Medikus

An dunklen Marktständen lauern die dreisten und skrupellosen Händler Morgerias. Sie verkaufen nicht nur Waffen und Lebensmittel, sondern auch verbotene Gifte, Kräuter oder Lebewesen, die in der Toten Ebene gefangen wurden. Gebt Acht auf euren Geldbeutel!
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Medikus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. März 2024, 18:27

(Janay kommt von: Das Tenebrée-Anwesen)

Gesagt getan. Es hatte kaum eine halbe Stunde gedauert, da standen Zissus und Janay umgezogen bereit. Ihr Freund hatte unauffällige Kleidung gewählt, die gut in der Menge unter ging. Beide trugen Hosen und lange Mäntel mit Kapuze, damit man sein Gesicht verbergen konnte. Das war nichts besonderes in der Stadt der Dunkelelfen. Hier sahen viele aus, wie Strauchdiebe, Halsabschneider und Meuchelmörder. Zissus sorgte dafür, dass sie sich anpassten, nicht zu sehr wie ein reiches Opfer aussahen, aber auch nicht zu sehr nach einem wehrlosen. Er gab Janay sogar einen langen dünnen Dolch mit Scheide, die sie hinten unter ihrem Mantel tragen konnte.
„Kannst du damit etwas umgehen?“
Zissus und sie hatten noch nie über solche Dinge gesprochen.
„Deine Zunge mag ja schärfer sein als jedes Schwert, genauso wie dein Hintern, aber kannst du dich verteidigen? Bitte nicht falsch verstehen, ich muss es nur wissen für die Planung, und wie sehr ich ein Auge auf dich haben muss.“
Je nach dem wie sie antwortete, bewaffnete auch er sich.

Wenig später hatten sie das Anwesen, Kazels Geburtsort mit all seinen noch verborgenen Geheimnissen verlassen und wanderten durch Morgerias Straßen. Straßen die einst Janays Zuhause gewesen waren, ihr vielleicht noch bekannt vor kamen, aber sich in den letzten Jahren stark verändert hatten. Der Krieg, den ihr Volk über die Welt gebracht hatte, hatte auch hier seine Spuren hinterlassen. Morgeria blühte und jede Menge Sklaven aus allen Ecken des Landes waren vertreten. Sah man genau hin, so waren die Dunklen sogar in der Unterzahl. Janay sah eine 'Dame', die eine Leine in der Hand hielt und daran folgte ihr am anderen Ende mit einem Stachelwürger gebändigt ein erstaunlich großer Menschenmann mit flammend roten Haaren und sehr heller Haut. Mantroner waren ein seltener Anblick in Morgeria, da sie in der Versklavung schnell eingingen. Dieser hier musste sehr viel Pech gehabt haben, gefangen worden zu sein. Sein Blick war ...leer. So leer wie der vieler Sklaven hier. Ihr Anblick dominierte das Stadtbild, aber da gab es auch andere. Jene die in den Schatten wandelten und deren Augen sehr aufmerksam alles beobachteten. Oder wieder andere die eifrig umher liefen und handelten. Goblins huschten eifrig um die Ecken, Orks schoben Karren zum oder vom Markt. Auf einem Podest stand ein Dunkelelf mit Peitsche und pries die neusten Sklaven an. Zissus deutete mit nachdenklichem Gesicht in eine Gasse wo ein kleine Gruppe Kinder hockten, die so dreckig waren, dass man ihr Rasse teils nur erraten konnte und sich um einen Leib Brot stritten.
„Das war auch meine Kindheit.“
, raunte er Janay sehr leise zu.
„Komm ihnen nicht zu nahe. Schneller als du denkst, hast du eine Klinge in der Kehle.“
Zissus führte sie weiter. An der Ecke zu einer Seitengasse schwankte ein Schild auf dem 'Medikus' stand, mit einem Pfeil darunter. Sie traten in den Schatten zwischen den Mauern, gingen eine schmale Steintreppe hiab zu einer Tür, die halb offen stand. Die Luft waberte etwas... wie im Sommer die Hitze auf den Steinen, aber so warm war es doch nicht. Janay Blick fiel kurz auf die Türzarge, die einen frischen Riss am Schloss aufwies. Gesplittertes Holz lag am Boden...
Zissus hob seine Stimme etwas uns fragte in den Türspalt:
„Kundschaft! Jemand da?“
Ein scharfer Geruch schlug ihnen entgegen und ließ den Moment einfrieren.
Der Geruch der nassen Schieferdächer mischte sich mit dem der dampfenden Straßen. Der komplexeste Duft in dieser Kollektion aus Gerüchen zeigte sich mit einer sehr unüblichen Explosion von Kampfer, der wie ein Glas Absinth überwältigte und einen Kontrapunkt wie ein Glas Cognac in einer ausgedorrten Kehle bildete. Das ambra-artige, balsamische Aroma hätte allein einen lieblichen, dezent an Honig erinnernden Duft gehabt, den man aus vielen Chypre-Parfums wie Harz leicht heraus riechen konnte, doch die Komposition kehrte die einzelnen Komponenten um und hinterließ ein Brennen hinten im Rachen, wenn man ihn einatmete. Sofort begannen einem die Sinne zu verschwimmen, das Sichtfeld schränkte sich ein und alles verlor an Schärfe. Ein zweiter Atemzug reichte um die Welt in Bedeutungslosigkeit verschwinden zu lassen und atmen musste man ja...
Niemand konnte unbegrenzt die Luft anhalten. Die Zeit zwang den Körper dazu Luft zu holen, also würden sie gleich ohnmächtig zusammen brechen. Zissus schwankte bereits und Janays Welt begann sich zu drehen. Das Karussell spielte ihr Lied und ließ die Klänge um sie herum verblassen. Der Boden rückte näher...

Irgendetwas klatschte an ihre Wange.
Janay riss unwillkürlich die Augen auf. Doppelbilder zogen sich zusammen, dehnten sich und rückten dann übereinander, bis sie wieder gerade aus schauen konnte. Dann sah sie das Gesicht der Heilerin vor sich, oder zumindest den oberen Teil, denn der untere war mit einer Art Maske abgedeckt. Diese Augen waren ihr wohl bekannt.
„Aufwachen!“
Schon erhob sie wieder ihre Hand um Janay noch eine Ohrfeige zu geben. Diese war aber wach genug um die Hand gerade noch abzufangen. Zissus, der vor ihr nach unten in den Laden gegangen war, lag noch schlafend neben ihr auf einer Pritsche.
„Ah, gut... wieder wach. Was mich zur nächsten Frage bringt: Warum zum Harax beklaut ihr mich??!!“
Was? Janay sah sich genauer um. Das Chaos das hier herrschte war offensichtlich nicht geplant. Überall lagen Kleinigkeiten herum, ein Tisch war umgestoßen und eine Vitrine stand offen... leer. Davor lagen große Violen und eine war zerbrochen. Von der Flüssigkeit die darin gewesen war, ging noch ein kleiner 'Hitzeschimmer' aus, wie sie ihn auf der Treppe kurz gesehen hatte, bevor Janay ohnmächtig geworden war. Weiter hinten im Laden kramte ihr Bruder in einer Kiste und rief gerade:
„Die Apparatur ist noch da.“
Ein Ausatmen folgte.
„Aber einige Ingredienzien fehlen.“
, gerunzelte frustrierte Brauen, dann sah die Heilerin wieder Janay nachdenklich an und sprach sie direkt an:
„Ihr wart das nicht, oder?“
Ihr Blick war stechend, aber sie schien ihr die zuvor vorgeworfene Tat, gleichzeitig auch nicht wirklich zuzutrauen.
„Ich hab euch am Fuß der Treppe gefunden....mit dem Gesicht nach innen. Ihr wolltet zu mir, nicht hinaus. Habt ihr ...zuvor wen flüchten sehen?“
Das konnte Janay nur verneinen. Missmutig stapfe die Heilerin von ihr weg und hob dann gemeinsam mit ihrem Bruder den umgestürzten Tisch auf. Danach nahm sie die Maske ab und schnupperte vorsichtig. Sie ließ sie unten um ihren Hals wie ein Tuch baumeln. Was auch immer in der Luft gewesen war, es war jetzt wohl verflogen. Janay war noch etwas schwummrig, aber es wurde von Sekunde zu Sekunde besser. Zumindest konnte sie wieder klar denken und sprechen. Laufen sollte sie noch ein oder zwei Minuten aufschieben.
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Re: Medikus

