Die Geister, die ich rief...

Die Minotaurensippe ist eine nicht mehr als 1000-köpfige Gruppe der als eigenständige Rasse bekannten Rinderhybriden. Sie leben als Nomadengruppe im Reich der Dunsthügel.
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. April 2023, 07:22

Es war einfach schwer vorstellbar, dass das, was ihre Katzenaugen sahen der Wirklichkeit entsprach. Maruka hatte zu viel erlebt, um sich einfach mit den Dingen zufrieden zu geben, die direkt vor ihr lagen. Auf der Hut wollte sie bleiben, um nicht unliebsam überrascht zu werden. Die kleine Druckwelle, nachdem der Fleischberg auseinandergesprengt war, vernebelte ihr für einen Moment die Sinne. Ein unangenehmes Pfeifen klingelte in ihren Ohren, sodass sich die Worte des vermeintlichen Jungen unnatürlich gedämpft und weit entfernt anhörten. Petroju. Er stand dort und beobachtete sie genau, aber er griff nicht an. Stattdessen aber zog er an unsichtbaren Fäden und offenbarte den gefangenen Mantroner, der mit flehendem Blick zur Katze sah. Erleichterung lag in seinen Augen, die, bei genauerer Betrachtung, leicht glänzten. Thore war erleichtert, ja fast schon dankbar, dass er Maruka vor sich sehen konnte. Trotzdem blieb sie, wo sie war. Sein Blick konnte ihre Zweifel nicht ausräumen, denn was,wenn sie nur einer Täuschung aufsaß? Was, wenn ihre Sinne noch nicht wieder funktionierten? Sie durfte kein Risiko eingehen und sich vor allem nicht ablenken lassen. Dafür war sie viel zu häufig in eine Falle getappt. Maruka fixierte wieder Petroju und jener rührte sich nicht sonderlich. Er beobachtete, vor allem die kleinen Nuancen, die ihm verrieten, wie Maruka zu seiner Beute stand. Aber damit rechnete er ja, sonst wären die Dinge anders gelaufen. „Ja...ich bin hier, Petroju. Und wie geht es nun weiter? ...Wie kann ich ...dir helfen?“, die Augen des Jungen flackerten. Er starrte Maruka einen Moment an und plötzlich wurde sein Ausdruck weicher. Er bewegte sich einige wenige Schritte auf Thore zu, brachte sich in seine Nähe. Thore rüttelte kurz an seinen Fesseln.

„Helfen?!“, wiederholte er und seine Stimme kiekste etwas hoch dabei. „Bist du denn so hilfsbereit?“, stellte er die Gegenfrage und blieb neben Thore stehen. Der Mantroner wirkte angespannt, trotz des Größenunterschiedes. Trotz der Tatsache, dass da ein Junge neben dem Mann stand. „Helfen… du kannst mir helfen, Maruka. Ich habe gehofft, dass du mir hilfst.“, sprach er aus und klang ausnahmsweise ehrlich dabei aber auch bedauernd. „Weißt du wie lange ich schon jemanden suche, der mir hilft?“, fragte er und auf einmal klang er doch wieder wie ein Junge, der seine Eltern verloren hat. „Niemand wollte mir bisher helfen. Ich bin ganz allein und keiner hört mir zu. Nur du…“, seine Stimme wandelte sich wieder und wurde zu einem kratzigen Flüstern. Es war unheimlich und zeugte davon, wie wankelmütig der Junge sein musste. „Ich habe an dir den Tod gerochen. Und die Sehnsucht nach Leben.“, offenbarte er ihr in schneidender Tonlage. Thore rüttelte abermals an seinem Fesseln. Sein Blick traf die Katze und er wollte ihr sagen, dass sie weglaufen und ihn zurücklassen sollte. Sie sollte sich nicht für ihn in Gefahr bringen. Aber Petroju legte Thore eine Hand auf die massige Schulter und der Mantroner erstarrte. „Liebt ihr euch?“, fragte der Junge so unvermittelt, wie es nur Kinder konnten. „Ich habe es gehofft. Ich habe gehofft, er bedeutet dir etwas. Genug jedenfalls, um nach ihm zu sehen.“, offenbarte der Junge und drückte die Schulter, sodass Thore die Augen schloss in Erwartung, dass ihn gleich Schmerz ereilte. Doch nichts geschah. „Du hast mein Zuhause gefunden, nicht wahr?“, fragte er rhetorisch, denn wie hätte sie sonst hergefunden? Vielleicht gab es noch einen Eingang. „Es war mal so schön…“, sinnierte der Junge und trat wieder von seiner Geisel weg. Petro lief auf den kleinen, unterirdischen Bachlauf zu und hockte sich dort ans Wasser. Es erinnerte an die Szene, wie sie ihn kennengelernt hatte. Er plätscherte mit dem Wasser und schüttete es von einer Hand in die andere.

Er hatte Maruka den Rücken zugewandt. Offenbar glaubte er nicht, dass sie ihn angreifen würde. Oder er war sich so sicher, dass sie ihm nichts anhaben konnte, um diese Sicherheit zu leben. „Ich war sehr glücklich dort. Aber die Erinnerungen verblassen schon.“, murmelte er. „Es ist zu lange her…“, flüsterte er und trotzdem war seine Stimme sehr gut zu hören. Selbst ohne Katzengehör. Für einen Moment wurde es still. Niemand sagte etwas, niemand rührte sich. Plötzlich sprang Petro auf und stand so dicht vor der Katze, dass sie ihm die Nase hätte abbeißen können, wenn er ein kleines Stück größer gewesen wäre. Er zeigte anklagend auf den Leichenberg, seine Augen funkelten schwarz und sein Gesicht war zu einer blutrünstigen Maske verzerrt: „Sie! Sie wollten nicht helfen! Sie wollten mich verjagen, mich auslöschen! Sie wollten mich bannen und mich entsorgen wie Müll! Sie…“, er wurde wieder zum Jungen, saß blitzschnell wieder am Wasser, die Arme um die Knie geschlungen und zusammengekauert, wie es Kinder oft taten, wenn sie traurig waren oder Angst hatten. „Sie wollten mir wehtun! Aber ich will nur nach Hause… ich will nach Hause..“, jammerte er, dann stieg seine Stimme zu einem entsetzlichen Flehen an, ohrenbetäubend, dass die Wände erzitterten. „Nach Hauseeeee!“, rief er noch und war plötzlich verschwunden. Klagend hörte man ein Echo widerhallen, doch der Junge hatte sich in Luft aufgelöst. Maruka aber war mit Thore allein. Jener war noch immer erstarrt, dann fokussierte sich sein Blick auf Maruka. Hinter seinen Knebeln begann er unverständliche Laute zu machen, rüttelte an seinen Fesseln und flehte sie mit dem Blick an, sie möge ihn befreien.
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Maruka » Samstag 15. April 2023, 08:42

