Ein unscheinbares Bürgerhaus

Ein unscheinbares Bürgerhaus in Mitten von Santros. Hier wohnt der einflussreiche Pelgarer Arrond Vesuve. Beschaulich und doch größer als es den ersten Anschein macht, weiß kaum einer, wer Arrond Vesuve wirklich ist.
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Neriélle
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Montag 26. Februar 2024, 09:17

Arunn trug sein Herz nicht nur am rechten Fleck, sondern auch auf der Zunge. Jetzt war er zwar stark alkoholisiert, die Basis für ihr gegenseitiges Vertrauen hatten sie sich aber schon zuvor geschaffen. Arunn öffnete sich ihr auf eine Weise, die sie überraschte und er kam ihr dadurch seelisch so nah, wie kaum jemand zuvor. Neri erkannte, was sie für Arunn fühlte und dass sie sich ihm voll und ganz anvertrauen konnte. Er vertraute ihr seine Gefühle und Gedanken an und gab ihr Raum für ihre. Er sprach auf eine Weise von Calhoun, die ein anderes Licht auf den Dunkelelfen warf. Er war wohl nicht der schweigsame, gefühllose Kerl, als der er sich gab und ab und zu hatte er sie das auch spüren lassen. Vielleicht aber einfach nicht stark oder oft genug. Neri hatte ihn von sich gestoßen und während sie seit dem Verlassen des Waldmenschendorfes stoisch davon ausgegangen war, ihn nie wiederzusehen, und jede andere Möglichkeit gedanklich im Keim erstickt hatte, fragte sie nun Arunn sogar, wo der Elf sein könnte. „Keine Ahnung, … vermutlich sucht er sich eine einsame Hütte, in der er sein kann.“ Neri vernahm es, aber sie schwieg. Sie konnte sich vorstellen, dass Calhoun nur allzu gerne in solch einer einsamen Hütte wäre. Sie dachte für einen Moment an die Hütte der Kräuterhexe, aber viel wahrscheinlicher war doch, dass er mit dem Heer gegangen war. Nur wohin genau..? Das Ganze war über die Zeit noch komplizierter geworden, als es sich schon zu Beginn angefühlt hatte. Mittlerweile tat ihr Calhoun nicht weniger leid als Arunn. Noch während dem Bad hing Neriélle den Gedanken an beiden Männern und auch der Beziehung zwischen ihnen nach. Mit Aryns Tod war ihre Familie zerbrochen und konnte offenbar ohne Arunns Schwester als Bindeglied nicht weiter existieren. Sonst hätte Calhoun wohl nicht ohne Arunn das Dorf verlassen - oder war er gegangen, weil er gewusst hatte, dass zumindest Neri bei dem Menschen bleiben würde? Arunn und sie waren jetzt eine Familie. Dass Calhoun dafür nun irgendwo allein war, fühlte sich komischerweise nicht richtig an. Seufzend tauchte Neri mit dem Kopf unter Wasser. Sie war den Gedanken an Calhoun überdrüssig, der sich immer wieder in ihren Kopf stahl. Was nützte es auch? Selbst, wenn sie wüsste, wo Calhoun war, würde es nichts ändern. Sie hatte den Gedanken für einen Moment zugelassen, aber nachlaufen würde sie ihm dennoch nicht. Es war zu viel passiert und das Mitleid ließ sie nicht blind seine Art des Abschieds vergessen.

Einige Zeit später bat sie Ilona darum, Arunn eine Mahlzeit bereitzustellen und nahm dann dankend ihr Angebot an und übergab ihr ihre getragene Kleidung, die eine Wäsche nur allzu nötig hatte. Dann betrat sie den Innenhof, um Arrond zu treffen. Die Chance, ihn einige Momente zu beobachten, nahm er ihr direkt, denn er hatte sie bereits bemerkt und den Blick gehoben. „Du siehst gut aus!“ Da lächelte Neri und war offenbar nicht überrascht über das Kompliment. Sie trat näher und musterte ihn dabei. "Du auch", erwiderte sie ehrlich, aber das wusste er wohl ebenso gut. Er sah wirklich gut aus. Seine Kleidung wirkte wie angegossen und gab ihm ein formelles und wichtiges Auftreten. Er wirkte so wissend und erhaben, wie sie ihn kennengelernt hatte - was seltsamerweise erst ein paar Stunden her war. Seine Kleidung schmeichelte ihm ungemein. Neri fragte sich erneut, mit wem sie es eigentlich zu tun hatte, aber auf dem Weg zu der Magierin würde wohl genug Zeit bleiben, um die ein oder andere Frage zu klären. „Wollen wir?“ Sie nickte und trat neben ihn auf die inzwischen wuseligen Straßen Santros'. „Ich hoffe, Arunn hat sich nicht daneben benommen? Es wäre doch unangenehm, wenn er nun in Streit verfallen würde.“ Neri schüttelte sacht den Kopf. "Nein, nein. Wir haben das geklärt." Neriélle wusste nun, was hinter Arunns Zusammenbruch steckte und sie konnte nur hoffen, dass er keinen Groll gegen Arrond persönlich hegte. Sie verstand seinen Wunsch nach seiner Familie wie in den guten alten Zeiten, aber den konnte sie ihm nicht uneingeschränkt erfüllen. Doch so, wie sie Arunn kannte, war es unwahrscheinlich, dass er Arrond zürnte und auch unwahrscheinlich, dass er sie zukünftig für ihre körperlichen Ausflüchte verurteilen würde. "Arunn trinkt aber verdammt schnell. Deine Flaschen konnte ich leider nicht mehr retten. Ich hoffe, er ist bis heute Abend ausgenüchtert, sonst verpasst er das Fest, auf das er sich so gefreut hat", fügte sie schmunzelnd an.

Seite an Seite liefen sie durch Santros' Straßen. Neri hielt einen gewissen Abstand zu Arrond und nichts deutete darauf hin, dass sie mehr geteilt hatten als eine gemeinsame Recherche. In den Straßen war es ungewohnt laut für Neris Elfenohren und man merkte die gelöste Stimmung unter der Bevölkerung aufgrund des Nationalfeiertages. Die Elfe brauchte eine gewisse Zeit, um sich wieder an den Trubel zu gewöhnen, und stellte die Fragen in ihrem Kopf hinten an. Zunächst blieb sie also stille Beobachterin. Zuerst hielt sie es für einen Zufall, dass Arrond hier und dort gegrüßt wurde, doch bald häufte sich dieser Umstand auffällig und es war nicht mehr zu leugnen, dass Arrond tatsächlich sehr bekannt war hier in Santros. Er hatte eine gewisse Wirkung auf die Bewohner und strahlte Erhabenheit und Macht aus, mit der er sie auf höflichen Abstand hielt. Vielleicht war es auch das, was ihn so anziehend für Neri machte.
„Wir werden in die Taverne ‚zum lachenden Kamel‘ gehen. Dort habt ihr zuvor vergeblich versucht, ein Zimmer zu bekommen, falls du dich erinnerst. Ich weiß aber, dass ‚die schwarze Dame‘ dort nächtigt.“ Sie nickte und öffnete dann den Mund, doch da lächelte Arrond schon entwaffnend und wusste wohl schon, was ihr auf der Zunge lag. „Du willst vermutlich wissen, wieso sie so heißt – du wirst es erkennen und falls das Gespräch gut verläuft, kannst du sie sicher mal selbst fragen, warum sie sich so nennt.“ Ein feines Lächeln huschte über ihre Lippen. "Und du weißt es natürlich nicht?", fragte sie eine Spur neckend. Arunn hatte ihr erzählt, dass Arrond die Fäden zusammenführte. Neri war sich sicher, dass er ganz genau wusste, wieso sich eine Lichtmagierin lieber als schwarze Dame betiteln ließ. Aber gut, sie würde sich überraschen lassen.
"Was genau ist eigentlich dein Beruf hier in Santros? Die Leute kennen dich ganz offensichtlich und sie bleiben auf Abstand, als hätten sie Sorge, dich auf dem falschen Fuß zu erwischen", teilte Neri ihre Eindrücke mit ihm und sah ihn neugierig an. War es wirklich nur Respekt, den die Bevölkerung vor ihm hatte oder vielleicht auch Angst? Neri zeigte jedenfalls, dass sie ziemlich unbekümmert damit umging und es verriet ihm wohl auch einiges über die Elfe, die mit geschlafen hatte, aber nicht wusste, wer er eigentlich war. Er war ihr sympathisch, zwischen ihnen hatte es geknistert und es hatte sich eine Gelegenheit aufgetan. Mehr als das zählte für Neri dann oft auch gar nicht. Ob das Arrond jedoch schmeichelte, musste er wissen.
"Wo habt ihr euch, Arunn und du, eigentlich kennengelernt?", fragte sie dann bei der nächsten Gelegenheit weiter. Während dem Großteil ihrer Reise war der Dessarier dem Tod näher als dem Leben gewesen und so hatten sich keine Gelegenheiten für tiefe Gespräche wie vorhin ergeben. Neri erhoffte sich, mehr über Arunn zu erfahren, nahm sich im Stillen aber auch vor, sich zukünftig mehr Zeit für Arunn zu nehmen und ihn selbst mal genauer auszufragen.
Sie gingen ein Stück weiter und Neri hoffte, dass der Weg noch etwas dauern würde, denn ihr lag noch eine weitere Frage auf der Zunge. Die goldenen Augen kletterten an Arronds Statur bis zu seinem Gesicht hinauf. Sie wartete, bis sich möglichst wenige Menschen in ihrer direkten Nähe aufhielten, bevor sie ihrer Neugierde nachgab. "Wer ist Eleyna? Wieso ist sie nicht die Frau an deiner Seite?", fragte sie dann frei heraus und fragte so ruhig danach, als würden sie über das Wetter reden. Da war keine Eifersucht, sondern nur reine Neugierde. Die Frau schien ihn zu beschäftigen und offenbar erinnerte Neri ihn an sie. Da wollte sich Neri doch wenigstens ein Bild vom Geist seiner Vergangenheit machen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. März 2024, 09:54