Beitrag von Janay » Sonntag 10. März 2024, 10:59

Die junge Frau verstand nicht, warum bislang gegen solch eine Erkrankung nichts unternommen worden war, wenn dies derart häufig passierte. Sie konnte nicht recht glauben, dass Starle unter ihrer Herrschaft solch eine Nachlässigkeit geduldet hätte. Oder war der eigentliche Züchter nicht mehr hier und das Wissen darum fehlte? Doch andererseits hatte Oliv es ja erwähnt und somit... Nein, dieses Versäumnis entzog sich ihres Verständnisses.
Nur ändern konnte sie es jetzt nicht mehr, sie hatte die Kleinen angefasst und ihre Sorgen um den eigenen Nachwuchs wuchsen. Da wollte sie nicht abwarten, bis irgendein fremder Ork eintraf, sondern gleich etwas unternehmen, um sich nichts im Nachhinein vorwerfen zu müssen. Dieses Vorhaben festigte sich in ihrem Hinterkopf, auch wenn Zissus vorerst noch anderes beschäftigte.
Ehrlich und auch mit einer leisen Schadenfreude eröffnete sie ihrem Freund, was sie über Säuglinge gehört hatte. Da machte sie sich wenig Illusionen. Und trotzdem freute sie sich darüber, selbst diese anstrengende, nervenaufreibende und schmerzhafte, mühsame Zeit erleben zu können. Scheinbar wusste der Pfauenelf nichts davon, jedoch wunderte sie das wenig.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass so etwas im Haus des Sammlers vorgekommen war und Männer waren da ohnehin ziemlich... unbeteiligt. Auf der Staße allerdings... nun ja, dort herrschten andere Regeln und Schmutz und es blieb sowieso meistens an den Frauen und Mädchen hängen. Nein, es wunderte sie nicht, dass es für ihn etwas ganz anderes bedeutete als für sie.
So nickte sie auch betont ernsthaft. "Hast du, mit Brief und Siegel.", hielt sie ihm unter die Nase und musste leise kichern. Hatte er nicht, aber ihnen beiden war klar, dass es ihrerseits auch als Scherz gemeint war.
Außerdem wollte sie sich sowieso selbst im Großen und Ganzen um diese Würmchen kümmern, auch um die unangenehmen Dinge. Doch wenn sie das ab und zu vertrauensvoll anderen überlassen könnte... hätte sie definitiv nichts dagegen!
So nickte sie auch und lächelte warm bei seiner Versicherung, dass er für sie da wäre. Um im nächsten Moment aufzulachen. "Ich sehe schon, du und Kazel werdet euch darum reißen, die angeschissenen Windeln zu wechseln! Wer wohl geschickter von euch ist?", stichelte sie weiter und zwinkerte ihm zu. "Oder ihr macht euch aus, wer das wegmacht, das oben wieder raus kommt, und wer unten dran ist." Oh ja, diese Vorstellung amüsierte sie!
Es konnte jedoch nicht übertünchen, dass sie sich unwohl in ihrer Haut gerade fühlte. Was erst recht ausbrach, als er sie in die Arme nahm und sie sich an ihn klammerte, während ein leichtes Zittern sie erfasste. Erinnerungen an ehemalige Kolleginnen blitzten vor ihrem inneren Auge auf und mahnte sie, wirklich gleich etwas zu tun. Es tat gut, dass er sie in der Hinsicht ernst nahm und sie bei ihrer Idee unterstützte.
Somit hatte sie nichts dagegen, die Heilerin bei sich zu Hause aufzusuchen, denn Interesse am Palast hatte sie definitiv keines. Und auch gegen das Umziehen protestierte sie nicht, denn je unauffälliger sie wären, desto besser in Morgerias Straßen. Das lernte jedes Kind sehr schnell, wenn es keine persönliche Leibwache sein Eigen nennen konnte. Sobald man jedoch aus der Menge herausstach, so, wie sie mit ihrer hellen Haut, musste man es noch schneller verinnerlichen.
Zum Glück ging es dieses Mal nicht um sonderlich aufwendige Kleidung, sodass sie beide recht schnell und eigenständig waren. Schließlich steckte Janays Körper in einer hellbraunen, weit fallenden Bluse, die so gar nichts von ihren zierlichen, weiblichen Formen erahnen ließ, und einer gut sitzenden, bis zur Taille reichenden, dunkelbraunen Hose. Sogar dunkelbraune Stiefel mit nur kleinem Absatz hatte sie gefunden, die ihr passten. Darüber hatte sie einen wollenen, braunen Umhang mit Kapuze geworfen, letztere zog sie sich tief in die Stirn. So konnte sie gut durch die Straßen huschen und würde weit weniger auffallen, als wenn sie ihre helle Haut zeigen würde.
Nur bei dem Dolch zögerte sie, ihn anzunehmen. Zwar hatte sie immer einen bei sich getragen, meistens im Stiefel versteckt, aber tatsächlich benutzt hatte sie ihn höchstens zum Zerschneiden von Fleisch. So verzog sie gequält den Mund, nahm die Waffe aber trotzdem an sich und zuckte mit den Schultern. "Ich bin im Wegrennen besser.", erklärte sie ehrlich und fragte lieber nicht nach, wie gut er kämpfen konnte.
Nach einem Leben auf der Straße in der Hauptstadt der Dunkelelfen musste er so etwas können, sonst hätte er nicht überlebt. Und es gab Dinge, die auch sie nicht unbedingt wissen musste. So gerüstet verließen sie das Anwesen und sie vertraute ihrem Freund, denn nur er kannte den Weg.
Draußen hielt sie sich in seinem Schatten und warf hin und wieder einen unauffälligen Blick in die Runde. Dieses Mal war sie lediglich durch eine Kapuze vor dem Erkennen geschützt und sie waren zu Fuß unterwegs. Zwar schliefen ihre beiden letzten Kunden gewiss noch ihren Rausch aus und von denen drohte vermutlich vorläufig keine Gefahr. Auch waren sie anfangs in einem Bereich der Stadt unterwegs, in dem sie niemand kennen oder ihr über den Weg laufen sollte.
Doch je näher sie dem Heim der Heilerin kamen, desto unbehaglicher wurde ihr zumute. Ihre Eltern waren früher viel in der Stadt unterwegs gewesen und auch Václav würde wohl kaum ruhig in seiner Behausung die Stunden verbringen. Eine Begegnung... Nein, das wollte sie auf jeden Fall vermeiden, nach der Sache, die Arina angetan worden war, erst recht!
Dafür entdeckte sie anderes, das sie manchmal stutzen ließ. Bislang hatte sie sich mit dem Überfall der Dunklen Armee nur wenig beschäftigt, mit den Auswirkungen in- und außerhalb Morgerias erst recht. So seufzte sie leise und murmelte kaum hörbar sowie instinktiv in ihrer Muttersprache, um so wenig wie möglich aufzufallen:"Einige macht der Krieg reich, aber die meisten leiden."
Hoffentlich würden sie alle diese Zeit überstehen, ohne weiter hinein gezogen zu werden. Oder hatte Kazels Auftrag in Andunie damit zu tun? Bei dem Gedanken daran lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
Zissus lenkte sie ab und entlockte ihr damit ein mitfühlendes Seufzen. Flüchtig berührte sie seinen Arm, während sie zu den verdreckten Kindern sah. "Ich bin froh, dass du nicht mehr dazu gehörst."
Der Weg war danach nicht mehr lang und sie folgte ihrem Freund in eine Seitengasse. Während sie ihm den Vortritt ließ, nutzte sie die Gelegenheit, um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen. Dabei fiel ihr auf, dass gesplittertes Holz herum lag und beim Schloss eine Beschädigung stattgefunden hatte. Ob die Heilerin zu beschäftigt gewesen war, um das zu reparieren? Oder könnte es sein, dass das erst vor kurzem...?
"Ähm, Zissus...", begann sie unsicher, als sie ihm durch die Tür folgte, in dem Vertrauen, dass er sie in keine Schwierigkeiten bringen würde. In diesem Moment explodierte etwas gefühlt in iher Nase, das ihr die Luft zum Atmen nahm. Ihr wurde schwindelig und sie griff instinktiv um sich, in dem erfolglosen Versuch, sich woran festzuhalten. Während ihren Körper die Kraft verließ und sie zu Boden sackte, schwanden ihr die Sinne und es wurde alles schwarz.
Bis etwas ihre Wange unsanft trat und dafür sorgte, dass sie wieder etwas wahrnehmen konnte. Mit aufgerissenen Augen wurde ihr erneut schwindelig bei all den Bildern, die sie ein- und mehrfach zu sehen bekam, bis sich das allmählich legte. Trotzdem war ihr schlecht und bei der kleinsten Regung drehte sich alles um sie herum, sodass sie so ruhig wie möglich zu sitzen versuchte.
Währenddessen fuhr die Heilerin sie an und überforderte sie damit massivst. "Was...? Wie...?", konnte sie nur wenig hilfreich stammeln und fuhr sich stöhnend mit der Hand übers Gesicht. "Was... ist... passiert?", gelang es ihr dann doch irgendwann zu murmeln. Dabei schüttelte sie leicht den Kopf, was sie sofort bereute.
"Mir ist... schlecht...", stöhnte sie gequält und wartete unwillkürlich darauf, dass das bekannte Würgen einsetzte. Das nicht kam. Dafür aber wirbelte es in ihrem Kopf nicht mehr derart stark durcheinander. Was sie zu einer Frage brachte:"Was war das... für ein Zeug?"
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Re: Medikus

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. März 2024, 16:50

"Was war das... für ein Zeug?"
Orima, die Heilerin, die ihr schon mal geholfen hatte, nur leider kein so angenehmes Wesen hatte wie man Leuten in Helfer-Berufen nachsagte, stand vor Janay und sah mürrisch auf die langsam klarer sehende Elfe hinab. Auf Janay Frage was passiert sei, konnte sie noch weniger antworten, denn sie war ja nicht hier gewesen. Ihr Bruder murmelte nur leise im Hintergrund und nicht wirklich am Gespräch zwischen den zwei Frauen interessiert:
„Scheiß Diebe! Machen alles kaputt und ich darf wieder alles aufräumen...“
Orima hatte Janay und Zissus wohl 'kurz' in Verdacht gehabt, aber das hatte sich so schnell verflüchtigt, wie der beißende Geruch in der Luft. Dafür setzte sich jetzt die Heilerin auf eine umgestürzte Kiste und ließ die Schultern hängen.
„Diese Gegend ist wirklich zum Kotzen! Da hilft man den Leuten und zum Dank rauben sie einen aus.“
Wütend starrte sie einen umgestoßenen Kleiderständer mit einem nicht mehr ganz so weißem Kittel an, der nun im Dreck auf dem Boden lag. Dann antwortete sie, wenn auch etwas gedanklich abwesend, auf Janays Frage:
„Der Geruch? … Das war Laudanum. Ein neuartiges Rezept für ein Medikament um Leute in einen willenlosen Dämmerzustand zu versetzten, dass wir kürzlich erstanden haben. Es soll auch in höherer Dosierung sehr praktisch bei Operationen sein und nun ja... bei euch hat es ja schon mal gewirkt.“
Sie grinste sarkastisch, aber sie grinste. Ihr Blick wanderte zu dem noch fest schlafenden Zissus.
„Es ist ein neuartiges Narkotikum, mit dem ich gerade experimentiere... Ich habe die Grundrezeptur etwas verändert und es wirkt wohl stärker als ich angenommen habe. Die Einbrecher habe wohl aus versehen eine Flasche fallen gelassen...“
Sie sah zu den Scherben am Boden.
„Das Gas hat sie wohl vertrieben.. und ihr seid dann in die sich ausbreitende Wolke unvermittelt hinein geraten. Aber... ist auch interessant. Das Gas hält sich erstaunlich lange und ...bodennah. Auf offener Straße wäre es sicher schneller verweht als hier drinnen.“
Orima sprach wie eine Wissenschaftlerin und versuchte nachzuvollziehen, was geschehen war.
„Was allerdings immernoch nicht erklärt warum IHR hier seid?!“
Mit seitlich geneigtem Kopf sah sie Janay an und wartete auf eine Erklärung. Genau in diesem Augenblick stöhnte Zissus leise auf und drehte sich auf seiner Pritsche, so dass er fast hinunter zu fallen drohte. Orima sprang auf und drückte ihm am Oberkörper zurück. Auch wenn sie nicht die netteste Person war, so sprachen ihre Taten eine ganz andere Sprache.
„Bleib still liegen. Warte noch einen Moment mit dem Aufsetzten. Alles gut. Janay geht es auch gut, brauchst dich also nicht aufzuregen...“
„Or...im...a...“
Zissus Sprache war noch etwas verwaschen. Sie fühlte am Handgelenk seinen Puls und nickte zufrieden. Bei seinem Sturz hatte sich der Gärtner eine kleine Beule am Kopf geholt, aber sonst ging es ihm zusehends besser. Nach ein paar langen Minuten setzte er sich dann auch langsam auf und schaute verklärt zu Janay. Der Bruder der Heilerin brachte allen beiden ein Glas Wasser und Zissus stürzte es in einem Zug hinunter.
„Was ...war das?“
, fragte nun auch er und Orima erwiderte die gleiche Erklärung, die auch Janay ein paar Minuten zuvor erhalten hatte. Zissus rieb sich die Schläfen und kam wieder zu sich.
„Schreckliches Zeug...aber du sagst, damit könnte man ...jemand willenlos machen?“
Sie nickte.
„Ja, wir haben das Rezept von einer Quelle aus den neuen besetzten Gebieten erstanden. War schwierig ran zu kommen. Der Vermittler tat extrem geheimnisvoll. Ich hab gedacht, er würde nur den Preis anheben wollen, mit seinem Gehabe. Aber narkotisch wirken tut es, wie ihr leider zu spüren bekommen habt. Das mit dem willenlos kann ich noch nicht bestätigen. Dafür fehlen mir nur leider auch ein paar Zutaten...“
Sie verzog den Mund etwas schräg.
„Aber verratet ihr mir nun, warum ihr überhaupt hier seid?“
Zissus sah kurz fragend zu Janay, aber redete auch gleich schon los, da es ja ihre Idee gewesen war die Heilerin um Rat zu fragen:
„Janay ist ja schwanger und sorgt sich, weil wir bei Warg-Welpen ausgeholfen haben, dass sie sich vielleicht mit Würmern ansteckt haben könnte.“
„Würmer... Welpen... Aha. Gut, dass ihr gleich gekommen seid. Viele warten erst ab, bis wenn man sie sieht.“
Orima stand auf und stieg über einen zerbrochenen Stuhl um an ein Regal heran zu kommen.
„Ich hoffe mal, dass die Diebe nicht ausgerechnet...“
Sie kramte ein paar Beutel hervor.
„Ah!“
Grinsend hielt sie einen grünen Beutel in die Höhe und überreichte ihn Janay.
„Alle zwei Wochen über einen Zeitraum von mindestens vier Monden einen Esslöffel ins Essen oder in ein Getränk mischen, dann scheidet ihr die Eier, oder die Würmchen, je nach Entwicklungsstand wieder aus, WENN ihr euch angesteckt habt. Wenn nicht, schadet es aber auch nicht. Auch nicht deinem Kind. Wie viele Leute leben denn in dem Haushalt? Brauch ihr mehr?“
Zissus nickte und sie drückte ihm ebenfalls einen Beutel in die Hand.
„Bei Würmern solltet ihr die Unterwäsche täglich wechseln, die Bettwäsche am Tag nach der abendlichen Einnahme des Medikaments, Waschen der Unter- und Bettwäsche bei mindestens siedendem Wasser, Kurzschneiden der Fingernägel, Vermeiden von Nägelkauen, Daumenlutschen und Kauen auf Stiften. Das trägt zur Verbreitung der Eier bei. Das Medikament hat nach dem anmischen die Farbe und Konsistenz von Pudding, hat aber einen ganz leicht salzigen Nachgeschmack, also wundert euch nicht.“
Sie nickte nochmal.
„Damit sind Mutter und Kind sicher.... und du auch.“
Sie grinste Zissus eicht frech an.
„Wenn weiter nichts ist...“
Sie wies auf die beschädigte Tür zur Treppe.
„Die Rechnung schick ich euch. Oder ihr bleibt hier und helft stattdessen beim Aufräumen.“
Sie schien das ernst zu meinen. Putzen gegen Medikament? War an sich kein schlechter Deal. Zissus griff schon nach seiner Geldkatze um gleich vor Ort zu bezahlen, aber schaute sich absichernd zu Janay, ob sie etwas anderes vor hatte, als hier schnell wieder zu verschwinden.
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Re: Medikus

