Im Hort des Königs

Hier ist der Sitz der Drachenmeisterin. Hierher kommen Bittsteller und Besucher, die ihren Rat benötigen. Aber es ist auch genug Platz für einen Drachen in den hohen Hallen. Kein Wunder, befragt Lynn doch stets ihre schuppigen Freunde bei schweren Entscheidungen.
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Im Hort des Königs

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 11. April 2024, 10:59

(Darna kommt von: Ein erhabener Anblick)

Inspirationsmusik

Darna zog sich eilig um und begann ihren Abstieg tief in den Berg hinein. Interessant war, um so tiefer sie kamen, um so leichter wurde ihr Herz. Es war gar nicht schwerer geworden... Hatte es sie nur einfach nach unten gezogen? Eine tiefe Sehnsucht hatte sie erfasst, der Wunsch ihren König zu sehen. Jede Stufe die sie nahmen führte sie tiefer hinab ins Ungewisse und doch näher zu ihrem Sehnen und wurde leichter dabei. Bald gewannen sie den Eindruck, dass der Weg abwärts in einem leichten Bogen um etwas herum führte. Ihr Herz verhielt sich dabei wie ein Kompass und leitete sie auf ihrem Weg. Dann war der Gang plötzlich zu Ende.
Das was sie dann sah, ließ ihnen den Atem stocken. Vor ihnen führten die Treppenstufen weiter in eine so gewaltige Höhle hinein, dass man das andere Ende nicht sehen konnte. Der Berg hatte hier eine Blase geschaffen die sich selbst mit gigantischen Säulen stützte. Die Wände, die Stalagmiten und Stalaktiten, die Säulen, alles war aus schwarzem Glas, oder davon überzogen, als hätte sich diese Höhle unter großer Hitzeeinwirkung gebildet. Perlmutt-farbender Staub bildete wie Schneeverwehungen an den Rändern einen starken Kontrast. Er glitzerte fast überall und hatte sich wie eine dicke Decke auf alles gelegt. Es war wunderschön, wie aus einem Märchen. Überall um sie herum brach sich irgendwo darin Licht und verteilte so die schummerige Helligkeit in der gesamten Höhle. Nur dort wo ein Luftzug Verwehungen gebildet hatte, da sah man noch die Kanten der Stufen, die vor ihr lagen.
Langsam ging sie weiter und folgten der Treppe hinab zum Höhlengrund. In regelmäßigen Abständen waren Kristalle an den scharf nach unten abfallenden Rändern eingelassen und wenn sie vorbei schritt, flammte ihr Licht auf und markierte so ihren Weg. Mit jedem Kristall wurde das Licht auch besser und sie sah mehr. Immer wieder musste sie mal schmale, mal etwas breitere Risse mit einem kleinen Sprung überwinden und als sie das Ende erreichte, sah Darna, dass die Treppe hier abgebrochen war. Die Trümmerreste schauten gut vier Meter unter ihnen aus dem Staub, der hier alles dick bedeckte. Sie stand an der Kante und spähten über die glitzernde im Halbdunkel liegende Schneedecke.
Weiter hinten gab es unförmige Konturen, die eine Art gezackten Krater-rund bildeten, der an einer Seite offen war. Dort hin zog es sie. Wenn sie nach unten schaute, sah sie eine dicke Staubverwehung. Ein beherzter Sprung und sie sollte dort gut und weich landen können. Jetzt war sie schon so weit gekommen und irgendwo dort vorne wartete ihr König auf sie.
...
Darna landete mit einem leisen *Plumpf* sicher und eine kleine Wolke aus Glitzer bestäubte sie. Vorsichtig ging sie auf den Krater zu. Es war als liefe man durch Knietiefen Schnee und auch ihre Schritte machten leise knirschende Geräusche. Um so näher sie kam, um so eher konnten sie erkennen, das der Krater vorne offen war. An der linken Seite, in einem Felsen, der im näherkommen zwei große schräge Schlitze aufwies, lag kein Staub. Dann wurde ihnen plötzlich klar, dass der Krater... keiner war. Hier lag still und ruhig ihr König von seinem eigenen magischen Staub bedeckt. Sein Schädel war so groß wie ein Palast und in seinem Rachen konnte man sicher gemütlich Bälle abhalten. Sein Leib erstreckte sich im Halbrund wie ein Berg um eine freie Stelle, wo kaum Staub lag. Darnas Blick wanderte automatisch dort hin. Dort konnte man dreizehn Eier sehen, aber nur eines hatte auch die Farbe des Drachen, der hier wohnte. Im matten Licht konnten sie unterschiedliche Farben und Größen sehen. Da gab es kleine orange, größere blaue, feuerrote, ein schwarzes, ein goldenes, mittelgroße grüne und auch ein silbernes Ei. Sie waren wie jene im Gelege, aber vielleicht auch anders. Aber nur eines von ihnen hatte die schillernden Farben des Regenbogens. Dort ruhte also ihr Prinz. Seine Geistergestalt war gerade nicht zu sehen, aber just als sie sein Ei betrachtete, da öffnete sich ein Auge neben ihr. Also... in knapp 20 Schritt Entfernung, dass alleine schon so hoch wie ein Zimmer im Palast in Jorsa war. Die Farben seiner Iris wirbelten wie Galaxien und der senkrechte Schlitz weitete sich. Ein paar Meter unterhalb hob sich ein Mundwinkel aus dem Staub. Seine Stimme dröhnte ein bisschen in ihren Ohren, trotz seiner Bemühung, leise zu sprechen:
„TOCHTER DES FEUERS, DU BIST DA.“
Im nächsten Augenblick hob sich eine Pranke auf der gegenüberliegenden Seite und darin kam ihr kleiner schlafender Varukaaz zum Vorschein, der nun müde mit den Augen blinzelte und langsam erwachte. Wie er ihn hier her geholt hatte? Die Antwort war womöglicher Weise: Magie. Der König öffnete die Klauen weiter und betrachtete seinen neusten Untertan. Varukaaz wirkte so winzig in seinem Handteller! Der Blick des Königs war so voller Liebe und auch Darna spürte das Echo in ihrem kleinen Schützling. Es war ein bisschen wie das Gefühl, wenn der Großvater seinen Enkel auf den Schoß nahm und dieser seinen ersten Sahnebonbon bekam. Varukaaz war selig! Warmes weiches Glück rann durch seine Gedanken, Urvertrauen und reinste Liebe. Der König sprach wieder und seine Stimme 'lächelte' Darna so wie ihrem kleinen Drachen zu:
„DU HAST EINE ALTE SEELE IN EINEM JUNGEN KÖRPER ERWÄHLT UND ER ERWÄHLTE DICH ZU SEINEM REITER!“
Sein riesiges Auge blinzelte.
„WILLST DU IHM WÜRDIG SEIN, IHN SCHÜTZEN UND LIEBEN, BEI IHM SEIN BIS DIE ZEIT ENDET?“
Jetzt war es an ihr zu antworten und jedes Wort wäre wie ein Schwur für die Ewigkeit.
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Darna von Eibenau
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Re: Im Hort des Königs

