche Hauptakteur fehlte auch noch, doch das machte nichts. Sehen und gesehen werden, war schon immer das Motto einer jeden Feier gewesen. Was jedoch unentdeckt bleiben sollte und wollte, waren die Mitglieder der Krähen. Elian, Tami und Sadia verschwammen für viele in der Masse und waren nur diejenigen, die hier angestellt waren. Doch für Ysi und auch für Cassian, waren sie bekannt. Noch hatte der Erbe Jafor nicht mitbekommen, dass sie unter den Gästen zu finden wären, doch sobald dies der Fall sein würde, würde er es gewiss zu überspielen verstehen. Jetzt erklärte Sadia Ysara gerade den Plan und Ysi konnte nicht umhin festzustellen, dass es das Fest etwas erträglicher machte, wenn sie gedanklich bei diesem Plan blieb. Sie wusste, sie musste sich hier nicht länger als nötig präsentieren, denn früher oder etwas später, würde hier alles aufgelöst werden und sie wäre wieder Ysara die Krähe und nicht Elinor Valerian – Frischfleisch auf dem Heiratsmarkt. Die Drohung ihrer Mutter war ihr sehr präsent und so tauschte sie mit Sadia nur das aller Nötigste aus, zum Beispiel, dass das Zelt des Generals sechseckig sein würde und auch das Einzige wäre, bevor jene einen entscheidenden Fehler machte. Prompt wurden sie erwischt und das auch noch von der Mutter der baldigen Braut persönlich. Und der Ehefrau des baldigen Generals. Konnte es schlechter laufen? Da versuchten sie unauffällig zu sein und dann so ein Fauxpas. Sadia aber löste dieses Problem auf ihre Weise und verließ die Szenerie dann. Auch die Dunkelelfe ging weiter, was Ysi innerlich aufatmen ließ. Das Fest verlief weiter und allmählich waren alle Gäste eingetroffen. Ein gewisser Geräuschpegel hatte sich etabliert und über allem hörte man die ungewohnten, aber dennoch ganz angenehmen Klänge aus Morgeria.
Die Musiker aber waren Menschen und hatten offenbar die Order bekommen, diese Stücke zu proben. Ysara konnte nicht verhindern, dass ihr Blick immer und immer wieder zu Cassian glitt. Im Grunde war er auch der einzige Grund, weshalb sie überhaupt hier war. Sie wollte jede Minute nutzen, um ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen, bevor es für sie beide unmöglich werden würde. Aber noch immer war er beschäftigt und hatte nicht mal Gelegenheit einen kurzen Blick mit ihr zu tauschen. Als wenn sich das Schicksal berufen gefühlt hätte, ihr unter die Arme zu greifen oder sie zu schubsen, je nach dem, hörte sie hinter sich eine Stimme, die ganz eindeutig mit ihr sprach. Ihr erster Impuls wäre gewiss einen Skandal wert gewesen. Dann hätte sie das Ablenkungsmanöver zu früh verpulvert und den Plan zunichte gemacht. Doch Ysara besaß entgegen mancher Meinung tatsächlich eine Erziehung. Und so drehte sie sich um und… stutzte. Vor ihr stand widererwarten kein Dunkelelf und auch kein ihr bekannter, dicker Geldsack aus Grandeas Oberschicht.

Im Gegenteil: Der unbekannte Elf wirkte recht jung, wobei das bei Elfen immer eine Finte sein konnte. Dennoch wirkte er weder schmierig noch überheblich. Er stand recht offen vor ihr und schaute sie abwartend aus seinen dunklen, violetten Augen an. Tatsächlich hatte er auch seine Hände in den Taschen und wirkte gerade deshalb schon… Anders. Sein Aufzug war ebenso edel, wie die der anderen Teilnehmer, doch gleichwohl gab es einige Punkte, die ein gewisses Maß an Normalität schürten. So war sein weißes Hemd nicht ansatzweise so hervorragend akkurat geglättet, wie es normalerweise üblich war. Auch wirkte die Hose ein klein wenig zu groß, was aber seiner Erscheinung kaum abträglich wäre. Er war hochgewachsen und sein Haar wirkte ungebändigt. Die Strähnen fielen ihm in die Augen und ließen ihn verwegener aussehen, als es ein Schnösel aus reichem Hause zu wagen pflegte. Ysara aber sah in ihm nur den ersten, der vielen, vielen Möglichkeiten, sie in ihrem Leben unglücklich zu machen. Ihre Mutter würde sie genau beobachten und ein Tanz wäre so etwas wie eine Einladung. Man würde sie betrachten, tuscheln und sich fragen, wer das dort mit der jungen Elinor wäre. Das Gerede würde anfangen und Ysara hatte unzählige dieser Feste erlebt, um zu wissen, dass es erst enden würde, wenn sie unter der Haube in irgendeinem angestaubten Haus sitzen würde und fünfundzwanzig Stammhalter produziert hätte. Nein… Die Antwort war nein. "Vielen Dank, aber ich trage heute nicht die passenden Schuhe. Ich möchte Euch nicht vor allen anderen in Verlegenheit bringen" Seine Augen rutschten zu ihren Füßen und er pfiff leise. „Oh nein!“, antwortete er und zog tatsächlich eine Grimasse. „Ihr müsst Euch fühlen, als würdet Ihr den Harax durchlaufen…“, kommentierte er und wirkte so ernst dabei, dass man sich fragen musste, ob er scherzte oder einfältig war. Sein Blick kletterte wieder in ihre Augen und er betrachtete sie ganz unverhohlen und ohne eine Spur von Verärgerung darüber, dass sie ihn angelogen hatte. Nein. Einfältig war er gewiss nicht. Noch immer hatte er die Hände in den Taschen seiner Hose. Ysara aber setzte noch mal mit ihrer Ablehnung nach. "Ich muss leider ablehnen. Entschuldigt mich."
Sie drehte sich mit einem bezaubernden Lächeln um und machte zwei Schritte, um ihm endgültig zu entkommen, da hörte sie seine Stimme erneut hinter sich und fühlte mit einem Mal eine Hand an ihrem Arm. „Ich entschuldige es.“, kam es salopp aber im warmen Timbre nahe ihres Ohres, ehe er sie mit sanftem Druck aber gerade so viel Schwung herumdrehte, dass er sie auffangen und in eine Tanzhaltung überführen konnte. Elegant hatte er sie in seinem Arm, sodass sie einen Moment dastanden. Doch bevor Ysara noch etwas sagen oder tun konnte, nickte er und ihr wurde klar, dass er lediglich auf den richtigen Takt gewartet hatte, bevor er sie behände bewegte und mit ihr einen Walzer begann. Der düstere Ton machte das ganze ein wenig verrucht, wobei es erstaunlich leichtfüßig gelang. Er war ein hervorragender Tänzer, bewegte sich weich und vor allem sie hatte er gut im Griff. Er erwies sich nicht als Stümper oder als grob, sondern schaffte es sogar ganz nebenbei, dass sich die Gäste zur Seite bewegten, wenn er Ysara in einem ausladenden Kreis führte und so eine Tanzfläche schuf. Die Gäste tuschelten am Anfang noch, doch bald richteten sich hier und dort Augenpaare auf die beiden einzigen Tanzenden und ab und zu konnte Ysi in ein lächelndes Gesicht sehen. Sie mussten gut zusammen aussehen, denn keiner war amüsiert, sondern eher fasziniert. Er drehte Ysara auch mal nach Außen oder auf der Stelle. Er konnte wirklich gut tanzen und ließ sich nicht beirren. Er hatte seinen Blick auf Ysara gerichtet, wich nicht einmal davon ab und hob nun einen Mundwinkel, dass sich ein verschmitzter Ausdruck auf seine Züge legte. Durch die Nähe roch Ysara auch, dass er tatsächlich angenehm duftete. Irgendwie… nach einer bekannten Frische wie Pfefferminz und… war das ein Hauch Ingwer? „Keine Sorge – wenn ich euch führe, merkt ihr eure Schuhe nicht.“, schloss er nach gefühlten Stunden an ihre Ausrede an und zwinkerte ihr tatsächlich zu. Er hatte jedenfalls gehörig viel Selbstbewusstsein!
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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Ysara » Sonntag 5. November 2023, 08:55