Beitrag von Janay » Dienstag 12. März 2024, 21:36

Noch immer war ihr flau im Magen und hinter ihrer Stirn pochte es leicht, doch es wurde allmählich besser. Wenn sie noch ein wenig Geduld hätte, würde sie auch aufstehen können, ohne, dass sich die gesamte Welt um sie herum wieder zu drehen anfangen würde. Immerhin, es gelang ihr inzwischen, verständliche Worte von sich zu geben und sich auf die Antwort konzentrieren zu können.
Die sie so schnell nicht bekam, stattdessen beschwerten die Geschwister sich über das Geschehene. Was Janay ihnen nicht wirklich übel nehmen konnte. Dennoch zuckte sie mit den Schultern und meinte trocken:"Klingt nach einer üblichen Wohngegend in dieser Stadt." Morgeria war nun einmal die Heimat der Dunkelelfen, der finsteren Gesellen, Verbrecher durch und durch.
Zwar war nicht alles hier finster, auch an Orten wie diesen gab es helle Lichtpunkte. Doch sobald jemand Schwäche zeigte, ganz gleich in welcher Form, schaffte es das Geschmeiß immer, es rasch zu wittern.
Das Aufräumen indes begann und selbst, wenn die junge Frau hätte helfen wollen, sie wagte es derweil noch nicht. Zu schwach fühlte sie sich dafür noch. Stattdessen aber erhielt sie verspätet eine Antwort, die ihr einen kalten Schauder über den Rücken jagte und sie die Schultern unbehaglich leicht hochziehen ließ. Es kribbelte an jener Stelle, an welcher der Dolch sie vor etlichen Wochen verletzt hatte, sodass sie sich unwillkürlich darüber rieb, indem sie sich etwas verrenkte. "Ich bin nicht gern ein Versuchskaninchen.", murmelte sie vor sich hin.
Um aufzuhorchen und fragend eine Augenbraue hoch zu ziehen. "Wie kann es sie vertrieben haben, wenn wir sofort umgekippt sind, sobald wir die Tür geöffnet haben?" Leicht schüttelte sie den Kopf, um sich und ihre Neugier in die Schranken zu weisen. Das war nicht ihre Angelegenheit! Und sie sollte es besser nicht zu der ihren machen...
Trotzdem kam sie nicht umhin, sich unbehaglich umzusehen, als erwartete sie noch weitere Personen, die aus ihrem Delirium erwachen würden. "Na ja... ähm... also...", stammelte sie noch etwas zerstreut und wollte ihren Wunsch gerade formulieren, als ihr Freund stöhnend ins Leben zurück fand.
Schneller, als es ihr möglich gewesen wäre, verhinderte die Heilerin einen Sturz und sorgte prompt dafür, dass es nicht doch noch dazu käme. Es schien ihn heftiger erwischt zu haben, vermutlich, weil er vorausgegangen war. Besorgt musterte sie sein blasses Gesicht, aber es schien ihm allmählich besser zu gehen. "Könnten...", begann sie zögerlich und ließ ihren Blick zwischen den beiden Nachtelfen hin und her wandern. "Könnten wir vielleicht etwas zu trinken haben?" Ihre Kehle fühlte sich etwas trocken an und sie hoffte, dass es auf diese Weise besser werden würde. Außerdem verschaffte es ihnen erneut Zeit, um sich endgültig fangen zu können.
Indes erhielt auch ihr Freund die Erklärung und seine Beurteilung ließ sie zustimmend nicken. Ehe er eine Bemerkung machte, die ein flüchtiges Schmunzeln über ihre Lippen huschen ließ. "Das mit dem willenlos krieg ich bei dir auch ohne dem Zeug hin.", meinte sie kaum hörbar und wandte den Blick betont ab, als hätte sie gar nicht mit ihm gesprochen.
Dann allerdings wurde sie wieder ernst, war zugleich jedoch auch erleichtert darüber, nicht noch jemanden erwachen zu sehen. "Kommt das eigentlich oft vor, dass hier einer..." Sie wies in die Runde. "... sich bedienen will?", fragte sie, eingedenk der Reaktionen der Geschwister. Dieses Thema lenkte sie ab von dem eigenen Unbehagen, das sie eigentlich hierher geführt hatte.
Zissus übernahm nun auch endlich die fällige Erklärung diesbezüglich, nachdem sie ihm zugenickt hatte. Daraufhin seufzte sie leise, froh darüber, ein verstecktes Lob zu hören, und nicht als hysterisch abgestempelt zu werden. Gleichzeitig beunruhigte es sie aber auch, sodass sie in sich hinein horchte. Da war bereits ein verräterisches Grummeln? Könnte sie einen Wurm spüren? Nein, so schnell wäre das ja gar nicht möglich! Oder...?
Blinzelnd sah sie auf, als ihr ein Beutel unter die Nase gehalten wurde. Mit einem kurzen Zögern griff sie danach, lauschte der Erklärung der Einnahme und verzog leidend das Gesicht. "So lange?", hakte sie nach, ehe sie tief und ergeben seufzte. "Danke.", schob sie hinterher und hoffte, sie würde immer daran denken. Besser, als wenn es ihr so erginge wie manch einer Kollegin, die davon betroffen gewesen war.
Indes erhielt auch Zissus einen Beutel und weitere Anweisungen. Um im Anschluss mehr oder weniger hinaus geworfen zu werden. Verdutzt blinzelnd erhob sie sich langsam und konnte feststellen, dass die Schwäche nachgelassen hatte. Da hörte sie die Formalitäten und darauf folgend auch ein Angebot, das sie stutzen ließ.
Fragend sah sie zu Zissus, der bereit wirkte zu zahlen, ehe ihr Blick langsam in dem Raum weiter wanderte. Dann zuckte sie mit den Schultern und grinste leicht schief. "Wir haben noch etwas Zeit, oder?", meinte sie und wandte sich sogleich ab, um einen umgefallenen Stuhl aufzuheben. Darunter befanden sich ein paar Glasscherben, die sie, in Ermangelung von einem Besen, behutsam mit dem Schuh zusammen schob. Bewegungen, die sie schon manches Mal in einem Schankraum am Tag nach einem gehörigen und lukrativen Gelage gemacht hatte.
"Was könnten die Diebe hier gesucht haben?", fragte sie und hielt kurz inne, um aufzusehen. "Und wieso reden wir eigentlich in der Mehrzahl über sie?" Ihr Blick glitt erneut zwischen den Geschwistern hin und her, abwartend, ob sie eine Antwort oder einen Wink bekäme, wo sie am besten als nächstes helfen könnte.
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Re: Medikus