Maruka arbeitete mit dem was sich ihr bot.
Einmal mehr in ihrem Leben fragte sich Maruka, wie sie in eine solche Situation hatte geraten können. Ihr kurzes Leben war so voller Ereignisse gewesen, dass es sich manchmal anfühlte, als sei sie schon eine alte Frau – ein Methusalem unter den Bewohnern dieser Welt und doch schaffte das Schicksal es immernoch, sie zu überraschen! Eines Tages könnte sie im großen Langhaus der Mantroner vielleicht der nächsten Generation ihre Geschichten erzählen... obwohl manche davon sicher nicht für Kinderohren bestimmt wären... eigentlich die meisten. Aber trotzdem war Maruka dankbar, dass das Leben sie trotz aller Härte und Gräueltaten sie nicht los ließ. Denn in den Jahren ihrer Flucht hatte sie auch wundervolles erlebt. Sie war einer Göttin begegnet, war im Traum durch Zeit und Raum gereist und ...hatte die Liebe kennen gelernt. Aber selbst wenn sie nie etwas anderes als Mantron kennen gelernt hatte, so wusste sie doch eines ganz sicher! JEDE Seele sehnte sich nach Liebe! Und nichts war mächtiger als die Liebe der Familie! So war es auch nicht verwunderlich, dass ihr Herz ihr das einzige riet, dass in dieser Situation zu helfen schien: Sie bot jenem kleinen verorenen Geist Hilfe an.
„Helfen… du kannst mir helfen, Maruka. Ich habe gehofft, dass du mir hilfst.“
, antwortete er und klang ehrlich dabei aber auch bedauernd.
„Weißt du wie lange ich schon jemanden suche, der mir hilft?... Niemand wollte mir bisher helfen. Ich bin ganz allein und keiner hört mir zu. Nur du…“
Seine Stimme wurde zu einem kratzigen Flüstern.
„Ich habe an dir den Tod gerochen. Und die Sehnsucht nach Leben.“
, offenbarte er ihr in schneidender Tonlage. Thore rüttelte abermals an seinem Fesseln. Sein Blick traf die Katze und er wollte ihr sagen, dass sie weglaufen und ihn zurücklassen sollte, aber Maruka schüttelte nur langsam den Kopf.
Vor einem Jäger... Vor einer untoten Seele darf man nicht davon laufen! Das erregt nur ihre Aufmerksamkeit.
Maruka stand immernoch ganz still. Petroju legte Thore eine Hand auf die massige Schulter und der Mantroner erstarrte. Für einen Moment jagte die Angst durch ihre Adern, dass sie sich geirrt haben könnte. Dann wäre Thore wegen ihres Zögern jetzt tot. Aber der Geisterjunge sprach weiter und Thore blieb am Leben.
„Liebt ihr euch?“
, fragte der Junge so unvermittelt, wie es nur Kinder konnten und Maruka lächelte.
„Ich habe es gehofft. Ich habe gehofft, er bedeutet dir etwas. Genug jedenfalls, um nach ihm zu sehen....Du hast mein Zuhause gefunden, nicht wahr?“
Maruka nickte.
„Es war mal so schön…“
, sinnierte der Junge und trat wieder von seiner Geisel weg, was Maruka einmal etwas tiefer atmen ließ. Petro lief auf den kleinen, unterirdischen Bachlauf zu und hockte sich dort ans Wasser.
„Ich war sehr glücklich dort. Aber die Erinnerungen verblassen schon... Es ist zu lange her…“
Für einen Moment wurde es still. Niemand sagte etwas, niemand rührte sich. Plötzlich sprang Petro auf und stand so dicht vor der Katze, dass sie unwillkürlich die Luft anhielt. Sie blieb still stehen!
Nicht rühren!
Er zeigte anklagend auf den Leichenberg, seine Augen funkelten schwarz und sein Gesicht war zu einer blutrünstigen Maske verzerrt:
„Sie! Sie wollten nicht helfen! Sie wollten mich verjagen, mich auslöschen! Sie wollten mich bannen und mich entsorgen wie Müll! Sie…“
, er wurde wieder zum Jungen, saß blitzschnell wieder am Wasser, die Arme um die Knie geschlungen und zusammengekauert, wie es Kinder oft taten, wenn sie traurig waren oder Angst hatten.
„Sie wollten mir wehtun! Aber ich will nur nach Hause… ich will nach Hause..“
, jammerte er, dann stieg seine Stimme zu einem entsetzlichen Flehen an, ohrenbetäubend, dass die Wände erzitterten. Maruka musste sich die Ohren zu halten und ging in die Knie.
„Nach Hauseeeee!“
, rief er noch und war plötzlich verschwunden. Vorsichtig nahm die Hybridin die Arme wieder runter und sah sich um. Der Junge hatte sich in Luft aufgelöst. Maruka aber war mit Thore allein. Jener war noch immer erstarrt, dann fokussierte sich sein Blick auf Maruka. Hinter seinen Knebeln begann er unverständliche Laute zu machen, rüttelte an seinen Fesseln und flehte sie mit dem Blick an, sie möge ihn befreien. Maruka legte den Zeigefinger an ihre Lippen und kam trotz seines Drängens nur langsam näher. Die herum liegenden Leichen konnten weiterhin Fallen, oder schlicht Spalten in der Erde verbergen. Maruka blieb vorsichtig und ging zu Thore. Dann hockte sie sich vor ihn und begann als erstes die Beine zu befreien, denn wenn sie fort laufen mussten, waren die am wichtigsten. Einen winzigen Moment zögerte sie jedoch vor ihm und benutzte bewusst ihre Nase, ob das hier wirklich Thore war. Erst dann legte sie ihre Hände an ihn und begann die Knoten zu lösen. Dabei flüsterte sie eindringlich:
„Bitte sei leise. Du musst hier verschwinden. Ich bleibe hier und helfe ihm.“
Sofort sah sie die Ahnung einer Ablehnung in seinen Augen.
„Es muss noch einen anderen Weg hinaus geben und den wirst du gehen! Ich brauche meine Sinne und dein Geruch in meiner Nähe würde mich jetzt nur ablenken. Ich... ich bin rollig.“
Sie knirschte kurz mit den Zähnen und schüttelte den Kopf. Maruka hielt ihre Worte bewusst kurz und knapp, damit das hier schnell ging und ihre Hormone sie nicht auf furchtbar dumme Ideen brachten.
„Oben sind ein paar Leute, die dir helfen können. Minotauren. Mina, Begon und Klara. Ich muss das hier zu Ende bringen, sonst kann hier niemand in Frieden leben. Wenn ich das schaffe, hätten wir einen Verbündeten mehr auf unserer Seite. Das ist wichtig!“
Ihre Hände hatten seine Arme befreit und nun legte sie sie an den Knebel.
„Bitte vertrau mir. Ich weis dass es gefährlich ist, aber ich will es so. Ich muss ihm einfach helfen!“
Ich muss seinen Leichnam finden. Hier...
, dachte sie und sah sich kurz um. Gleichzeitig löste sie den letzten Knoten.
„...ist er nicht, glaube ich. Ich muss seine Knochen finden.
„Er will nach Hause. Ich hab ein gutes Näschen ...bestimmt das beste der Region! Ich kann das.“
Sie versuchte sich in einem kecken Schmunzeln und damit Thore zu beruhigen.
„Ich glaube... er will mir nichts tun. Er will nur nach Hause und ich will ihm helfen. Das kann ich aber nicht, wenn du hier bleibst. Du und die anderen, ihr müsst verschwinden, sonst hat er ein Druckmittel.“
Ihre einst goldenen, doch dann von Manthala in ihrem magischen nachtblau gesegneten Augen sahen tief in seine.
„Geh!“
Sie schob ihn von sich in Richtung woher der Lufthauch gekommen war, auch wenn alles in ihr nach einem Kuss schrie, sich in seine Arme werfen wollte... und mehr!
„Geh und bringt euch in Sicherheit.“
Sie musste allein sein, auch wenn sie es nicht wollte und es vielleicht gefährlich war. Mit Thore oder Begon in ihrer Nähe wäre sie nutzlos. Sie musste allein hier auf Petroju warten. Sie musste ihn fragen, wie sie ihn finden könnte, ihm zuhören... musste ihn suchen. Seine Witterung war so blass und sie würde Zeit brauchen. Wenn sie seinen Leichnam fand, würde sie ihn beerdigen und Manthala bitten ihn mit den Seelen seiner Eltern wieder zu vereinen. Maruka wünschte sich dies eines Tages für sich selbst. Dann würde sie mit ihren Ahnen vereint an der großen Tafel speisen und die würden sich die Geschichten ihres Lebens erzählen. Aber Maruka wusste auch, dass nicht jedes Volk den gleichen Glauben hatte. Sie musste heraus finden, was diese kleine verirrte Seele wollte.
Nur das zählte.
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. April 2023, 21:49

Es war wohl ihr aller Glück, dass Maruka gelernt hatte sich stets auf jede Situation ohne Vorbehalte einzustellen. Dass ihr nicht die Natur innewohnte, sofort mit Misstrauen und Ablehnung zu reagieren. Sie nahm die Situationen an, die ihr auf ihrem Schicksalsweg gewoben wurden und sie balancierte geschickt darauf, bis sich ihr Entscheidungsmöglichkeiten auftaten. Maruka hatte im Einklang mit ihrer Katze gelernt, auf ihren Pfoten zu landen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Es gab dunkle Momente und Situationen, die ihr zu schaffen machten, doch noch immer hatte sie es geschafft, sich aufzuraffen und anzupacken. So blieb sie auch ganz ruhig, während Petroju sich ihr offenbarte. Dass er ein Geist war, wusste sie bereits. So schnell, wie er sich manchmal bewegte oder sich seine Stimme unnatürlich verzerrte, konnte der kleine Junge einfach nicht irdisch sein. Zudem war sein Heim verlassen und das nicht erst vor einigen Tagen. Der Hof sah aus, als hätte dort schon mehrere Jahre niemand gelebt. Die Frage blieb nur, was geschehen war? Doch Petro flehte nur darum, endlich nach Hause zu dürfen. Dann war er verschwunden und mit ihm diese seltsame Atmosphäre, als wäre alles aufgeladen. Trotz der Leiche um sie herum, konnte Maruka spüren, dass sich die Lage entspannte. Weder ihre Ohren noch ihre feine Nase, signalisierten der Katze irgendeine Gefahr. Vorerst war jene verschwunden und Thore machte auf sich aufmerksam. Der Mantroner rüttelte an seinen Fesseln, um Maruka dazu zubekommen, sie endlich zu lösen. Er wollte schnellstmöglich verschwinden hier! Während sie sich vorsichtig auf ihn zubewegte, strömte unverkennbar der Geruch des Mantroners zu ihr herüber.
Nichts ließ sie glauben, dass sie nicht ihrem Thore gegenüberstand. Auch seine Haltung, seine Mimik versicherten glaubhaft, dass es sich um den echten Mantroner handelte. Er war augenscheinlich nicht schwerverletzt. An seiner Stirn war das Blut von dem Stein am Boden bereits getrocknet und die Wunde schien nicht sehr tief zu sein. Es war wohl nur eine unglückliche Stelle, die er getroffen hatte und Thore für einige Momente hatte bewusstlos werden lassen. Nachdem Maruka ihn befreite, kam er zitternd auf die Beine. Er atmete tief durch und schlang als alles erstes seine Arme um den zierlichen Katzenleib. Er drückte sie, zog sie an sich und ignorierte ihre Vorsicht. „Maruka! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, ich bin so froh, dass du bei mir bist! Ich dachte, ich hätte dich verloren oder, dass du-“ Sie unterbrach ihn und flüsterte deutlich leiser als er eben gesprochen hatte. Er blinzelte sie an und schon trat Empörung auf sein Gesicht. Doch auch das unterband sie sofort, sodass er den Mund, der gerade schon verneinen wollte, wieder zuklappte und lieber lauschte. „Ro… rollig?“, fragte er und hob beide Augenbrauen. Sein Blick kletterte einmal über ihre Statur, dann grinste er, während er sich erinnerte, wie sie sich bereits geliebt hatten. „Verstehe…“, meinte er feixend mit einem gewissen Unterton. Ihm kam die Rolligkeit vermutlich gar nicht ungelegen, doch auch ihm war durchaus bewusst, dass das einfach nicht der rechte Zeitpunkt war. Er wurde wieder ernst und schaute sie schweigend an, während sie so kurz und prägnant wie möglich versuchte, ihm klarzumachen, dass er jetzt gehen musste. Thore aber… rührte sich nicht. Ernst war sein Ausdruck. Dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen. „Maruka… ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich…“, er wusste, dass es zwecklos war sie davon abbringen zu wollen. Er haderte dennoch mit sich und würde sie nicht einfach dem Schicksal überlassen, welches auch immer da auf sie lauerte.

Maruka versuchte Thore weiter zu beschwichtigen und machte deutlich, wie dringend es sein musste, dass er ging. „Ich glaube... er will mir nichts tun. Er will nur nach Hause und ich will ihm helfen. Das kann ich aber nicht, wenn du hierbleibst. Du und die anderen, ihr müsst verschwinden, sonst hat er ein Druckmittel.“ Er setzte an, den Kopf zu schütteln. „Geh! Geh und bringt euch in Sicherheit.“, schob sie ihn bereits in Richtung vermuteten Ausgang. Thore ließ sich nur ungerne von sich schieben. „Nein, Maruka bitte – wir können das zusammen machen… Du… du musst das nicht allein tun. Ich bin für dich da!“, flehte er und stand nun vor dem Bachlauf. Hier zog es tatsächlich und der Bach schien im Felsgestein zu verschwinden. Allerdings war er bedeutend tiefer als noch am Anfang der Höhle und wenn Thore tauchte, könnte er vielleicht eine Öffnung finden. Trotzdem zögerte er. Und das lag gewiss nicht daran, dass er ihren Appell nicht verstanden hatte. Seufzend drehte er sich zu Maruka um. „Wenn du nicht in einer Stunde ein Lebenszeichen geliefert hast, dann grabe ich diese verdammte Höhle eigenhändig um!“, versicherte er so glaubhaft, dass man meinen könnte, Begon stünde vor ihr. Doch die Hände, die sie dann packten, waren sanft und gleichermaßen fordernd. Er zog Maruka zu sich, ließ sie nicht entwischen und schenkte ihr einen Kuss, der sowohl Erleichterung, über ihre Unversehrtheit, Sorge, um ihr Schicksal und Liebe ausdrückte. Erst dann löste er sich schnell von ihr, drehte sich ohne Worte wieder um und verschwand im Wasser. Er tauchte und noch für einen Moment konnte sie die unruhige Wasseroberfläche sehen, dann wurde alles ruhig. Thore tauchte nicht mehr auf und Maruka konnte nur hoffen, dass er den Ausgang fand und nicht in ein Labyrinth tauchte, aus dem er nicht mehr lebend herauskam.