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 14. April 2024, 17:12

Lyn erhob sich und trat vor Darna. Als sie sprach, hallte aus der Tiefe gleichzeitig eine andere sehr viel tiefere Stimme aus der offen stehenden Tür hervor. Beide Klänge mischten sich zu einem harmonischen Choral und erinnerten stark an das Band, was ein Drache mit seinem Ritter einging. Darnas Augen weiteten sich in Ehrfurcht und glänzten zunehmend von Ergriffenheit und Begeisterung. Sie lächelte voll Stolz warmherzig, als der König ihr dankte und nickte bedächtig, als er seinen Entschluss verkündete.

Dann lief der Prinz zur Tür - und winkte, ihr zu folgen? Kurz blinzelte sie überrascht, allerdings legte sich die Überraschung schnell; es hatte schon zuvor "was in der Luft gelegen". Trotzdem... wurde sie nervös, als sie konkret von Lyn die Worte "Er bringt dich zu seinem Vater" vernahm. Dem Drachenkönig.
Geistig ganz leicht abwesend drehte sie den Kopf zu Lyn, als diese ihr das Päckchen reichte und nickte nur, bekam gerade kein Wort raus. Als sie nach dem Päckchen griff, vibrierten ihre Finger. Selbst, wenn es um etwas Schönes gehen würde, sie war einfach aufgeregt!
Als sie im Gang dann an dem Alkoven hielt und der Inhalt des Päckchens zum Vorschein kam, lächelte sie, nickte und legte die Tunika an. "Dann eben im 'alten Stil'", sagte sie leise für sich, betrachtete fasziniert den Wechsel von bunt zu dunkelrot, schloß die Bänder, atmete noch mal tief durch und ging den Gang dann weiter.
Der 'alte Stil'... ja, in Jorsan galt es in Sachen Mode als überholt, dass Knappen in einer schlichten Tunika vor den König traten, aber sie kannte die Geschichten und Bilder. Zumal diese Tunika sicher Vieles war, aber nicht "schlicht"!