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. März 2024, 11:33

"Kommt das eigentlich oft vor, dass hier einer sich bedienen will?"
, fragte Janay. Dieses Mal war es Orim, der antwortete:
„Letztes Jahr zwei mal, dieses Jahr schon drei mal.“
, knurrte er im Hintergrund und bewies, dass er zuhörte, aber wie immer nicht viel sprach. Er hatte schlechte Laune und das war ihm auch anzusehen. Dann kam es zu der Erklärung, warum sie hier waren, die Zissus übernahm. Janay seufzte leise, froh darüber, ein verstecktes Lob zu hören, und nicht als hysterisch abgestempelt zu werden. Ihr Freund nahm ihre Bedürfnisse und Ängste ernst. Einerseits beunruhigte es sie aber gleichzeitig horchte sie in sich hinein. Könnte sie schon einen Wurm spüren? Nein, so schnell wäre das ja gar nicht möglich! Oder...? Es war wie mit Flöhen. Es reichte von ihnen zu sprechen, darüber nachzudenken, wie sie überall auf einem herum hüpften und dann in die Haut zwickten... Man musste sich einfach kratzen.
Blinzelnd sah sie auf, als ihr ein Beutel unter die Nase gehalten wurde. Mit einem kurzen Zögern griff sie danach, lauschte der Erklärung der Einnahme und verzog leidend das Gesicht.
"So lange?"
, hakte sie nach. Orima nickte:
„Zwei mal, solltet ihr es schon nehmen. Wenn ihr keinen Kontakt mehr zu den Welpen habt, oder Personen, die sich um Welpen kümmern, dann könnt ihr auch aufhören.“
Janay seufzte ein:
"Danke."
Dann hörte sie die Formalitäten und darauf folgend auch ein Angebot, das sie stutzen ließ. Fragend sah sie zu Zissus, der bereit wirkte zu zahlen, ehe ihr Blick langsam in dem Raum weiter wanderte. Dann zuckte sie mit den Schultern und grinste leicht schief.
"Wir haben noch etwas Zeit, oder?"
, meinte sie und wandte sich sogleich ab, um einen umgefallenen Stuhl aufzuheben. Zissus und die beiden Heiler sahen kurz auf ihren Rücken und nickten einander zu. Janay war sich nicht zu fein mit anzupacken. Vielleicht hatten sie anderes vermutet, da sie sie zuvor ja in einem noblem Umfeld kennen gelernt hatten. Janay spürte vielleicht sogar dann und wann einen 'neuen ' Blick auf sich ruhend, der aber durchaus wohlwollender war als zuvor. Sie machte sich gerade Freunde, in dem sie half. Das Geld war hier weniger wichtig als die Zeit die man für einander investierte. Als sie ein paar Glasscherben entdeckt hatte, trat der Bruder neben sie und drückte ihr einen Feger und Zissus einen kleineren und eine Handschippe in die Hand. Er selbst nahm sich einen festen Sack und sammelte zerstörte und nicht wieder herzustellende Bruchstücke ein. Auch Zissus studierte ab und an Janay mehr oder weniger heimlich. Ihre Bewegungen wirkten vertraut mit dem Metier. Sie hatte schon manches Mal in einem Schankraum am Tag nach einem gehörigen und lukrativen Gelage sauber gemacht.
"Was könnten die Diebe hier gesucht haben?"
, fragte sie und hielt kurz inne, um aufzusehen. Orima lächelte gerade ihren Bruder an, sah dann aber wieder zu ihr hinüber und das Lächeln blieb. Es war ehrlich und sie selbst sah damit gleich viel netter aus.
„Das werden wir erst wissen, wenn wir den Bestand geprüft und alles aufgeräumt haben...“
"Und wieso reden wir eigentlich in der Mehrzahl über sie?"
Ihr Blick glitt erneut zwischen den Geschwistern hin und her.
„Keine Ahnung. Sagt man das nicht so? 'Die Einbrecher'?“
Orima seufzte, aber das kleine Lächeln blieb.
„Ich nehme einfach an, dass es mindestens zwei Personen waren. Ich hab keine Erfahrungen...“
Sie sah zu Zissus. Der übernahm spontan den fiktiven Faden und führte ihn weiter, während er gemeinsam mit Orim einen Schrank wieder hinstellte.
„In kleineren Banden unterwegs zu sein ist effektiver. Einer muss mindestens Schmiere stehen, während der andere die Tür aufgebrochen hat...uff.“
Der Schrank zitterte noch kurz nach und stand wieder.
„Es ist wahrscheinlich, dass es zwei waren, weil wir niemanden gesehen haben, der geflohen ist. Sie wurden gewarnt, oder... waren schon lange weg, bevor wir gekommen sind. Könnte aber auch einer mit etwas Glück oder guter Planung gewesen sein.“
Orima wirkte zwar nicht glücklich über die Ausführungen, aber mehr als raten konnten sie alle eh gerade nicht. Da bot es sich an Theorien aufzustellen. Was davon stimmte oder nicht, das wüssten nur die oder der Einbrecher.
„Hältst du das mal?“
Orima drückte Janay den Saum eines Vorhangs in die Hand und zog ein halb zerbrochenes Regal daran vorbei. Scharfkantige Splitter ragten daraus hervor.
„Das kann auch weg.“
, meinte sie zu ihrem Bruder, der nickte. Die Schwester wandte sich wieder Janay zu und zeigte auf ein am Boden liegendes Sammelsurium an kleinen Töpfen und Fläschchen. Einiges war zerstört, anderes beim Sturz jedoch heil geblieben.
„Bitte sammel die 'Überlebenden' ein und stell sie auf den Tisch mit dem Etikett nach vorne. Die Etiketten von den kaputten bitte auch aufheben. Dann kann ich eine Liste machen, was da ist und versuchen herauszufinden was zerstört worden ist und am Ende... was fehlt und was somit nachgekauft werden muss.“
Sie wies auf ein paar lederne Handschuhe, die an einem kleinen Haken an der Wand hingen.
„Zieh die besser an und pass auf, dass du dich nicht schneidest. Manche Sachen … sind in ihrer Reinform... nicht unbedingt gesundheitsfördernd. Manche Gifte sind in kleinen Dosen echte Heilmittel...“
, sinnierte sie erklärend vor sich hin, während sie weiter aufräumten. Langsam begannen sich die vier einzuspielen. Orim und Zissus kümmerten sich um die schweren Möbel, sichteten was noch zu retten war und trugen die Eimer raus und Janay und Orima widmeten sich den Kleinteilen, dem Sortieren und putzen. Leider hatten die Einbrecher wohl die größten Schätze mitgenommen, aber ein paar interessante Dinge gab es doch noch zu entdecken.
Janay stolperten nicht über große Geheimnisse beim Putzen, aber sie fand kleine Dinge, die ihr sonst entgangen waren. So hob sie gerade ein gegerbtes Leder an, welches als eine Art feste Tischdecke gedient hatte und fand darunter einen leeren Bilderrahmen. Das liebevoll geschnitzte Holz war an drei Stellen gebrochen. Jemand hatte darauf getreten... aber das Bild fehlte. Als sie instinktiv zur Wand hoch sah, an der sie gerade hockte, erblickte sie eine kleine Nische im Mauerwerk, die von einem leicht helleren Abdruck umgeben war. Die Nische war ebenfalls leer und als sie Orima drauf aufmerksam machte, wurde ihr Bruder im Hintergrund ganz blass. Drei kleine Punkte, die ein netz bildeten, in der sich ihre Fantasie verfangen könnte. Orima trat an Janays Seite und nahm ihr den Rahmen ab.
„Muss wohl runter gefallen sein während sie...“
Dann fiel ihr Blick ebenfalls auf die kleine Lücke in der Wand, die wohl zuvor das Bild verdeckt hatte.
„Was...?“
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen um besser hinein schauen zu können, fingerte darin herum, aber fand nichts. War Janays Neugierde geweckt? Stellte sie die richtigen Fragen? Orim lehnte nachdenklich am Türrahmen und runzelte die Stirn, während Zissus fleißig gerade den hinteren Teil des Ladens aufräumte.
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Re: Medikus