Nun aber galt es sich zu fokussieren und sich umzusehen. Maruka konnte hier und dort einige Leichen bewegen und fand schließlich nach einiger Zeit nichts Brauchbares außer der Tatsache, dass es keinen anderen Ausweg gäbe und keinen weiteren Hinweis. Petro tauchte ebenfalls nicht mehr auf. Ihr blieb nichts anders als ebenfalls ins kalte Nass zu springen, um diese schaurige Höhle zu verlassen. Unterwasser brauchte es einen Moment, bevor sich ihre Sicht verbessert hatte. Alles war aus scharfem Gestein, der Durchlass für das Wasser gerade so passend, dass Thore sich hindurchzwängen konnte. Für Maruka aber war das kein Problem. An einer besonders engen Stelle aber entdeckte sie tatsächlich einen Fetzen von Thore’s Hemd. Ansonsten war alles ruhig. Hier und dort schwammen einige kleinere Fische und ab und an kitzelte sie die eine oder andere Wasserpflanze, doch Maruka konnte ungehindert schwimmen. Allerdings war der Weg nicht klar ersichtlich und manchmal musste sie überlegen, wohin es ging. Ein Luftloch fand sich nicht und gerade, als sie glaubte, dass die Luft ihr ausgehen würde, da entdeckte sie über sich ein Loch. Dunkelheit prangte über ihrem Kopf, doch etwas glitzerte darin. Sobald sie nach oben schwamm, um dem Glitzern zu folgen, durchstieß ihr Kopf im allerletzten Moment die Oberfläche und Luft bahnte sich wohltuend ihren Weg, um ihre Lungen zu füllen. Für einen Moment orientierungslos, stellte Maruka fest, dass sie in einer künstlich erschaffenen Röhre aus Stein war.
Der Brunnen… Auf dem Gehöft gab es einen Brunnen, in dem sie offenbar nun war. Ihre Augen konnten auch bei Dunkelheit gut sehen, weshalb sie schnell einige Kerben im Stein fand, an denen sie emporklettern konnte. Maruka stellte fest, dass hier niemand mehr war. Der Boden war aber nass, weshalb sie davon ausgehen könnte, dass Thore hier vor kurzem eben auch hinausgeklettert war. Allerdings gab es keine Spuren von Begon, Mina, Klara und Thore. Höre konnte sie nichts, sehen sah sie… auch nichts. Es war dunkler geworden und erneut zog der dichte Nebel auf. Und noch während sie über diesen Umstand nachdachte, spürte sie die eisige Kälte, die nichts mit ihrem nassen Fell zu tun hatte. „Maruka…“, säuselte der Nebel und bescherte ein Unwohlsein. „Folge mir!“, wisperte Petro’s Stimme und schon fand sich die Katze vollkommen eingehüllt im Nebel wieder. Sie sah nichts… sie hörte nur. Sie hörte Schritte, die von einem Kind. Sie hörte das Lachen von mehreren Kindern und sie hatte das Gefühl, nicht allein zu sein. Doch dieses Mal war der Nebel unvorstellbar dicht, wie ein weißes Laken, das man um sie herum gespannt hatte. Interessanterweise lief sie nirgendwo gegen, konnte aber auch nicht sagen, wo sie sich derzeit befand. Auch floss die Zeit unstet dahin, sodass sie nicht wusste, wann das Ultimatum von einer Stunde erreicht sein würde. Alles floss ineinander und daraus hervor. Nichts war noch real oder surreal – es ließ sich einfach nicht mehr sagen. Und je länger sie den diffusen Geräuschen folgte und Petro’s Stimme, die sie weiterlaufen ließ, tauchten mit einem Mal Schatten auf diesem dichten Nebel auf. Schatten, die Szenerien zeigten, die offenbar nicht echt waren. Sie sah den Schatten einer Minotaurin und den eines Kindes, ungefähr Petro’s Größe. Sie hörte Kinderlachen, Kindergesänge und Abzählreime, die gemacht wurden. Da war der Ruf einer Mutter, die ihre Kinder zum Essen zitierte. Da war eine tiefe Stimme und ein Schatte, der der Frau einen Kuss auf die Stirn gab zur Begrüßung. Mit jedem Schritt wurden die Schatten mehr. Dann stand mit einem Mal Petro neben Maruka – so wie sie ihn kannte. Und vor ihr die weiße Nebenwand, die sich mit einem Mal veränderte und ihr ein Tor öffnete, durch das sie hindurchtreten konnte. „Willst du mir wirklich helfen?“, fragte der Junge und ging vor. Dann drehte er sich zu ihr um. „Komm…“, doch es blieb ihre Entscheidung. Entweder folgte sie ihm durch dieses diffuse Tor in eine ungewisse Situation oder sie brach hier ab und würde sich im normalen Nebel wiederfinden…
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Maruka » Montag 24. April 2023, 09:35

Thore war am leben!
Das war erst einmal das wichtigste! Während sie ihn noch los band, erlaubte Maruka sich einen tiefen Atemzug in dem sie seinen Duft tief in sich aufnahm und einfach nur den Moment genoss. Dass er ihr widersprechen würde, war ihr schon vornherein klar gewesen, weswegen sie seine Worte verständnisvoll aufnahm, aber ihm dann ihre Situation erklärte. In ihrem Zustand konnte sie ...nicht funktionieren. Maruka hatte sich entschlossen zu helfen, einem kleinen verlorenen und dadurch sehr bösartig gewordenen Geist zu helfen. Sie wollte ihm nicht nur um der Minotauren willen helfen, sondern auch für seinen ganz persönlichen Frieden. Und ein ganz klein wenig half sie sich dadurch vielleicht auch selbst, denn solange sie sich auf etwas anderes konzentrieren konnte, spielte ihr Körper nur 'halb' verrückt. Allein ihm nahe zu sein, sein Testosteron zu wittern brachte sie fast um den Verstand.
...ich will mich an ihm reiben... ich will ...noch viel mehr... jetzt!...
Ihre Schwanzwurzel zitterte und die Spitze schlug unruhig hin und her. Der Kuss gab ihr fast den Rest und ließ ihre geballten Hände zittern. Entweder Maruka schaffte es sehr bald ihn aus der Höhle zu 'treiben' oder sie würde auf einem Leichenberg über ihn her fallen und sie konnte sich den psychischen Schaden garnicht ausmalen, denn sie dabei womöglich davon tragen würden. Als Thore endlich im Wasser verschwand, fühlte sie so etwas wie Erleichterung.
Er ist weg! Er ist am Leben! Das ist das wichtigste.
Sobald sein Geruch sich etwas gesetzt hatte, begann sie wieder nach dem Jungen zu schnuppern. Seine Fährte hatte sie nun abgespeichert und auch wenn er ein Geist war, so hatte sie ihn irgendwie gefunden. Darauf musste sie sich verlassen können – das sie ihn finden konnte. Aber erst einmal roch sie nur die Kadaver um sich herum.
Hab ich einen Fehler gemacht?
Schnell zogen wieder Zweifel durch ihr Hirn, als Frustration wie düsterer Nebel aufkam. Sie fand ihn nicht. Davor hatte es doch geklappt. Eine Weile suchte sie noch, aber hier fand sie nichts.
Der will mich in die Irre führen... Gut... dann halt wieder Fangen spielen. Einen Jäger lockt man mit Beute... also geh ich. Dann kann er mich wieder erschrecken.
„Petroju!“
, rief sie ihn noch einmal, doch es blieb still. Also ging sie ins Wasser. Nicht alle Katzenrassen mochten das Schwimmen, aber Maruka war auch Mensch und früher war sie sogar eine recht begabte Eistaucherin gewesen. Der Tunnel war lang und die Ungewissheit, wann man wieder Luft bekommen würde, steigerte das Beklemmen. Dann tauchte sie aber am Grund des Brunnens auf und fand auch Thores Spuren, was ebenfalls erleichterte. Schnell kletterte sie nach oben und stellte fest, dass hier niemand mehr war.
Gut Thore. Du hast sie weg gebracht.
Das er ihr vertraute und ihr Bitte erfüllt hatte, ließ sie ein weiteres Mal tief durchatmen. Gleichzeitig suchte sie wieder nach dem feinen Geisterduft. Höre konnte sie nichts, sehen auch nichts. Es war dunkler geworden und erneut zog der dichte Nebel auf. Dann spürte sie die eisige Kälte, die nichts mit ihrem nassen Fell zu tun hatte.
„Maruka…“
, säuselte der Nebel, ließ ihr Fell zucken und bescherte ein Unwohlsein, das tiefer ging als nur unter die Haut.
Da bist du also wieder...
„Folge mir!“
, wisperte Petro’s Stimme und schon fand sich die Katze vollkommen eingehüllt im Nebel wieder. Sie sah nichts… sie hörte nur. Sie hörte Schritte, die von einem Kind. Sie hörte das Lachen von mehreren Kindern und sie hatte das Gefühl, nicht allein zu sein. Doch dieses Mal war der Nebel unvorstellbar dicht, wie ein weißes Laken, das man um sie herum gespannt hatte. Interessanterweise lief sie nirgendwo gegen, konnte aber auch nicht sagen, wo sie sich derzeit befand. Auch floss die Zeit unstet dahin, sodass sie nicht wusste, wann das Ultimatum von einer Stunde erreicht sein würde. Aber selbst wenn, dann konnte sie eh nichts daran ändern. Sie hatte ihren Weg gewählt und selbst wenn sie einmal mehr in ihrem Leben verloren ging, dann war das eben ihr Schicksal. Thore würde sie suchen, dass wusste sie, aber das veränderte nicht ihren Blick auf die Dinge. Sie lebte nicht nur für ihn allein. Maruka hatte schon sehr früh verstanden, dass es Dinge auf dieser Welt gab, die geschehen mussten. Und DAS HIER, war so etwas.
Die Hybridin folgte Petro’s Stimme, die sie weiterlaufen ließ. Dann tauchten mit einem Mal Schatten auf diesem dichten Nebel auf. Schatten, die Szenerien zeigten, die offenbar nicht echt waren. Sie sah den Schatten einer Minotaurin und den eines Kindes, ungefähr Petro’s Größe. Sie hörte Kinderlachen, Kindergesänge und Abzählreime. Da war der Ruf einer Mutter, die ihre Kinder zum Essen zitierte. Da war eine tiefe Stimme und ein Schatten, der der Frau einen Kuss auf die Stirn gab zur Begrüßung.
„Das war dein Leben, Petroju? Es war wunderschön!“
, flüsterte sie leise dem Nebel zu. Mit jedem Schritt wurden die Schatten mehr. Dann stand mit einem Mal Petro neben Maruka – so wie sie ihn kannte. Und vor ihr die weiße Nebenwand, die sich mit einem Mal veränderte und ihr ein Tor öffnete, durch das sie hindurch treten konnte.
„Willst du mir wirklich helfen?“
, fragte der Junge und ging vor. Dann drehte er sich zu ihr um.
„Komm…“
, doch es blieb ihre Entscheidung. Entweder folgte sie ihm durch dieses diffuse Tor in eine ungewisse Situation oder sie brach hier ab und würde sich im normalen Nebel wiederfinden. Für Maruka war das aber keine Entscheidung. Ihre menschliche Seite hatte sich bereits entschieden dem Jungen zu helfen, sie brauchte auch keine Argumente, warum z.B. das für die Minotauren, ihre vermeintlichen Bündnispartner gut wäre, vorausgesetzt sie schaffte das. Auch ihre tierische Seite fand jedes Geheimnis, jedes dunkle Loch spannend und würde dem nachgehen. Maruka war 'sich einig' und schritt ohne zu zögern voran.
Es erinnerte sie ein wenig an den Moment, wo ein Dämon und eine Göttin ihr die Wahl gelassen hatten, wem sie folgen wollte. Als ob man da wirklich eine Wahl hätte!?! Damals war Maruka in einer Art 'Traumblase' gewesen, die ihr vorgegaukelt hatte in der Heimat Mantron zu sein und sie war durch einen Schrank geschritten. Raus gekommen war sie mitten im Dschungel, Meilen entfernt von ihrem Ursprungsort der toten Ebene. So war halt göttliche Wirken und Maruka hatte diese Entscheidung nie bereut. Sie hatte sich damals zum Spielball der Götter gemacht und war damit ganz ehrlich sehr zufrieden. Sie mochte ihre Rolle in diesem Spiel, denn sie war wichtig. Wenn das Schicksal sie nun hier her geführt hatte, dann brauchte man sie auch hier. DA war Maruka sehr 'gläubig'. Sie vertraute den Mächten die sie lenkten... selbst wenn es sie fortriss aus Bekanntem, von Seelen die sie kannte, von Herzen die sie liebte. War es also wirkliche eine freie Entscheidung?
...nicht wirklich, denn sie war schon vor langer Zeit gefallen.
Manche würden Maruka vielleicht sogar dumm nennen, oder nicht verstehen, warum sie jederzeit und überall alles hinter sich lassen würde. Vielleicht lag es auch an dem emotionalen 'drei Sekunden Gedächtnis' ihrer tierischen Seite, dass sie nicht lange trauern konnte, oder ...wollte. Maruka lebte im Moment. Bindungen waren da schwierig. Auch Thore hatte schon bemerken müssen, dass Maruka keine Versprechungen machte. Ein niedergelassenes Familienleben würde sie nie führen, dafür war sie schlicht zu ...wild. Aber sie war mit ganzem Herzen immer und überall bei der Sache und für andere da. Sie folgte ihrem Schicksal und dieses mal auch blind durch mystischen Nebel.
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. April 2023, 21:02