Die blonde Valerion hatte wenig Lust auf einen Tanz, ebenso wenig wie auf diese gesamte Feier. Sie wollte nur wegen Cassian und dem Schatz, dem sie auf die Spur kommen wollten, hier sein. Aber seit ihre Mutter ihr klar gemacht hatte, dass sie heute besonders ein Auge auf ihre Tochter und ein zweites auf eine gute Partie für sie legen würde, blieb ein fader Beigeschmack. Und dieser schwarzhaarige Elf mit den ungewöhnlichen Augen, der ihr gerade die Aufwartung machte, würde ihrer Mutter sicher gut gefallen. Sie würde mehr über ihn erfahren wollen und falls es das Ansehen seiner Familie hergab, könnte das Ysara näher an eine Ehe heranbringen, als ihr gerade lieb war. Sein gutes Aussehen konnte man jedenfalls nicht bestreiten, auch Ysara nicht, die versuchte, das ganze objektiv zu betrachten. Seine Kleidung wirkte edel und dem Anlass entsprechend, trotzdem gab es Details, die ihn zumindest aus ihrer Sicht etwas aus der Menge der Männer herausstechen ließen. Seine Hose wirkte etwas zu weit und sein Hemd war nicht faltenfrei. Es war nichts, woran sich die Blonde stören würde, aber ihre geübten Augen nahmen die Unterschiede zur einwandfreien Kleidung der anderen anwesenden Männer nun einmal wahr. Also war der Elf entweder nicht sorgsam - oder er setzte seine Prioritäten anders. Er wirkte alles andere als ungepflegt, aber mit seiner Kleiderwahl und den losen Haarsträhnen dennoch eine Spur zu lässig für diese Gesellschaft. Was sie aber wirklich überraschte, war, dass er ihr nicht so förmlich die Hand reichte, wie es üblich war, sondern seine beiden Hände tatsächlich in den Taschen der Hose blieben, während er sie um einen Tanz bat. Entweder hatte er also keine Manieren oder er gab einfach nicht viel auf diese überflüssigen Gepflogenheiten. Fast, als wüsste er schon, dass seine Auserwählte keinen großen Wert auf derlei Dinge legte, die ihm dies auch ohne Scham zu verstehen gab, als sie ganz offensichtlich ihre Schuhe vorschob, um ihm den Tanz zu verwehren. Er stieß daraufhin einen Pfiff aus und Ysaras Augenbraue hob sich vor Überraschung, denn damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie hatte eine pikierte oder beleidigte Antwort erwartet, aber seine Reaktion war eine andere. „Oh nein! Ihr müsst Euch fühlen, als würdet Ihr den Harax durchlaufen…“ Die blonde Krähe stutzte für einen Moment, nicht nur wegen seiner Worte, sondern auch wegen seiner ernsten Miene dazu. Für einen Moment musterte sie ihn prüfend. Erlaubte er sich einen Scherz? Doch das war egal, sie wollte nicht tanzen. "So ist es", erwiderte sie daher nur, entschuldigte sich und drehte sich um, um das Weite zu suchen.
Doch weit kam sie nicht. Zwei Schritte, da hörte sie ihn erneut und diesmal überraschend nah an ihrem Kopf. „Ich entschuldige es.“ Ysara erstarrte unter seiner unerwarteten Berührung, der Kopf drehte sich leicht zur Seite und ihre Augen legten sich auf seine Hand, mit der er sie am Arm aufhielt. Ihre Augenbrauen zogen sich missmutig zusammen. Sie versuchte, noch irgendwo einige nette Worte zu finden, was ihr wirklich schwer fiel, da drehte er sie plötzlich herum und sie fand sich in seinem Arm wieder. Ihr Mund öffnete sich vor Erstaunen, denn auch damit rechnete sie nicht. "Ich sagte..", begann sie, doch da sah sie das Nicken und er setzte sich einfach so mit ihr in Bewegung. Er ließ ihr keine Chance zum Reagieren und Ysara sah ihn reichlich überfordert an. Er hatte sie überrumpelt, aber zumindest ihr Körper reagierte auf den ersten Takt des Liedes ganz automatisch, wenn auch noch etwas steif zu Beginn. Sie nahm eine gerade Haltung ein, die rechte Hand legte sich an seine Seite und die linke auf seine Schulter, während er sie in einem dunklen Walzer über den Boden führte. Er war ein sehr guter Tänzer, das wurde ihr sofort klar. Vermutlich hätte er es jedem unbedarften Dorfmädchen leicht gemacht, unter seiner Führung zu tanzen, doch Ysara war kein Dorfmädchen. Auch ihr wurde seit frühester Kindheit das Tanzen gelehrt und davon durfte nun auch der Elf Zeuge werden. Auch, wenn es ihr nicht gefiel, so überrumpelt worden zu sein, folgte sie seinen Bewegungen ganz selbstverständlich. Keinem von ihnen passierte ein Fehltritt, auch wenn es ihr schwerfiel, sich zu entspannen. Ihr Körper folgte den anerzogenen Mustern und als er sich nach einigen Schritten gänzlich auf den Tanz eingelassen hatte, hatte Ysaras Kopf wieder Zeit, alles andere zu erfassen. Der Elf drehte sie um ihre eigene Achse und Ysaras Körper folgte dem ganz natürlich, während das grüne Kleid den jungen Körper umschmeichelte. Die grünen Augen erfassten die anderen Gäste, die ihnen Platz machten und sie beobachteten. Sie sah entzückte Blicke und ihr wurde noch etwas anderes klar, worauf sie bis jetzt nicht geachtet hatte. "Es tanzt sonst niemand", zischte sie dem Elfen entgegen und blickte ihm verärgert in die violetten Augen, als sie sich wieder vor ihm befand. Er stellte sie in den kompletten Mittelpunkt des Zeltes! Sie wusste, dass sie ein gutes Bild zusammen abgaben, denn ihre Tanzfähigkeiten standen seinen kaum nach. Und das gefiel ihr gar nicht. „Keine Sorge – wenn ich euch führe, merkt ihr eure Schuhe nicht.“ Der Elf sah sie verschmitzt an und erlaubte sich sogar ein Zwinkern. Doch das konnte Ysaras Stimmung gerade wenig aufhellen. Es funkelte in den grünen Augen und er konnte erkennen, dass ihr das gar nicht gefiel und dass sie diesen Tanz am liebsten abbrechen würde. Sie machte eine gute Figur in den Armen des Elfen, aber ihre Augen sprachen ihm gegenüber Bände. Hilflos suchten ihre Augen Elian, streiften dabei eine Menge Gesichter, die ihnen beiden fasziniert zu sahen, und fand dann endlich das Augenpaar, nach dem sie suchte. Doch der Denker der Krähen deutete ein knappes Kopfschütteln an. Noch nicht. Der General war noch nicht hier. Sie mussten warten, bis sie sich sicher sein konnten, dass er nicht in seinem Zelt war. Jetzt war noch nicht der richtige Zeitpunkt. Ysara würde den Elfen am liebsten stehen lassen, doch damit würde sie eine Szene vom Zaun brechen. Niemand hatte gesehen, wie er sie gegen ihren Willen in seinen Tanz einbezogen hatte, aber jeder würde sehen, wie sie dem edlen talentierten Tänzer vor den Kopf stieß, wenn sie diesen Tanz nun einfach so abbrach. Ihr Kontingent an Aussetzern war heute sehr begrenzt. Den, den sie sich erlauben durfte, musste sie sich aufheben, bis die Krähen bereit waren.
"Ihr bringt mich in Schwierigkeiten", zischte Ysara erneut und sah wieder zurück in die violetten Augen. Erst jetzt merkte sie, dass ihre Hand vor Anspannung Druck auf seine Schulter ausübte und ihre Kiefer aufeinander mahlten. Noch einmal huschte ihr Blick zu der Menge um sie herum, ehe sie sich ihrem Schicksal offenbar ergab und ein Teil der Anspannung mit einem Seufzen aus ihrem Körper wich. Trotzdem sah sie grummelig aus, aber immerhin war er kein alter Sack, der den Takt nicht einhielt und ihr ständig auf die Füße trat. Wenn man unfreiwillig tanzte, dann doch am liebsten noch mit einem gutaussehenden und begabten Tänzer, der wusste, was er tat.
"Verratet Ihr mir wenigstens noch, wem ich hier ungefragt die Ehre erweisen darf? Aus welchem Hause stammt ihr? Ist es da üblich, dass Mann stets seinen Willen durchsetzt und sich in den Mittelpunkt drängt?", fragte sie leise und ihr Mundwinkel zuckte tatsächlich kurz in die Höhe. Er war es, der froh sein konnte, dass sie mit ihm tanzte, das stellte sie gleich klar. Und wenn er sie schon dazu zwang, würde er die nächsten Minuten damit leben müssen, sich ihre Worte anzuhören, durch die sie ihm seine nicht vorhandenen Manieren wenigstens teilweise heimzahlen wollte. "Welcher Einladung seid Ihr gefolgt? Der Familie Jafor oder Vashnar?", fragte sie dann gleich weiter, denn sie hatte ihn noch nie im Bekanntenkreis von Cassians Familie gesehen. Und in der Frage schwang noch etwas anderes mit: War er Grandea oder Morgeria verbunden? Auch wenn die Dunkelelfen beide Städte verbinden wollten, Ysara hatte da ihre ganz eigenen Vorstellungen.