Beitrag von Janay » Sonntag 24. März 2024, 20:45

Was hatte sie mit ihrer Frage nach der Häufigkeit von möglichen Einbrüchen bezwecken wollen? War es lediglich Neugier oder doch ehrliches Interesse? Sie wusste es nicht. Dafür war sie jedoch über die Antwort überrascht, weil sie von dem Bruder der Heilerin kam. Der Inhalt hingegen... Nun ja, wenn man die Stadt als Gesamtes und die Gegend betraf, war die Anzahl selbst überschaubar. Im Gegensatz zu der Sache, dass es öfter vorkam.
Ihre Augenbraue hob sich leicht an und ihr Blick wanderte von Orim zu Zissus, ehe sie leicht mit den Schultern zuckte. "Kann Zufall sein. Ein ärgerlicher.", murmelte sie und war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite ging es sie ja nichts an, im Prinzip hatte sie mit den Geschwistern nichts zu schaffen, nachdem sie geheilt worden war, und vermutlich roch es schon jetzt nach Ärger, wenn sie sich überhaupt länger als nötig hier aufhielt.
Auf der anderen Seite... war da noch immer ihre Neugier, die nun erst recht unter der Oberfläche zu brodeln begonnen hatte. Irgendwie würde es sie schon reizen, herauszufinden, was das sollte. Wer sich hier gerne mal ungefragt bediente oder auch, ob es sich dabei stets um denselben Täter gehandelt hatte. Oder auch, warum es häufiger passierte. Aber wenn sie klug war... und das war sie nicht, würde sie sich heraushalten.
Außerdem hatte sie ja eigentlich anderes mit ihrem Besuch bezwecken wollen. Was sie dazu indes zu hören bekam, war auch nicht ganz das, was sie gehofft hatte. Doch es war auch eine gewisse Bestätigung für ihre Sorge und Beruhigung, dass sie nicht einfach gutgläubig abgewartet hatte, sondern etwas unternehmen konnte.
Letzteres, gepaart mit ihrer nicht gerade kleinen Neugier, sorgte dafür, dass sie danach nicht sofort verschwand. Stattdessen ging sie darauf ein zu helfen und packte auch direkt mit an. Warum auch nicht? Sie hatte schon genügend Schlachtfelder nach stürmischen Kneipenabenden gesehen und bei der Beseitigung von deren Spuren geholfen. Da konnte man zwar anfangs mitunter verzweifeln vor der schieren Menge, allerdings, sobald man in einem Eck angefangen hätte, wäre rasch der erste Erfolg zu sehen. Außerdem war sie ja nicht allein, sodass es mitunter schneller gehen würde.
Also machte sie sich daran sich einen Flecken in dem Raum zu suchen, in dem sie den Geschwistern nicht im Weg wäre und ihnen trotzdem helfen konnte. Dass sie dabei so manch neuer Blick traf, kümmerte sie dabei wenig, weil sie sich selbst eben nie derart hochwohlgeboren gesehen hatte, wie sie anscheinend den Eindruck erweckt hatte. Nein, abgesehen von Kazels blauem Blut, das teilweise in ihr floss, war sie genau so wie die anderen Anwesenden, stammte aus der mittleren Schicht und kannte auch das Leben darunter.
Somit war es für sie nichts besonderes, Mobiliar aufzustellen oder Scherben behutsam mit dem Fuß zusammen zu schieben, ehe sie geeignete Utensilien dafür erhielt. Sie nickte dankbar und machte dann ohne viel Aufhebens weiter. Wobei sie hin und wieder zu Zissus trat, wenn ihre Schaufel voll war, denn dieser hatte sich einen Sack für den Müll geschnappt. Dabei konnten ihre Gedanken herum wandern und das war nicht gut für ihre Neugier, die sich dadurch nur bestätigt fühlte und schließlich dafür sorgte, dass sie ihre Fragen nicht länger zurück halten konnte.
Bei der ersten Antwort nickte sie leicht. "Also ist nicht immer dasselbe weggekommen.", schlussfolgerte sie und ignorierte das leise Stimmchen in ihrem Hinterkopf, das ihr dringend riet, damit aufzuhören und sich nicht noch weiter einzumischen. So etwas konnte schon in gewöhnlichen Menschenstädten gefährlich werden. In Morgeria dagegen... Hatte es ihr nicht gereicht, was sie wenige Stunden zuvor erst überstanden hatte? Anscheinend nicht...
Danach lauschte sie und legte den Kopf leicht schief. Auch ihr Blick wanderte zu Zissus, als dieser sich beteiligte. "Hm... macht Sinn, das schon, aber..." Sie zuckte mit den Schultern. "Ist es nicht ein Risiko auch? Je mehr davon wissen, desto mehr können einander verraten.", gab sie zu bedenken. "Na ja, herausfinden werden wir es ja wahrscheinlich sowieso nicht.", murmelte sie schließlich mit einem fast schon bedauernden Seufzen und machte sich wieder an die Arbeit.
Gerade wollte sie die letzten Scherben auf ihrer Schaufel zu ihrem Freund bringen, als die Heilerin zu ihr trat und ihr eine andere Aufgabe übertrug. Nickend nahm sie den Saum in die freie Hand und wich ein wenig damit zurück, um nichts von den Splittern abzubekommen. "Oder ihr nutzt es als Brennholz.", mischte sie sich ein und grinste schief in Erwartung der Blicke, die sie dafür vermutlich ernten würde. "Dann spart ihr euch zumindest etwas Geld.", fügte sie noch an und widmete sich daraufhin der vollen Schaufel, um deren Inhalt zum Rest zu kippen.
Danach erhielt sie eine neue Aufgabe, hörte sie sich an und nickte, denn sonderlich kompliziert wäre es zum Glück nicht. Ihr Blick wanderte von den Tiegelchen zu den Handschuhen und ihre Augenbraue hob sich leicht an. Dann grinste sie schief und zuckte mit den Schultern. "Solang das Leder es aushält.", meinte sie und baute darauf, dass das Material den Kontakt überleben und ihre Hände wirklich schützen würde.
Also machte sie sich daran, ein kleines Gefäß nach dem anderen behutsam aufzuheben und zu überprüfen, ob es noch heil wäre oder nicht. Wobei sie noch eine dritte, sehr kleine Gruppe dazu machte, nämlich von jenen Tiegelchen, die Risse aufwiesen, von denen sie nicht sagen konnte, ob diese gravierend wären oder noch zu reparieren.
Nachdem das endlich erledigt war, widmete auch sie sich wieder dem verbliebenen Chaos auf dem Boden. Dabei entdeckte sie einen, leider zerbrochenen, Bilderrahmen, der sicherlich hübsch gewesen war. Zumindest wirkte das Holz in seine Helligkeit und seine Verarbeitung so, als hätte es eine hübsche Einfassung dargestellt. Bild gab es leider keines mehr und gerade, als sie aufsah, um danach zu fragen, entdeckte sie die hellere Stelle an der Wand.
Dort hatte es wohl gehangen und... etwas verborgen, eine Nische. Das war ja dann doch mal etwas Gravierenderes, sodass sie die Heilerin darauf ansprach. "Ja, wahrscheinlich...", fügte sie hinzu, als Orima mitten im Satz abbrach. Anfangs wollte sie es der Überraschung zuschreiben, aber als die andere herum zu tasten anfing und offensichtlich etwas in der Nische nicht finden konnte, wurde Janay aufmerksamer.
Eigentlich hatte sie das Holz beiseite legen wollen, um auch dieses Fleckchen als erledigt ansehen zu können, jedoch ließ sie es nun bleiben und trat hinter die Heilerin. "Was Wichtiges, das fehlt?", fragte sie direkt und mit einem mitfühlenden Unterton in der Stimme.
Sie selbst hatte nie viel mit sich herum getragen, eben, um mögliche Diebe keine Chancen zu geben, ihr etwas stehlen zu können. Allerdings hatte sie den ein oder anderen Wirt durchaus erlebt, dem so etwas passiert war, und auch oft genug Arinas Ermahnungen zu hören bekommen, damit niemand in ihr Elternhaus eindringen könnte, um dort Dinge mitgehen lassen zu können. Trotzdem, je länger sie in diesem Raum geholfen hatte, desto mehr tat es ihr leid für die Geschwister, vor allem, weil es eben nicht das erste Mal gewesen war.
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Re: Medikus

Beitrag von Erzähler » Dienstag 26. März 2024, 08:10

Ob Janay einst als Kind mal ein Puzzle besessen hatte? Das hier... hatte etwas von einem Puzzle. Nicht nur wegen der Scherben, sondern auch wegen der kleinen Indizien, die man zusammen aufsammelte und versuchte das Gesamtbild daraus zu erahnen. Es gab Punkte auf der Lieste, die den Rahmen bildeten und andere die kleine Details zeigten, die verwirren, oder auch zur Lösung führen konnten. Das hier war ein kleines Rätzel und Janays Neugierde war geweckt. Dass sie nebenbei sich durch ihre Hilfsbereitschaft auch noch beliebt machte, war ein ungeplanter Bonus. Auch bin Orim handelte sie sich einen wohlwollend/überraschten Blick ein, als sie das ramponierte Regal noch als Brennholzspende betietelte, mit dem man Geld sparen konnte. Ihr Pragmatismus kam hier sehr gut an und ließ ihn lächeln. Die Stimmung war trotz des Geschehenen gut. Man arbeitete gemeinsam und das schweißte auch irgendwie zusammen. Janay hatte auch in schäbigen Kneipen geschuftet und dort war der Zusammenhalt unter den Angestellten immer ein MUSS gewesen. Man schütze sich gegenseitig vor Übergriffen und hatte ein Augen auf einander, wärend man seinen Tätigkeiten nachging. Ein bisschen entstand auch hier dieses Gemeinschaftsgefühl. Die schwere Arbeit brachte sie zusammen und schnell rann Janay ein bisschen Schweiß aus dem Haaransatz. Alle packten mit an und zusammen veränderte sich das Bild der Zerstörung langsam aber sicher in geordnetes Chaos. Inmitten des Durcheinanders stachen inzwischen einige Dinge stärker hervor als andere. Janay hatte sich Orims Bemerkung über die zunehmende Häufigkeit der Einbrüche gemerkt, was einen Rückschluss zu ließ, dass die oder der Einbrecher mutiger wurde, da er wohl keine Strafe oder andere Folgen erwartete. Die Diebe wurden unvorsichtig und mutiger, was sich auch in der allgemeinen Zerstörung zeigte. Das hier musste Krach gemacht haben, aber in dieser Gegend kümmerte sich kaum jemand um Lärm, wenn er nicht aus den eigenen vier Wänden kam und einen nicht selbst bedrohte. Würde eine Befragung der Nachbarn neue Hinweise zu Tage fördern? Gab es Zeugen, die vielleicht etwas gesehen haben könnten, das ihnen das 'Wer' erleichtern könnte? Dann gab es noch die fehlenden Utensilien, Medikamente oder Gifte? Jedes Mal war etwas anderes gestohlen worden, also suchten die Diebe entweder wahllos oder hatten noch nicht das richtige gefunden. Das Motiv fehlte auch noch gänzlich. Das 'Warum' war ein Rätzel. Und als letztes war da noch der zerbrochene Bilderrahmen ohne Bild und die leere Nische, was dem ganzen dann eine ungewöhnlich persönliche Note gab. Als Orima die Nische untersuchte, fragte Janay:
"Was Wichtiges, das fehlt?"
, mit einem mitfühlenden Unterton in der Stimme.
"Ich bin mir nicht sicher...."
Die Heilerin begann unterhalb der Stelle am Boden zu suchen und wirke langsam etwas fahrig.
"Sie... sie muss hier sein. Sie haben sie nicht mitgenommenen. Das ist doch..."
, beschwor sie ihr Schicksal und kramte zwischen Tonscherben und zerbrochenen Regalresten. Orim trat derweil neben Janay und betrachtete seine Schwester schweigend. Er wirkte blass. Orima sah zu ihnen und bat:
„Bitte helft suchen. Sie muss doch hier sein. Sie hat für niemanden einen Wert.“
Worum es ging und was sie suchte war noch nicht klar. Orima sah aber Janays fragenden Blick und erklärte mit schimmernden Blick.
„Meine Mutter hat mir eine selbst geschnitzte Kette vermacht bevor sie gestorben ist. Sie war wirklich nichts besonderes.... ein hölzernes Kleeblatt an einem Lederband.“
Das war in einer Stadt wie Morgeria wirklich nichts wert. Wenn die Einbrecher es mitgenommen hatten, dann nicht um sie zu verkaufen. Janay hatte schon vorher Mitleid für die Geschwister empfunden, aber das steigerte sich jetzt bei Anblick der aufwallenden Trauern in Orimas Augen. Ihre Augen glänzten verräterisch und erste Tränen schimmerten in den Winkeln. Auch Zissus war inzwischen dazu getreten und hatte locker eine Hand auf die Schulter von Janay gelegt. Jetzt kniete er sich ebenfalls in den Staub und begann zu suchen. Orim stand nur wie versteinert da und starrte. Dann wanderte sein Blick langsam zu den Bruchstücken des Rahmens in Janays Händen.
„...wo... wo ist das Bild?“
Noch etwas persönliches das fehlte? Er ihr fast den Rahmen aus den Händen und sah sich nun auch suchend um. Alle begannen intensiv zu suchen. Janay sah ihn vielleicht nur fragend an, oder fragte sogar nach was das Bild zeigte.
„Es war eine Zeichnung von einer Blume... Ich hatte sie für meine Mutter gemacht.“
„Orim!“
Seine Schwester hielt in diesem Moment ein feuchtes Stück Pergament in die Höhe. Der Bruder eilte zu ihr und drückte es sich an die Brust. Sein Leid wurde etwas gemildert. Das Bild war das eines Kindes, einfach und mit nur wenigen Strichen hatte er ein paar Kringel zu Blütenblätter geformt und in der Mitte war ein ausgemalter Punkt. Trotzdem hatte diese kindliche Machwerk einen Ehrenplatz in ihren Herzen und auch in ihrem Zuhause gehabt. Orim hatte seine Erinnerung wieder uns setzte sich still auf den letzten heil gebliebenen Stuhl. Die anderen suchten weiter, aber wurden auch noch gut einer halben Stunde nicht fündig. Das hölzerne Kleeblatt blieb verschwunden.