Die Entscheidung war für Maruka gar keine. Sie tat schon immer das, was ihr das Schicksal scheinbar suggerierte, und folgte einem Weg, den sie sich nicht selbst wählte. Noch immer glaubte Maruka an die Führung ihrer Göttin und offenbarte damit ein tiefes Vertrauen in jene. Das Schicksal würde sich schon mit Manthala besprechen. Sie wollte sie an jenem Ort haben – dessen war sich die Katze sicher. So konnte Maruka auch nicht zögern, als ihr die Entscheidung überlassen wurde, ob sie umkehrte oder weiterging. Der Weg schritt voran und sie hatte Petro ihre Hilfe zugesichert. Den Geist nun zu enttäuschen, das käme einem neuen Verrat gleich und wer wusste schon, wie der kleine Junge, das aufnehmen könnte? Er hatte ihr bereits deutlich gemacht, dass er keinen Schaden an sich oder seiner Existenz zulassen würde. Sie musste also geduldig bleiben und sein Spiel spielen, wenn sie herausfinden wollte, worin das alles gipfelte. Maruka hatte bereits einzelne, zusammenhanglose Schattenbilder als Echo’s aus Petro’s Leben wahrgenommen. Nun aber, nachdem sie durch die immer dichter werdende Nebelwand trat und in das gleißende Portal eintauchte, war der Nebel vollkommen verschwunden. Eine warme Abendsonne wärmte ihr das Fell – zumindest glaubte sie die Erinnerung daran zu spüren. Der Gott Lysanthor neigte sich bereits wieder Celcia zu, um alsbald von seiner Schwester der Nacht abgelöst zu werden. Jetzt aber tauchte er mit seinen letzten Strahlen die Szenerie in Gold. Maruka sah vor sich saftige Gräser und hörte das Zirpen von Grillen. Die Luft roch angenehm nach Regen und kündete von einer Zeit des Wandels, die man sich wünschte. Diese Jahreszeit war gespickt von Wärme und Aufatmen. Die Blüten standen in voller Pracht, die Bäche führten genug Wasser von den warmen Regentagen und alles schien einfach ein wenig Luft zu holen. Sobald Maruka sich etwas drehte, fiel ihr blauer Blick auf das Gehöft, welches sie bereits kannte. Sie sah das Langhaus, die Ställe, den Brunnen aus dem sie eben noch selbst geklettert war und das Badehaus. Alles wirkte in einem gepflegten Zustand und nicht so verlassen, wie sie es hatte kennenlernen müssen.
Die Türen zum Langhaus standen offen und von drinnen hörte Maruka ein Klappern und Stimmengemurmel. Es genügten ein paar wenige Schritte, damit sie diese auch verstehen konnte: „Wasch dir deine Hände, dann gibt es gleich essen. Und such‘ deinen Bruder, er soll sich nicht wieder verspäten, sonst gibt es dieses Mal nichts!“, hörte sie die Worte und schon gleich erfolgte ein Kichern als Bestätigung, ehe ein kleines Mädchen, etwas älter als Petro aus dem Haus lief. Auch sie war unverkennbar eine Minotaure mit langen Zöpfen und einer rosa Schnauze. Ihr Fell war weiß gefleckt und sie rannte giggelnd über den Hof zwischen den Häusern. „Petro!“, rief sie nach dem Jungen und rannte am Badehaus vorbei. Hinter diesem gab es einen kunterbunten Kräutergarten. Hier fand das Mädchen ihren Bruder im Dreck kniend und hochkonzentriert. „Petro. Essen – Mama sagt, du sollst die Hände wa- … Was machst du denn da schon wieder?“, fragte die Schwester und kiekste mit einem Mal auf. „Ihhh! Nimm es weg, nimm es weg!!“, kreischte sie und floh, während Petro lachen hinter ihr herlief. Er hielt zwischen den Fingern einen Käfer und jagte seine Schwester damit. Eine Weile liefen sie um die Wette, lachend und ausgelassen. Dann kehrten sie zum Langhaus zurück. Petroju trug eben jene Sachen, in denen Maruka ihn gefunden hatte. Nun betraten beide das Haus und neben Maruka tauchte mit einem Mal der Geister-Petro auf. Er schaute auf die Szenerie und wirkte verbissen in seinem eben noch so ausgelassenen Gesicht. „Alles war in Ordnung. Wir haben Möhrenbrei mit Graupen gegessen. Ich weiß noch genau, wie ich mich über die Graupen beschwert habe…“, murmelte er leise und sah Maruka nicht dabei an. „Kannst du dir vorstellen, wie man sich über Nichtigkeiten Gedanken macht und… nicht ahnt, wie… wie viel wichtigere Dinge es gibt?“, fragte er, doch auch das wirkte eher rhetorisch.