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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Erzähler » Montag 6. November 2023, 21:10

Es gab Regeln. Regeln, die Ysara gewiss nicht immer schätzte und noch weniger nachvollzog, doch es gab sie. Wenn sich also eine Gesellschaft einfand und ein Fest beging, dann gab es da gewisse Gepflogenheiten, die jeder Anwesende einzuhalten hatte. Zum einen betrank man sich nicht hemmungslos und grölte durch die Gegend. Das waren Feste der niederen Klasse und nicht sehr vornehm. Obwohl Ysara wusste, dass Feste durchaus auch im Armenviertel gefeiert wurden. Sie waren dann eben anders als hier und weit weniger glamourös oder gar pompös, doch dafür umso freier und ungezwungener. Sie machten erheblich mehr Spaß und auch diejenigen, die das große Glück hatten, ein Instrument zu besitzen und dann auch noch spielen zu können, heizten den Anwesenden ordentlich ein. Es war ausgelassen und schmucklos. Aber hier? Hier würde man niemals sämtliche Hemmungen fallen- und sich vor allem gehenlassen. Die Musik war stets getragen und gesittet. Ein Orchester, das auch solchen Veranstaltungen spielen wollte, musste klassisches Repertoire haben und durfte davon nicht abweichen. Die meisten Gastgeber überließen nichts dem Zufall und händigten eine Liste zu spielender Stücke aus. Es war alles nur eine Frage des Geldes und derjenige, der bezahlte, hatte nun mal in der Welt der Elinor Valerion das sagen. Davon jedoch abgesehen, war die Auswahl der Musikstücke natürlich darauf ausgelegt, dass man dazu tanzen konnte. Ordentlich. Gesittet und mit allem nötigen Anstand. Sich auf unschickliche Art und Weise näherzukommen, als es die Etikette vorschrieb, das gab es nicht! Niemals. Und wenn eine Dame ablehnte, dann hatte man das zu akzeptieren. Punkt. Eine hervorragende Regel, die Ysara nun mehr als in den Kram gepasst hätte, wenn nicht jemand noch weniger auf Regeln gegeben hätte als sie. Augenscheinlich war es dem Unbekannten vollkommen einerlei, dass er gerade einen Fauxpas beging als er die Jüngste Valerion einfach so gegen ihren ausdrücklichen Willen zum Tanzen führte. Dabei wusste Ysi, dass sie sich nun nicht mit Händen und Füßen wehren durfte. Denn auch das wäre ein Fauxpas sondergleichen und hätte viel zu viel Aufmerksamkeit erregt. Allerdings schaffte das der Fremde auch so. Ysara fiel auf, dass sie die einzigen waren, die tanzten. Und somit der Fokus recht schnell auf sie beide fiel. "Es tanzt sonst niemand", stellte sie zischend fest und erntete ein verwegenes Lächeln des Fremden. „Scharfe Beobachtungsgabe. Es reicht ja, wenn wir tanzen“, gab er zurück und lächelte dann charmant. Ysara und er waren allerdings auch in der Lage, die Blicke zu fesseln. Die harte Schule der Benimm- und Tanzregeln hatten Ysara geformt, ob sie das nun wollte oder nicht. Nachdem sie sich von der Überrumpelung erholt hatte, folgte ihr Körper den Klängen und der Führung durch den Unbekannten und schmiegte sich in seine Haltung perfekt ein. Sie flogen über das improvisierte Parkett und hatten bald die Gäste in ihrem Bann.
Dabei wehte das hübsche, grüne Kleid umher, wenn er sie drehte und wieder einfing. Er ließ sie dabei nicht aus den Augen, schien sich nicht für die Meinungen der anderen zu interessieren. Der Fremde beobachtete einzig und allein Ysara und schenkte ihr die gesamte Aufmerksamkeit. Dass sie davon ganz und gar nicht begeistert war, schien er wegzulächeln. Er war dabei aber nicht grob oder zwang sie. Er führte einfach nur und ließ ihren Körper darauf reagieren. Ysara aber suchte in der Menge nach Hilfe. Sie sah einige Gesichter, die sich ihnen zugewandt hatten und entzückt dabei zusahen, wie der Fremde Elinor Valerion zur Schau stellte. Elian betrachtete das Schauspiel ebenfalls und als er ihren Blick auffing, schüttelte er leicht den Kopf, grinste dann aber. Offenbar ahnte er, was sie davon hielt, aber er wusste auch nicht, was ihre Mutter ihr noch vor gar nicht so langer Zeit aufgebrummt hatte. Wenn jene dieses Arrangement betrachtete und ihr gefiel, was sie sah, dann wäre Ysara schneller unter der Haube, als sie Scheiße rufen könnte. Aber den leichten Ausweg bekam sie nun nicht. Sie musste durchhalten oder ihren Schritt nun gehen und die Szene vor der Zeit einläuten. Damit gefährdete sie aber ihren Plan und würde obendrein ihre Mutter bis auf alle Zeiten verärgern. Und das konnte sie unter den ohnehin schon bescheidenen Umständen einfach nicht riskieren.

Sie ergab sich in ihr derzeitiges Schicksal, das durchaus unangenehmer daher lächeln könnte. Ein Funkeln lag in dem Violett, das ungewöhnlich und interessant gleichermaßen war. Durch die Bewegungen hüpften seine koketten Strähnen immer mal wieder auf und ab und mit einer einzigen, gezielten Bewegung, räumte er sein Sichtfeld wieder frei. Trotzdem sollte er wissen, dass sie damit ganz und gar nicht zufrieden war. "Ihr bringt mich in Schwierigkeiten", teilte sie ihm unverblümt mit und er lachte leise, aber ehrlich amüsiert. „Wir tanzen! Genießt es, wir harmonieren hervorragend. Ich dachte es mir, als ich euch sah“, gab er zurück und schmeichelte ihr durchaus ernstgemeint. Er verspottete sie nicht, war aber scheinbar ebenso wenig auf den Mund gefallen, wie sie. Da sie einander beinahe schon blind folgen und führen konnten, ergab sich der Raum für ein Gespräch. Es war schon immer eine beliebte Methode zwischen zwei Individuen gewesen, sich im Tanz geheime Botschaften zuzusäuseln. Auch Cassian und Ysara hatten es ab und an getan, doch nie zu oft, um keinen falschen Eindruck zu erwecken… Hätten sie mal. Dann wäre heute vielleicht alles anders. "Verratet Ihr mir wenigstens noch, wem ich hier ungefragt die Ehre erweisen darf? Aus welchem Hause stammt ihr? Ist es da üblich, dass Mann stets seinen Willen durchsetzt und sich in den Mittelpunkt drängt?", wollte sie dann wissen und er betrachtete ihr Gesicht einen Moment. Erneut wirbelte er sie zur Promenade, dann glitt sie zurück in die Ursprungshaltung. „Ungefragt?“, wiederholte er und wirkte gespielt empört. „Ich habe gefragt!“, ließ er sich nicht nehmen und lachte erneut. „Aber gewiss dürft ihr eure Neugierde befriedigen. Mein Name ist Nandos Baltus Xallagar“, er neigte seinen Kopf förmlich und zwinkerte ihr erneut zu. Dabei zog er einen Mundwinkel hoch und wirkte erneut so herrlich unverkrampft, dass er gar nicht recht zu den Gästen passen wollte. „Das Haus Xallagar mag sehr willensstark sein, aber wir nutzen dies gewiss nicht, um wunderschönen Damen zu nahe zu treten!“, beantwortete er auch nonchalant die kleine Spitze, die sie sich nicht nehmen lassen konnte. „Und alles, was ich tue, ist euch in den Mittelpunkt zu stellen.“, raunte er ihr zu, indem er sich leicht vorneigte und ihrem Ohr etwas näherkam. „Und mit Verlaub, ich hätte keine bessere Wahl treffen können!“, schmeichelte er ihr weiter, wobei man durchaus bemerken könnte, dass jene Komplimente den nötigen ernst besaßen, um auch für bare Münze genommen zu werden.
Nandos jedoch richtete sich wieder auf. Inzwischen schaute das ganze Zelt zu. Selbst Ysara’s Mutter war unter den Zuschauern. Und Cassian. Er stand etwas weiter hinten und betrachtete die Szene mit einem seltsamen Gemisch im Gesicht. Zum einen wahrte er wie immer den Schein, doch da war etwas anderes. Ein Schatten, der nur einem Mitwisser auffallen könnte. Auch ihm musste klar sein, dass Ysara längst nicht auf ihn warten würde und könnte. Dass er sie niemals derart offen berühren und nahe bei sich halten durfte. An seiner Seite stand Ta’nurie. Ihr Blick war weitweniger entzückt. Er wirkte eher gelangweilt. "Welcher Einladung seid Ihr gefolgt? Der Familie Jafor oder Vashnar?", hakte sie noch mal nach und Nandos grinste kurz. „Ihr seid aber sehr neugierig“, stellte er fest und ließ sie noch mal sich drehen, ehe die Musik langsam dem Ende entgegen glitt. Der Tanz war bald beendet und Nandos schien sich darauf zu konzentrieren. Er zog Ysara auf den letzten Noten zu sich, legte ihr formvollendet eine Hand um die Schultern und stützte sie mit einem Bein, ehe er sie in Schieflage neigte und sich über sie beugte. Ihre beiden Gesichter waren einander in dieser Endpose äußerst nahe und ein charmantes Lächeln formte sich erneut in dem hübschen Gesicht des Fremden. „Es war mir eine außerordentliche Freude.“, raunte er ihr zu und ließ seinen Blick ruhig über ihr hübsches Grün wandern, bevor er sie wieder aufrichtete, einen Schritt zurücktrat und sich vor ihr verneigte.
Dann applaudierte er Ysara für ihre Darbietung, wie der perfekte Gentleman und die Gesellschaft stimmte mit ein. Das Gerede wurde laut, Tuscheln und Gläserklingen, während sich alle wieder dem allgemeinen Geschwätz hingaben. Der Tanzkreis wurde aufgehoben und Ysara wieder eingeschlossen in die Mitgäste, während Nandos Xallagar in der Menge verschwand. Noch bevor Ysi nach ihm suchen konnte, stand Cassian vor ihr. Er betrachtete sie, hatte Ta’nurie aber nicht im Schlepptau. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Zügen, während er sie musterte. Er würde gerne viel mehr zu ihr sagen als nun seine Lippen verließ: „Schön, dass auch ihr anwesend seid, Elinor.“, begrüßte er sie und neigte den Kopf. „Ich hoffe, ihr genießt die Feierlichkeiten.“, sprach er betont förmlich, dass niemand Anstoß daran hätte nehmen könne. Er passte eine kleine Lücke im Umfeld ab und murmelte: „Du hast wundervoll ausgesehen.“ Daraufhin nickte er ihr distanziert zu und ging zum nächsten Gast als just in dem Moment endlich der General auftauchte. Die Gäste applaudierten und jubelten zu seinen Ehren. Ysara erhaschte einen Blick auf ihn. General Vashnar war ein kräftiger Dunkelelf mit schwarzen Haaren, schwarzen Augen und einer ordentlichen Narbe im Gesicht. Er hatte ein markantes, strenges Gesicht und wirkte nicht wie jemand, der als Familienvater des Jahres eine Medaille gewinnen würde.
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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Ysara » Dienstag 7. November 2023, 12:10