Orima kniete am Boden und ihre zitternden am Boden abgestützen Hände waren ein gutes Indiz, dass sie weinte, auch wenn ihr Gesicht von ihrem herab hängenden Haar verdeckt wurde. Ihr Kopf hing schlaff nach vorne und ihr Rücken zuckte ab und an. Sie gab ein Bild des Jammers. Die ganze Zeit war sie die steife und sehr strenge Heilerin gewesen, oftmals sogar unfreundlich, aber jetzt? Man hatte sie 'schon wieder' übrfallen, aber sie war bis eben doch sehr gefasst erschienen. Fehlende Gegenstände konnte man ersetzen, aber dieses eine Ding wohl nicht. Man hätte ihr alles nehmen können und sie hätte einfach wieder alles aufgebaut und weiter gemacht. So wirkte sie einfach. Aber ein hölzernes Kleeblatt brachte sie aus dem Gleichgewicht, ließ sie fallen und die Tränen fließen.
Zissus schaute ratlos und suchte immernoch, da er nicht wusste was er sonst tun konnte. Orim starrte auf seine nasse Zeichnung und Janay? Einer müsste Orima trösten. Hatte sie vielleicht eine Idee, wie es weiter gehen könnte? Was man tun könnte? Ein Moment der '`Sinnlosigkeit' war eingetreten, denn diese ganze Tat erschien ein wenig sinnlos. Aber manchmal wurden in solchen Momenten Ideen geboren und bahnte sich Handeln an.
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Re: Medikus

Beitrag von Janay » Freitag 29. März 2024, 22:26

Die junge Frau hatte noch nie dermaßen im Überfluss gelebt wie derzeit. Ihre Familie war nicht arm gewesen, sie hatten stets zu essen und saubere Kleidung gehabt, aber sie waren dennoch lediglich bürgerlich gewesen. Nichts Besonderes eben, keine Dienerschaft oder sonstigen helfenden Hände im Regelfall. Arina hatte, sobald sie alt genug dafür gewesen war, den Großteil des Haushalts gemacht, denn ihre Mutter war oft außerhalb gewesen.
Somit hatte auch Janay oftmals mitgeholfen, manchmal sogar freiwillig. Natürlich hatte sie gemault und nach Ausreden gesucht, besonders dann, wenn es um größere, schwerere Dinge gegangen war, wie das Scheuern des Topfes oder das Polieren des schönen Sonntagsgeschirrs. Andere Dinge wie das Fegen des Bodens oder das Wischen der Tischplatte waren für sie hingegen derart selbstverständlich gewesen, dass man sie kaum extra daran hatte erinnern müssen.
Und in der Zeit als Käufliche hatte sich das Mithelfen durchaus als nützlich erwiesen. Nun gut, manche Wirte, vor allem jene, deren Wirtschaften nicht so gut liefen und viel Geld einbrachten, hatten es erwartet, dass sie mitmachte beim Aufräumen und Putzen. Andere wiederum hatten genug Personal dafür gehabt und es zumindest für ausreichend gehalten. Wenn sie an solchen Orten mitgeholfen hatte, hatten sich mitunter interessante Gespräche ergeben oder sie hatte als Dank den ein oder anderen Leckerbissen erhalten, die sonst für ihresgleichen nicht hergegeben wurden. Dadurch war ihr diese Art körperliche Arbeit und ebenso das Praktische dahinter nicht fremd.
Außerdem ging es hier lediglich ums Aufräumen und Schadensbegrenzung, nicht darum, alles auf Hochglanz zu polieren. Da hätte sie durchaus das Verschwinden bevorzugt. Doch so blieben sie und Zissus und halfen kurzerhand mit. Trotz allem war die Stimmung dabei nicht betrübt, sondern verhältnismäßig entspannt und ließ sich auch die ein oder andere Bemerkung zwischendurch machen.
Solange, bis sie den Bilderrahmen entdeckte und die Heilerin fast schon verzweifelt in der Nische herum tastete. Die junge Frau merkte es und drückte mit ihrer Stimme ihr Bedauern für den offensichtlich persönlichen Verlust aus. Sie hätte ihr gern geholfen, aber noch wusste sie nicht, worum es überhaupt ging.
Als sie es dann erfuhr, wurde ihr Mitgefühl noch größer. Solche kleinen Dinge hatten in der Regel keinen wirklichen, materiellen Wert. Der emotionale hingegen... Janay nickte und würde danach Ausschau halten, bislang war ihr jedoch nichts dergleichen untergekommen. Selbst Zissus hatte sich zu ihnen gesellt und beteiligte sich daran.
Nur Orim tat es nicht, als er entdeckte, dass noch etwas fehlte. Es war irgendwie... passend, fand sie, dass hinter einem Bild für die Mutter ein Geschenk von der Mutter verborgen gelegen hatte. Also suchten sie zwei persönliche Gegenstände, wovon sich die Zeichnung als nur versteckt erwies.
Der Erschaffer war selig und das war schön zu sehen. Umso mehr bedauerte es die Schwangere, das sie das Kleeblatt nicht ebenso finden konnten. Auch die Heilerin schien zu erkennen, dass es keinen Sinn machte, und so kauerte sie am Boden und weinte stumm über diesen Verlust.
Janay warf einen Blick zu ihrem Freund, der noch weiter machte, und dann zu dem Bruder, der sich an sein Bild aus Kindertagen klammerte. Lautlos seufzend übernahm sie also die Rolle der Trösterin, soweit das überhaupt möglich wäre. Langsam, behutsam setzte sie sich neben Orima und legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter, so, dass sie dort liegen bleiben und Wärme geben oder eben leicht abgeschüttelt werden könnte.
"Am besten sehen wir noch einmal die Säcke und die Holzstapel durch, vielleicht haben wir es übersehen.", begann sie leise und beruhigend zu sprechen, um der Heilerin eine weitere Möglichkeit zu geben, nicht in Verzweiflung abzugleiten. "Danach könnten wir..."
Sie stockte kurz, sah auf und zu Zissus hin, ehe sie sich wieder der anderen widmete. "Danach könnten wir eure Nachbarn befragen, ob sie etwas bemerkt haben. Gibt es jemanden, mit dem ihr euch ein wenig versteht? Oder jemand, der ständig alles sieht, um darüber zu schimpfen? Oder..." Erneut hob sie ihren Blick zu Orim, hoffte, dass auch er ihr zuhörte.
"Oder habt ihr bei den letzten Malen etwas hier gefunden, das uns einen Hinweis geben könnte? Ein kleines Objekt oder eine andere Spur? Vielleicht sogar was, das jedes Mal da war und zeigt, dass es immer derselbe war? Oder war es immer anders nach den Einbrüchen? Wann haben die überhaupt angefangen? Vielleicht gibt es auch jemanden, der euch bewusst schaden will und dafür sorgt, dass es bei euch dauernd Probleme gibt? Ein neidischer Quacksalber, ein unzufriedener Kunde?", sprach sie weiter und hätte am liebsten laut geseufzt über das Ausmaß an Möglichkeiten, das aufgrund fehlender Hinweise vor ihnen lag.
Ob es etwas bringen würde, wenn sie versuchte, ihre Gabe für etwas mehr Wissen einzusetzen? Nein, vermutlich nicht... Außerdem wüsste sie ja nicht einmal, wie sie das bewerkstelligen könnte! Ob Arina davon eine Ahnung hätte? Oder ob Zissus jemanden wüsste, der mit Magie ein wenig Licht ins Dunkel bringen könnte?
Ihre Mutter wüsste in der Hinsicht womöglich weiter, aber... nein, ausgeschlossen! Das wäre die einzige Option, derer Janay sich eindeutig verschließen würde. Es müsste und es könnte ohne dieser Frau gehen und wenn sie nicht weiter kämen... dann täte es ihr zwar leid für die Geschwister, aber da würde sie nicht über ihren Schatten springen. Da wäre wahrlich zu viel des Guten!
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Re: Medikus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. April 2024, 14:44

Janay hatte gute Ideen, was man noch alles tun könnte um dem Rätsel auf die Spur zu kommen und allesamt wollten sie wohl angehen.
"Am besten sehen wir noch einmal die Säcke und die Holzstapel durch, vielleicht haben wir es übersehen."
Orim hatte nur zugehört und machte sich sofort daran die Müllecke noch einmal gründlich zu untersuchen. Zissus half ihm, denn dort lagen auch die zerborstenen schwereren Möbelstücke, die man besser zu zweit anhob. Janay sprach derweil weiter mit Orima.
"Danach könnten wir eure Nachbarn befragen, ob sie etwas bemerkt haben. Gibt es jemanden, mit dem ihr euch ein wenig versteht? Oder jemand, der ständig alles sieht, um darüber zu schimpfen? Oder habt ihr bei den letzten Malen etwas hier gefunden, das uns einen Hinweis geben könnte? Ein kleines Objekt oder eine andere Spur? Vielleicht sogar was, das jedes Mal da war und zeigt, dass es immer derselbe war? Oder war es immer anders nach den Einbrüchen? Wann haben die überhaupt angefangen? Vielleicht gibt es auch jemanden, der euch bewusst schaden will und dafür sorgt, dass es bei euch dauernd Probleme gibt? Ein neidischer Quacksalber, ein unzufriedener Kunde?"
Das Ausmaß an Möglichkeiten war gewaltig. So groß, dass Janay sogar in Betracht zog doch noch einmal auf ihr Mütterliches Erbe zurück zu greifen. Ob es etwas bringen würde, wenn sie versuchte, ihre Gabe für etwas mehr Wissen einzusetzen? Sie nicht, wie sie das bewerkstelligen könnte, aber suchte bereits nach Möglichkeiten und Lösungen! Es zeigte, dass Janay eine wirklich gute Seele hatte, denn eigentllich hatte sie sich nicht mehr damit beschäftigen wollen. Eine Gabe zu verkümmern lassen ging schnell, aber wie weckte man sie? Wie konnte sie lernen sie zu steuern? Ihre Schwester zu fragen war vermutlich eine gute Idee und vielleicht kannte Zissus jemanden, der mit Magie ein wenig Licht ins Dunkel bringen könnte? Ihre Mutter wollte sie in keinem Fall befragen. Dieses Band war zerrissen. Orima wischte sich mit dem Ärmel über die feuchten Augen und schniefte einmal laut, was Janay aus ihren Grübeleien holte.
"Die Überfälle haben letztes Jahr angefangen. Erst waren sie nur selten, aber in den letzten Monaten wurden sie immer dreister... und häufiger."
Orima schaute finster.
"Ich kann mir vorstellen, dass es daran liegt, weil wir keine Wächter einstellen. Es gibt in dieser Gegend auch eine Bande die Schutzgelder erpressen, aber Orim und ich haben uns geweigert. Bisher konnten wir aber ihnen nichts beweisen können und sie sagen immer wieder, sie wären es nicht gewesen. Der Chef der Bande heißt Cel ...Celephais und ich hab ihn sogar mal umsonst geheilt, den Mistkerl."
Sie dachte einen Moment lang über Janays Fragen nach und hielt dann einen Finger in die Höhe, als ihr etwas einfiel.
"Es gibt da diese alte Schnepfe... Mir fällt ihr Name nicht ein. Sie meckert immer, dass es aus unserem Haus stinkt. DIE würde ich gern mal betäuben, diese alte Gewitterziege! Die könnte man befragen. Sie ist zwar alt aber aufmerksam. Eine echt unangenehme Frau. Ihr Sohn ist gefährlich. Ein Auftragsmörder, damit gibt sie immer an."
Dann sah sie sich noch mal traurig und auch ratlos um.
"Bisher haben sie keine Spuren hinterlassen außer jedes Mal dieses Chaos. Und unzufriedene Kunden gibt es leider viele in unserem Beruf. Wenn wir mal jemanden nicht helfen konnten, jemand gestorben ist, weil wir zu spät gerufen wurden, oder jemand sich einfach die Behandlung nicht leisten konnte... Es sind harte Zeiten und wir müssen auch leben."
Tatverdächtige gab es also viele. Die Heilerin dachte weiter nach.
"Ach ja. Die Konkurrenz! Es gibt natürlich diesen Wichser 'von und zu' Hilofrates. Der ist sich selbst wichtiger als alles andere. ER arbeitet bei HOFE und benutzt noch Methoden von vor dem Krieg gegen die Riesen."
Orimas Antipathie gegen diesen Schnösel war offensichtlich.
"Wir sind einmal in Streit geraten, aber... ich kann mir kein Motiv vorstellen, warum DER uns bestehlen sollte... außer, dass er seine Inkompetenz irgendwie kompensieren muss. Ach ja und er hasst intelligente Frauen.“
Ein paar Anlaufpunkte waren da also doch zusammen gekommen. Hatte Janay schon eine Theorie? Wo wollte sie anfangen zu ermitteln, denn im Grunde war es das. Eine Ermittlung, die sonst die Stadtwache übernehmen müsste, aber jeder wusste, dass in bestimmten Bezirken der Stadt die offiziellen Wächter auf beiden Augen blind waren. Von dieser Seite war oft bis gar keine Hilfe zu erwarten und Janay kannte nur eine Person die Kontakte zur Stadtwache hatte – ihren Bruder Václav. Nachdem was sie von Arina über ihn erfahren hatte, wollte sie ihn bestimmt nicht so bald wieder sehen. Wollte sie also nun mit den Befragungen beginnen oder lieber nach Hause und eher ungewöhnliche Wege der Magie beschreiten?
Während Orima gesprochen hatte, hatte sie die kleinen Fläschchen die Janay sortiert hatte untersucht und aufgeschrieben was nun fehlte:
„Hm...Thymian-Tinktur, Anis-Pulver, Birkenrinde, … Was fehlt noch? Ah...getrocknete Sora-Blüte und ein Konzentrat aus Wegwarte... Das war alles, glaube ich.“
Sie reichte Janay ein Buch über Kräuter und meinte:
„Manchmal ist es nicht gut zu viel zu wissen. Ich übersehe vielleicht etwas, das einen Hinweis geben könnte, was der oder die Täter damit vor haben. Wenn du Zeit hast, dann ließ das hier. Vielleicht fällt dir was auf, was mir entgeht. Diese Kräuter haben so viele Eigenschaften und können so vielfältig eingesetzt werden...“
Orima wandte sich jetzt wieder dem Aufräumen zu, gewiss auch um sich von dem Verlust des hölzernen Kleinodes abzulenken. In ihren Augen lag noch der Ausdruck von Traurigkeit, aber die Arbeit tat ihr gut. Bald kam auch Zissus und Orim vom Müllplatz wieder und schüttelten beide resigniert den Kopf. Das Kleeblatt blieb also verschwunden. Ob der Täter es mitgenommen hatte?
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Re: Medikus