Petro verschwand wieder, während der Tag zu Ende ging und Maruka feststellte, dass es mit einem Mal tiefste Nacht war. Die Szene blieb dieselbe, außer, dass nun Lampen die Häuser beleuchteten. Die Kinder schienen zu schlafen, zumindest hatte sich soeben das Licht im Badehaus mit angrenzendem Kinderzimmer gelöscht. Eine erwachsene Minotaure kam aus dem Haus und summte leise ein Lied, während sie über den Hof schritt. Aus dem Stall aber kam ein Mann, der ebenfalls Minotauer war. Die Frau, offenbar Petro’s Mutter, lächelte und sie gingen Arm in Arm weiter. Es schien ein perfekter Tag zu sein. Erneut floss die Zeit schneller. Maruka aber fühlte weder Müdigkeit noch Kälte oder die Gräser an ihren Knöcheln. Sie war gar nicht wirklich anwesend, so schien es. So konnte sie sich auch nicht richtig rühren. Jede Bewegung war schwerfällig und steif. Sie blieb an Ort und Stelle und einzig die zeitliche Perspektive änderte sich, nicht aber ihr Blickwinkel. Erneut tauchte Petro neben ihr auf. „Da kommen sie…“, flüsterte er und nickte mit dem Kopf in die Richtung hinter dem Stall. Maruka konnte 5 Reiter ausmachen. Und sie sah noch mehr: Die dunklen Hautfarben verrieten ihr sofort, um welche Rasse es sich handelte. Beim Näherkommen erkannte sie zudem, dass sie allesamt gut gerüstet und bewaffnet waren. Offenbar ein Spähtrupp, der sich als Vorhut der dunklen Armee einen Überblick verschaffen wollte. Das muss bereits lange her gewesen sein und Petro seit Jahren als Geist umherspuken. Die Reiter hielten auf das kleine Gehöft zu und stiegen schließlich von ihren Pferden ab. Ein besonders großer, drahtiger Elf übernahm das Kommando und klopfte donnernd gegen die Tür. „Aufmachen! Wir konfiszieren eure Pferde, eure Vorräte im Namen der dunklen Armee!“, bellte er und wirkte alles in allem bereits bedrohlich. Petro’s Vater öffnete die Tür und sah überrascht aus. „Aber…Herr, wir können nicht alles abgeben, wir haben selbst kaum genug.“, flehte er und erreichte damit, dass der Dunkle ihn packte und auf den Vorplatz schubste. Entsetzt sah Petro’s Mutter zu, wie ihr Mann hinfiel und eilte auf in zu. „Ihr ungehobelten…Klötze!“, fuhr sie die Reiter an und half ihrem Mann wieder auf. „Ihr könnt uns nicht alles nehmen, ihr müsst einsehen, dass wir etwas zum Leben brauchen!“, flehte nun auch sie und erreichte damit keines der fünf dunklen Herzen. Der Rädelsführer der Reiter trat vor das Paar und stemmte die Hände in die Hüften. „Ihr unterstützt die dunkle Armee also nicht. Damit seid ihr Feinde!“, beschloss er und nickte seinen Männern zu.
Sie ergriffen Petro’s Eltern und sie wehrten sich dagegen. Ein Licht entzündete sich im Badehaus. Und der Dunkle wurde aufmerksam. Er ruckte mit dem Kopf, sodass einer seiner Männer dort nach dem Rechten schaute. Der Geister-Petro neben Maruka wurde unruhig. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht und kündeten von dunklen Erinnerungen. Eine Grabeskälte breitete sich aus, die Maruka allerdings sehr wohl fühlen konnte. Es gab einen kleinen Tulmult, dann trat der Dunkle mit der Schwester aus dem Haus. Er hielt sie an ihrem Haar und sie hatte das Gesicht schmerzvoll und verängstigt verzogen. „Lidi!“, keuchte die Mutter und wollte zu ihrem Kind, doch ihr Aufpasser verpasste ihr einen fiesen Tritt, sodass sie fiel. Sein Vater suchte mit den Augen nach Petro, doch er verriet seinen Sohn nicht. Die Familie schloss sich gegenseitig in die Arme, als die Reiter sie umzingelten. „Ist hier noch wer?!“, blaffte der Anführer und Petro’s Mutter schüttelte den Kopf. Prüfend glitt der Blick des Elfen über die Häuser, dann nickte er, scheinbar zufrieden. „Nehmt, was ihr braucht aber bitte – bitte lasst uns unser Vieh!“, versuchte es Petro’s Vater noch einmal und besiegelte damit ihr Schicksal endgültig. Geister-Petro begann zu klagen und zu wimmern. Er hielt sich die Augen zu und wiegte den Kopf. Auch Maruka konnte nicht mehr erkennen, was nun passierte, da ihr die Sicht genommen wurde, in dem Moment, da Petro sich die Augen zuhielt. Doch sie hörte… hörte viel zu gut, wie Petro’s Familie drangsaliert und schließlich ermordet wurde. Sie konnte das Blut riechen, doch dieses Mal sehr viel stärker als bei ihrem Eintreffen hier. Der Vorplatz war mit dem Blut der Familie des Jungen getränkt… „Werft die Leichen in den Fluss!“, bellte der Elf und befahl noch, sich die Vorräte zu schnappen. Dann rumpelte es plötzlich aus dem Badehaus und erregte die Aufmerksamkeit des Anführers.

Mit einem Mal änderte sich Maruka’s Position und Perspektive. Sie saß zusammengekauert in einem dunklen Loch und starrte gegen dunkle Erde. Es war eng und stickig, während es modrig roch. Sie spürte eine Angst in sich aufkommen, als sie die Schritte hörte, die das Badehaus betraten. Neben ihr saß Petro. Er sah sie nicht, atmete panisch mit aufgerissenen Augen und schwitzte. Er hatte pure Angst. Offenbar aber war dies der echte Petroju, denn er wirkte nicht wie der, den sie kennengelernt hatte. Hier saß ein Junge, der miterlebt hatte, wie man seine Familie tötete und sich nun voller Angst in ein winziges Loch versteckt hatte. Die Luft wurde dünner, mit jedem Atemzug. Es knarzte vor ihnen und offenbar hatte der Elf das Zimmer der Kinder betreten. Der echte Petro hielt sich die Hand vor dem Mund, damit man seinen Atem nicht hörte. Er kauerte sich noch kleiner zusammen und hatte immense Angst. Dann wurden Rufe laut und die Schritte entfernten sich. Doch Petro, das spürte Maruka einfach, traute sich nicht aus seinem Versteck. Selbst als der Tag anbrach, kauerte er immer noch dort. Er hatte in seinem kleinen Versteck angefangen auszuharren. Weil er sich nicht sicher sein konnte, dass sie nicht da waren. Und weil er traumatisch miterlebt hatte, dass seine gesamte Familie fort war. Petro brauchte nicht aus seinem Versteck zu kommen. Er malte Bilder, die Maruka lange Jahre später finden würde. Bilder von schwarzen Gestalten, die kniende Minotauren bedrohten. Monster…, die ein Kind in ihnen sah. Aber Petro vergaß auch, dass er noch lebte. Er aß nicht, er trank nicht. Aber er traute sich nicht mehr heraus. Sodass er entschied, sich einen anderen Weg zu suchen… Und er begann zu graben. Eben jenen Tunnel, durch den Maruka kriechen würde und schließlich brach auch er durch die Decke und in die Höhle, wo alles seinen Anfang nahm. Maruka sah seine Tortur im Zeitraffer, aber sie fühlte die bleierne Schwere, dieser Last. Sie fühlt das Trauma, sie fühlte den Schmerz. Sie fühlte Hunger und Durst und die Enge des Raumes. Und als der Junge auf dem Höhlenboden aufkam, war der Fluss damals um einiges breiter. Und er fing den leblosen Jungen auf, der fortgespült wurde und verschwand. Maruka aber befand sich wieder außerhalb des engen Schutzraumes und fand sich neben Geister-Petro wieder. „Ich konnte nicht schwimmen.“, murmelte er. „Ich trieb regungslos auf dem Wasser, bis ich versank… ich hatte keine Kraft, kein… keinen Willen mehr.“, erzählte er und erinnerte sich dabei. „Ich fühle das Brennen meiner Lungen…“, fuhr er fort und warf seinen Kopf in den Nacken, als würde er ertrinken. Dabei entstand dieses Keckern, das sie bereits gehört hatte in den Nebeln.
Er schnappte gierig nach Luft, weinte dabei und wusste, er würde sein Leben aushauchen… Und der Schmerz, ob der Erkenntnis, alles verloren zu haben, bildete unheimliche Töne. „Der Fluss riss mich fort.“, bemerkte Petro und Maruka fand sich plötzlich wieder im Nebel wieder. Nun trug Petro eine Laterne und sie hörte ein sanftes Plätschern. Hier hatte sie ihn zum ersten Mal gesehen, nachdem sie versucht hatte, ihre Hüfte zu kühlen. Hier hat alles angefangen… Dann war es vorbei. Maruka befand sich plötzlich wieder auf den Wiesen der Dunsthügel. Es war noch nicht abends, gerade ging erst die Sonne unter. Noch war es hell genug und der Nebel nicht dicht. Er zog gerade erst allmählig auf. Und das Gehöft in einiger Entfernung hinter ihr auszumachen. 4 Schemen bewegten sich von dort weg auf sie zu. Einer davon hob den Arm und winkte. „Maruka!“, hörte sie Thores Stimme und sah dann einen erleichterten Mantroner auf sich zu laufen. Auch die anderen drei Gestalten schlossen zügig zu ihr auf. Sie erkannte Begon, Mina und Klara. Offenbar hatten sie eben erst das Gehöft verlassen und sie selbst schien durch Petro's Erinnerungen gewandelt zu sein. "He! Alles in Ordnung, Liebes?! Was ist nur passiert? Geht es dir gut?!", wollte sogleich Mina besorgt wissen. Immerhin krachte der Gang über ihr zusammen und dann tauchte Thore plötzlich auf. Die drei Minotauren mussten Fragen haben und aufgeklärt werden!
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Maruka » Sonntag 30. April 2023, 18:08