Je weiter Darna ging, desto mehr legte sich die Aufregung und wurde ersetzt durch Freude. Sie folgte ihrer Sehnsucht, die sie leitete, betrachtete mit offenem Staunen die Höhle und sprang voll Vertrauen in den Staubhaufen, als sie sah, dass es keinen anderen Weg gab - sie hatte wortwörtlich bis in jede Faser ihres Körpers erlebt, dass man sich bei diesem Staub um Verletzungen keine Sorgen machen musste!
Darna landete mit einem leisen *Plumpf* sicher und eine kleine Wolke aus Glitzer bestäubte sie. Sie lachte, als sie den Staub rieseln sah, fing etwas davon in ihrer Handfläche auf und pustete ihn wieder in die Luft.
Als sie letztlich dem König "Auge in Auge" gegenüberstand, floss dass heftigste Kribbeln über ihre gesamte Haut, was sie je gefühlt hatte! "Elektrisiert" war eine Untertreibung.
„TOCHTER DES FEUERS, DU BIST DA.“ Ihr Brustkorb schwoll und ihr Kinn reckte sich, ihr Blick blieb offen und aufrecht - sie war stolz, eine "Tochter des Feuers" sein zu dürfen! Im nächsten Augenblick hob sich eine Pranke auf der gegenüberliegenden Seite und darin kam ihr kleiner schlafender Varukaaz zum Vorschein, der nun müde mit den Augen blinzelte und langsam erwachte. Der König öffnete die Klauen weiter und betrachtete seinen neusten Untertan. Varukaaz wirkte so winzig in seinem Handteller! Darna lächelte und wäre am liebsten direkt zu ihm gegangen, aber der Respekt vor dem König hielt sie vor Ort, genauso wie sie bisher keine Silbe gesagt hatte. Der König sprach wieder und seine Stimme 'lächelte' Darna so wie ihrem kleinen Drachen zu: „DU HAST EINE ALTE SEELE IN EINEM JUNGEN KÖRPER ERWÄHLT UND ER ERWÄHLTE DICH ZU SEINEM REITER!“ Sie sah wieder zu dem riesigen Auge und neigte bedächtig den Kopf.
Sein riesiges Auge blinzelte.
„WILLST DU IHM WÜRDIG SEIN, IHN SCHÜTZEN UND LIEBEN, BEI IHM SEIN BIS DIE ZEIT ENDET?“
Jetzt war es an ihr zu antworten und sie spürte, jedes Wort wäre wie ein Schwur für die Ewigkeit.

Ihr Herz schlug für einen Moment schneller, ehe eine seltsame Ruhe sie ergriff. Es war wunderschön, sich ein wenig in den Galaxien Seiner Iris zu verirren, während ihr rechtes Knie sich zum Boden neigte und darauf zu ruhen kam. Ihre rechte Hand kam auf ihrem Herzen zum Liegen.

"Ich will zu ihm gehören wie das Feuer in seiner Brust", erklärte sie ruhig und würdevoll.
"Ich will bei ihm sein in Krieg und Frieden, Freud und Leid.
Ich will an seiner Seite und für ihn kämpfen, ihn lieben, mit ihm lachen und weinen.
Ich werde für ihn sorgen, wie er für mich sorgt. Und ich werde mit ihm gehen, wenn unsere Zeit endet."
Sie verharrte, bereit für alles, was käme; wenn es nun ebenso die Zeit war, auch dem König, seinem Sohn oder beiden ihre Gefolgschaft zu schwören, würde sie auch das mit Freuden tun, als hätte sie auf nichts anderes in ihrem Leben gewartet.
leben Bild lachen
.
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Re: Im Hort des Königs

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. April 2024, 19:53

(Im Angesicht ihres Königs – Ein Blick in eine ferne Welt und ein Drache der sie immer im Auge behalten hat.... alles fließt ins eins, wird wahr und Möglichkeit, ...so wie Varukaaz, Darnas Feuerdrache mit seiner alten Seele erwachsen sein wird!)
((ooc: Am besten in einem anderen Tab öffnen. Das Bild ist sehr passend.))