Sie beide gaben ein recht schickes Paar ab, während sie durch die gepflasterten Straßen von Santros gingen. Arrond hatte es nicht eilig und so blieb Zeit, hier und dort das Getümmel zu beobachten. Im Grunde war Santros wirklich riesig und voller Geheimnisse, aber aufgrund des Feiertags bekam man kaum Gelegenheit, weiter als bis zu seinem Nebenmann zu blicken. Für eine Elfe aus Shyáná Nelle, war die Größe der Stadt vermutlich weniger beeindruckend, denn auch im paradiesischen Tal gab es viel zu bestaunen. Allerdings war Santros um einiges lauter, geschäftiger, voller. Hier tummelten sich bereits an normalen Tagen so allerlei Völker und gaben einen internationalen Eindruck. Neri aber musste sich derzeit nicht groß mit der erschlagenden Umgebung beschäftigen. Sie hatte genug an Arrond zu beobachten. Tatsächlich schien er bekannter zu sein, als man meinte und so zollten die anderen, meist Einheimischen, ihm höflichen Respekt. Dabei wurde stets auch freundlich mit einem leichten Nicken gegrüßt aber nicht jede Hand musste geschüttelt werden. Dann kämen sie womöglich gar nicht mehr vom Fleck. "Was genau ist eigentlich dein Beruf hier in Santros? Die Leute kennen dich ganz offensichtlich und sie bleiben auf Abstand, als hätten sie Sorge, dich auf dem falschen Fuß zu erwischen", fiel Neri auf und der Mensch schmunzelte. Arrond aber war niemand, der sich Respekt durch Angst erkaufte. Der Mann war schon immer sehr charismatisch und äußerst integer. Er hielt sein Wort und wenn er es nicht halten konnte, machte er keine Versprechungen. Niemand derjenigen, die ihn erkannte, wirkte wahrlich verängstigt. Keiner duckte sich zügig oder senkte das Haupt aus devoter Haltung. Arrond betrieb keine Schreckensherrschaft. Er löste Probleme. „Ob man es Beruf nennen kann? Ich fürchte, ich bin da in Ermangelung von wahren Fähigkeiten hineingeraten.“, begann er und schmunzelte noch immer. „Ich stamme aus Pelgar. Geboren und aufgewachsen. Ich war ein gelangweilter, ungestümer Geist, der sich nicht vorstellen konnte, ohne Heldentum und Ehre etwas zu erreichen. ‚Leider‘ war mein Vater Schneider und meine Mutter verkaufte kleine Törtchen auf dem Markt.“, erzählte er und führte Neri derweil weiter. Arrond hatte inzwischen einen gewissen, schlendernden Gang eingenommen und die Hände auf dem Rücken verschränkt. Immer wieder streifte Neri ein Blick, wenn er mit ihr sprach, aber er sondierte auch die Umgebung.
„Da war von Ruhm und Ehre nicht viel zu spüren. Versteh mich nicht falsch – ich habe nie die Arbeit meiner Eltern geringgeschätzt, aber ich wollte mehr vom Leben. So ging ich zum Militär und verschaffte mir dort einen annehmbaren Namen. Ich stieg im Rang höher, schuftete hart, kämpfte, sobald die Gelegenheit sich bot. Irgendwann“, er klopfte gegen sein Bein, das er immer wieder mal etwas nachzog, auch wenn er es gut verbergen konnte, „machte mir das hier einen Strich durch die Rechnung des aufstrebenden Militanten.“, er lachte sympathisch auf. „Ich wurde aus dem aktiven Dienst versetzt und das mit nur 25 Jahren. Kannst du dir meine Verbitterung vorstellen?“, er zwinkerte. „Ich wollte etwas erleben. Wollte handeln. Stattdessen wurde ich an den Schreibtisch verbannt und bekam dort langweilige Schreibarbeit. Nun… jene Arbeit entwickelte sich dann irgendwann doch noch zu interessanten Möglichkeiten und“, er sah sich kurz einmal um, „ich lernte den Wert von Informationen kennen. Ich wurde zum Händler. Händler für Informationen, für Austausch und Wissen. Tatsächlich habe ich darin meine Berufung gefunden und kann überall auf der Welt damit Arbeit finden.“, er schmunzelte immer noch. Er hatte ihr einiges erklärt, aber auch nicht alles haarklein verraten. Arrond war ein vorsichtiger Mann und trotzdem sympathisch genug, um nicht alles hinter Schloss und Riegel zu halten. Und Neri gewann eine ungefähre Vorstellung, was er machte. Spionage war überall ein fester Bestandteil der Welt. Und er gehörte wohl zu den Besten.

Neri’s Interesse blieb jedoch bestehen und so wollte sie mehr wissen: "Wo habt ihr euch, Arunn und du, eigentlich kennengelernt?" Nun lachte Arrond, führte sie kurz an einer Gruppe Kinder vorbei und weiter eine schmale Gasse entlang, die links und rechts scheinbar Läden für allerlei anbot. Neri konnte Kerzen erkennen, Nippes, kleine Holzschnitzereien, aber auch einen Sattler, einen Instrumentenladen und tatsächlich auch das kleine Spa, das sie bereits beim Hereinkommen hatten sehen können. Doch all das war nicht ihr Ziel. „Arunn kam nach Pelgar, bevor es von den Dunklen überrannt wurde. Lange vorher, meine ich. Er und ich besuchten dieselbe Taverne und er fiel durch sein loses Mundwerk auf. Ich wollte meinen ‚Kummer‘ über meine außerplanmäßige Versetzung in den Innendienst ertränken und Arunn verhinderte das, da er sich mit einigen üblen Kerlen anlegte.“, er lachte bei der Erinnerung gutmütig. „Er schaffte die Kurve nicht und redete sich und die anderen nur in Rage. Sie machten sich über seine Größe lustig, seine Herkunft und darüber, dass Dessaria der…“, er überlegte, „wie drückten sie sich aus? Ah, der ‚Pickel am Arsch von Celcia‘ wäre. Nun, du kannst dir vorstellen, wie Arunn das aufnahm. Er ist ein stolzer Dessarier – mit Recht.“, wieder änderte er die Richtung und sie kamen in eine breitere Gasse mit eher Wohngebiet. Die Häuser waren nicht sehr groß, aber sie wirkten instand. „Ich mischte mich ein und bombardierte die Soldaten mit allerhand Informationen zu Dessaria. Das vergraulte sie gelangweilt und die Gemüter kühlten sich ab. Arunn aber blieb und …“, er lächelte milde, „der Rest ist Geschichte. Ich glaube, er hatte damals seine Schwester frisch verloren. Er war am Boden zerstört.“ Arrond blieb kurz stehen. „Du meine Güte, das ist jetzt… auch schon 15 Jahre her…“, er schüttelte den Kopf. „Hat ihm schwer zu schaffen gemacht. Und ich schätze, dass es das noch tut.“, er überlegte. „Es müsste sich sogar ihr Todestag bald jähren, wenn ich mich richtig erinnere. Meist geht es ihm dann bedeutend schlechter als an den anderen Tagen.“, sinnierte er und verfiel dann für einen Moment in Schweigen. Neri wartete, bis sich das Gedränge etwas auflöste. Tatsächlich waren alle bereits auf dem Weg in den Hafen, sodass sich hier langsam die Wege klärten.
"Wer ist Eleyna? Wieso ist sie nicht die Frau an deiner Seite?" Prompt blieb Arrond stehen und drehte sich zu Neriélle um. Er blickte sie forsch an, doch dann erinnerte er sich an seine gute Erziehung und wurde wieder milder im Ausdruck. Nun bröckelte die erhabene Fassade etwas und er fühlte sich ertappt. „Ich hätte mir denken können, dass du das nicht vergisst, hm?“, lächelte er verlegen und räusperte sich kurz darauf. Arrond legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. Er wartete noch, bis ein Pärchen kichernd und turtelnd an ihnen vorbeigegangen war und blickte ihnen nach. Offenbar fragte er sich selbst, wieso sie nicht die Frau war, doch dann schüttelte er den Kopf. „Eleyna… ist eine Mischlingselfe. Halb Mensch, halb Dunkelelfe. Sie …“, er stockte. Er konnte nicht richtig darüber sprechen, da er sie in Gefahr bringen würde. „Wir lernten uns in Pelgar kennen, als man sie dort festhielt. Ich wurde ihr zugewiesen, sie zu befragen, ihre Reputation zu verifizieren.“, erklärte er. Er lächelte schmal. „Wir wurden Freunde. Und irgendwie…“, es war ihm sichtlich unangenehm und fiel ihm nicht leicht, darüber zu sprechen. Trotzdem wollte er Neri nicht im Regen stehen lassen. Nicht, nachdem sie miteinander geschlafen hatten und ihm dieser Fauxpas passierte. „Sie vertraute mir. Bedingungslos. Und ich wusste, dass man ihr dasselbe entgegnen konnte. Trotz ihrer Herkunft und ihrem Leben in Morgeria. Sie ist eine echte Kämpferin, lässt sich nicht unterkriegen und doch... Sie hatte es niemals leicht in ihrem Leben und selbst in meiner Gegenwart, schlug ihr Misstrauen heftig entgegen.“, er sah Neri wissend an. „Rodrick hast du ja bereits kennengelernt“, erinnerte er sie an den Auftritt des Mannes, während sie aßen. „Er hat ihr das Leben – zumindest verbal – nicht leichter gemacht. Wie auch immer. Jedenfalls… um das ganze abzukürzen, ich musste ihr übel mitspielen und… ihr Vertrauen in mich zerstören, weil ich sie schützen wollte. Ihr Leben ist eine ständige Flucht und…“, er hielt inne. Arrond verfiel in Schweigen und schien sich daran zu erinnern, wie er sie verprellt hatte. Bedauern lag in seinen Zügen. Ehrliches, aufrichtiges und schmerzhaftes Bedauern.
„Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das richtige getan habe. Aber sie … wird niemals mehr zurückkommen und selbst wenn, dann würde sie mir nicht mehr vertrauen.“, er hob die Schultern. „Ich kann nur hoffen, dass ihr Leben eine glücklichere Wendung nehmen wird und sie endlich ihren Frieden findet. Wo auch immer.“, sagte er und Aufrichtigkeit lag darin. Es war ein schmerzhaftes Kapitel und Neri wurde Zeugin dessen. Arrond führte Neri noch mal um eine Biegung. Tatsächlich hatte er einen etwas längeren Weg gewählt, aufgrund des Gesprächs und bewies, dass er sich auch in der Stadt gut auskannte. Er hatte Neri ein wenig von dem ganzen Trubel weggeführt und ihnen somit gewisse Ruhe ermöglicht. Nun aber standen sie am oberen Ende einer Gasse und er deutete auf die gut besuchte Taverne, vor der sie sich bereits die Nase gestoßen hatten. „Wollen wir?“, fragte er und gab Neri Gelegenheit, sich auch mit weiteren Fragen an ihn zu wenden.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Sonntag 3. März 2024, 10:19