Beitrag von Janay » Samstag 13. April 2024, 22:13

Während die Männer ihre Idee aufgriffen, blieb sie bei der Heilerin hocken, um ihr auf diese Weise Beistand zu leisten und noch weitere Gedanken loswerden zu können. Allerdings eröffneten diese viele Möglichkeiten und beinahe waren es für sie fast schon zu viele, sodass sie drohte, den Faden zu verlieren, wo sie als erstes ansetzen könnten. Erst recht wegen diesem einen Punkt, den sie vorerst für sich behielt. Dieser war sehr persönlich und barg Konsequenzen, die sie sich erst bewusst machen musste. Und dafür bräuchte sie Zeit und Ruhe. Die sie jetzt nicht hatte.
Stattdessen hörte sie zu und nickte. "Solche Banden gibt's hier zuhauf.", erwiderte sie und stutzte, als sie den Namen hörte. Irgendetwas kam ihr dabei bekannt vor, eine ferne Erinnerung... oder bildetete sie sich das nur ein? Ihr Bruder war recht umtriebig und hatte zeitweise geradezu um Probleme gebettelt, indem er sich in dubiosen Kreisen bewegt hatte. Gut möglich also, dass er sich auch mit solchen Kerlen zusammen getan hatte... oder dass sie ihm das im Moment nur unterstellte, weil er Arina dermaßen im Stich gelassen hatte.
Somit unterließ sie es und widmete sich dem näherliegenden Thema. "Eine Nachbarin... Das ist schon mal ein Anfang.", murmelte sie. Daraufhin hob Janay eine Augenbraue an. "Auftragsmörder? Und sie lebt noch?"
Ihr Blick glitt zu Zissus und sie begann frech zu grinsen. "Na, wie gut, dass wir jemanden hier haben, der gut mit solchen... Ziegen kann.", flötete sie und wackelte mit ihren Brauen.
Dann aber wurde sie wieder ernst und sah zurück zu Orima, die inzwischen fortfuhr und erwähnte, was sie sich längst gedacht hatte. Denn natürlich waren Kunden schnell einmal unzufrieden und Konkurrenz gab es in jedem Metier. Allerdings horchte sie durchaus auf, wie ihre erneut sich anhebende Augenbraue zeigte. "Gekränkte Eitelkeit bei einem Kerl trägt oft mehr als unschöne Blüten. Und so jemand mit Einfluss hat Möglichkeiten, dass du ihn nicht erwischt."
Oh ja, so was kannte sie, nicht persönlich, aber von ausreichend Geschichten ehemaliger Kolleginnen her und von dem Geraunze von Kunden, die sich aufgrund solcher Machenschaften übervorteilt gewähnt hatten. Wenngleich nicht bis zu den höchsten Kreisen, dazu war sie nicht edel genug gewesen in ihren Diensten. Aber was unten funktionierte, war oben meistens sehr ähnlich. Und nach ihrem Erlebnis vorhin mit diesen beiden letzten Kerlen und deren Gespräch währenddessen, war sie umso mehr dieser Meinung.
Trotzdem waren es erst einmal viel zu viele Informationen, die sortiert werden mussten. Im Prinzip ging sie das Ganze ja eigentlich gar nichts an und sie müsste nicht helfen, nicht mehr, als mit dem Aufräumen. Aber irgendwie... würde sie schon gerne wissen, was dahinter steckte, denn ihre Neugier war geweckt worden. Sie würde sich jetzt wohl nicht zu sehr hinein hängen, jedoch ein bisschen sich umhören, das war wohl kaum der Rede wert.
Während sie noch nachdachte über ihre Möglichkeiten, ohne damit theoretisch direkt Probleme heraufzubeschwören, wurde ihr plötzlich ein Buch unter die Nase gehalten. Blinzelnd sah sie darauf und brauchte ein paar Atemzüge, ehe sie den Faden aufnehmen konnte. "Oh, äh... danke... Ich... ich werde sehen, ob ich etwas... finde...", murmelte sie und nahm das Buch zögernd an sich.
Wann hatte sie eigentlich zuletzt etwas gelesen? Sie hatte es gelernt, sogar ein wenig schreiben, allerdings war das schon einige Jahre her, bestimmt war sie eingerostet. Ihre Wangen röteten sich leicht, doch es war ihr zu unangenehm, um darauf hinzuweisen. Vielleicht würde sie es ja Arina zeigen, die hatte sich schon immer viel für Kräuter interessiert, wenn auch mehr für deren Geschmack. Trotzdem... auf diese Weise könnte sie womöglich kaschieren, dass sie im Lesen bei weitem nicht so sattelfest war, wie sie es hätte sein können... oder sollen, je nachdem, von welcher Warte man es sehen wollte.
Indes wandte sich die Heilerin ab und die Männer kamen zurück, ohne einem passenden Fund. Schade... aber es wäre sonst ja vermutlich auch zu einfach gewesen. Janay erhob sich und stützte sich kurz am Tisch ab, weil ihr Kreislauf dem nicht ganz hinterher kam.
Als es wieder ging, schenkte sie Zissus ein schiefes Grinsen und nickte leicht, ehe sie sich noch einmal an Orima wandte. "Wir werden... uns umhören. Vielleicht können wir helfen. Und wenn was ist, du weißt ja, wo du uns findest.", meinte sie als Abschied und wollte draußen mit ihrem Begleiter noch einmal reden, ihn fragen, ob er sich um die Nachbarin kümmern wollte und wenn ja, ob sofort oder später.
Da fiel ihr noch etwas ein, sodass sie sich ein weiteres Mal umdrehte. "Sag mal... Als ihr beide so lange bei uns wart wegen meinem... meinem Problem und der Heilung. Gab es da eigentlich auch einen Einbruch? Immerhin war das ja eine längere Zeit und wenn jemand euer Heim beobachtet, wäre das eine ideale Gelegenheit gewesen.", warf sie ein und sah fragend von einem Geschwister zum anderen.
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Re: Medikus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. April 2024, 13:53

Dass man in Morgeria auf Nächstenliebe und Mitgefühl traf, war nicht immer selbstverständlich. Sicherlich gab es auch hier genug, die sich einfach nur ein Leben aufbauen und es leben wollten. Nicht immer waren alle über einen Kamm zu scheren, aber letztendlich obsiegte in der ‚Dunklen Stadt‘ die Missgunst, Neid und Niedertracht. Dunkelelfen lebten nach dem Gesetz des Stärkeren und auch Janay wusste sehr wohl darum. Sie ahnte, dass man sich leicht Feinde machen konnte. Dafür reichte manchmal schon ein schiefer Blick, ein kleiner Fehltritt oder das Ausbleiben von helfenden Möglichkeiten. Letztendlich blieb die Frage, ob die Elfe sich hier allzu sehr einmischen sollte. Das Geschwisterpaar hatte ihr zur Seite gestanden, daran gab es nichts zu rütteln. Aber verpflichtete Janay das nun, es zu vergelten? War es nicht auch ein Stückweit die Pflicht eines Heilers? Und sie waren entlohnt worden, davon war auszugehen. Trotzdem rührte das Leid der Heiler ihr Herz. Sie war eine jener Dunkelelfen, die zwar das Blut in sich trugen, aber längst nicht nach den Statuten lebte. Sie wollte nicht ihre Kinder in Grausamkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren erziehen. Sie würde nicht mal hier sein, wenn die Umstände das nicht erfordert hätten. Nun aber versuchte Janay das Beste aus den Begebenheiten zu machen. Leider waren die vielen Möglichkeiten keine große Hilfe. Janay war nicht geübt in detektivischen Fähigkeiten und so fiel es ihr schwer, die Informationen zu selektieren und schließlich zu priorisieren. Sollten sie sich nun aufteilen? Zissus war ein treuer Freund und an ihrer Seite. Sie wusste, dass sie den stolzen Pfau durchaus mit dieser Aufgabe betrauen konnte, aber dafür müsste sie erstmal wissen, wo sie selbst begann. Für Orima schien Janay tatsächlich schon vollends eingespannt. Offenbar hatte die Elfe den Eindruck vermittelt, dass sie sich ihrer Neugierde hingeben und die ‚Ermittlung‘ aufnehmen würde. Das Buch, das Orima ihr in die Hand drückte, brachte Janay etwas in Verlegenheit. Es war nie ihre Stärke gewesen, aber sie hatte irgendwann mal begonnen zu lernen. Vielleicht würde sich ja die Gelegenheit ergeben, diesen Faden noch mal aufzugreifen. Immerhin würde sie es ihren Kindern auch beibringen wollen vermutlich. Jetzt aber blickte sie in das erwartungsvolle Gesicht von der etwas verquollen aussehenden Heilerin. "Oh, äh... danke... Ich... ich werde sehen, ob ich etwas... finde..." Orima nickte vorerst zufrieden.