Ysara mochte gerade den Eindruck einer folgsamen Dame in den Armen des Fremden erwecken, der sie geschmeidig über die Tanzfläche führte. Dabei war sie alles, nur nicht der Typ, der anderen folgte. Sie war selbst eine Anführerin, sie wollte den Ton angeben und ihren eigenen Plänen folgen. Doch der Elf verhinderte dies gerade gekonnt und überspielte es mit seinem charmanten Lächeln, das vermutlich einige Herzen unter den weiblichen Zuschauern höher schlagen ließ. Nur an Ysara schienen seine Schmeicheleien abzuprallen. Sie verbarg den Ärger nicht, den sie darüber verspürte, dass er sie gegen ihren Willen auf die Tanzfläche schleifte, auf der zu allem Überfluss nur sie beide tanzten und so jeder ungehindert einen Blick auf sie beide werfen konnte. Während ihr Blick hilfesuchend nach Elian Ausschau hielt, in der Hoffnung, die Szene machen zu dürfen, die sie jetzt nur zu gerne gegeben hätte, schaute der Elf sie unentwegt und unbeirrt an. Durch seine Mimik und Gestik machte er jedenfalls ihr und den anderen Gästen unmissverständlich klar, dass sein Fokus gerade nur auf ihr lag. Und das war Ysara unangenehm. Sie wollte nicht im Mittelpunkt stehen! Nicht hier, nicht heute und nicht so. Nicht, dass sie Angst hätte, sich zu blamieren. Sie hatte vielmehr Sorge, dass sie in den Armen ihres ungebetenen Tanzpartners ungebetene Ideen in ihrer Mutter festigte. Außerdem war Ysara wegen ganz anderen Aufgaben und mit ganz anderen Absichten zu diesem Fest gekommen. Ihr Plan war gewesen, unauffällig in der Menge der Gäste unterzutauchen und abzuwarten, bis ihr Ablenkungsmanöver gebraucht wurde. Doch der Elf durchkreuzte ihre Pläne und Ysara sah sich schon in ganz anderen Schwierigkeiten ob der ungeteilten Aufmerksamkeit, die er hier entgegen ihrem Plan erregte. „Wir tanzen! Genießt es, wir harmonieren hervorragend. Ich dachte es mir, als ich euch sah.“
Kurz verengten sich ihre Augen zu einem prüfenden Blick. Sie sah nicht überzeugt aus und auch nicht geschmeichelt, so wie er es offensichtlich beabsichtigte. Ysara ging nicht auf seine Worte ein, aber während einer weiteren Drehung hatte sie Zeit, über sie nachzudenken - oder vielmehr zu resignieren. Es war eben nicht nur ein Tanz, aber seine Äußerung darüber, dass er es so sah, beruhigte sie etwas. Zumindest so weit, dass sie versuchte, sich etwas zu entspannen. Zumindest körperlich ermöglichte ihr das ihr begnadeter Tanzpartner. Seine Griffe und Schritte saßen perfekt und er führte sie elegant über den Boden, als wären sie eine Einheit.

Ysara seufzte innerlich und ergab sich dann fürs Erste ihrem derzeitigen Schicksal. Er merkte es wohl daran, dass ihre Finger sich nicht mehr in seine Schulter drückten und ihre Bewegungen noch etwas geschmeidiger wurden. Dann wollte sie aber wenigstens wissen, wer er war und nutzte diese Gelegenheit gleich dafür, ihn darauf hinzuweisen, dass sie hier nicht ganz freiwillig mit ihm tanzte. Dafür revanchierte sie sich mit Worten, die so wenig höflich waren, wie er förmlich. Er ließ sie an den Rand der Zuschauer wirbeln und empfing sie dann wieder mit einer vollendeten Haltung und sicherem Griff. „Ungefragt? Ich habe gefragt!“ Es traf ihn ein Blick aus grünen Augen, der alles sagte: Ihr wisst, wie ich es meine! Dann aber lachte er sorglos und Ysaras Gesichtsausdruck bekam daraufhin eine gewisse Milde. „Aber gewiss dürft ihr eure Neugierde befriedigen. Mein Name ist Nandos Baltus Xallagar.“ Seine Art war so unbekümmert und unverkrampft unter all den anderen, dass sie ihm nicht so lange böse sein konnte, wie sie sich eigentlich vorgenommen hatte. Das Haus Xallagar? Ysara musste überlegen und er erkannte an ihrem Blick, dass der Name irgendetwas in dem hübschen Kopf auslöste und ihr nicht völlig unbekannt war. Der Name weckte eine Erinnerung aus einem Buch über die edlen Familien Celcias und sie meinte sich zu erinnern, dass sie Namen von ähnlichem Klang von den Nachtelfen kannte. Konnte das sein? Sie musterte ihn noch einmal kurz und schien darüber nachzudenken. Das, was sie über das typische Äußere der Nachtelfen wusste, würde schon mal passen. Aber es war mitten am Tag und sie wusste, dass die Nachtelfen nicht ins Tageslicht treten konnten. Außerdem wirkte er nicht so, wie sie sich einen Nachtelf vorstellen würde. Vielleicht war er nur ein Halbblut? Nandos redete weiter und Ysara verlor den Faden in ihrer Erinnerung.
„Das Haus Xallagar mag sehr willensstark sein, aber wir nutzen dies gewiss nicht, um wunderschönen Damen zu nahe zu treten! Und alles, was ich tue, ist euch in den Mittelpunkt zu stellen. Und mit Verlaub, ich hätte keine bessere Wahl treffen können!“
Ysaras Augenbraue hob sich ein Stück, als hätte sie Zweifel an seinen Worten. Nandos erkannte, dass sie keineswegs peinlich berührt von seinen Schmeicheleien war und seine Worte nicht das Beabsichtige erreichten. Sie senkte auch nicht den Blick oder wich seinem in irgendeiner Weise aus. Als er sich dann jedoch leicht vorneigte und sein Raunen ihre Wange streichelte, musste Ysara feststellen, dass sein Gebaren sie nicht gänzlich ungerührt ließ, auch wenn sie ihre Miene weiterhin im Griff hatte und ihn betont unbeeindruckt ansah. "Ich habe einen Rat für Euch, Nandos Baltus aus dem Hause Xallagar", begann sie und betonte jeden seiner Namen, während es kurz schelmisch in ihren Augen funkelte. Während er ihr noch immer so nah war, dass man denken konnte, sie tauschten ein Geheimnis miteinander aus, konnte er aber ihrem Tonfall entnehmen, dass ihm ihre Worte wohl eher nicht gefallen würden. "Hebt Euch Euren kostbaren Atem und Eure Bemühungen für eine Dame auf, die gerne in den Mittelpunkt gestellt werden will. Ich bin sicher, Ihr werdet schnell fündig." Die grünen Augen fragten ihn stumm, ob er es verstanden hatte. Sie wollte weder mit ihm tanzen, noch interessierten sie seine Schmeicheleien. Eine weitere Drehung folgte und sie hörte mit Wohlwollen, dass das Musikstück sich dem Ende neigte. Sie wollte noch wissen, wer ihn hier her eingeladen hatte, doch er wich ihrer Frage mit einem „Ihr seid aber sehr neugierig“ aus, was ihr durchaus nicht entging. "Ich kann eben nicht nur gut tanzen", erwiderte sie nur selbstbewusst und ging sonst nicht weiter darauf ein.