Sie hatten gefühlt alle Zeit der Welt, als sie zusammen durch Santros' Straßen liefen. Im Laufe des Gesprächs wurde deutlich, dass es einiges über die Männer zu erfahren gab, die Neri aktuell oder vor nicht allzu langer Zeit begleiteten. Mit ihren Fragen gab die Elfe offen zu, dass sie keine Ahnung hatte, was Arrond eigentlich für einen Beruf ausübte, und erntete dafür ein Schmunzeln von ihm. „Ob man es Beruf nennen kann? Ich fürchte, ich bin da in Ermangelung von wahren Fähigkeiten hineingeraten. Ich stamme aus Pelgar. Geboren und aufgewachsen. Ich war ein gelangweilter, ungestümer Geist, der sich nicht vorstellen konnte, ohne Heldentum und Ehre etwas zu erreichen.“ Nun war es Neriélle, die schmunzelte. Die Eigenschaft ungestüm wäre ihr bei seinem Anblick nicht als Erstes in den Sinn gekommen und sie versuchte, sich Arrond in jungen Jahren vorzustellen. „‚Leider‘ war mein Vater Schneider und meine Mutter verkaufte kleine Törtchen auf dem Markt. Da war von Ruhm und Ehre nicht viel zu spüren. Versteh mich nicht falsch – ich habe nie die Arbeit meiner Eltern geringgeschätzt, aber ich wollte mehr vom Leben.“ Da nickte Neri verstehend, denn gerade die Shyánerin konnte nachvollziehen, wie es sich anfühlte, mehr erleben zu wollen. "Das kann ich verstehen", warf sie kurz ein und hörte dann seinen Ausführungen weiter aufmerksam zu. „So ging ich zum Militär und verschaffte mir dort einen annehmbaren Namen. Ich stieg im Rang höher, schuftete hart, kämpfte, sobald die Gelegenheit sich bot. Irgendwann machte mir das hier einen Strich durch die Rechnung des aufstrebenden Militanten.“ Ihr goldener Blick folgte seinem Deuten hinunter zu seinem Bein, ehe sie verstehend zurück in seine blaugrauen Augen schaute. Sein sympathisches Auflachen ließ auch Neri unweigerlich etwas breiter lächeln. „Ich wurde aus dem aktiven Dienst versetzt und das mit nur 25 Jahren. Kannst du dir meine Verbitterung vorstellen? Ich wollte etwas erleben. Wollte handeln.“ "Ohja, das kann ich mir vorstellen", erwiderte sie ehrlich verstehend. „Stattdessen wurde ich an den Schreibtisch verbannt und bekam dort langweilige Schreibarbeit.“ "Das klingt furchtbar", warf sie ein und grinste gutmütig, während es in den Augen schelmisch funkelte. Sie meinte es nur halbernst. Früher musste das wirklich furchtbar für ihn gewesen sein. Aber am Ende hatte ihn diese Wendung, so vermutete sie, zu dem gemacht, der er heute war, und er schien nicht das schlechteste Leben zu leben. „Nun… jene Arbeit entwickelte sich dann irgendwann doch noch zu interessanten Möglichkeiten und ich lernte den Wert von Informationen kennen. Ich wurde zum Händler. Händler für Informationen, für Austausch und Wissen. Tatsächlich habe ich darin meine Berufung gefunden und kann überall auf der Welt damit Arbeit finden.“ Sie ließ sich seine Worte für einige Momente durch den Kopf gehen. "Wissen ist Macht", murmelte sie dann wissend. Diesen Spruch hörte man doch so oft in seinem Leben. Arrond war wohl die Personifizierung dieses Ausspruchs. "Dann hatte die Sache mit deinem Bein wohl doch auch etwas Gutes. Sonst wärst du nicht der Mann, der du heute bist", äußerte sie dann ihre Gedanken, was sie auch tatsächlich ehrlich so meinte.

Sie gingen ein Stück weiter und Neri nutzte die Gelegenheit, um folgend auch mehr über Arunn in Erfahrung zu bringen. Neris Blick flog lächelnd von den Kindern, die sie passierten, weiter über die kleinen Läden, die hier ihren Standort hatten. Die Augen musterten für einen Moment die hier dargebotenen Dinge, hefteten sich dann aber an Arrond, als dieser erzählte, wie er Arunn kennengelernt hatte. „Arunn kam nach Pelgar, bevor es von den Dunklen überrannt wurde. Lange vorher, meine ich. Er und ich besuchten dieselbe Taverne und er fiel durch sein loses Mundwerk auf.“ Für einen Moment schnaubte Neri amüsiert, weil sie das keineswegs überraschte. „Ich wollte meinen ‚Kummer‘ über meine außerplanmäßige Versetzung in den Innendienst ertränken und Arunn verhinderte das, da er sich mit einigen üblen Kerlen anlegte.“ Bei seinem Lachen grinste Neri breit, denn sie konnte sich auch das nur allzu gut vorstellen. „Er schaffte die Kurve nicht und redete sich und die anderen nur in Rage. Sie machten sich über seine Größe lustig, seine Herkunft und darüber, dass Dessaria der… wie drückten sie sich aus? Ah, der ‚Pickel am Arsch von Celcia‘ wäre.“ "Sehr charmant", warf Neri trocken ein, aber ihre Augen funkelten noch immer amüsiert. „Nun, du kannst dir vorstellen, wie Arunn das aufnahm. Er ist ein stolzer Dessarier – mit Recht.“ "Er hat vermutlich kein Blatt vor den Mund genommen", ahnte sie bereits. „Ich mischte mich ein und bombardierte die Soldaten mit allerhand Informationen zu Dessaria. Das vergraulte sie gelangweilt und die Gemüter kühlten sich ab.“ Da schnaubte Neri abermals amüsiert auf, denn irgendwie konnte sie sich auch gut vorstellen, wie Arrond jemanden in Grund und Boden diskutierte, ohne die Contenance zu verlieren, bis seinem Gegenüber die Worte ausgingen. „Arunn aber blieb und der Rest ist Geschichte.“ Neriélle sah das milde Lächeln auf seinen Lippen und unweigerlich spiegelte sie dieses Lächeln. Die beiden Männer hatten vermutlich direkt Freundschaft geschlossen und die Elfe fand es schön, zu wissen, dass Arunn so einen guten Freund hatte. „Ich glaube, er hatte damals seine Schwester frisch verloren. Er war am Boden zerstört.“ Als Arrond stehen blieb, tat es Neri ihm gleich. Ihr vorheriges, lockeres Lächeln gefror mit einem Mal, als er so unvermittelt von Aryn sprach. „Du meine Güte, das ist jetzt… auch schon 15 Jahre her…“ "15 Jahre?", wiederholte sie ungläubig und räusperte sich einen Moment, weil sich ihre Kehle plötzlich trockener anfühlte. Es hatte sich noch kein rechter Zeitpunkt ergeben, um genauer mit Arunn über den Tod seiner Schwester zu reden. Sie hatte aber nicht erwartet, dass ihr Tod schon so lange zurücklag. „Hat ihm schwer zu schaffen gemacht. Und ich schätze, dass es das noch tut. Es müsste sich sogar ihr Todestag bald jähren, wenn ich mich richtig erinnere. Meist geht es ihm dann bedeutend schlechter als an den anderen Tagen.“ Für einen Moment wusste Neri nicht, was sie sagen sollte. "Das erklärt einiges. Er vermisst sie sehr", murmelte sie recht hilflos und dachte an Arunn, der seinen Kummer ertränkte, weil er gerade jetzt so sehr an seine Schwester denken musste. Jetzt, nachdem er ihr seine Gefühle und Gedanken offenbart hatte, war es kein Wunder, dass es ihn so kalt erwischt hatte, sie mit Arrond zu sehen.. Während sie weitergingen, musste sie aber nicht nur an Arunn denken. Sie dachte auch an Calhoun, der ebenfalls seit 15 Jahren versuchte, über Aryns Tod hinweg zu kommen. Neri hatte jedenfalls nicht den Eindruck gewonnen, dass ihm dies bisher gelungen war. Dafür war er zu sehr aus der Haut gefahren, als sie ihm die unberechtigten und verletzenden Vorwürfe, seine Ehe betreffend, an den Kopf geworfen hatte. Und das lag nicht daran, dass sie versucht hatte, seinen Stolz zu verletzen, da war sich Neri sicher. Nein, sie hatte ihn sicherlich ordentlich getroffen in der Hütte. Sie dachte an seine verschwiegene Art zurück und daran, wie viele Jahre er diese Mauer um sich herum errichtet hatte. Es war kein Wunder, dass sich diese nicht so einfach einreißen ließ und Neri fragte sich, ob der Dunkle das überhaupt wollte. Auf irgendeine Weise hatte sie ihm ja offensichtlich gefallen, aber es hatte nicht gereicht, um ihr zu vertrauen und sich ihr gegenüber zu öffnen. Mit einem Seufzen kehrte Neri in die Wirklichkeit zurück.

Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie sie in eine weitere Straße eingebogen waren. Das Gedränge war hier bedeutend weniger und Neri atmete tief durch. Um sich von Calhoun abzulenken, nutzte sie die Chance, etwas über Arronds Geist zu erfahren. Vielleicht war es auch ihren eigenen unliebsamen Gedanken geschuldet, dass sie offenbar zu energisch nach Eleyna fragte. Sie bemerkte es daran, dass Arrond mit einem Mal stehen blieb und sie eher unwillig ansah. Da realisierte Neri, dass sie wohl etwas zu harsch gefragt hatte, doch da zeichnete sich in Arronds Mimik schon eine gewisse Milde ab. Nun war es Neri, die entwaffnend lächelte. „Ich hätte mir denken können, dass du das nicht vergisst, hm?“ "Dein Timing hätte besser sein können", erwiderte sie neckend wie zur Erklärung. Er konnte jedoch auch heraushören, dass es sie eher belustigte und sie es ihm nicht erzürnt nachtragen würde. Während er sich sammelte, beobachtete sie ihn schweigend und abwartend, konnte aber keinen Hehl um ihre Neugierde machen. „Eleyna… ist eine Mischlingselfe. Halb Mensch, halb Dunkelelfe. Sie …“ Neri gab ihm die Zeit, die er brauchte, und sah ihn mit ruhiger und abwartender Miene an. „Wir lernten uns in Pelgar kennen, als man sie dort festhielt. Ich wurde ihr zugewiesen, sie zu befragen, ihre Reputation zu verifizieren. Wir wurden Freunde. Und irgendwie…“ Da funkelten Neriélles Augen wissend, auch ohne dass er direkt aussprach, was er ihr gegenüber fühlte. „Sie vertraute mir. Bedingungslos. Und ich wusste, dass man ihr dasselbe entgegnen konnte. Trotz ihrer Herkunft und ihrem Leben in Morgeria. Sie ist eine echte Kämpferin, lässt sich nicht unterkriegen und doch... Sie hatte es niemals leicht in ihrem Leben und selbst in meiner Gegenwart, schlug ihr Misstrauen heftig entgegen. Rodrick hast du ja bereits kennengelernt.“ Neri nickte und er konnte nun die Frage in ihren Augen erkennen, was der unfreundliche Diener damit zu tun hatte. „Er hat ihr das Leben – zumindest verbal – nicht leichter gemacht. Wie auch immer.“ Die Elfe schnaubte nur leise, aber es verdeutlichte ihm, dass sie sich das trotz ihres kurzes Aufeinandertreffens nur allzu gut vorstellen konnte. „Jedenfalls… um das ganze abzukürzen, ich musste ihr übel mitspielen und… ihr Vertrauen in mich zerstören, weil ich sie schützen wollte. Ihr Leben ist eine ständige Flucht und…“ Arrond brach ab und Neri musterte ihn eingehend. Was er getan hatte, klang einerseits widersprüchlich, wenn er die Elfe, trotz seiner Gefühle, hinters Licht geführt und derart verprellt hatte. Auf der anderen Seite hatte er sich offenbar Sorgen um ihr Leben gemacht. Neri schwieg und wartete, doch als ihr die Stille zu lang vorkam, öffnete sie schließlich doch den Mund. "Vielleicht würde sie es verstehen, wenn du eine Gelegenheit zur Erklärung bekommst." Etwas in ihr wollte Arrond Mut machen. Er war ihr sympathisch. Es überraschte sie, dass zwischen ihm und Eleyna nichts geschehen war, und es tat ihr leid, denn es war dem Menschen deutlich anzusehen, dass er sich das aus tiefstem Herzen gewünscht hatte. Arronds gesamte Haltung strahlte mit einem Mal ein tiefes Bedauern aus, dass sogar Neri klar wurde, wie sehr er mit der Vergangenheit haderte. „Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das richtige getan habe. Aber sie … wird niemals mehr zurückkommen und selbst wenn, dann würde sie mir nicht mehr vertrauen. Ich kann nur hoffen, dass ihr Leben eine glücklichere Wendung nehmen wird und sie endlich ihren Frieden findet. Wo auch immer.“ Erneut schwieg Neri und dachte darüber nach. Sie war nicht gerade dafür bekannt, eine heillose Romantikerin zu sein und irgendwelche gut gemeinten, aber nicht angemessenen Ratschläge zu verteilen. Im Stillen gab sie ihm Recht, denn an Eleynas Stelle würde sie wohl nicht mehr zu ihm zurückkehren. Andererseits waren sie doch alle nicht frei von Fehlern.. "Vielleicht kreuzen euch eure Wege irgendwann noch einmal. Vielleicht bekommst du eine Chance, ihr ehrlich zu sagen, wieso du so gehandelt hast." Für einen Moment sah sie auf ihre Hände hinab. Das Abbild eines verletzten Dunkelelfen spukte für einen Moment durch ihren Kopf. "Vielleicht kannst du dich dann entschuldigen", murmelte sie und wirkte für einen Moment in Gedanken woanders, als würde sie die Worte eher zu sich selbst sagen. Dann rief sie sich mit einem kurzen Kopfschütteln zur Ordnung und sah zurück in sein Blaugrau, während sie sich um ein Lächeln bemühte. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht.." Sie seufzte und wusste nicht, wie sie es formulieren sollte. "Ich hatte nicht erwartet, dass eure Geschichte so.. ernst ist", gab sie dann etwas leiser zu. Vielleicht hätten ihr Arronds vorherige Reaktionen ein Anhaltspunkt dafür sein können, wie viel Herzschmerz sich wirklich bei dem Gedanken an seinen Geist verbarg. Andererseits hatte der Mensch seine Gefühle ziemlich gut zu überspielen gewusst.
Inzwischen standen sie in einer anderen Gasse und Arrond deutete auf die Taverne, die Neri nun wieder erkannte. „Wollen wir?“ Neri nickte. "Widmen wir uns wieder meiner Vergangenheit." Mit einem schiefen Grinsen schaute sie zu Arrond hinauf und schritt an seiner Seite zur Taverne. Nach einigen Schritten blieb sie aber doch noch einmal kurz stehen, weil ihr noch etwas einfiel. "Kannst du mir noch erzählen, was genau in Pelgar passierte, als das dunkle Volk die Stadt belagerte? Du warst dabei, nicht wahr? Wie lange ist das eigentlich her? Und Larial..? Hat sie die Belagerung noch erlebt?" Neri hoffte, dass ihr dieses Wissen im Gespräch mit der schwarzen Dame helfen würde. Außerdem interessierte sie das Schicksal der Elfe, über das sie noch nicht abschließend geredet hatten.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Montag 4. März 2024, 15:15