Natürlich war sie durch das Tor gegangen. Und sie war in so etwas wie der Vergangenheit gelandet...ob nun Traum oder Wirklichkeit war dabei egal. Neben Maruka tauchte der Geister-Petro auf, während sie die Szenerie betrachtete, wie sie so friedlich zu Abend gegessen hatte, bevor alles so schrecklich sich verändert hatte.
„Alles war in Ordnung. Wir haben Möhrenbrei mit Graupen gegessen. Ich weiß noch genau, wie ich mich über die Graupen beschwert habe…Kannst du dir vorstellen, wie man sich über Nichtigkeiten Gedanken macht und… nicht ahnt, wie… wie viel wichtigere Dinge es gibt?“
, fragte er rhetorisch. Maruka nickte trotzdem verstehend. Natürlich konnte sie das nachempfinden. Wie oft hatte sie selbst an jenen Moment gedacht, kurz bevor die Piraten sie gefangen genommen hatten. Wie anders wohl ihr Leben dann verlaufen wäre...?
Dann war es mit einem Mal tiefste Nacht war. Die Szene blieb die gleiche, nur die Zeit änderte sich. Maruka blieb an Ort und Stelle. Erneut tauchte Petro neben ihr auf.
„Da kommen sie…“
, flüsterte er und sie hätte gern seine Hand gehalten, damit er etwas Kraft von ihr nähme. Sie spürte, dass er Angst hatte sich einmal mehr dem zu stellen, was er ihr aber zeigen wollte.
„Du musst das nicht...“
Maruka konnte fünf dunkelelfische Reiter ausmachen. Offenbar ein Spähtrupp, wie sie selbst schon begegnet war. Die Reiter hielten auf das kleine Gehöft zu, stiegen schließlich von ihren Pferden ab und klopften donnernd gegen die Tür.
„Aufmachen! Wir konfiszieren eure Pferde, eure Vorräte im Namen der dunklen Armee!“
Petro’s Vater öffnete die Tür und sah überrascht aus.
„Aber…Herr, wir können nicht alles abgeben, wir haben selbst kaum genug.“
Das war das Stichwort zu einer Szene, wie sie Maruka sie fast erwartet hatte. Kein Flehen würde helfen, kein Betteln, nein, es würde es nur schlimmer machen. Es kam wie es kommen musste und wie die Hinweise es ihr zuvor den Weg gewiesen hatten. Die Dunklen entdeckten auch die kleine Schwester und das Schicksal nahm seinen Lauf.
„Ist hier noch wer?!“
, blaffte der Anführer und Petro’s Mutter schüttelte den Kopf.
„Nehmt, was ihr braucht aber bitte – bitte lasst uns unser Vieh!“
, versuchte es Petro’s Vater noch einmal und besiegelte damit ihr Schicksal endgültig. Geister-Petro begann zu klagen und zu wimmern.
„Es tut mir so leid.“
, wisperte Maruka und hätte den Jungen gern in den Arm genommen. Er hielt sich die Augen zu, was der Erinnerung die Sicht nahm. Doch Maruka hörte viel zu gut, wie Petro’s Familie drangsaliert und schließlich ermordet wurde. Mit einem Mal änderte sich Maruka’s Position und Perspektive.
Sie saß zusammengekauert mit ihm in einem dunklen Loch und starrte gegen dunkle Erde. Er sah sie nicht, atmete panisch mit aufgerissenen Augen und schwitzte. Er hatte pure Angst. Er ließ sie miterleben, was er fühlte, was er in diesen Momenten durchlitten hatte, die Furcht, die ihn an diesen Ort gefesselt hatte unfähig ihn wieder zu verlassen. Bis er begann zu graben. Eben jenen Tunnel, durch den Maruka später gekrochen war. Auch er brach durch die Decke und in die Höhle. Maruka sah seine Tortur im Zeitraffer. Sie fühlt das Trauma, sie fühlte den Schmerz. Sie fühlte Hunger und Durst und als der Junge auf dem Höhlenboden aufkam, fühlte sie schnell den leblosen Leib, der fortgespült wurde und verschwand. Die Szene wechselte wieder und sie sah wieder Geister-Pretroju.
„Ich konnte nicht schwimmen... Ich trieb regungslos auf dem Wasser, bis ich versank… ich hatte keine Kraft, kein… keinen Willen mehr...Ich fühle das Brennen meiner Lungen…Der Fluss riss mich fort.“
, bemerkte Petro und Maruka fand sich plötzlich wieder im Nebel wieder. Nun trug Petro eine Laterne und sie hörte ein sanftes Plätschern. Hier hatte sie ihn zum ersten Mal gesehen, nachdem sie versucht hatte, ihre Hüfte zu kühlen. Hier hat alles angefangen…
Liegen hier irgendwo seine Gebeine?
Dann war es vorbei.
...wo ist er hin? Was?... Was soll ich tun?
Maruka befand sich plötzlich wieder auf den Wiesen der Dunsthügel. Verwirrt sah sie sich um.
Aber... ich sollte ihm doch helfen?! Was...???
Es war noch nicht abends, gerade ging erst die Sonne unter. Noch war es hell genug und der Nebel nicht dicht. Er zog gerade erst allmählich auf. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse und sah das Gehöft in einiger Entfernung hinter sich. Vier Schemen bewegten sich von dort weg auf sie zu. Einer davon hob den Arm und winkte.
„Maruka!“
, hörte sie Thores Stimme und sah dann einen erleichterten Mantroner auf sich zu laufen. Auch die anderen drei Gestalten schlossen zügig zu ihr auf. Sie erkannte Begon, Mina und Klara. Offenbar hatten sie eben erst das Gehöft verlassen und sie selbst schien durch Petro's Erinnerungen gewandelt zu sein, wie sie es einst schon mal bei anderen Geistern getan hatte. Geistesabwesend starrte sie ihnen entgegen und dachte:
Wird das jetzt nicht meine neue Aufgabe? … eine Berufung...? Manthala, ist das dein Weg für mich? Soll ich verirrten Seelen in ihren Träumen vom Leben Frieden bringen?
Maruka schüttelte sich und glätte ihr gesträubtes Fell.
Wenn es so sein soll, gebe ich mein Bestes deinen Willen zu erfüllen... Allerdings... Wo ist er hin? Wo ist Petroju? Ich konnte ihm doch noch garnicht helfen. Du hast mich zu schnell von ihm getrennt... Wo ist seine Witterung?
"He! Alles in Ordnung, Liebes?! Was ist nur passiert? Geht es dir gut?!"
, wollte sogleich Mina wissen. Immerhin hatten sie und Begon gesehen wie der Gang über Maruka zusammen gebrochen war, wärend Klara ihnen aus der Hütte Anweisungen zugerufen hatte und später tauchte dann noch Thore plötzlich aus dem Brunnen auf. Sicher hatte er ihnen berichtet, was sie gemeinsam in der Höhle erlebt hatten. Thore hatte eine schnelle Zunge...
...eine schnelle Zunge! Oh...blos nicht dran denken! Bleib blos weg! Abstand wahren, sonst garantier ich für nichts! Miau!
„Petroju hat mir gezeigt, was ihm...was hier geschehen ist. Ich glaube, wir müssen den Bach nach seinen und den Gebeinen seiner Familie absuchen, sie wieder zusammen bringen und beerdigen... Die Dunkelelfen die das Gehöft überfallen hatten haben die Eltern und die Schwester in den Fluss geworfen und er ist Tage später unterirdisch ebenfalls von dieser Quelle mitgerissen worden. Er konnte nicht schwimmen und...“
Maruka schluckte noch sichtlich mitgenommen von den Erlebnissen, die sie geteilt hatte. Bald würde der Nebel wieder so dicht, dass sie nicht die eigene Hand vor Augen sehen konnten, aber solange es ging, trieb ihr Bedürfnis dieser kleinen verlorenen Seele zu helfen sie an. Irgendwie hoffte sie immernoch, dass Petroju noch einmal erscheinen würde, sie vielleicht zu seinen Überresten führen konnte. Die Strömung engte das Suchgebiet ein und auch wenn der Fluss damals breiter und reißender gewesen war, so waren sie sicher nicht bis ins Meer gespült worden. Im Grunde mussten sie nur in zwei Gruppen das Ufer entlang gehen und gründlich suchen. Wenn dies der Weg zur Ruhe dieser Seele war, dann würde Maruka ihn gehen... auch mit Rolligkeit. Diese meldete sich just natürlich auch wieder äußerst störend, sobald einer der Männer auch nur in ihre Nähe kam, dabei reichte auch nur schon die richtige Windrichtung. Die Ablenkung durch das Testosteron in der Luft war so garnicht hilfreich und Maruka presste die summenden Schenkel zusammen. Thore wusste ja schon bescheid, aber die anderen noch nicht. Also musste sie, jetzt da sie nun mal wieder zusammen waren auch mit offenen Karten spielen:
„Stopp... bitte bleibt da.“
Hielt sie die Männer mit ausgestrecktem Arm auf, als sie sich ihr nähern wollten.
„Entschuldigt bitte. Mina und Kara... sind in Ordnung, aber … ich kann gerade euren Duft ...nicht ertragen. Bitte haltet Abstand. Ich bin...“
Maruka seufzte einmal sehr tief. Ein Laut der sowohl Frustration als auch Lust beinhaltete.
„...rollig.“
Sie sah etwas mürrisch zu Boden und dann in die Gesichter der beiden Frauen näher bei sich. Maruka zuckte mit den Schultern.
„So ist das halt bei Katzenartigen. Zum Vollmond... dreh ich durch.“
Sie grinste schief und etwas verlegen. Aber sie hatte gelernt, dass Offenheit immer besser war als die Missverständnisse, die sich aus Geheimnissen ergeben würden. Den Mädchen gegenüber gestand sie noch eine Nuance leiser:
„Und weil es so schlimm ist, dass ich die Wände hoch gehen könnte, bitte nicht anfassen – auch ihr nicht. Im Moment würde ich sogar nen schicken Pilz bespringen oder einen hübsch geformten Ast.“
Marukas nackte Ohreninnenseiten waren hübsch gerötet, was durchaus ein Anzeichen von Scham und gleichermaßen Rolligkeit war. Das stetige Zucken ihrer Schwanzwurzel war auch ein sicheres Indiz. Sie dort zu berühren oder zu kraulen, so wusste vor allen Thore, löste schon ohne Rolligkeit bei der Hybridin wilde Gelüste aus. Jetzt könnte sie nicht nur sprichwörtlich den Verstand und die Kontrolle verlieren. Trotzdem versuchte sie ihre Situation mit ein bisschen Humor zu sehen und zwinkerte den Mädchen keck zu.
„Schaffen wir vielleicht noch ein Stück den Bach entlang, bevor es Nacht und zu schwierig wird? Oder sollten wir ein Lager aufstellen und die Nacht abwarten? Ich kenne mich mit dem Nebel nicht so gut aus wie ihr und möchte kein unnötiges Risiko eingehen.“
Einerseits freute sie sich sehr wieder mit den anderen zusammen zu sein. Um ehrlich mit sich zu sein, würde sie am liebsten alle vier bespringen und später weiter suchen, aber ihr Verstand sagte, ihr, dass das vielleicht keine so gute Idee wäre zumal sie die sozialen Gefüge innerhalb der Minotaurengesellschaft nicht kannte. Maruka war schließlich hier um Frieden für sie zu erwirken und nicht um sich...
...an allem was zuckt zu reiben?!?
Ihre Katze begann schon wieder leise zu schnurren und unanständige Vorschläge zu machen.
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 4. Mai 2023, 14:24