Als endlich die letzten Takte erklangen, zog er sie in ihre Arme und führte sie mit gekonntem Griff in eine Endpose, in der sie ein wenig zur Seite und nach hinten kippte, während ihr Körper von seinem Bein gestützt und von seinen Händen an Ort und Stelle gehalten wurde. Ysara nahm sich fest vor, ihm keine Genugtuung zu verschaffen und schaute ihn betont unbekümmert an, als wäre der Tanz nur eine Pflicht. Dann jedoch beugte sich der gut aussehende Elf über sie und baute eine neue Spannung zwischen ihnen auf. Die grünen Augen hüpften für einen Moment zu seinem charmanten Lächeln hinab. Während sein Geruch ihr in die Nase drang, schaute sie wieder zurück in die violetten Augen, mit denen er sie durchweg betrachtete. Sie erwiderte ruhig seinen Blick, auch wenn es im Inneren nicht mehr ganz so ruhig zuging. Am Ende war selbst die blonde Grandessanerin nur eine junge Frau, die sich gerade frisch darüber klar geworden war, dass auch sie Bedürfnisse hatte. „Es war mir eine außerordentliche Freude.“ Nandos war dreist, penetrant und nervig. Aber er war auch hartnäckig, charmant und passte irgendwie so gar nicht zum Rest der Gäste, was ihn auf seine Art erfrischend anders und interessant in ihren Augen machte. Ysara vergaß für einen Moment, was sie sich vorgenommen hatte. Ihre Miene brach auf und sie lächelte den Elfen für einen Moment an. Dann richtete er sie wieder auf und die Blonde wurde sich wieder bewusst, was sie hier tat - und was für ein Bild sie zusammen abgeben mussten! Ihre Miene verschloss sich augenblicklich und sie knickste höflich vor dem Elfen, während er sich vor ihr verneigte. Sie vergaß sogar eine Erwiderung auf seine Worte zu geben. Zumindest was den Tanz und sein Ende anbelangte, harmonierten sie wirklich wunderbar. Dann sah sie jedoch entsetzt, dass er die Hände hob und einen Applaus in ihre Richtung anstimmte. "Lasst das", bat sie noch eindringlich und sah ihn an, als wäre er verrückt geworden. Doch dann hörte sie den Applaus der anderen Gäste. Ysara versuchte gar nicht, zu verbergen, wie unangenehm ihr das war. Mit zerknirschter Miene ließ sie es über sich ergehen und merkte dann, dass Nandos die Gelegenheit nutzte und das Weite suchte! Ysara schnaubte, nun gar nicht mehr so beflügelt, da sie sich der spießigen Gesellschaft gegenüber sah, während er sich aus dem Staub machte.

Sie wollte sich gerade abwenden und sich eine ruhige Ecke suchen, als sich jemand vor sie stellte und ihre Aufmerksamkeit erhaschte. "Cass.. Herr Jafor", stellte sie mit ehrlicher Erleichterung fest. Sie war überrascht, dass er plötzlich vor ihr stand, aber sie freute sich ganz offensichtlich. Ihr Lächeln war warm und anders als das, mit dem sie Nandos zuletzt angesehen hatte. Nandos war ein Fremder, aber Cassian war.. Ihr wurde klar, dass auch er unter den Zuschauern gestanden hatte und sie fühlte sich plötzlich ertappt, auch wenn sie im Grunde wusste, dass es dafür keinen Grund gab. „Schön, dass auch ihr anwesend seid, Elinor. Ich hoffe, ihr genießt die Feierlichkeiten.“
"Natürlich", erwiderte sie aus einer Pflicht heraus. Sie schaute sich aus dem Augenwinkel flüchtig um, doch es waren zu viele Leute in unmittelbarer Nähe. Er konnte sehen, dass auch sie noch so viel zu sagen hätte. „Du hast wundervoll ausgesehen.“ Ysara senkte für einen Moment den Blick und die Reaktion zeigte ihm, dass seine Worte ihr Herz erreichten. Ihr wurde ganz warm ums Herz und ihre Augen funkelten, als sie wieder zu ihm hinauf sah. "Ich wünschte..", begann sie, aber dann schob sich ein älteres Paar genau zwischen ihnen beiden hindurch und unterbrach sie im Satz, der nur für seine Ohren bestimmt war. Ysara räusperte sich und sah wehmütig zu Cassian hinauf. Er wusste sicher, was sie sagen wollte. Sie wünschte, dass es ihnen beiden möglich wäre, so miteinander zu tanzen. Sie wollte nicht mit einem Elfen aus Sonstwo tanzen. Sie wollte Cassian nahe sein und sie wünschte sich, dass er sie so unbekümmert zum Tanz auffordern dürfte. Sie hätte keine Sekunde gezögert. Sie wollte, dass er sie durch den Raum wirbelte und sicher wieder auffing, dass er sie hinab neigte und fest in seinen Händen halten würde, um den Tanz mit einem Kuss zu beenden. All die Sehnsüchte sah er wohl in ihrem Blick. Aber es war nicht möglich. Weitere Gäste scharrten sich um sie und Cassian blieb nur übrig, ihr abschließend zuzunicken und sich seinen anderen Gästen zuzuwenden.

Ysara seufzte und tat sich schwer damit, aus ihren Wunschvorstellungen aufzutauchen. Sie beobachtete Cassian noch einen Moment, dann glitten ihre Augen suchend über die Menge. Wenn sie Nandos erblicken würde, könnte sie wohl für nichts garantieren. Erst ignorierte er ihre Ablehnung zum Tanz und dann setzte er sie der Menge aus und zwar allein! Der Elf wusste wahrscheinlich schon ganz genau, wieso er sich so schnell unter die Gäste gemischt hatte. Erneut erklang Applaus und Jubel und Ysara erhaschte einen guten Blick auf den Dunkelelfen, der das Zelt betrat. Es brauchte keine genauere Ankündigung. Das war wohl der neue General in Grandea. Ysara musterte ihn und konnte sich nicht gegen einen Schauer wehren, der sie bei seinem Anblick erfasste. Er sah so finster und harsch aus, wie man sich einen Dunkelelfen vorstellen konnte. Der Gedanke, dass Cassian in diese Familie einheiraten sollte, wurde im Anblick von Ta'nuries Vater immer realer - und immer grausiger.