"Dann hatte die Sache mit deinem Bein wohl doch auch etwas Gutes. Sonst wärst du nicht der Mann, der du heute bist." Er warf ihr einen Blick zu und nickte dann. „Das stimmt!“, pflichtete er ihr bei und hatte inzwischen seinen Frieden mit seinem Werdegang gemacht. Arrond war jemand, der in sich ruhte. Auch wenn nicht alles immer nach seinem Plan verlief. Nachdem er auch von Arunn erzählt hatte und Neri zudem weitere Informationen erteilte, durfte sie Zeugin davon werden, dass auch ein Arrond nicht immer alles richtig machte. Er sah in dem Verprellen von Eleyna ein bedauernswertes, aber notwendiges Übel und brauchte einfach noch Zeit, sich damit dann auch wohlzufühlen. "Vielleicht würde sie es verstehen, wenn du eine Gelegenheit zur Erklärung bekommst." Sie wollte ihm Mut machen und er dankte es ihr mit einem aufrichtigen Schmunzeln. Er nickte und sog die Luft tief ein. „Vielleicht…“, murmelte er und Neri erkannte, dass er Schwierigkeiten damit hatte, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es gab wohl im Leben immer wieder gewisse Situationen, bei denen man an einem Scheideweg stand. Bei denen man nur eine Richtung wählen und dann auch gehen musste. Kein Zurück, kein Kreuzen des anderen Weges. Man entschied sich und schließlich ging das Leben weiter. "Vielleicht kreuzen euch eure Wege irgendwann noch einmal. Vielleicht bekommst du eine Chance, ihr ehrlich zu sagen, wieso du so gehandelt hast." Arrond streckte sich einmal und versuchte das Unangenehme des Themas abzuschütteln. „Das Leben verteilt selten zweite Chancen, Neriélle. Und wenn, dann ist es meist schon zu spät. Aber ja, wenn ich ihr je wieder begegnen sollte, dann nutze ich eine Chance, mich zu entschuldigen. Sofern es ihr wichtig wäre, das zu hören“, murmelte er. Auch Neriélle vermischte ein wenig das Gehörte mit ihrem eigenen Leben. Sie hatte im Bezug auf Calhoun sehr vorschnell und vor allem emotional gehandelt. Er hatte sie ein wenig kalt erwischt, wenn sie ehrlich war, und dann ging alles zu schnell, zu forsch voran, dass gar keine Basis hatte entstehen können. Die Dinge, die Neri nun bereits über den Elfen erfahren hatte, waren allesamt keine Gesprächsthemen für ‚mal eben zwischendurch‘ und mit etwas mehr Geduld, hätten sich diese vielleicht von selbst ergeben. Auf der anderen Seite hatte sie ihm – einem Dunkelelfen – nicht zugetraut, dass er überhaupt etwas fühlte. Die Lage war verzwickt und das erkannte sie nun. Ob sie eine zweite Chance erhalten würde? Und wenn sie eintreten würde… Was würde sie dann tun? Ob sie dann auch die richtigen Worte finden könnte? Das alles war furchtbar hypothetisch und der eher sorglos lebenden Elfe für den Moment zu schwermütig. Jetzt hatten sie andere Dinge im Sinn als sich auf Männer und Frauen und dahintersteckende Gefühle zu konzentrieren. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht.. Ich hatte nicht erwartet, dass eure Geschichte so.. ernst ist.“ Arrond schüttelte amüsiert den Kopf und winkte ab.
„Schon in Ordnung. Es ist wichtig, dass man manchmal die Hintergründe kennt, um gewisse Begebenheiten zu verstehen!“, sagte er weise und erneut spielte er auf die Situation mit Calhoun an, ohne es zu wissen. Nun aber deutete er auf die Taverne ‚Zum lachenden Kamel‘. Und auch Neriélle wollte wieder den Fokus auf die Sache mit ihrer Vergangenheit lenken. Das war dann doch das angenehmere Thema – irgendwie.

Das Schild mit einem Kamel, das sich auf dem Rücken zu kugeln schien und dessen Maul zu einer lachenden Fratze verzogen war, vor Augen, gingen sie nebeneinander die Gasse hinunter und hörten bereits das Geschnatter von drinnen. Davor standen hier und dort einige Grüppchen, doch es war längst nicht mehr so voll, wie zu ihrer Ankunft. Als sie erneut stehenblieb, wandte sich Arrond um und musterte sie fragend. "Kannst du mir noch erzählen, was genau in Pelgar passierte, als das dunkle Volk die Stadt belagerte? Du warst dabei, nicht wahr? Wie lange ist das eigentlich her? Und Larial..? Hat sie die Belagerung noch erlebt?" Arrond stutzte, doch dann schloss er wieder zu ihr auf und stellte sich vor sie, um ein wenig vertraulicher zu sprechen. „Pelgar fiel vor vielen Monaten. Larial hat das nicht mehr miterlebt, denn sie wurde hingerichtet. Man bescheinigte ihr den Wahnsinn und … nun ja, vielleicht war es rückblickend auch gnädig, dass sie das nicht miterleben musste.“ Sein Blick wurde düster und sein Gesicht ernst. „Ich habe miterlebt, als sie einfielen. Ich erinnere mich, dass Rodrick kurz vorher noch Eleyna beschuldigte, dass sie uns diese Information nicht mitgeteilt hatte. Aber sie wusste es nicht… nicht rechtzeitig. Sie erfuhr es erst als die Truppen der dunklen Armee schon vor unseren Türen stand und …“, er schwelgte in Erinnerungen, „sie erklärte mir, dass sie sofort nach Pelgar aufbrach und mich suchte. Wir fanden uns aber erst Wochen später wieder hier in Santros.“, schloss er und kehrte mit seinem Blick zu Neri zurück. „Wenn eine Stadt eingenommen wird, ist das immer mit hohen Verlusten, Schmerz und sehr viel Leid verbunden. Chaos… Tod… Ich erinnere mich an viele Szenen, die ich lieber vergessen möchte und nie wieder loswerde.“ Er schüttelte den Kopf und atmete schwer. „Ich möchte dich nicht mit diesen Dingen belasten, Neriélle“, lächelte er auf sie herab. „Komm, lass uns nachsehen, was die ‚schwarze Dame‘ zu berichten weiß, dass dir weiterhilft.“ Arrond wandte sich wieder um und wartete, dass Neri ihm folgte, bis er dann die Taverne betrat.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Sonntag 9. Juni 2024, 22:15

Rhuna und Neri kommen von: In den Gassen der Stadt

Arrond hatte derweil die Tür geöffnet und ließ seine Gäste eintreten. Mallahall hatte sich ein wenig zurückgehalten und schien ihren Gedanken nachzuhängen, wie es auch Neri und Rhuna wohl taten. Niemandem war nach größeren Gesprächen zumute und so betraten sie nacheinander die Schlupftür, die in das weitaus größere Tor eingelassen war und wurden bereits von einem reichlich missmutig aussehenden Arunn erwartet: „Na endlich! Ich warte hier schon eine halbe Ewigkeit und habe keinen Schimmer, wo ihr alle seid!“, quäkte er und auch Pitt hatte sich an seine Seite gesellt und sah tadelnd Neriélle an. „GANZ genau!“, pflichtete das Ottsel bei, während Jún sich zu Yedan durchwustelte und an seinen Haaren zupfte, ehe es zu Rhuna hüpfte, um es sich dort bequem zu machen. Pitt aber hob seine kleine Kralle und hielt Neri auf, sollte sie etwas sagen wollen. „Wo warst du, wieso dauerte das so lange und – wer ist das da?“, deutete er auf Mall, die eine Augenbraue hob und dann schief lächelte. Sie nahm den Schleier vom Gesicht und neigte etwas den Kopf. Arunn starrte sie an. „Hallochen!“, grinste er dann aber breit und Mall lachte leise. „Erfreut. Mallahall“, stellte sie sich vor, während Arunn ihre Hand ergriff, die sie ihm entgegenstreckte und einen angedeuteten Kuss darauf hauchte. „Ebenso! Arunn Kieswetter!“, grinste er und ließ von ihr ab. Mall warf einen Blick zu Neri. „So so, der zweite Freund, nehme ich an“, kombinierte sie und Arunn musterte Neri. „Zweiter …?“, hakte er nichtverstehend nach, ehe Arrond das Wort ergriff. Er hob beschwichtigend die Hände. „Also, bevor das hier in langen Arien ausartet: Arunn, Calhoun ist in der Stadt. Wir konnten ihn vor dem Galgen bewahren, er erwartet dich im lachendem Kamel – falls dir danach ist. Neriélle und Mallahall, sowie Rhuna müssen ein Ritual für Neri durchführen, damit sie herausfinden kann, wo ihre Wurzeln liegen. Und Yedan sollte sich etwas ausruhen, er scheint sich eine Erkältung eingefangen zu haben!“, fasste er die Geschehnisse weitaus knapper zusammen, als es vielleicht die Anwesenden getan hätten. Dennoch sah Arunn einen Moment begriffsstutzig drein, ehe er dann verstehend nickte. „Alles klar. Ritual, Ausruhen, Calhoun- CALHOUN?!“, blaffte er los und starrte Neri an. Dann musste er sich erstmal setzen und schüttelte den Kopf.