Manche bestritten ihr Leben, ohne einen Funken Glauben. Sie gingen tagein tagaus ihren Gepflogenheiten nach und arbeiteten für das, was sie zum Leben benötigten. Sie waren genügsam oder aber ohne Perspektive. Dann gab es diejenigen, die mehr vom Leben erwarteten. Die auszogen, das Glück zu suchen und auf der Reise dorthin ihr Leben ließen oder am Ende erkennen mussten, dass das Glück nicht in der Welt lag, sondern in einem selbst. Und schließlich die Übereifrigen: Diejenigen, die alles im Namen ihrer Götter taten. Die alles rechtfertigten, weil es im Namen körperloser Gestalten geschah. So unterschiedlich die Völker auf Celcia waren, so waren es auch ihre Ansichten, Motivationen und Beweggründe. Maruka gehörte aber zu eben jenen Glücklichen, die wussten, dass die Götter nicht nur Hirngespinste waren. Sie hatte echten Kontakt zur Göttin der Nacht gehabt und rief jene nicht nur aufgrund eines aberzogenen Glaubens an. Dann müsste sie wohl eher Venth huldigen, denn eben jene Göttin mit stürmischem Gemüt war es, die man in ihrer Heimat anbetete. Doch so wandelbar, wie es eben Lebenspfade sein konnten, war das auch mit dem Glauben: Maruka glaubte und verehrte die Göttin der Nacht, des Handels und des Zwielichts. Allerdings war sie es dieses Mal nicht, die ihr diesen Weg wies. Manthala schien anderswo zu agieren. Vielleicht bot sie in Küstenstädten gerade einem Dieb ihre Hilfe an und empfand Stolz, dass er sie ablehnte. Vielleicht hielt dir anderswo in dunklen Städten aber auch den Handel mit Mischlingen aufrecht, damit jene vernünftig schlafen konnten. Manthala war beschäftigt und so musste Maruka erkennen, dass nicht die Göttin sie zu eben jenen Erinnerungen geführt hatte, die sie soeben hatte sehen müssen. Petroju war es schier selbst. Er hatte die Katze eingeladen, sich seine Geschichte anzusehen. Er gab ihr die fehlenden Puzzleteile, die sie benötigte, um das Gesamtbild zu sehen. Aber er lies sie auch viel zu früh gehen. Sie verstand noch nicht. Doch der kleine Geisterjunge blieb unsichtbar. Er kehrte nicht an ihre Seite zurück, sondern ließ sie mit diesem Wissen nun allein. Maruka konnte sich glücklich schätzen, dass sie stets jemanden bei sich hatte, der wusste, sie zu erden. Begon, Mina und Klara kannte sie nur kurz aber zumindest Mina war ihr sehr schnell ans Herz gewachsen. Die freundliche, herzliche Minotaurin war es auch, die ihr nun sachte entgegentrat und wissen wollte, was geschehen ist. Maruka musste sich noch sammeln, denn das, was sie gesehen hatte, war aufwühlend und verstörend. Eine ganze Familie, die nichts weiter als ihren Hof bestellen wollten, wurde ausradiert, durch Habgier und fehlendem Mitgefühl. Nur schwer schaffte es Maruka, die Geschehnisse in Worte zu fassen und als sie geendet hatte, nickte Mina mitfühlend, um ihr Trost zu spenden. „Furchtbar…“, flüsterte sie, obwohl sie nicht sicher sein konnte, wovon Maruka eigentlich genau sprach. „Das… das hat dir der Geisterjunge gezeigt? Wie…?“, stellte sie die Frage nicht bis zum Ende, als gerade Thore und Begon zu nah an das feine Katzennäschen traten. Maruka hielt sie auf und sie reagierten sofort, indem sie stehenblieben. Ihr Geständnis ließ Augenbrauen hochwachsen. Begon jedoch schnupperte einmal tief und nickte dann grinsend. „Verstehe, deshalb…“, murmelte er und trat einen Schritt zurück. Er hatte es offenbar wahrgenommen und sie deshalb so beäugt. Er war schließlich auch nur ein Mann. Thore hingegen sah etwas betrübt drein. Er hatte sich solche Sorgen gemacht und wollte nichts mehr als Maruka bei sich zu wissen. Aber ihm hatte sie die Beweggründe schon mitgeteilt und so nickte er nur mit einem leichten Lächeln. „Schon gut, das verstehen wir!“, beruhigte Mina die Katze und lächelte aufmunternd. Sie stellte sich neben die Hybridin und sah die Männer an. Jetzt galt es ohnehin erstmal andere Dinge zu tun.

Petro war verschwunden und doch hatte der kleine Junge einen Hinweis dagelassen. „Schaffen wir vielleicht noch ein Stück den Bach entlang, bevor es Nacht und zu schwierig wird? Oder sollten wir ein Lager aufstellen und die Nacht abwarten? Ich kenne mich mit dem Nebel nicht so gut aus wie ihr und möchte kein unnötiges Risiko eingehen.“ Mina und Begon sahen sich prüfend um. Dann brummte der Stier: „Nein, wir sollten noch ein wenig den Weg bestreiten können. Findest du die Stelle denn wieder?“, Mina mischte sich kurzerhand ein: „Oh, ich weiß noch, wo ich Maruka gefunden habe! Von dort sollte es ein Kinderspiel sein, denke ich!“, lächelte sie und wirkte ganz enthusiastisch. Dass Maruka so sehr mit sich rang, konnte keiner annähernd wissen. Die anderen akzeptierten ihren Zustand zwar bedingungslos, was das aber wirklich hieß, nun, das war einzig und allein Maruka vorbehalten. Und so führte Mina die Truppe zielsicher an den Ort, an dem sie Maruka gefunden und vor dem Geist gerettet hatte. Dir Männer der Runde hielten höflichen Abstand, während die Frauen vorausliefen. Klara blieb in der Konstellation sehr ruhig und sie hielt auch weiter zu Maruka Abstand. Ihr war das ganze offenbar nicht geheuer und immer wieder sah sie sich ängstlich nach dem Jungen um. Sie waren eine gute halbe Stunde gelaufen, ohne weitere Vorkommnisse, da blieb Mina stehen, dreht sich um sich selbst und nickte zufrieden. „Hier wars!“, gab sie Auskunft und stemmte die Hände stolz in die Hüften. „So. Und wo ist jetzt das Wasser?“, fragte sie. Maruka konnte sich ein wenig konzentrieren und dann hören, wie es leise plätscherte. Der Bachlauf war ganz in der Nähe und gewiss würde sie noch ihre eigenen Spuren erschnuppern können. Es dauerte nicht lange, da fand sie eben jene Stelle wieder. Auf den ersten Blick fand sich nichts. Die Fließgeschwindigkeit war mäßig und tatsächlich wäre es erstaunlich, wenn dieser Bach große Mengen transportieren könnte. Allerdings ist sie Petroju hier das erste Mal begegnet und in seinen Erinnerungen war sie auch wieder hier. Hier musste etwas sein! „Vielleicht sollten wir ausschwärmen.“, schlug Thore vor und machte sich gleich auf den Weg. Kurz hielt er noch mal inne: „Begon, komm, wir gehen den Bachlauf hinauf und die Mädels hinab.“, schlug er erneut vor und der Stier nickte. Dann stampften sie ein kleines Stück zurück. „Na dann..“, meinte Mina und folgte der Flussrichtung.
Allmählich tauchte die Sonne hinab und der Abend kündigte sich weiterhin an. Sie konnten Thore und Begon in der Entfernung noch sehen, als Klara plötzlich quietschte. „Suchen wir sowas?!?“, kiekste sie auf und sah ein wenig grün aus im Gesicht. Mina wandte sich um, trat an Klara heran und musterte ihren Fund am Boden. Dann nickte sie. „Ich denke schon, oder was meinst du, Maruka?“ Sobald die Katze herangetreten war, konnte sie am Boden einige Knochen ausfindig machen. Es war tatsächlich ein Sammelsurium an verschiedensten Knochen und dennoch nicht vollständig. Dafür waren es zu wenige. Sobald der Blick schweifte, konnte Maruka in wenigen Entfernungen noch weitere Knochen ausfindig machen. Hier und dort waren sie verteilt, alle nahe des Bachlaufes und mal verkeilt, mal in Schlamm gesunken. Einige wiesen Scharten von Raubzähnen auf, doch allen gemein war, dass sie fleisch- und kleidungslos waren. Klara zitterte etwas. „Und jetzt?“, fragte sie halb erstickt. Für eine Heilerin war sie bedeutend zart besaitet, andererseits war sie jung und gewiss behüteter aufgewachsen als Maruka selbst.
„He! Hier drüben!“, kam es dann an die empfindlichen Ohren der Hybridin. Sobald sie aufsah, konnte sie Thore winken sehen, der mit Begon in einiger Entfernung offenbar ebenfalls etwas gefunden hatte. Die Gruppe konnte mit einiger Suchaktion im engen Radius tatsächlich einige Knochen finden. Auch Klara erwies sich nützlicher als befürchtet. Sie sammelte zwar keine Knochen ein und sie fasste sie erstrecht nicht an, aber sie wies die anderen an und so konnten sie die Knochen zuordnen und nach einigen Stunden tatsächlich auf 4 vollständige Skelette schauen. Inzwischen war es dunkel geworden und Mina hatte eine Laterne entzündet, die sie mitgebracht hatte. Gleichzeitig suchte Begon gerade einiges an Brennmaterial, um ein Feuer zu entzünden, wenn sie wollten. Der Nebel kroch ebenfalls wieder um ihre Füße und hüllte sie Minute um Minute stärker ein. „Was machen wir jetzt mit den Skeletten?“, fragte Thore und sah zu Maruka herüber. „Bestatten wir sie auf Mantroner-Art?“, fragte er und Mina trat vor. „Oder auf Minotauren-Art.“, warf sie ein und seufzte leise. „Wir beerdigen unsere Toten und legen Gaben bei, die sie im Jenseits verwenden können.“, murmelte sie. Sie wirkte ergriffen, beim Anblick der toten Familie. „Du entscheidest, Maruka. Du hast den Kontakt zu Petro gehabt… Meint ihr denn, dass bannt sein Handeln? Ist er dann… weg?“, fragte Mina weiter und sah sich unsicher um. Dann spürten sie alle eine Grabeskälte, die bereits häufiger die Anwesenheit von Petro ankündigte. Doch dieses Mal überfiel sie sie nicht. Sie war lediglich fühlbar… doch der Junge zeigte sich bisher noch nicht.
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Maruka » Donnerstag 11. Mai 2023, 10:43