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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. November 2023, 23:01

Es gehörte schon enorm viel dazu, dass man sich über Statuten hinwegsetzte und dann auch noch charmant daher lächelte, während man der unfreiwilligen Tanzpartnerin Komplimente machte. Das alles konnte Ysara gewiss nicht beeindrucken, wohl aber in Summe das unkonventionelle Auftreten. Am Ende war sie nicht mehr ganz so verstimmt und durch das Tanzen schüttete ihr Körper Endorphine aus, die ihrem Gemüt auf die Sprünge halfen. Zudem war Nandos ein wahrer Charmeur und auch wenn Worte nichts erreichten, war es die Verbindung derer mit seinem Äußeren und dem Geruch, den er verströmte. Und obwohl er sie ungefragt in Szene setzte und dann auch noch die Dreistigkeit besaß, sie einfach stehenzulassen, um sie den hungrigen Wölfen vorzusetzen, würde er in Erinnerung bleiben. Zudem besaß er eine gewisse Schlagfertigkeit, die es durchaus mit der ihren aufzunehmen wusste. "Hebt Euch Euren kostbaren Atem und Eure Bemühungen für eine Dame auf, die gerne in den Mittelpunkt gestellt werden will. Ich bin sicher, Ihr werdet schnell fündig.", konnte sie es sich nicht nehmen lassen, und hatte darauf ein Lächeln und Schnauben erhalten. „Ich stimme zu! Aber mir stand der Sinn nach etwas Erlesenem!“, hatte er geantwortet und ihr ob des Endes des Liedes keine Gelegenheit mehr gegeben, zu antworten. Nandos schien das letzte Wort haben zu wollen oder zu müssen. Ysara aber kam gar nicht dazu, sich ein wenig zu sammeln, denn schon versperrte ein neuer Galan ihre Sicht. Bevor sie aber sofort ablehnen konnte, erfasste sie Cassian, der sich ihr unvermittelt zeigte. Seine Augen sprachen so vieles, was er niemals hätte, laut aussprechen können und auch Ysara konnte nicht gänzlich verbergen, wie sehr sie dieses Aufeinandertreffen freute. Das warme Lächeln erhielt ein nicht minder warmes Schmunzeln, doch zu mehr kamen sie dann nicht. Cassian tat seine Pflicht, begrüßte sie förmlich und passte einen Moment der Ungestörtheit aus, um ihr doch noch eine persönliche Note mit auf den Weg zu geben. Dabei offenbarte er, dass er gewiss nicht eifersüchtig werden würde.
Er verbat es sich, denn das wäre gewiss nicht fair ihr gegenüber. Er konnte sie nicht beanspruchen, denn es würde bedeuten, dass sie auf ewig auf ihn warten würde und sie beide wussten, dass er niemals etwas derartiges von ihr verlangen würde. Cassian kannte seinen Platz und seine Möglichkeiten. Und was er Ysara nie antun würde, wäre, dass er sie als Affäre ‚behielt‘. Dafür kannten sie einander viel zu lange und er wusste besser als irgendein dahergelaufener Nandos, dass sie viel zu frei im Herzen war, um jemals darin wahre Erfüllung finden zu können. Neu entdeckte Gefühle hin oder her. "Ich wünschte…", versuchte sie ihrerseits etwas zu sagen, doch bekam sie keine Gelegenheit mehr dafür. So war das Gespräch der beiden bedeutend kurz und im Grunde hatten sie nichts klären können. Cassian verabschiedete sich förmlich und ging wieder seinen Pflichten nach. Es war schwer zu ertragen, dass dies womöglich die aller letzte Chance gewesen war, sich mit ihm zu befassen. Wie schnell eine Hochzeit von statten gehen konnte, wussten die heiratsfähigen Mädchen im Innenring nur zu gut. Eben noch ledig, waren sie am nächsten Tag unter der Haube in irgendeinem Landhaus.

Plötzlich brandete erneut Applaus auf und Ysi fand schnell den Grund dafür. Der General war endlich eingetroffen. Sofort wurde er von einigen umschwärmt, begrüßt und beglückwünscht. Er gab sich distanziert, aber höflich und mit seiner alles umfassenden Schwärze, schien er alles Licht und jede Hoffnung verschlucken zu wollen. Cassian trat ebenfalls näher, während Ta’nurie ihrem Vater einen leichten Kuss auf die unverletzte Wange hauchte. Sie lächelte dann in die Runde und hing an der Seite ihres Vaters, der einen Arm um sie legte. Inzwischen war es draußen dunkler geworden. Die Zeit floss dahin, trotz der zähen Veranstaltung. Ysara versuchte den Unbekannten ausfindig zu machen, doch tatsächlich konnte sie ihn nicht ermitteln. Wen sie aber sah, war Elian. Er war es, der ihren Blick direkt erwiderte und offenbar nur darauf gewartet hatte, dass sie ihn fand. Auch Sadia und Tami hatten die Aufmerksamkeit vollends auf den General gerichtet. Die Traube um ihn herum löste sich langsam und man brachte auch ihm ein Getränk. Es war Cassian’s Vater, der dann gegen das Kristallglas klopfte und so die Aufmerksamkeit und die Ruhe erhielt. Als er über die Stimmen hinweg besser gehört werden konnte, begann eine Ansprache, die den General als den besten Mann auf diesem Posten stellte. Gleichwohl war der Vater von Cassian ein hoher Vertreter der Stadtverwaltung und sprach daher auch für jene, die heute nicht anwesend waren. Das Gremium hatte einstimmig entschieden und förderte damit die hervorragende Zusammenarbeit. Auch ließ er es sich nicht nehmen, noch mal das persönliche Band zu erwähnen, das sich nun zwischen ihren Familien wob und Cassian’s Blick glitt über die Menge. Kurz erkannte er dann auch Elian, Tami und Sadia, doch er wandte den Blick knapp zu Ysara, ehe er sich wieder nichts anmerken ließ. Er würde sie nicht verraten, hatte aber verstanden, dass etwas im Gange war. Und da er den entscheidenden Hinweis gegeben hatte, zählte er gewiss eins und eins zusammen. Im Augenwinkel konnte Ysara dann plötzlich doch noch Nandos ausfindig machen. Er war eher im Hintergrund und blickte nur mit halbem Interesse auf die Versammlung. Elian aber nickte kaum merklich, als er Ysara’s Blick erneut aufgriff. Jetzt. Jetzt waren der Moment und ihre Chance das, was auch immer im Zelt des Generals zu finden wäre, an sich zu nehmen. Ysara musste sich nur einfallen lassen, wie sie für Ablenkung sorgen sollte…
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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Ysara » Donnerstag 9. November 2023, 15:18

Ysara musterte den Dunkelelfen, der gerade unter Applaus das Zelt betrat. Mit seiner Haut, den Haaren, Augen und der Kleidung - alles in Schwarz gehalten - hatte Ysara den Eindruck, dass es gleich ein bisschen dunkler im Zelt wurde. Während sich eine Traube um den General bildete, bewegte sich Ysara in den Hintergrund derer. Sie applaudierte nicht und lächelte auch nicht. Höchstens, wenn der Blick aus den schwarzen Augen sie treffen mochte, würde sie ein distanziertes, aber höfliches Lächeln aufsetzen. Mit diesem Dunkelelfen wollte sie es sich nicht verscherzen. Der General sah furchteinflößend aus, anders konnte die Blonde ihn nicht beschreiben. Er hatte eine hässliche Narbe im Gesicht und doch stand er hier lebend vor ihnen allen. Jetzt wurde ihr deutlich klar, dass sie auf keinen Fall erwischt werden durften. Ysara hielt nach den Krähen Ausschau und ihr Blick fiel zuletzt auf Elian, der offenbar nur darauf gewartet hatte, dass sie ihn ansah. Allein sein Blick löste eine gewisse Anspannung in ihr aus. Jetzt wurde es langsam ernst. Sie musste sich bald etwas einfallen lassen. Doch zuerst schaute sie zu Cassian, der im Kreise seiner Familie, und bald angeheirateten Familie, eine gute Figur machte. Er hatte seine Maskerade perfektioniert. Kurz dachte Ysara darüber nach, wie es wäre, wenn sie dort an seiner Seite stehen würde statt der Dunkelelfe. Aber ebenso schnell verwarf sie den Gedanken und rief sich zur Ordnung. Sie brauchte ihren Kopf jetzt für andere Dinge und nicht für Schwärmereien für einen versprochenen Mann. Sein Vater begann eine Rede auf den neuen General zu halten und Ysara hörte den Worten stirnrunzelnd zu. Sie musste sich zügeln, nicht die volle Ablehnung zu zeigen, die sie über die Ernennung des Generals und das Bündnis zwischen Cassian und Ta'nurie empfand. Ihr entging nicht, dass Cassian den Blick schweifen ließ und als sie diesem mit ihren eigenen Augen folgte, sah sie, dass auch er Sadia, Elian und Tami entdeckt hatte. Als er abschließend zu ihr schaute, zwinkerte Ysara ihm schelmisch zu. Die Aufmerksamkeit aller Gäste lag auf Cassians Vater oder dem General und sie nahm an, dass sie im Moment von keinem dabei beobachtet wurde, wie sie dem Erben ein verstecktes Zeichen gab. Nur, weil er verlobt war, hieß das ja nicht, dass sie sich gar nicht mehr miteinander verständigen konnten, so lange es eben niemand sonst mitbekam.