„Meine Fresse, mit euch ist auch immer etwas los!“, brummte er und plötzlich zog Pitt alle Augen auf sich, indem er sich vor Neri aufbaute: „Scheiß auf das alles. Bist du irre, einfach ohne mich wegzugehen?! Weißt du eigentlich, was ich mir für SORGEN gemacht habe?“, keifte er und hob die kleinen Ärmchen vor lauter Empörung. Yedan grinste auf. „Wenigstens kann Jún nicht so fudern, was?“, raunte er Rhuna ins Ohr und legte seine Hand an ihren unteren Rücken. Die Wärme, die sich dort verteilte weckte noch ganz andere Empfindungen und rief Erinnerungen an den wundervollen Tag am Strand wach. Allerdings machte es Pitt’s Standpauke für Neri umso schwerer, sich wirklich darauf einzulassen. „Was soll ich denn ohne dich tun, hm?! Ich würde ja glatt verhungern in dieser staubigen Einöde!“, echauffierte er sich weiter und weiter. Arrond räusperte sich. „Ich würde behaupten, die Vorratskammern sind längst nicht mehr sicher vor dir“, wusste er einzuschätzen und Pitt hielt einen Moment irritiert inne, indem er Arrond anglotzte. „Eh… Ja naja das tut ja nun nichts zur Sache, nicht wahr?“, wiegelte er ab und wackelte mit seinem kleinen Popo auf Neri zu. Arrond lächelte nur und warf Neri einen Blick zu, ehe er sie alle weiterwinkte. Arunn erhob sich. Er roch noch etwas… getränkt, aber er war immerhin gewaschen und scheinbar auch beinahe wieder nüchtern. Der Dessarier gesellte sich zwischen Rhuna und Neri und blickte die Frauen abwechselnd an. „Also… ein Ritual?“, fragte er nach und Arrond übernahm wieder die Führung. „Folgt mir, ich habe bereits etwas vorbereitet.“, erklärte er und führte die Gruppe durch sein Haus in einen Salon, der dem nicht unähnlich war, den sie bereits zum Essen kennengelernt hatten.
Tatsächlich stand dort auch wieder der unsympathische Mensch, Roderick, und wartete scheinbar auf Arrond. „Ich habe alles besorgt, Arrond. Ihr sorge dafür, dass ihr ungestört seid“, versicherte er ihm pflichtschuldig und Arrond nickte. „Danke, Roderick. Dann schließe bitte die Tür, und halte das Personal auf Abstand“. Der Mensch verschwand und Arrond wandte sich an Rhuna, Neri und Mallahall. „Nun, ich denke ich habe alles da, was ihr benötigt. Ich selbst habe noch andere Verpflichtungen, Roderick wird aber aufpassen, dass euch keiner stört. Also dann“, er schenkte Neri einen aufmunternden Blick, „Gutes Gelingen!“, wünschte er und verließ daraufhin ebenfalls den Raum. Yedan setzte sich in einen Stuhl und wischte sich einmal kurz über sein Gesicht. Er wirkte müde, aber er würde bleiben. Mallahall sah sich kurz um. Tatsächlich lagen auf einem hölzernen Tisch einige Utensilien bereit und sie nickte zufrieden. „Alles da…“, murmelte sie und löste dann den Schleier gänzlich von ihrem Kopf, um ihn beiseite zu legen. „nun gut…“, wandte sie sich an Rhuna und Neri. „Seid ihr soweit?“, fragte sie noch mal und wartete dann ab, ob die beiden Einwände oder Fragen hatten, die sie vorab klären würden.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Montag 10. Juni 2024, 22:20

Was am Ende auch immer zwischen ihnen vorgefallen war, Neri setzte sich auch jetzt noch für den Dunklen ein. Sie konnte es eben nicht gut sein lassen. Vermutlich war es unerheblich, aber es war ihr sogar ein Anliegen, Arrond zu erklären, was hinter Calhouns Verhalten stecken könnte. Der Mensch war sichtlich überrascht darüber, dass Calhoun mit Aryn verheiratet gewesen war. Neri nickte einmal zur Bestätigung. „Nein, das wusste ich tatsächlich nicht. Aber du darfst auch nicht glauben, dass wir uns regelmäßig sehen. Arunn und ich sind Freunde aus alten Zeiten, aber wir haben nur selten Kontakt gehabt in den letzten Jahren. Was nicht heißt, dass ich ihm nicht helfe, stünde er plötzlich vor meiner Tür!“ Wieder erwiderte sie sein Lächeln, bevor sie beide nachdenklich zurück zu der Gasse schauten und über Calhoun nachdachten. „Hm, mich wundert, dass der Mann dazu fähig sein soll. Aryn war wirklich ein aufgewecktes Mädchen, als ich sie kennenlernte. Ihr Tod ist ein herber Verlust für Celcia. Aus ihr hätte etwas Großes werden können…“ Langsam kehrte der goldene Blick der Elfe zurück zu Arrond. Aryn schien eine gute Frau gewesen zu sein. Neri hatte sie schon bei Arunns Beschreibung ziemlich sympathisch gefunden. Doch jetzt, wo auch Arrond so von ihr redete, regten sich zum ersten Mal und ganz unverhofft Zweifel in ihr, da ihr immer klarer wurde, dass Aryn Calhouns große Liebe gewesen sein musste, die darüber hinaus von allen gemocht worden war und über die man vermutlich nichts Schlechtes sagen konnte. Neri wandte den Blick ab und versuchte, den plötzlichen Kloß in ihrem Hals zu ignorieren. „Dann wirst du wohl Recht haben, wenn sie der Grund für sein Verschwinden war. Aber es ändert auch nichts, Neri. Niemand kann in ihn hineinsehen. Und er tut auch nichts dafür, die Zweifel über seine Absichten zu zerstreuen.“ Abermals bewies Arrond seine Menschen- oder eher Elfenkenntnis. Vielleicht war genau der letzte Punkt das Problem. Calhoun ließ niemanden an sich heran und gewährte niemanden Einblicke in seine Gedanken und Gefühle. Er machte es allen äußert schwer, an ihn heranzukommen und so hatte er auch Neris Hartnäckigkeit zerbröseln lassen. Die Shyanerin konnte daher nur einen zustimmenden Laut von sich geben, bevor sich die Gruppe in Bewegung setzte. Hier und da schweifte Neri Blick zu ihren Begleitern, die alle ungewöhnlich ruhig waren. Aber auch sie war gerade viel mehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Hinzu kam das Ritual, das immer näher rückte und die Aufregung in Neri steigerte. Ein Teil von ihr hätte das Ritual gerne aufgeschoben. Dabei hatte sie weniger Angst vor dem Ritual selber, sondern viel mehr vor dem, was beim Ritual zu Tage treten würde.

Noch immer in Gedanken versunken, hob sie den Blick, kurz bevor sie Arronds Haus erreichten, und trat dann durch die Tür hindurch. Zu ihrer Überraschung sah sie sich direkt Arunn und Pitt gegenüber. „Na endlich! Ich warte hier schon eine halbe Ewigkeit und habe keinen Schimmer, wo ihr alle seid!“ Bevor sie etwas sagen konnte, fiel ihr Blick auf Pitt. „GANZ genau!“ Ihr Blick huschte zwischen den beiden hin und her, doch das Ottsel ließ sie nicht zu Wort kommen. „Wo warst du, wieso dauerte das so lange und – wer ist das da?“ Neri fühlte sich etwas überrannt und seufzte. "Immer langsam mit den jungen Ottseln", mahnte sie und grinste dann aber. Sie schaute zu Mall hinüber und war dann wirklich überrascht zu sehen, wie Arunn so galant die Hand der Zyranerin nahm und einen Kuss andeutete. Sie musterte die beiden einen Augenblick. Dann schaute sie Arunn an. "Du bist ja voller Überraschungen", grinste sie und warf ihm einen anerkennenden Blick zu, aber es war natürlich nur eine lieb gemeinte Spitze. Sie wechselte einen Blick mit Mall. „So so, der zweite Freund, nehme ich an.“ "Ganz recht - und herzensgut", schmunzelte sie, als sie wie nebenbei ein gutes Wort für Arunn einlegte. Dann nahm Arrond das Wort an sich, um die Situation aufzuklären. „Also, bevor das hier in langen Arien ausartet: Arunn, Calhoun ist in der Stadt. Wir konnten ihn vor dem Galgen bewahren, er erwartet dich im lachendem Kamel – falls dir danach ist. Neriélle und Mallahall, sowie Rhuna müssen ein Ritual für Neri durchführen, damit sie herausfinden kann, wo ihre Wurzeln liegen. Und Yedan sollte sich etwas ausruhen, er scheint sich eine Erkältung eingefangen zu haben!“ Etwas verdutzt ob seiner knappen, aber zutreffenden Zusammenfassung starrte Neri Arrond einige Augenblicke lang an. "Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen", schmunzelte sie. „Alles klar. Ritual, Ausruhen, Calhoun- CALHOUN?!“ Da nickte sie und erklärte dann doch nochmal: "Er ist hier. Ich habe ihn im Gefängnis getroffen. Ich dachte, dass du dich mit ihm treffen möchtest. Aber das können wir später klären", schlug sie ihm vor. Auch wenn sie Arunn in dem Augenblick nur vorgeschoben hatte, glaubte sie tatsächlich, dass es ihm gut tun würde. „Meine Fresse, mit euch ist auch immer etwas los!“, kommentierte Arunn auf seine Weise. "Allerdings", konnte Neri da nur murmelnd beipflichten. Da lenkte Pitt wieder die Aufmerksamkeit auf sich, der einen Versuch startete, sich vor ihr aufzubauen und es vielleicht bis zu ihrem Knie schaffte. „Scheiß auf das alles. Bist du irre, einfach ohne mich wegzugehen?! Weißt du eigentlich, was ich mir für SORGEN gemacht habe?“ Da legte sie den Kopf schief und versuchte zu ergründen, ob sich Pitt tatsächlich solche Sorgen gemacht hatte oder gerade etwas übertrieb. "Oh, ich wusste nicht, dass ich mich bei dir abmelden muss", warf sie frech, aber gutmütig ein. "Mir geht's gut", fügte sie dann doch etwas ernster an. „Was soll ich denn ohne dich tun, hm?! Ich würde ja glatt verhungern in dieser staubigen Einöde!“ Nun sah sie ihn doch etwas belustigt an. "Meinst du nicht, du übertreibst ein wenig?", wollte sie wissen. „Ich würde behaupten, die Vorratskammern sind längst nicht mehr sicher vor dir“, warf Arrond ein und Neri schnaubte belustigt. „Eh… Ja naja das tut ja nun nichts zur Sache, nicht wahr?“ Sie fing Arronds Blick auf und grinste. Dann hockte sie sich vor Pitt. "Ich würde dich doch nicht hier zurücklassen. Wie sollte ich ohne deine Schimpftiraden nur weiterleben.. Könnte dich eine Streicheleinheit versöhnen?", fragte sie noch immer grinsend und streckte ihm ihre Hand entgegen. Bisher hatte er nicht den Eindruck gemacht, ein Kuscheltyp zu sein, aber nun konnte er sich entweder tatsächlich ein Tätscheln von der Elfe abholen oder ihren Arm hinauf klettern und sich zur Versöhnung von ihr tragen lassen. Mit oder ohne Ottsel erhob sie sich dann wieder. Arrond führte die Gruppe bereits weiter und Neri suchte sich einen Platz neben Arunn. "Wie geht's dir? Was macht der Kopf, kleiner Bruder?", fragte sie mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. Ob er überhaupt noch wusste, was sie sich während seinem Rausch anvertraut hatten?