Als sich Janay erhob, erinnerte ihr Körper sie daran, dass sie nicht mehr nur für sich sorgte. Die teilweise schweren Arbeiten beim Aufräumen, hatten ihr bereits den Schweiß ins Gesicht getrieben, nun aber sackte sie ein wenig vom Kreislauf weg. Zissus stand sofort bei ihr, nahm ihr das Buch über Kräuter aus den Händen und legte in liebevoller Geste eine Hand auf ihren Rücken. „Geht es?“, erkundigte er sich und wartete, bis sich Janay wieder gefangen hatte. Diese Kreislaufeinbrüche kannte sie bereits hinlänglich und das würde mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft auch nicht besser werden. Orima hatte die Szene beobachtet und griff in eines der Regale. Zumindest wollte sie das. Ihr fiel dann wieder ein, dass man ihre Einrichtung ordentlich demoliert hatte und sie seufzte erneut erschlagen davon auf. Daraufhin ging sie zu dem Tisch, auf dem Janay die Fläschchen aufgereiht hatte, um den Bestand durch Orima prüfen zu lassen. Sie drehte eines der Fläschchen in den Fingern und nickte dann zufrieden. Sie reichte es der Elfe. „Hier, das ist zerriebener Knoblauch. Der fördert die Gefäßengstellung und hilft dir dabei, dass dir dein Blut nicht immer versackt. Rühr es in dein Frühstück oder nimmt es einfach mit Wasser zu dir – wie du es magst. Das sollte zumindest diese Beschwerden etwas lindern.“, gab sie ihr zu verstehen und auch das nahm Zissus Janay ab. Der Dunkelelf bot der Schwangeren seinen Arm und führte sie daraufhin zum Ausgang. "Wir werden... uns umhören. Vielleicht können wir helfen. Und wenn was ist, du weißt ja, wo du uns findest.", versprach sie und erhielt ein dankbares Lächeln seitens Orim und ein Nicken von Orima. "Sag mal... Als ihr beide so lange bei uns wart wegen meinem... meinem Problem und der Heilung. Gab es da eigentlich auch einen Einbruch? Immerhin war das ja eine längere Zeit und wenn jemand euer Heim beobachtet, wäre das eine ideale Gelegenheit gewesen.“ Die Geschwister sahen sich an und runzelten nachdenklich die Stirn. Dann schüttelte Orim den Kopf. „Nein, da war nichts. Du hast aber recht, eigentlich müsste es doch…“, er brach ab und seufzte ratlos. „Das ist alles so verwirrend!“, murrte er und rieb sich die Nasenwurzel. Orima tätschelte ihm die Schulter. „Wir sollten sonst doch über einen Wächter nachdenken…“, fügte sie an, während Janay und Zissus die Stube schon verließen. Zissus führte Janay etwas den Weg entlang, bis er stehenblieb.
Er sah sich um, bis er sich an sie wandte: „Hm… was meinst du?“, fragte er. Der Dunkle schien nicht recht zu wissen, ob sie sich der Sache nun wirklich annehmen sollten. In seiner Hand hielt er das Buch von Orima. Er schaute darauf und zuckte die Schultern. „Kräuterkunde… Verschwundene Halsketten, immer wieder Einbrüche – Schutzgelder, neidische Hofheiler… Ich weiß nicht Janay, mir kommt das alles zu undurchsichtig vor. Ich finde, wir sollten das der Stadtwache überlassen!“, machte er den Anfang. Bevor sie widersprechen konnte, hob Zissus seine schlanken Finger und gebot ihr Einhalt. „Ich weiß, die Wache ist nicht immer besonders hilfreich, schon gar nicht in diesem Teil der Stadt. Aber Janay, du musst zugeben, dass wir deutlich zu wenige sind, um uns nun damit zu befassen. Und das in deinem Zustand! Nichts für ungut.“, lächelte er charmant. Zissus konnte man vieles nachsagen, aber gewiss nicht, dass er nicht auf sie achten würde. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie nun schwanger, wie sie war, durch Morgeria lief, um Detektiv zu spielen! Und Janay? Würde sie ihrer Neugierde nachgeben wollen oder auf den Rat ihres Freundes hören? Wie sah sie die Sache, jetzt, da Orim und Orima nicht mehr zuhörten?
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Re: Medikus

Beitrag von Janay » Montag 22. April 2024, 20:40

Janay war schon als kleines Kind weit weniger bösartig und missgünstig gewesen, als es für gewöhnlich ihresgleichen zugeschrieben wurde. Ob es daran lag, dass sie nicht völlig reinrassig war, wie ihre helle Haut bewies? Oder daran, dass sie mehr oder weniger von Arina großgezogen worden war, die das in einem dermaßen kindlichen Alter übernommen hatte, wo auch sie noch nicht verdorben gewesen war? Die Gründe würden sich vermutlich nicht mehr finden lassen.
Jedoch hatten sie auch die letzten vier Jahre auf Reisen in einem zwar genutzten, aber nicht geschätzten Beruf geprägt und ihr gezeigt, dass man untereinander mit etwas Hilfe viel zurück bekommen konnte. Wenn man am unteren Ende der Gesellschaft war, war der Zusammenhalt eben umso wichtiger.
Allerdings bedeutete das nicht, dass sie sich jedermanns Probleme zu eigen machen würde. Ob und inwieweit sie den Geschwistern helfen würde, wusste sie selbst noch nicht. Im Moment war es eine Mischung aus Mitleid und Neugier, die sie verweilen und sich ihre Gedanken machen ließ. Es war fast schon aufregend und doch waren die vielen Möglichkeiten, die sich hier boten, eben dieses: zu viel.
Erst recht, als ihr ein Buch in die Hand gedrückt und sie auf eine Weise angesehen wurde, die ihr unangenehm war. Was wollte sie jetzt eigentlich? Was sollte sie tun? Im Prinzip schuldete sie den Beiden nichts, schließlich waren sie für ihre Hilfe ausreichend entlohnt worden. Und Freunde waren sie ebenfalls keine.
Aber so einfach im Stich lassen... Nein, das brachte sie auch nicht über sich, vor allem, weil sie spürte, dass die Neugier zu sehr an ihr nagen würde, als dass sie dieses Kapitel vollständig hinter sich lassen könnte, wenn sie sich jetzt daraus zurück zog. Also nahm sie das Buch erst einmal an sich und wusste bereits in diesem Moment, dass sie Arina alles darüber erzählen würde. So sehr sie Zissus mochte und ihm vertraute, das intensive, feste Band gab es nur zwischen ihr und ihrer Schwester. Vielleicht könnten sie ja zu dritt noch einiges mehr erreichen...
Nach viel zu langer Zeit erhob sie sich endlich wieder und erhielt von ihrem Körper prompt die Quittung. Zum Glück war ihr Freund bei ihr und stützte sie, während sie mit ihrem Kreislauf kämpfte. Als es besser wurde, nickte sie langsam. "Ja, geht wieder.", nuschelte sie und lächelte schief. Auch ziepte es ein wenig in ihrem Rücken und erinnerte sie daran, dass dieser Bereich ebenfalls beansprucht wurde in dieser besonderen Zeit des Lebens.
Da erhielt sie von der Heilerin ein Fläschchen. Blinzelnd sah sie darauf und grinste schief. "Ich werde mich vor Küssen kaum retten können.", murmelte sie, was sie unwillkürlich an Kazel denken ließ.
Das Grinsen verblasste und machte einem wehmütigen Gesichtsausdruck Platz. Wie lange war er jetzt eigentlich schon in Andunie? Eine Handvoll Stunden, die sich anfühlten wie Wochen. Ob es ihm gut ging? Ob alles so lief, wie er das geplant hatte? Hatte er überhaupt etwas geplant?! Wann würde er wieder zu ihr zurück kommen?
Indes kümmerte sich Zissus darum, dass alles mitkommen würde, was sie erhalten hätte, und brachte sie langsam hinaus. Gedankenverloren winkte sie den Geschwistern und verließ die Stube. An der frischen Luft draußen blies sie sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie ihm schweigsam folgte.
Als er stehen blieb, reagierte sie nicht schnell genug und stieß gegen ihn, auch wenn nicht viel passierte, weil sie relativ gemächlich unterwegs gewesen waren. "Ups...", murmelte sie und kehrte blinzelnd aus ihren Gedanken zurück. Seine Frage drang an ihr Ohr und zauberte eine feine Röte in ihre Wangen, weil sie es auf ihr Missgeschick bezog. "Entschuldige, ich wollte dich nicht stoßen.", nuschelte sie. "Es ist nur..." Sie seufzte und zog die Schultern hoch.
Als er jedoch fortfuhr, zeigte sich, dass seine Überlegungen in eine ganz andere Richtung gegangen waren als die ihren. "Oh, das...", entkam es ihr und erneut seufzte sie. "Ich weiß nicht...", gestand sie und ein Abglanz ihres vorherigen schiefen Grinsens schlich sich auf ihre Lippen. "Ich würd' schon gern wissen, was da dahinter steckt.", meinte sie.
Ehe sie ein abfälliges Geräusch von ihm gab. "Die Stadtwache, ja? Und du glaubst, die taugen in so einem Fall was?", erwiderte sie und ihr Tonfall machte mehr als deutlich, dass sie genau das Gegenteil dachte. Und eigentlich auch von ihm als ehemaliges Straßenkind erwartet hätte.
Dann entrang sich ihrer Kehle ein weiteres Seufzen und sie lehnte sich leicht an ihn. "Ich bezweifle, dass die auch nur den kleinen Finger rühren würden.", murmelte sie versöhnlicher. "Lassen wir das alles erst einmal sacken und überlegen dann weiter, hm? Wenn uns dann was einfällt, können wir ja helfen. Außerdem..." Sie tippte gegen das Buch. "... vielleicht ist da wirklich was drin, das zur Lösung beiträgt.", schlug sie vor und sah zu ihm hoch. "Ein wenig lesen, ein wenig umhören, ein wenig nachdenken... Ich glaube, das sollte ich auch noch schaffen." Nun blitzte es wieder wie so oft schelmisch in ihren Augen auf.
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