Darna hatte ihr ganzes Leben immer von diesem Augenblick geträumt. Sie kniete vor ihrem König, wenngleich sie als Kind eher gedacht hatte, es würde ein großer bärtiger Mann sein, vor dem sie ihr Knie beugte. Einst hatte sie geglaubt dem König von Jorsa die Treue zu schwören, doch ihr Leben hatte eine so ganz andere Richtung genommen. Sie war schon einmal gebunden an einen Drachen gewesen, einen aus einer anderen Welt und nun war sie im Begriff dieses Band zu erneuern. Dieses Mal tat sie es aus freiem Willen und im vollen Bewusstsein. Nun hatte sie ihr Haupt vor einem Drachen gesenkt, der älter war, als das Königreich aus dem sie stammte und sein Nachfolger ruhte in noch in einem Ei, kaum fünf Schritt von ihr entfernt. Sie beide bedurften ihrem Schutz. Sie beide verlangten ihre Treue. Sie trug auch keine Rüstung am Leibe, sondern Drachenhaut, die Haut ihres Königs. Ihre alte Familie war weit weg, wurde nicht Zeuge dieser denkwürdigen Stunde, aber ihre neue Familie die, jene mit der sie sich gleich verbinden würde, war ganz nah. Sie fühlte die Freude, die Liebe und die Geborgenheit, wie hinter einer dünnen Membran auf sie warten, pulsierend wie ihren eigenen wiedergeborenen Herzschlag, schon in ihr, aber noch zu leise um sie zu hören. Das Rauschen in ihren Ohren rührte vom Odem ihres Königs her und mischte sich dem ihres Blutes.
Der gigantische Kopf hob sich ein kleines Stück, gerade so weit um der Situation die zu erwartendes Ehrwürdigkeit zu geben. Ihr König nickte ihr zu.
„DIE WORTE SIND ALT. SPRICH MIR NACH...“
In der linken Pranke hielt er ihren Drachenjungen und mit der Rechten hob er nun eine Klaue und ließ sie über ihr schweben. In jeder anderen Situationen hätte sie um ihr Leben gebangt, aber jetzt war es das höchste Gefühl, dass einem lebenden Wesen zu teil werden konnte.
„EIN RITTER GELOBT DIE EWIGE TAPFERKEIT!“
Darna rann es heiß und kalt den Rücken hinunter, denn über all die Jahrhunderte waren die Worte doch die selben geblieben. Sie kannte jede Silbe, hatte davon geträumt sie zu sprechen und nun war es soweit!
„Ein Ritter gelobt die ewige Tapferkeit!“
„SEIN HERZ KENNT NUR DIE TUGEND!“
„Sein Herz kennt nur die Tugend.“
„SEIN SCHWERT VERTEIDIGT DIE HILFLOSEN!“
„Sein Schwert verteidigt die Hilflosen!“
„SEINE MACHT UNTERSTÜTZ DIE SCHWACHEN!“
„Seine Macht unterstützt die Schwachen!“
„SEIN MUND SPRICHT NUR DIE WAHRHEIT!“
„Sein Mund spricht nur die Wahrheit!“
„SEIN ZORN ZERSCHLÄGT DIE BÖSEN!“
„Sein Zorn zerschlägt die Bösen!“
Eine kurze Berührung mit der Spitze seiner Kralle folgte, die fast ihren ganzen Rücken ein Stück nach unten drückte. Es war eben jene Geste, die einen Ritter in die Dienste seines Königs zwang, aber gleichermaßen die schwere Hand, wie ein … Handabdruck, der Geborgenheit und Schutz versprach.
„ERHEBE DICH, DRACHENRITTERIN DARNA, TOCHTER DES FEUERS, BESCHÜTZERIN VON DRACHMA!“
Darnas Beine waren ein wenig wackelig, als sie unter dem Schatten seiner Pranke hervor trat.
„MEINE TOCHTER!“
Sein heißer Odem streichelte ihre Haut. Darna war noch ganz ergriffen, aber war auch gut vorbereitet auf diesen Moment. Sie wusste, dass es noch lange nicht vorbei war. Der König senkte sein Haupt wieder auf das Handgelenk seiner rechten Pranke. Etwas seitlich geneigt, betrachtete er das Drachenkind in seiner Linken und dann wieder zu Darna:
„SEIN HERZ TRÄGT DEN WUNSCH ZU WACHSEN. IST DAS AUCH DEIN WUNSCH, RITTERIN DARNA?“
Ein kleines Nicken reichte und er sprach weiter:
„VOR LANGER ZEIT, ALS DIE MENSCHEN NOCH JUNG UND DIE DRACHEN SCHON ALT WAREN, ENTSCHLOSS DER WEISESTE UNSERER RASSE, DIE MENSCHEN ZU BESCHÜTZEN. UND SO VERSAMMELTE ER ALLE DRACHEN UND LIESS SIE SCHWÖREN, IMMER ÜBER DEN MENSCHEN ZU WACHEN. UND ALS ER STARB, WURDE DIE NACHT DURCH SEINE STERNE ERHELLT. SO WAR DER DRACHENHIMMEL GEBOREN. ABER NICHT ALLE VON UNS WERDEN DORT AUFGENOMMEN. NEIN, WIR MÜSSEN ES UNS VERDIENEN! WENN NICHT, MUSS UNSERE SEELE NOCH EINMAL GEBOREN WERDEN UND WIR FLIEGEN UNTER SEINEM HIMMEL, ALS HÄTTE ES UNS NIE ZUVOR GEGEBEN. WIR VERGESSEN WAS WAR UND LEBEN FÜR DAS WAS SEIN WIRD.“
Er betrachtete den winzig wirkenden Jungen in seiner Hand.
„NUTZE DEINE ZWEITE ZEIT WEISE, EDLER VARUKAAZ.“
Dann war es auch für ihren Kleinen soweit. Darna wusste, dass das Blut des Königs fließen würde, doch es war trotzdem ein ergreifender Anblick und ließ sie erschaudern, als der riesige Drache sich in seine Klaue biss, bis Blut hervor quoll. Tatsächlich war sogar ein Lebenssaft gefärbt wie der Regenbogen. Dann hielt er es über den Kopf des kleinen Drachen und der riss brav das Mäulchen auf. Der eine Blutstropfen, fiel wie in Zeitlupe und war der Hals des jungen Drachen streckte sich. Dann zerplatzte die Magie...
Darna hatte kurz die Augen schließen müssen und blinzelte eilig, da sie ja nichts verpassen wollte, doch im ersten Moment war da nur Schimmer um sie herum. Überall war dieser Perlmutt-Staub, legte sich auf Haut und Haar, kitzelte in der Nase und...
TSCHIIIIIEEE!!!
Eine glühend heiße Windböe traf sie so heftig, dass sie nach hinten fiel und gegen die Wange ihres Königs stolperte. Sein Mundwinkel zuckte in ihrem Rücken und sein Lid blinzelte, dann hatte sie sich wieder gefangen. Als sie wieder stand und aufsah formte sich langsam ein riesiger Schattenumriss aus dem Glitzern. Still beobachtete sie den sich langsam nach oben wölbenden langen Bogen, der den Hals ihres Drachen formte. Ein Schauer erfasste sie...
Varukaaz!
Sie fühlte sein Herz schlagen.
Das war IHR DRACHE!
Ihr Herz konnte sich nicht entscheiden ob es bei seinem Anblick stehen bleiben sollte oder davon galoppieren. Aus dem Schimmer glommen Funken auf und ein Glühen verriet seinen sich öffnenden Rachen. Darüber glühten seine feurigen Augen auf und sein Kopf senkte sich langsam zu ihr herab. Rings herum setzte sich langsam der Staub wie herab rieselnde Asche nach einem Großbrand. Erste Dornen wurden sichtbar und Schauer um Schauer jagte über Darnas Haut. Sie konnte das Zittern kaum unterdrücken, dass sie erfasst hatte. Varukaaz senkte die Spitze seines Mauls weiter und hielt gut drei Ellen über ihr an. Seine Lippen warnen ganz nah und sein Atem hätte jedes Haar an ihr verbrannt, wenn sie nicht durch ihn neu geboren worden wäre. Er war so schön, so perfekt, von grausamer Eleganz und Wildheit wie nur das Element Feuer es sein konnte. Das Farbenspiel seiner Schuppen, seiner Dornen und Krallen war wie sie sich es immer für ihn erträumt hatte. Für sie war er perfekt... und sie für ihn.
...
Einen unendlich schönen langen Moment lang hatte sie noch das Gefühl des kleinen tolpatschigen Wesens, dass sich im Innern dieses ausgewachsenen Drachens befand, dann ruckte sein Kopf hoch und er trompetete. Eine Welle reinster Lebensfreude und KRAFT überrollte sie. Fast hätte es ihr wieder die Beine weg gerissen. Sie fühlte alles was er fühlte und es war fast... ein wenig viel? Der Drachenkönig grollte kurz leise und ein letztes Mal hatte Darna das Gefühl ein lautloser Befehl wurde gewechselt. Dann beugte sich Varukaaz über sie.