„Also… ein Ritual?“ Arunn nahm den Platz zwischen Rhuna und ihr ein und mit einem Mal wurde Neriélle ernst. Sie schuldete den dreien wohl eine Erklärung und auch, wenn es sie einige Überwindung kostete, nutzte sie den Weg zum Salon, um ihnen zu erzählen, was sie in der Zwischenzeit erfahren hatte. "Arrond und ich haben bei unserer Recherche herausgefunden, wer Astaloth ist." Kurz warf sie Arunn einen Blick zu und hoffte auf seine Verschwiegenheit, was die weiteren Ereignisse während der Recherche betraf, von der Arrond und sie abgekommen waren. Auch wenn es rational betrachtet keinen Grund dafür gab, es zu verschweigen, war Neriélle doch durchaus bewusst, dass der Zeitpunkt - im Nachhinein betrachtet - nicht sehr günstig gewesen war. "Er heißt eigentlich Leth Asto - oder nennt sich jedenfalls so. Es ist nicht sein richtiger Name. Er ist ein dunkelelfischer Ritualmagier aus Morgeria, der mit Dämonen experimentiert. Laut Arrond würde er am liebsten selbst ein Dämon sein. Gruselig.." Innerlich schüttelte es Neri allein bei der Vorstellung, dass jemand solch einen Wunsch hegte. Dann folgte für einige Sekunden Schweigen. Wie sollte sie nur erklären, dass wahrscheinlich Dämonenblut durch ihre Adern floss? Wie sollte sie erklären, wie sie überhaupt darauf gekommen waren? Kurzerhand hakte sie sich bei Arunn unter, als würde sie seinen Halt brauchen, während sie den Boden vor ihren Füßen musterte. "Ich muss euch einige Dinge erzählen. Auf dem Weg ins Dorf hatte ich in dieser Hütte eine seltsame Begegnung mit Schatten, die versucht haben, mit mir zu kommunizieren. Ich kann es gar nicht so genau erklären. Kurz bevor ich auf Dromar traf, spürte ich es wieder, und ebenso als wir im Dorf ankamen. Ich dachte die ganze Zeit, das wäre dieser Dämon gewesen. Aber Mall glaubt, dass mich diese Schatten vor Dromar und seinem Dämon warnen wollten. Manche sind wohl in der Lage, zu spüren, wenn die Welt durch das Auftauchen von Dämonen verändert wird." Sie seufzte und schaute zu Arrond. Neri hoffte, dass sie alles richtig und zusammenfassend erklärte, denn sie selbst hatte das Gefühl, dass ihm und Mall das weitaus besser lag. "Es gab wohl eine Elfe, die ähnliches erlebt hat und sogar Pelgars Belagerung durch das Dunkle Volk hervorgesagt hat. Und dann gibt es da noch eine Nachricht meiner Großmutter, die ein Geheimnis hütete. Sie schrieb von der Verunreinigung ihres Blutes und dass sie deshalb nicht mehr leben will. Offenbar brachte sie sich auch deshalb um", rückte Neri nun nach und nach mit der Sprache heraus und konnte all das nicht mehr länger verheimlichen. Sie versuchte, sich so kurz wie möglich zu halten, und ihnen trotzdem alles wichtige mitzuteilen. "Arrond brachte mich dann zu Mallahall, um mir weiterzuhelfen. Sie hatte sehr schnell den Verdacht, dass die Blutlinie meiner Großmutter verunreinigt wurde." Da sah sie zu Rhuna an ihrer Seite, als müsste sie sichergehen, dass die andere Elfe bereit dafür war. "Verunreinigt durch Dämonenblut." Ihr Blick verweilte auf ihr, bevor er auf Yedan landete und dann auf Arunn. "Sie scheint sich ziemlich sicher zu sein", warf sie leise ein, bevor gutgemeinte Ratschläge von den anderen kamen. Vor ihnen kam der Salon in Sicht und sie seufzte. Dann schaute sie abermals zu Rhuna. "Ich muss wissen, ob Malls Verdacht stimmt. Sie sprach von diesem Ritual, mit dem man diese dämonische Essenz im Körper nachweisen kann. Aber sie setzt ihre Magie nicht mehr ein - eine weitere Geschichte, die ich euch gerne später erzähle", nahm sie gleich vorweg. Wenn sie jetzt Arunn erzählte, dass Mall Castus' Tante war, würde das womöglich nur ein unangenehmes Gespräch nach sich ziehen. Und so kurz vor dem Ritual wollte sie Mall nicht zurück in ihre Trauer werfen. Sie brauchte sie und ihre Fähigkeiten jetzt und hier. Während Arrond Roderick Anweisungen gab, blieb Neri im Salon stehen und wandte sich noch einmal direkt an Rhuna. "Mit deiner Lichtmagie kannst du diese Essenz aufspüren. Mall sagte, sie kann dich anweisen und sie versprach, dass es ungefährlich ist." Jetzt legte sich ein bittender Ausdruck in Neris Augen. "Ich gebe zu, ein Teil von mir will das gar nicht wissen. Und trotzdem muss ich wissen, wer… oder was ich bin. Und ob ich eine Gefahr werden könnte", beendete sie den Satz dann murmelnd.

Als sich Arrond von Roderick abwandte und sich ihren Begleitern und ihr zuwandte, sah Neri zu dem Menschen hinüber. „Nun, ich denke ich habe alles da, was ihr benötigt. Ich selbst habe noch andere Verpflichtungen, Roderick wird aber aufpassen, dass euch keiner stört. Also dann.“ Überrascht schaute Neri ihn an. "Du bleibst nicht?", fragte sie doch eine Spur verdutzt. Er war es doch vornehmlich gewesen, der dazu gedrängt hatte, das Ritual heute noch durchzuführen. Er stellte sein Haus zur Verfügung und hatte all die Dinge besorgt. Er hatte ihr Mut zugesprochen und jetzt wollte er einfach gehen? „Gutes Gelingen!“ Neris Mund öffnete sich, aber sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Er hatte ihr seine Unterstützung zugesagt und Neri hatte ganz offensichtlich damit gerechnet, dass er sie auch während dem Ritual unterstützen würde. Deutlich irritiert schaute sie Arrond nach und runzelte dann die Stirn. „Alles da… nun gut… Seid ihr soweit?“, lenkte Mall sie von der Empörung ab, die sich einen Weg bahnen wollte. "Nein", gab sie ehrlich zu und bemerkte, wie sich die Aufregung in ihrem Inneren nun plötzlich und mit einem Mal steigerte. Sie sah die Zyranerin mit einem gequälten Blick an, meinte es jedoch nicht böse. "Tun wir es", sagte sie dann trotz allem und schaute zu Rhuna. Sie hatte ihr versucht, alles in Kürze zu erklären, aber ob das ausreichte, damit ihre Freundin zustimmte?

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. Juni 2024, 19:55

Nerielle versuchte Rhuna, Yedan und Arunn auf den richtigen Stand zu bringen. Sie bemühte sich dabei, nicht zu viele Emotionen preiszugeben, die ein Vorankommen womöglich verzögert hätten. Obwohl sich die Elfe nicht mal selbst darüber im Klaren war, ob sie es hinter sich bringen oder gar nicht erst probieren wollte. Neriélle wurde nicht unterbrochen und doch lag eine gewisse, seltsame Stimmung in der Luft. Yedan und Arunn lauschten ihren Worten und während der Mensch immer erstaunter dreinsah, wurde Yedan’s Miene düsterer, bei jedem Wort, das Neri’s Lippen verließ. Der Halbelf saß noch immer auf einem Stuhl und doch war er äußerst konzentriert. Ich gebe zu, ein Teil von mir will das gar nicht wissen. Und trotzdem muss ich wissen, wer… oder was ich bin. Und ob ich eine Gefahr werden könnte", schloss sie ihre Erklärungen und der Elf wartete nur einige Sekunden, bevor er aufstand und sich neben Rhuna stellte. Ganz gleich, was er derzeit für eine kleine Schwäche hatte, jetzt war er stark und beschützend neben ihr und stellte sich sogar etwas vor sie. „Du willst sie schon wieder damit konfrontieren?! Reichte es nicht, was im Dorf geschehen ist?“, brauste er etwas zu sehr auf, dass sich auch Arunn wieder rührte, der deutlich perplexer war und einen Moment länger benötigte, um zu handeln. Er war es, der sich allerdings an Neri’s Seite stellte und Yedan musterte. „Sagt sie doch gar nicht. Sie bittet um Hilfe – hat sie diese nicht verdient?“, hakte er mit neutraler Stimme nach. Es lag kein Vorwurf darin. Yedan musterte Arunn und seufzte. Arunn’s Einschreiten brachte Yedan ein wenig zur Vernunft. „Doch, natürlich. Aber…“, er sah zu Rhuna und griff ihre Hand, „Es ist noch nicht lange her, da hat sie… beinahe alles verloren.“, murmelte er und Arunn nickte tatsächlich, obwohl er gar nicht dabei gewesen war. Nun aber mischte sich eine andere Stimme ein: „Wenn ich mal so unverfroren sein dürfte?“, sagte Mallahall und trat vom Tisch auf die vier zu. Sie wandte sich an Yedan: „Ich verstehe deine Sorge um Rhuna durchaus. Es ehrt dich und macht nur deine Liebe für sie deutlich“, sprach sie ihn an und Yedan wurde noch ein Stück größer. Jeder sollte es wissen, was er für Rhuna empfand. Es gab keine Zweifel. Nicht für ihn. „Aber ich verspreche dir, dass sie keinem Einfluss ausgesetzt sein wird. Sie wird lediglich ein klein wenig Magie durch Neri schicken und anhand dessen, wie gut oder schlecht das funktioniert, kann ich ablesen, was los ist. Es … wird sie kaum Kraft kosten und sie wird dadurch keinen Schaden nehmen können. Stellt euch das Ritual wie eine… hm, eine kleine Schnitzeljagd vor. Die Schnitzel hat Neri’s Vergangenheit in ihr hinterlassen und Rhuna ist die Jägerin, die diese Schnitzel sucht. Wenn sie sie findet, geht sie weiter und weiter, bis sie alle gefunden hat.“, erklärte Mall und schaute in die Runde. Arunn deutete auf sie. „DAS hab‘ ich verstanden!“, grinste er und nickte. „Klingt doch simpel?“, fragte er und musterte sowohl Rhuna als auch Yedan offen. Dann blickte er zu Neri. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie etwas zu sich. „Ha! Selbst mit Brummschädel hab ich das verstanden!“, feixte er. Dann wurde er etwas ernster. „Keine Sorge, Neri. Ich pass‘ auf dich auf!“, versprach er und lächelte noch mal extrabreit.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Samstag 15. Juni 2024, 13:21