Manthala war wie alle Götter viel beschäftigt und ob Maruka erkannte, dass nicht die Göttin sie zu eben jenen Erinnerungen geführt hatte, oder der Geisterjunge Petroju selbst, war eben Glaubenssache. Es ging auch für die Katze nicht um ein 'entweder oder'... sondern mehr um das 'und'. Maruka glaubte einfach, dass alles einen Grund hatte und die Göttin hier her geführt hatte. Es war ein ein allgemeines Gefühl, dass ihr Pfad von der Mondgöttin bewacht wurde. Alles was geschah, ob nun ein Geist seine Erinnerungen mit ihr teilte, ein verdorbener Wald sie einst in seine Vergangenheit geschickt hatte um den Ursprung der Verderbnis zu ergründen, oder ob die Göttin selbst Maruka vom Einfluss eines Dämonenfürsten trennte... Was auch immer in Marukas Leben geschehen war, sie glaubte, dass es im Sichtbereich ihrer Göttin geschah. Die Vergangenheit lag doch so voller Erinnerungen und Schmerz, dass Maruka sich nur zu gern im Jetzt aufhielt. Doch einmal mehr hatte eine verirrte Seele, ein Kind sie in eine 'andere Zeit' versetzt, wenn auch dieses Mal nur im Geiste. Er hatte die Katze eingeladen, sich seine Geschichte anzusehen und diese berichtete sie nun ihren neuen Freunden.
Es war nicht leicht über das Leid des Jungen zu reden. Aber Maruka hatte ein Ziel. Sie wollte ihm helfen und ...sobald sie heraus gefunden hatte, wie das zu bewerkstelligen war, würde sie es tun.
...
Ihre Freunde halfen und nach geraumer Zeit hatten sie vier vollständige Skelette zusammen getragen.
„Das ...“
Sie wies auf die grob zusammen gesetzten Formen.
„...das könnte der Vater sein...und da die Mutter.“
Maruka kannte sich in den Knochenstrukturen bei Minotauren nicht aus, aber das größte Skelett mit den ausladenden Hörnern gehörte sicher zum Vater. Das andere größere musste also der Mutter gehören und die beiden kleineren Skelette mussten die Kinder sein. Sie hockte sich hin und betrachtete die kleinen Hornansätze an den Schläfen. Konnte man weiblich und männlich an der Form unterscheiden? Oder an der Größe? Maruka suchte nach Petrojus Schädel. Inzwischen war es auch dunkel geworden, was sie nicht störte, aber Mina hatte eine Laterne entzündet, damit die anderen etwas sehen konnten. Begon suchte gerade einiges an Brennmaterial, um ein Feuer zu entzünden. Der Nebel kroch ebenfalls wieder um ihre Füße und hüllte sie Minute um Minute stärker ein.
„Was machen wir jetzt mit den Skeletten?“
, fragte Thore und sah zu Maruka herüber. Sie krauste die Stirn nachdenklich.
„Bestatten wir sie auf Mantroner-Art?“
, fragte er und Mina trat vor.
„Oder auf Minotauren-Art.“
, warf sie ein und seufzte leise.
„Wir beerdigen unsere Toten und legen Gaben bei, die sie im Jenseits verwenden können.“
, murmelte sie. Sie wirkte ergriffen, beim Anblick der toten Familie.
„Du entscheidest, Maruka. Du hast den Kontakt zu Petro gehabt… Meint ihr denn, dass bannt sein Handeln? Ist er dann… weg?“
, fragte Mina weiter und sah sich unsicher um.
„Ich weis es nicht... und es ist auch nicht am mir zu entscheiden.“
, antwortete Maruka nur kurz. Zu mehr kam sie auch nicht, denn dann spürten sie alle eine Grabeskälte, die bereits häufiger die Anwesenheit von Petro ankündigte. Doch dieses Mal überfiel sie sie nicht. Sie war lediglich fühlbar. Noch zeigte der Junge sich nicht, aber die Hybridin war sich sicher, er hörte bereits zu.
„Wir warten! Wir tun nichts, was er nicht will. Es ist sein Körper... sein Wille. Sein Wunsch allein muss es sein, der ihm Frieden schenken kann.“
Sie nickte langsam mit kleinen Bewegungen. In der Höhle hatte Petroju ihr die Skelette derer gezeigt, die nicht nach seinem Willen gehandelt hatten. Diese Drohung war ernst zu nehmen und der kleine Junge hatte es verdient, selbst zu entscheiden.
„Er wird uns sagen... oder zeigen, was er will.“
Geduld war jetzt sehr wichtig. Ein übereilter Entschluss, weil man 'selbst' meinte, etwas müsse so oder so sein oder geschehen, wäre falsch. Sein kleiner Geist hatte so lange gelitten, war so verirrt in seinem Schmerz, da durfte man ihm nichts aufdrängen. Andere, wie die Toten in der Höhle, hatten es versucht und waren gescheitert. Maruka stand auf und gebot mit einer Hand den anderen möglichst ruhig zu bleiben, am besten sich nah ans Feuer zu setzten. Sie selbst blieb an der Grenze zum Nebel und bei den Skeletten. Eine Weile lauschte sie einfach nur und irgendwann flüsterte sie sie seinen Namen:
„............Petroju?“
Sie würde warten, solange es nötig war.
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Re: Die Geister, die ich rief...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. Mai 2023, 20:58

Die Gruppe setzte das Puzzle Stück um Stück wieder zusammen. Es dauerte seine Zeit, bis alle Knochen scheinbar vollständig waren und sie auf ihr Werk herabblicken konnten. Stille trat ein und andächtig standen Begon, Klara, Thore und Mina um die Katze herum. Maruka war die erste, die sprach und überlegte, welches Skelett zu welchem Familienmitglied gehörte. Es war ein trauriger Anblick, wenn man die Hintergründe kannte und vielleicht verstand der ein oder andere, wieso Petroju so harsch mit all jenen ins Gericht gegangen war, die seine Ruhe oder seine Existenz hatten stören wollen. Dem Jungen war Schreckliches widerfahren und von einem Moment auf den anderen, hatte er alles verloren. Maruka hatte schon lange vor dem Jungen ein Leben im Moment geführt und konnte sich damit durchaus identifizieren. Manchmal war es nötig, alle Sorgen und allen Ballast abzuwerfen, um voranzukommen. Damit man nicht irgendwann als ruheloser Geist auf Celcia wandelte und sein Leben bereute oder nach Rache hungerte. Es brachte nichts, sich über Vergangenes aufzuregen oder nach dem ‚Warum?‘ zu fragen, denn der Moment zählte und jeder einzige war kostbar. Maruka hatte schreckliches durchgemacht und gewiss gab es hier und dort dunkle Stunden, die ihr den Mut hatten nehmen wollen. Doch die Symbiose mit ihrer Katze war es, die ihr den einzelnen Moment nähergebracht hatte und sie seien ließ, wie sie war. Und alles hatte sie hierhergeführt. Zu eben jenem Moment, umringt von Freunden und bereit, einem kleinen Jungen und seiner Familie, ewigen Frieden zu schenken. Und ganz nebenbei rettete Maruka dadurch eine ganze Sippe von friedlichen, sympathischen Minotauren, die lediglich das Weideland für ihre Rinder erhalten wollten. Sie war, wo Manthala sie haben wollte – da war sie sich sicher. Wie aber ging es weiter? Mina fragte Maruka, wie sie weiter vorgehen wollten und Thore überlegte, nach welcher Art sie sie am besten bestatteten. Maruka aber wollte diese Entscheidung nicht treffen. „Ich weiß es nicht... und es ist auch nicht am mir zu entscheiden.“, gab sie zu bedenken und Mina sah auf. „Wir warten! Wir tun nichts, was er nicht will. Es ist sein Körper... sein Wille. Sein Wunsch allein muss es sein, der ihm Frieden schenken kann. Er wird uns sagen... oder zeigen, was er will.“ Und sie warteten. Still und schweigend, harrte die Gruppe aus, während die Nacht weiter hereinbrach und mit ihr die Nebel kamen. Noch immer hatten die Schwaden etwas Mystisches, gespenstisches, doch nun wussten sie, wer darin lebte und den Lebenden zürnte. Und dass er sie auserkoren hatte, ihm zu helfen. Einzig Klara hielt sich verdächtig nahe bei Begon auf. Sie wirkte angespannt und ängstlich, während sie warteten. Nach einer langen Weile, in der kaum etwas gesagt wurde, da sie alle gespannt ausharrten, wagte Maruka einen Vorstoß:

“….Petroju?“, rief sie den Jungen, dessen Anwesenheit irgendwie spürbar blieb, aber nicht sichtbar wurde. Die Kälte wurde mehr und sie konnte eben jene deutlich fühlen, doch der Junge blieb unsichtbar. Maruka konnte spüren, dass sich etwas neben ihr befand und doch dauerte es noch eine ganze Weile, bis sich endlich der Geist des Jungen manifestierte. Er stand direkt neben der Katze, starrte auf die Skelette seiner Familie und sagte nichts. Begon, Klara, Thore und Mina hielten sich im höflichen Abstand zu den beiden auf und waren für Maruka da, sollte sie sie brauchen. Gerade Thore wirkte im höchsten Maße gespannt, denn er würde es nicht zulassen können, dass ihr etwas passierte. Doch Petro wirkte nicht, als wolle er seinen Rachefeldzug fortführen. Er wirkte niedergeschlagen. Nach einer schier endlos wirkenden Weile seufzte er. „Verbrennen…“, murmelte er leise, sodass man es für das Wispern des Windes hätte halten können. „Verbrennt uns alle gemeinsam, damit wir auf ewig Frieden finden können.“, entschied er und hob endlich den Kopf. Maruka konnte Tränen auf dem bleichen Gesicht erkennen und der Ausdruck in seinen Augen war von Trauer erfüllt. „Wir hätten ein Leben haben können…“, flüsterte er ihr entgegen und wirkte nun weitaus weniger wie ein boshafter Geist, der wahllos mordete. Er war ein Kind… ein Kind, das seine Familie vermisste und den Weg zu ihnen zurückfinden wollte. Begon und Thore hatten gehört, was er sagte. Und sie fühlten sich ohne einen Wink dazu berufen, Feuerholz zu sammeln.
Nur wenig später hatten sie eine beträchtliche Menge gesammelt, welches sie zu einem kleinen Scheiterhaufen zusammenlegten. Der Nebel war inzwischen äußerst dicht geworden und raubte ihnen abermals die Sicht. Petro aber wandte sich an Maruka, während das Feuer langsam entzündet wurde. Es brauchte noch einen Moment, bis es bereit wäre, die Überreste aufzunehmen und in alle Winde zu verstreuen. Petro aber hielt Maruka eine kleine Kerze hin. Sie konnte sie anfassen und sie wirkte wie eine ganz normale Kerze. „Das ist das Licht, für jede Dunkelheit.“, offenbarte er und nickte, damit sie es entgegennahm. „Ich will sie dir schenken. Ich habe sie gebraucht als ich in der Dunkelheit ganz allein war und ein Licht brauchte. Ich weiß, dass du gute Augen hast und dir die Dunkelheit nichts anhaben kann. Doch manchmal braucht man Hoffnung. Vielleicht wird sie dir auch eines Tages helfen können…“, überlegte er und überreichte ihr die Kerze. Dann wandte er sich zu den anderen um. Er betrachtete Thore. „Es tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe. Ich… ich wollte nur dass sie…“, Thore nickte und lächelte sogar. „Schon gut, ich verstehe es.“, meinte er gutmütig und Petro nickte dankbar. Dann sah er Mina, Klara und Begon an. „Sie haben versucht mich zu fangen. Sie wollen mich vernichten… ich konnte nicht… zulassen, dass das geschieht. Nicht bevor nicht alle von uns gefunden wurden…“, versuchte er zu erklären, wieso die Minotauren so unter ihm hatten leiden müssen. „Und ich wollte doch nur, dass mir jemand hilft…“, murmelte er, schüttelte aber den Kopf. „Es tut mir leid.“, sagte er aufrichtig und zumindest Klara nickte, um ihm Absolution zu erteilen. Dann war es soweit. Petro drehte sich seinem Skelett entgegen und nickte Begon kaum merklich zu. Jener nahm die Überreste der Familie und legte sie behutsam ins Feuer. Petro, Maruka, Klara, Mina, Thore und Begon standen um das Licht herum und sahen zu, wie ein Unrecht gesühnt wurde und die Seelen Frieden finden konnten. Als letztes legte Petro den Kopf in den Nacken und schloss lächelnd die Augen. Mit dem Verbrennen seiner Überreste, löste sich auch sein Geist in einem Funkenregen auf. Das Feuer knackte und zuckte, dann war es geschehen. Die Kälte war fort, der Nebel nur Nebel und das Feuer spendete Wärme und Geborgenheit. Petro war mit seiner Familie wiedervereint und nahm den Schrecken mit sich…

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