Im Augenwinkel sah sie dann plötzlich ein ihr mittlerweile bekanntes Gesicht, das ihr beim Tanzen so nahe gekommen war. Nandos stand dort und sah so gelangweilt aus, wie sie sich fühlte. Ob sie dem bald Abhilfe verschaffen durfte? Noch hatte sie keinen wirklichen Plan. Ysara sah angespannt zurück zu Elian und dieser nickte ihr kaum merklich zu, sodass ihr Herz direkt vor Aufregung schneller schlug. Jetzt! Auch sie nickte ihm knapp zu. Die grünen Augen überflogen überlegend die Umgebung. Cassians Vater redete noch immer und es war ihm offenbar überhaupt nicht unangenehm, wie lobpreisend er über den General redete. Ob sie ihn unterbrechen sollte? Sie konnte ihn anklagend zur Rede stellen, was ihm einfiel, Cassian nach Morgeria zu verschachern. Ohja, dazu hätte Ysara nicht übel Lust. Aber es wäre vermutlich Selbstmord, die Entscheidung der Jafos öffentlich anzuzweifeln und dem General die Stirn zu bieten. Ihre Mutter würde sie vermutlich direkt in ein Kloster stecken, in dem sie den Rest ihres Lebens darüber zu sühnen hatte. Ihr Blick glitt zum Buffett. Ob sie wohl einen Schwächeanfall inszenieren sollte, bei dem sie die Tischdecke samt der Leckereien zu Boden reißen sollte? Ihr Blick fiel wieder auf Nandos und ihre Augen funkelten kurz belustigt, während sich in dem blonden Kopf eine Idee formte. Sie hatte sich sowieso vorgenommen, ihn mit seiner Dreistigkeit zu konfrontieren. Wenn sie es noch mit ein bisschen Dramatik ausschmückte, würde das sicher eine gute Szene abgeben. Aus dem Augenwinkel sah sie immer wieder unauffällig zu Nandos, damit ihr nicht entging, wenn er seinen Platz verließ. Am Ende der Rede applaudierte die Blonde verhalten. Die Leute zerstreuten sich wieder und auch Ysara setzte sich in Bewegung. Sie ging zu einer Bediensteten und ließ sich einen Weißwein einschenken. Dann atmete sie einmal tief durch, nahm einen großen Schluck von dem Wein und ging dann zielstrebig in Nandos Rücken auf den Elfen zu.

"Was denkt Ihr Euch eigentlich dabei?", echauffierte sie sich plötzlich laut in seinem Rücken und ging ihn in einem Tonfall an, der sicher auch im Armenviertel Wirkung gezeigt hätte, nur dass sie ihn jetzt mit der höflichen Anrede ansprach. Sie wartete, bis er sich zu ihr herum drehte und fuhr dann direkt weiter, damit er ihr gar nicht erst ins Wort fallen konnte. "Ihr fühlt Euch wohl gerne überlegen und denkt, Euer charmantes Lächeln könnte über Eure fehlenden Manieren hinweg täuschen?!", blaffte sie ihn lautstark an, damit die Leute um sie herum auf sie aufmerksam wurden. Sie hielt den Blick in Nandos Augen und wirkte äußerst verärgert, als sie dann auch noch schnaubte. Ihre Wangen bekamen einen rosafarbenen Schein. Sie erweckte tatsächlich den Eindruck einer pikierten Dame aus der Oberschicht. Aber in Wirklichkeit kostete es sie einiges an Überwindung, Nandos so anzugehen, um ihn bloßzustellen. Sie war tatsächlich wütend über sein Verhalten, aber sie hätte unter normalen Umständen niemals so eine Szene daraus gemacht. Doch wie sagte man so schön: Der Zweck heiligte die Mittel. Und diese Szene wäre ihr gleich dreimal nützlich. Sie konnte ihren durchaus vorhandenen Ärger an Nandos auslassen. Sie konnte allen anderen, allen voran ihrer Mutter, deutlich vor Augen führen, dass da keinerlei Sympathie für den Elfen vorhanden war und sie sich erst gar keine Traumbilder ausmalen brauchte. Und das Wichtigste: Sie lenkte hoffentlich von den übrigen Krähen ab, die sich bereit hielten. Ysaras Herz schlug wild in ihrer Brust, denn auch wenn sie ehrlich und manchmal impulsiv ihre Meinung äußerte, war sie doch gar nicht wirklich so abgebrüht, wie sie vorgab. Aber sie schauspielerte gut und funkelte Nandos aus grünen Augen an. "Erst stellt Ihr mich allen zur Schau und habt dann noch die Nerven, Eure Frechheit mit einfältigen Komplimenten zu überspielen. Und zu allem Überfluss lasst Ihr mich dort stehen, damit sich noch der Letzte an mir ergötzen kann?! Ist das in Eurer Heimat gang und gäbe so mit einer Frau umzugehen? Ihr wolltet etwas Erlesenes haben? Hier habt Ihr etwas!", kündigte sie an und hob ihre Hand, in der sie noch immer das Glas Wein hielt. Doch im letzten Augenblick zögerte sie. Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde, in dem sie im Affekt beschloss, dass sie ihm nicht den Wein ins Gesicht schütten konnte, wie sie es geplant hatte. Sie konnte Nandos nicht so tief in diese Sache hineinziehen und vor allen Leuten bloßstellen. Innerhalb einer Sekunde änderte Ysara ihren Plan. Sie stieß die Luft aus, setzte einen überraschten Gesichtsausdruck auf und öffnete die Hand, sodass das Glas aus ihrer Hand fiel und allenfalls nur Nandos' Schuhe besudelte, aber wohl eher noch ihr eigenes Kleid. Sie hob die Hand und fasste sich an die Stirn, ehe sie keuchte. "Mir ist so.. Luft.. ich.." Sie entließ ein Stöhnen und schloss die Augen, während sie plötzlich zu Boden sank, ehe sie mit geschlossenen Augen auf der Seite liegen blieb. Einige Momente hielt sie den Atem an. Gut gemacht, Ysi!, lobte sie sich dann zufrieden in Gedanken. Äußerlich blieb sie jedoch ruhig, während sie angestrengt lauschte, ob ihr Plan aufgegangen war.

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Re: Wer sagt, man muss Feste feiern, wie sie fallen?

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. November 2023, 22:51

Das Auftauchen des General’s von Grandea machte die ganze Sache deutlich realer. Was bis vor wenigen Tagen alles noch eher Kinderschuhen entsprungen gewesen war, wurde mit einem Mal eine harte, graue Realität, der sich Ysara unvorbereitet gegenüber sah. Noch vor wenigen Tagen war sie einzig darauf bedacht gewesen, nicht von ihrer Mutter erwischt zu werden, wenn sie sich aus dem Haus schlich. Es war – so ernsthaft es betrieben wurde – dennoch eine Art Spiel. Eine Rebellion, die sie im geschützten Rahmen angehen konnten. ‚Ysi und das Nest der Krähen‘. Es wäre ein Titel für einen Abenteuerroman, den sie selbst so gern las. Doch nun war einer der ihren massiv involviert und ihm drohten echte, harte Konsequenzen. Auf einmal war das ganze kein Spiel mehr. Es hatte völlig neue Regeln und ganz andere Mitspieler hinzugewonnen. Jene kannten sich deutlich besser aus, hatten mehr Erfahrung und spielten dieses Spiel sehr viel länger und vor allem öfter. Wo sich Ysara einfach nur gegen eine Hochzeit sträubte, da wurden Arrangements getroffen, von denen bisher keiner etwas geahnt hatte. Die Familie Jafor hatte also endlich ihre Macht stabilisiert und das auf dem Rücken ihres einzigen Sohnes. Cassian war ehrlich gewesen. Sehr ehrlich als er ihr erzählte, dass niemand nach seiner Meinung fragte. Und auch sie würde man nicht fragen, sollte sich hier irgendein hochrangiger Dunkelelf erdreisten, ihr den Hof machen zu wollen. Noch während Cassian’s Vater eine Lobrede sondergleichen hielt, wandte sich Ysara halb ab, bevor ihr ernsthaft schlecht würde. Dabei beobachtete sie hier und dort die Gesichter der Gäste, die allesamt gemeinsam verrückt geworden schienen! Sie sahen so zufrieden aus.
Doch Ysi wusste, dass nicht jeder seine wahren Gedanken so offen zur Schau stellen konnte und wollte, wie sie es tat. Aber auch ihre Mutter war abgelenkt, ebenso wie ihre gesamte weitere Familie. Sie lauschten den Worten und lachten höflich an den richtigen Stellen. Dabei konnte Ysara diesen Auflauf an Speichelleckern nutzen, um sich unauffällig in den Hintergrund zu drücken. Niemand nahm jetzt besondere Notiz von ihr. Nicht mal der Elf, der sie ungefragt zum Tanzen geladen hatte, sah zu ihr. Er lehnte lässig und ernsthaft gelangweilt neben einer der kunstvollen Skulpturen und wirkte so, als würde er beinahe über die Worte einnicken. Ysara aber hatte dafür keine Zeit. Elian hatte ihr soeben das Signal gegeben und das bedeutete, dass sie sich etwas einfallen lassen musste. Nachdem sie einige Ideen abwog und gleich wieder fallen ließ, fiel ihr Blick auf den gelangweilten Elf. Und er war es, der in ihr die perfekte Idee und gleichzeitige Rache formte. Nandos Schickimicki aus dem Hause Xallagar. Der ungehobelte, dreiste Elf, der sie vor aller Augen bloßgestellt hatte. Zumindest nach ihrem Geschmack. Und dann hatte er sie einfach stehenlassen und war verschwunden! Ysara mochte ja eine lockere Art, die das ganze Gehabe von Reich und Adel foppte, doch das? Das war einfach nur die Höhe! Die Jüngste Valerion brauchte nicht mal besonders viel schauspielerisches Talent. Die Wut kochte von allein hoch, je länger sie in das Gesicht dieses Fatzke blickte. Also war ihre Ablenkung gewählt und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Krähen bereit sein würden, begann die Scharade:

"Was denkt Ihr Euch eigentlich dabei?" Der Angesprochene wandte überrascht den Kopf und sein Blick fiel auf Ysara. Er hob eine Augenbraue und amüsiert seinen Mundwinkel. „Wie meinen?“, schürzte er die Lippen, ehe er den Kopf schief legte, als könne ihn kein Wässerchen trüben. "Ihr fühlt Euch wohl gerne überlegen und denkt, Euer charmantes Lächeln könnte über Eure fehlenden Manieren hinwegtäuschen?!" Sein Blick glitt zur Seite, als sich einige der anderen Gäste bereits die Hälse ausrenkten, bei dem Versuch auf die Szene aufmerksam zu werden. Nandos stieß sich aus seiner lässigen Haltung ab und betrachtete die kleinere Ysara wieder. „Mit Verlaub, manierlich ist dieser Aufzug gewiss auch nicht gerade“, konterte er und wirkte immer noch eher amüsiert als verärgert. Gleichwohl war ihm aber anzusehen, dass er diese Tirade nicht ganz einzuschätzen wusste. Ysara aber fühlte den Ärger tatsächlich und schnaubte nur auf seine Bemerkung hin. "Erst stellt Ihr mich allen zur Schau und habt dann noch die Nerven, Eure Frechheit mit einfältigen Komplimenten zu überspielen. Und zu allem Überfluss lasst Ihr mich dort stehen, damit sich noch der Letzte an mir ergötzen kann?! Ist das in Eurer Heimat gang und gäbe so mit einer Frau umzugehen? Ihr wolltet etwas Erlesenes haben? Hier habt Ihr etwas!", fuderte sie weiter und hatte nun sämtliche Augen auf sich gerichtet. Auch die des Generals, Cassians und seiner Familie.
Im Zelt war es ruhig geworden und alle Gäste hörten den giftigen Wortwechsel, zwischen Ysara Valerion und Nandos Xallagar. Jener aber konnte nicht verbergen, dass eine Spur Trotz in ihm aufwallte. Er verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust und sein Blick zuckte zum Weinglas in ihrer Hand. „Elinor!“, hörte sie irgendwo aus den hinteren Reihen ihre Mutter japsen.
Nandos aber blieb mit einem Mal ganz ruhig und verengte die Augen. Er beobachtete Ysara genau und während sie zögerte, blitzte es in seinen violetten Augen auf. Dann schepperte das Weinglas zu Boden, zersprang in tausende Scherben und der süßliche Wein ergoss sich über ihrem Kleid, dem Boden und seine Schuhe. Dann sank sie zu Boden. Nandos zuckte kurz als wolle er sie fangen, doch dann richtete er sich auf und sah auf die am Boden liegende Ysara herab. Er straffte seine Ärmel zurecht, während er betont lässig sprach: „Das passiert, wenn man sich zu sehr aufplustert, werte Damen.“, sprach er laut und deutlich und verneigte sich in die Richtung der Umstehenden, die fassungslos auf Ysara und ihn starrten.

Als Nandos aber einfach über die ‚Bewusstlose‘ drüberstieg und sich den Weg durch die Menge bahnte, um das Zelt zu verlassen, da ging ein Raunen durch die Gäste. „Elinor!“, rief dann ihre Mutter erschüttert und tatsächlich in Sorge. Doch es war tatsächlich Cassian, der als erstes zur Stelle war. Er hockte sich hinunter und tat so, als prüfe er den Atem. Dabei schien er genau zu wissen, dass Ysara nur einen Plan verfolgte. Dumm war er bei weitem nicht und als er die anderen Krähen gesehen hatte, da konnte er eins und eins zusammenzählen. So schindete er Zeit und tippte Ysi dann an, dass sie aufstehen konnte. Er half ihr und stützte sie. Dabei nutzte er die Nähe schamlos aus, wirkte dabei allerdings nur als hilfsbereiter Gentleman, der er in aller Augen war. Dass die Berührung aber deutlich zärtlicher und umso wärmer ausfiel, spürte nur Ysara.
„Kommt, Elinor. Etwas frische Luft wird euch guttun.“, sagte er und führte die Blonde in Richtung Hinterausgang. Er wandte kurz vor dem Verlassen den Kopf und nickte den Gästen zu. „Esst, trinkt – es geht ihr gut. Lasst die Stimmung nicht verfliegen.“, befeuerte er die Feierlaune und die Gäste erwachten langsam wieder aus ihrer Schockstarre. Die Musik spielte wieder auf, während Stimmengemurmel sich aufbauschte und alsbald wieder gelacht und geschwatzt wurde. Die Szene war gewiss nicht vergessen und würde noch lange Gerede ertragen müssen, doch was keiner der Gäste mitbekommen hatte: Wie drei Mitarbeiter einfach so ihre Livrees abgelegt hatten und ungesehen verschwunden waren. Cassian führte Ysara nach draußen und auf die Rückseite des Festzeltes. Hier war die Musik nur dumpf und die Stimmen ebenfalls gedämpft, sodass ein wenig Ruhe einkehrte. Cassian behielt Ysara trotz seines Wissens um ihre Finte nahe bei sich und genoss die Berührung, die nun eine nette Geste für alle Augen war, sichtlich. Sein Daumen streichelte sanft über ihren Oberarm. Er führte sie noch einige Schritte weiter, bevor er sich umsah und sie losließ. Dann blickte er auf sie hinab und schmunzelte leicht. „Das war ziemlich bühnenreif.“, bemerkte er und hielt dann wieder Abstand zu ihr. Ysara befand sich nun direkt im Lager der Dunklen Armee. Sie hatte den Blick auf die verschiedenen Zelte von Soldaten und Höherrangigen und konnte hier und dort einige von ihnen sehen. Manche vollführten Übungen am Schwert und Holzpuppen, andere marschierten oder polierten die Rüstung. Wieder andere saßen beim Kartenspiel zusammen. Es war eine allgemeine Geräuschkulisse und doch waren sie hier ungestörter als im Zelt. Niemand nahm hier Notiz von ihnen. Jedenfalls nicht so, dass sie sich beobachtet fühlen mussten. „Ich habe kurz gedacht, dass du ihm den Wein ins Gesicht schüttest!“, offenbarte er grinsend und wurde schnell wieder ernst. Cassian betrachtete Ysara einen langen Moment und seufzte dann tonlos. „Pass ja auf dich auf, Ysara. Was auch immer ihr vor habt…“, er nickte in die Richtung, die sie nehmen musste, um zu Generalszelt zu kommen, „sie dürfen euch nicht erwischen. Sie würden nicht lange zögern und sie bekämen Recht…“, warnte er und bedachte sie mit einem eindringlichen Ausdruck. „Leb‘ Wohl…“, murmelte er und lächelte traurig. Es lag eine gewisse Sehnsucht in seinem Blick, denn er würde nie wieder mit ihnen gemeinsam solche Dinge tun. Dann wandte sich der Erbe Jafor ab und ging zum Zelt zurück.

Ysara weiter bei: Die Zeltstadt der dunklen Armee
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