Als Yedan Rhunas Hand und dabei den selbstgemachten Ring berührte, löste das ein eigenartiges Empfinden in ihr aus. Sie spürte es deutlich und doch war es kaum greifbar, als wäre es eine Berührung, ohne dass sie wirklich berührt wurde.
Eine seltsame Wärme breitete sich von ihrem Ringfinger aus, lief ihren Arm hinauf und den Oberkörper hinab, bis es schließlich bei ihrer Hüfte, wo das Kästchen verborgen war, anhielt. Dort entstand eine sachte Vibration, die der jungen Elfe eine Gänsehaut bescherte.
Yedan bekam es glücklicherweise nicht mit und folgte schon den anderen, doch einen Moment lang blieb Rhuna noch verwirrt stehen und sah von ihrer Hand zu ihrem unteren Körper. Hatte sie sich… das eingebildet?
Das Kästchen, das sich teils kühl gegen ihre Haut schmiegte, fühlte sich plötzlich unangenehm an, so dass sie es am liebsten hervorgezogen hätte. Doch noch bot sich keine sichere Gelegenheit das Diebesgut von Bjorg woanders zu lagern. So musste sie dieses Empfinden also unterdrücken und folgte nun den anderen ins Haus zurück.
Als sie als Letzte den Flur betrat, in dem alle stehen geblieben war, herrschte bereits eine etwas aufgeregte Stimmung, denn Arunn, Pitt und auch Jún hatten sie alle erwartet. Und das offenbar schon länger, denn die Beschwerden folgten auf dem Fuß.
Rhuna hielt sich weiter bedeckt und lauschte den Gesprächen, bis ihr kleiner felliger Gefährte zu ihr auf die Schulter sprang. Sie hob eine Hand und schmiegte diese vorsichtig an das weiche Fell des Eons. Sie freute sich Jún zu sehen und ohne es wirklich zu verstehen, empfand sie ein tröstliches Gefühl, als die kleine Fellnase sich an sie schmiegte.
„Ich hab dich vermisst!“, flüsterte sie dem Tierchen zu, das sie bisher durch jede schwere Prüfung auf ihrer Reise begleitet hatte.
Währenddessen lernte Arunn Mallahall kennen und erfuhr, dass in einem Gasthaus sein Schwager wartete. Die Überraschung des Menschen verbildlichte Rhuna noch einmal, dass wieder sehr viel gleichzeitig geschah – wobei sie gerade nicht einmal ihre Angelegenheit mit Bjorg dazuzählte.
Die junge Elfe versank in dem Versuch alles ein wenig zu ordnen in Gedanken, bis sie aus diesen hervorschreckte, als Pitt sich echauffierte:
„Scheiß auf das alles. Bist du irre, einfach ohne mich wegzugehen?! Weißt du eigentlich, was ich mir für SORGEN gemacht habe?“ Yedan beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte amüsiert:
„Wenigstens kann Jún nicht so fudern, was?“ Rhuna nickte lächelnd und kraulte mit einem liebevollen Blick dem Eon das Köpfchen. Sie spürte die Hand ihres Liebsten auf ihrem unteren Rücken und natürlich musste sie bei der Wärme, die diese Berührung mit sich brachte, an ihre Zeit am Strand denken. Sie spürte das Sehnen, dass sie neuerdings ständig empfand, ob Yedan nun anwesend war, oder nicht und sie stoppte im letzten Moment ihre Hand, die beinahe wieder die seine ergriffen hätte – ohne, dass sie es beabsichtigt hatte. Rhuna bekam das Gefühl, als würde etwas mit ihr nicht stimmen – für jemanden, der geglaubt hatte, diese Seite des Lebens und solche Gefühle nie kennenzulernen, schien sie… sich nun völlig in ihnen zu verlieren. Lag das vielleicht daran, dass sie noch sehr jung war? Waren es die Hormone, obwohl sie diese Vorstellung ganz furchtbar fände?
Glücklicherweise boten die anderen eine gute Ablenkung, die bereits über die nächsten Geschehnisse sprachen und rätselten. Arrond winkte sie weiter in ein anderes Zimmer,

Arrond lächelte nur und warf Neri einen Blick zu, ehe er sie alle weiterwinkte. Sie alle folgten ihm in einen Salon, der genug Sitzmöglichkeiten für alle bot. Rhunas Blick fiel auf Roderick, der offenbar in Arronds Auftrag schon Vorkehrungen für das Ritual getroffen hatte. Während ihrer Abwesenheit schien sich Neri wohl mit ihrem Gastgeber angefreundet zu haben!?
Während sich Yedan auf einen Stuhl setzte, blieb Rhuna neben ihm stehen. Stumm beobachtete sie die erschöpfte Geste ihres Sariers und spürte das Gefühl, als würde man ihr Innerstes unangenehm quetschen.
„Leg dich doch hin…!“, bat sie ihn flüsternd und versucht ruhig, obwohl in ihr wieder die Unruhe aufwallte. Wieso schien sie langsam, aber sicher völlig aus dem Gleichgewicht zu geraten? War sie einfach nur müde?
„Nun, ich denke ich habe alles da, was ihr benötigt. Ich selbst habe noch andere Verpflichtungen, Roderick wird aber aufpassen, dass euch keiner stört. Also dann -Gutes Gelingen!“ Ein wenig überrascht sah Rhuna, wie Arrond den Raum verließ und sie wusste, dass sie ihre Aufmerksamkeit nun woanders benötigt wurde. Sie wollte sie Neri auch schenken, denn sie hatte ihrer Freundin versprochen zu helfen. Daher insistierte sie auch nicht, dass Yedan ging, um sich auszuruhen. Vermutlich würden sie dann nur in eine kleine Diskussion geraten und wenn sie eines wusste war es, dass der Sarier auf dich aufpassen konnte.
Nun blieb nur zu hoffen, dass hier irgendwer die ganze Situation ein wenig näher erleichtete. Bisher hatte sie noch nicht viel erfahren und wusste nicht, was von ihr erhofft oder erwartet wurde. Glücklicherweise begann Neri nun alles zu erklären:
„Arrond und ich haben bei unserer Recherche herausgefunden, wer Astaloth ist. Er heißt eigentlich Leth Asto - oder nennt sich jedenfalls so. Es ist nicht sein richtiger Name. Er ist ein dunkelelfischer Ritualmagier aus Morgeria, der mit Dämonen experimentiert. Laut Arrond würde er am liebsten selbst ein Dämon sein. Gruselig...“ Rhuna zog leicht die Augenbrauen zusammen, als sie das hörte. Es war vermutlich normal, dass sie das Gerede über Dämonen und Ritualmagier sehr an die Situation und ihre Erlebnisse im Dorf erinnerten. Sie hielt die Arme vor sich so dass sie mit den Händen die Ellbogen berührte, wo sich kurz ihr Griff verstärkte, doch ansonsten ließ sie sich nichts anmerken. Sie konnte erkennen, dass es Neri nicht leicht fiel ihnen allen von dem zu erzählen, was sie herausgefunden hatte.
„Ich muss euch einige Dinge erzählen. Auf dem Weg ins Dorf hatte ich in dieser Hütte eine seltsame Begegnung mit Schatten, die versucht haben, mit mir zu kommunizieren. Ich kann es gar nicht so genau erklären. Kurz bevor ich auf Dromar traf, spürte ich es wieder, und ebenso als wir im Dorf ankamen. Ich dachte die ganze Zeit, das wäre dieser Dämon gewesen. Aber Mall glaubt, dass mich diese Schatten vor Dromar und seinem Dämon warnen wollten. Manche sind wohl in der Lage, zu spüren, wenn die Welt durch das Auftauchen von Dämonen verändert wird. Es gab wohl eine Elfe, die ähnliches erlebt hat und sogar Pelgars Belagerung durch das Dunkle Volk hervorgesagt hat. Und dann gibt es da noch eine Nachricht meiner Großmutter, die ein Geheimnis hütete. Sie schrieb von der Verunreinigung ihres Blutes und dass sie deshalb nicht mehr leben will. Offenbar brachte sie sich auch deshalb um. Arrond brachte mich dann zu Mallahall, um mir weiterzuhelfen. Sie hatte sehr schnell den Verdacht, dass die Blutlinie meiner Großmutter verunreinigt wurde."
Rhuna schluckte innerlich. Neri hatte es noch nicht ausgesprochen, doch bei dieser Wortwahl fiel es ihr irgendwie nicht schwer den nächsten Schritt gedanklich vorwegzunehmen. Das Erzählte hörte sich an wie eine unheimliche Geschichte, doch offenbar, war diese Teil von Neris Vergangenheit… oder Ahnen.
„Verunreinigt durch Dämonenblut. Sie scheint sich ziemlich sicher zu sein“ Während Neri zu Yedan sah, dessen Miene immer finsterer wurde, sah Rhuna etwas unsicher zu Mallahall. Wer war sie, dass sie all das … wissen oder auf so etwas Unglaubliches schließen konnte? Und wozu nur… brauchte man sie- Rhuna? Die noch immer kaum magische Kontrolle besaß.
„Ich muss wissen, ob Malls Verdacht stimmt. Sie sprach von diesem Ritual, mit dem man diese dämonische Essenz im Körper nachweisen kann. Aber sie setzt ihre Magie nicht mehr ein - eine weitere Geschichte, die ich euch gerne später erzähle" Da bekam Rhuna ihre Erklärung und einen Moment musterte sie die andere Lichtmagierin schweigend. Die ganze Zeit über schwieg sie, was nicht… wirklich ungewöhnlich… aber auch nicht üblich für sie war. Die junge Elfe wusste gerade einfach nicht, was sie über all das denken sollte. Sie bemerkte nur im Augenwinkel, dass Yedan sich sichtlich anspannte.
„Mit deiner Lichtmagie kannst du diese Essenz aufspüren. Mall sagte, sie kann dich anweisen und sie versprach, dass es ungefährlich ist.“ Nun kehrte Rhunas Blick zurück zu ihrer Freundin. Sie sah, wie sehr sie das alles selbst bedrückte und die Jüngere fragte sich, was sie an ihrer Stelle getan oder sich gewünscht hätte. Und vermutlich würde sie auch jede Chance nutzen, um die Wahrheit herauszufinden.
„Ich gebe zu, ein Teil von mir will das gar nicht wissen. Und trotzdem muss ich wissen, wer… oder was ich bin. Und ob ich eine Gefahr werden könnte.“ Bei den letzten Worten verzog Rhuna besorgt und mitfühlend den Blick.
„Neri…“, begann sie mit sanfter Stimme, doch unterbrach sie eine Bewegung neben sich.
„Du willst sie schon wieder damit konfrontieren?! Reichte es nicht, was im Dorf geschehen ist?“, brauste Yedan auf, der sich nun neben und ein kleines Stück weit vor sie stellte. Rhuna hob ihren Blick, um ihn anzusehen. Seine Sorge um sie stach ihr ins Herz, denn sie wusste, wie sehr er gelitten hatte, als er sie tot in seinen Armen gehalten hatte. Diese Worte mussten das Geschehene auch in seinen Kopf zurückrufen. Und doch…
„Sagt sie doch gar nicht. Sie bittet um Hilfe – hat sie diese nicht verdient?“ Nun war es Arunn, der sich einmischte und versuchte die Wogen etwas zu glätten. Hätte nun Neri etwas gesagt, oder auch sie, wären sie vielleicht auf Ablehnung gestoßen. Nicht weil Yedan unfair sein wollte, sondern schlicht und einfach, weil er schützte, was ihm wichtig war. Arunn’s Einschreiten hingegen schien Yedan ein wenig zu besänftigen.
„Doch, natürlich. Aber…“ Rhuna spürte, wie er ihre Hand griff und drückte sie sanft. Sie versuchte ihn mit seinem Blick ebenfalls ein wenig zu beruhigen.
„Es ist noch nicht lange her, da hat sie… beinahe alles verloren.“ Wieder stachen ihr seine Worte ins Herz. Anders interpretiert sagte er gerade auch, dass er sie beinahe verloren hatte.
Ein Schauder überzog sie, als sie sich an seine Bemerkung erinnerte, dass er ihr gefolgt wäre. Das, was sie füreinander empfanden war wirklich etwas… sehr Starkes und Großes und vielleicht begriffen sie es beide noch gar nicht. Dennoch wollte Rhuna helfen und sie wollte auch nicht, dass sich Neris und Yedans Verhältnis zueinander erneut verschlechterte.
Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, mischte sich nun Mallahall ein:
„Wenn ich mal so unverfroren sein dürfte? Ich verstehe deine Sorge um Rhuna durchaus. Es ehrt dich und macht nur deine Liebe für sie deutlich. Aber ich verspreche dir, dass sie keinem Einfluss ausgesetzt sein wird. Sie wird lediglich ein klein wenig Magie durch Neri schicken und anhand dessen, wie gut oder schlecht das funktioniert, kann ich ablesen, was los ist. Es … wird sie kaum Kraft kosten und sie wird dadurch keinen Schaden nehmen können. Stellt euch das Ritual wie eine… hm, eine kleine Schnitzeljagd vor. Die Schnitzel hat Neri’s Vergangenheit in ihr hinterlassen und Rhuna ist die Jägerin, die diese Schnitzel sucht. Wenn sie sie findet, geht sie weiter und weiter, bis sie alle gefunden hat.“ Die durchaus… kreative Erklärung irritierte die junge Elfe ein wenig, doch auf ihren Lippen breitete sich ein kleines Lächelns aus. Sie ruckte dachte an Yedans Hand, so dass er sich ihr zuwandte und sie einander ansahen.
„Es ist ungefährlich und wenn ich die Chance habe Neri damit zu helfen, will ich es versuchen. Vielleicht lerne ich dabei auch etwas … über meine Magie.“ Sie lächelte zuversichtlich. Yedan wusste, wie sehr es Rhuna belastete, dass sie ihre Eigenart und Magien nicht kontrollieren konnte. Zwar sprach sie es so gut wie nie aus und schien diesen Kampf mehr innerlich zu führen, doch war er sich ihrer Gefühle sicher im Klaren.
„Ha! Selbst mit Brummschädel hab ich das verstanden!“, feixte Arunn und legte Neri nun einen Arm um die Schulter. Rhuna nickte Neri mit einem zustimmenden Lächeln zu und hoffte, dass sie Yedan seinen kleinen Ausbruch nicht übel nahm. Sie wollte keinen Streit zwischen ihrem Liebsten und ihrer Freundin…! Eigentlich hätte sie Neri nur zu gerne von ihrem Nachmittag erzählt und ihr den Ring gezeigt. Doch dafür war keine Zeit.
Rhuna gab Yedan noch einen Kuss und versprach ihm noch einmal, dass sie sofort abbrechen würde, sollte sie merken, dass es gefährlich werden würde. Das glaubte sie zwar nicht, aber sie wollte ihn beruhigen. Da sie selbst eine etwas übertriebene Sorge ihm gegenüber zu entwickeln schien, durfte sie ihn nun nicht dafür kritisieren, wenn er aufgrund der Parallelen zum letzten Mal wirklich Sorgen aussprach und sie beschützen wollte.
„Alles da…nun gut…Seid ihr soweit?“, fragte Mallahall und Neri gab eine ehrliche Antwort:
„Nein. Aber tun wir es“ Rhuna nickte, doch nun nahm sie die Gelegenheit wahr, auszusprechen, was ihr dazu im Kopf herumging.
„Ich … sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich eigentlich nicht nur eine Magie in mir trage. Ich besitze zwei… Tendenzen, die bisher gleich stark gewesen und sich dadurch auch gegenseitig blockiert haben. Naturmagie, wie auch Lichtmagie.“ Für die junge Elfe waren beide Magien irgendwo ein Teil von sich. Doch wusste sie, dass sie sich entscheiden musste, wenn sie magisch irgendwelche Fortschritte machen wollte. Und der Lichtmagie fühlte sie sich einfach noch ein kleines bisschen näher…!
„Also… was muss ich tun?“, fragte sie und sah Mallahall auffordernd an, während sie einen Schritt nähertrat.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Montag 17. Juni 2024, 14:36