„EMPFANGE DAS GESCHENK DEINES DRACHEN, RITTERIN DARNA!“
, erklang noch einmal vom Drachenkönig. Varukaaz Mundwinkel zuckten, als würde er grinsen und dieses Mal war er es der sich in eine Fingerkralle biss und ihr über den Kopf hielt. Darna schaute hoch. Sie wusste, sie musste die Augen offen lassen, wenn es schnell gehen sollte.
Das Blut ihres Drachen tropfte ihr ins Gesicht und... ja, wie Protho gesagt hatte, es zwickte schon ein wenig.
SCHEISSE TUT DAS WEH!
...nur das dies nicht ihr Gedanke war. Also es tat schon Scheiße weh, aber es war Varukaaz Worte in ihrem Kopf gewesen. Ihre Augen brannten, als hätte jemand ein Tor zum Harax offen gelassen. Nun, sie wusste es besser, aber es war, wie dieses eine Mal wo ihre Mutter sie zum Bügeln der Spitzendeckchen gezwungen hatte. Darna hatte sich furchtbar verbrannt und das hier war tausend mal intensiver. Trotzdem flutete auch gleichzeitig Magie in sie, die sie vor jeder Hitzeeinwirkung schützte, noch besser als sie es sowieso schon war. Eine innere Flamme entzündete sich in ihr. Feuermagie wurzelte in ihrer Seele, in ihrem Herzen, in ihrem ganzen Sein.
Ich muss mal was ausprobieren...
Varukaaz holte tief Luft. Nö, oder? Da brannte auch schon alles um sie herum. Sein entflammter Odem wirbelte den Staub um sie herum auf und hüllte alles rings um in ein Meer aus Flammen.
Autsch...
So plötzlich wie es angefangen hatte, so schnell erlosch es auch, denn der König hatte ihm seine Pranke auf die Schnauze gelegt.
NICHT HIER, MEIN SOHN!
Varukaaz räusperte sich verlegen und übte sogleich das nächste - seine Stimme:
„Verzeiht, mein König.“
Darna spürte in diesem kleinen Hin und Her, dem kleinen Intermezzo doch eines. Sie war nicht mehr außen vor. Sie war nun ein Teil davon. Sie war ein Teil Drachmas. Wo zuvor sie ihre Gefühle zu Varukaaz nur hatte senden können um ihn zu beruhigen, mit ihm mental hatte sprechen können, aber von ihm nicht mehr als ein Echo seiner Gefühle vernommen hatte, so waren sie nun gleichberechtigte Partner. Sie spürte auch die Präsenz des Drachenkönigs in Varukaaz Blut und damit auch irgendwie in sich. Das alles war neu und irgendwie auch verwirrend. Ganz am Rande ihres Bewusstsein kratzten noch andere Eindrücke und wollten erforscht werden, doch nun drängte der König sie mit nur einem kleinen Schubser seiner Gedanken doch nun seinen Hort zu verlassen.
Varukaaz grinste von einem Reißzahn-reichen Mundwinkel zum anderen. Davon hatte er wirklich beeindruckend viele! Darna spürte, wie sein Kopf sich senkte, damit sie aufsteigen konnte. Zwischen seinen Hörnern fand sie einen guten Platz. Sie spürte wie der König ihnen den Weg zum Ausgang wies und dann ging es auch schon schwankend in die Höhe. Etwas unbeholfen, als müsse er sich seiner Größe noch richtig gewahr werden, taumelte Varukaaz dem Kraterrand entgegen, einem verstecktem Ausgang, der sich für sie just in diesem Moment öffnete.

Blutrot lag der Himmel über ihnen, als stünde die Welt in Brand. Darna hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie wusste nicht, ob der Feuerball am Horizont auf – oder unter ging. Es war auch nicht wichtig, denn in diesem Augenblick spreizte Varukaaz seine Flügel!!!
Ein gellender Schrei zerriss den Himmel!
Ihr Schrei!
Ein Freudenschrei?

(weiter bei: Das Tor zum Himmel)
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