Während sie den anderen erklärte, was sie herausgefunden hatte, versuchte Neri doch selbst noch all das zu verarbeiten. Während ihrer Erzählungen nahm sie ihre Reisebegleiter in Augenschein, um ihre Reaktionen zu prüfen. Rhuna wohl deutlich öfter, da sie ihre Freundin dahingehend nicht einschätzen konnte, wie sie auf die Nachricht, schon wieder mit dem Thema Dämonen in Berührung zu kommen, umgehen würde. Aufgrund des Schweigens aller Anwesenden fühlte sich Neri bald wie diejenige, die eine unbequeme Wahrheit erzählte. Sie suchte Rhunas Blick und als diese ihr endlich antworten wollte, erhob sich plötzlich Yedan und baute sich schützend vor ihr auf, kaum dass sie geendet hatte. Damit brachte er Neri sichtlich aus dem Konzept, die nicht damit gerechnet hatte. „Du willst sie schon wieder damit konfrontieren?! Reichte es nicht, was im Dorf geschehen ist?“ Neri starrte Yedan für einen Moment an, fand jedoch schneller als Arunn zu ihrer Sprache zurück. "Will ich nicht!", zischte sie zurück und schaute ihn finster an. Ich will nur wissen, was nicht mit mir stimmt! Ihre ruppige Gegenwehr ließ ihre innere Angespanntheit erahnen. Neri wirkte angefasst, sich nun auch noch verteidigen zu müssen. Doch bevor all das eventuell noch eskalieren konnte, bevor es überhaupt angefangen hatte, trat Arunn plötzlich neben sie. „Sagt sie doch gar nicht. Sie bittet um Hilfe – hat sie diese nicht verdient?“ Sein Beistand sorgte dafür, dass Neri die Lippen aufeinander presste - und schwieg. „Doch, natürlich. Aber… Es ist noch nicht lange her, da hat sie… beinahe alles verloren.“ Für einen Moment fiel der goldene Blick auf die Hände der Elfen, die sich umfassten, bevor sie erneut Rhunas Blick suchte. "Es wird dir nichts geschehen", versicherte sie ihr ganz direkt noch einmal und bemühte sich - nicht ganz erfolgreich aufgrund der generellen Aufregung - darum, ihr mit neutraler Stimme zu begegnen, während sie hoffte, dass sie sich auf Malls Wort verlassen konnte. Dankbarerweise mischte sich diese dann auch ein. „Ich verstehe deine Sorge um Rhuna durchaus. Es ehrt dich und macht nur deine Liebe für sie deutlich." Während sich Yedan aufrichtete und jedes Wort der Magierin mit seiner Körperhaltung unterstrich, trat Neri eher unbewusst einen kleinen Schritt zurück. Sie versuchte, ihren Ärger hinunter zu schlucken, aber da war noch etwas anderes. Malls Worte und die Verbundenheit, die Rhuna und Yedan mit einem Mal ausstrahlten, erinnerten sie daran, was ihr fehlte. Unruhig hüpfte ihr Blick hin und her und mied die beiden, während Mall noch einmal ausführlicher erklärte, wie Rhuna helfen konnte. Als sich ihr Blick mit der Blonden nach ihrer anschaulichen Erklärung traf, nickte sie ihr dankend zu.
Angespannt wartete sie auf Rhunas Antwort und befürchtete aufgrund Yedans vorherigen Einwurf schon das Schlimmste. Neri wirkte aufgewühlt. Das Wissen um das mögliche Dämonenblut in ihr zerrte an ihren Nerven und sie wollte das Ritual jetzt nur noch hinter sich bringen. Schließlich traf Rhuna eine Entscheidung. „Es ist ungefährlich und wenn ich die Chance habe Neri damit zu helfen, will ich es versuchen. Vielleicht lerne ich dabei auch etwas … über meine Magie.“ Erleichtert und dankbar schaute sie die jüngere Elfe an. "Danke", sprach sie ehrlich und warf Yedan einen Blick zu, um zu sehen, ob er weitere Einwände hatte. „DAS hab‘ ich verstanden! Klingt doch simpel?“, lenkte dann Arunn ihre Aufmerksamkeit auf sich, die ganz froh darum war. Neriélle versuchte, ihre Gedanken wieder zurück auf das Ritual zu lenken, weg von den Gefühlen, die am Nachmittag aufgewirbelt worden waren. Kurz huschte ein Lächeln über ihre Lippen, als Arunn einen Arm um sie legte, und lehnte sich an seine Seite, während sie einen Arm um seinen Körper legte. „Ha! Selbst mit Brummschädel hab ich das verstanden! Keine Sorge, Neri. Ich pass‘ auf dich auf!“ Darafhin schaute Neriélle Arunn an. "Danke", formte sie tonlos mit ihren Lippen und drückte ihn mit der Hand, die sie um seine Hüfte gelegt hatte, abermals kurz an sich. Dann löste sie sich von ihm, überwand die entstandene Distanz und stellte sich neben Rhuna, die Mallahall über die beiden Magien, die sie in sich trug, aufklärte und wissen wollte, was sie tun musste.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. Juni 2024, 14:35

Die Nerven waren noch nicht wieder verheilt. Yedan zeigte deutlich, dass ihn das Thema um Dämonen, Magie und Rhuna nachhaltig beeinflusste. Er war seitdem nicht mehr der unerschrockene, manchmal auch unvorsichtige Mann, den Rhuna noch im Kapayu kennengelernt hatte. Auch Yedan hatte sich verändert, ebenso wie sie selbst. Doch die Sorge, die er um sie hegte, entsprang einer eigentlich wundervollen Sache: Liebe. Yedan wollte Rhuna nicht mehr verlieren und sie vor allem beschützen, dass ihr gefährlich werden konnte. Dabei übersah er allerdings, dass manchmal ein Bisschen Mut und eine helfende Hand nötig waren, um im Leben voranzukommen. Mallahall verstand seine Sorge und betonte das auch, während sie sich bemühte ihn zu beruhigen. Für Rhuna würde keine Gefahr bestehen. Doch was war mit Neriélle? Sie stand am Pranger seines stummen Vorwurfs, sie würde Rhuna in Gefahr bringen und gleichzeitig musste sie erkennen, dass der Zusammenhalt von Rhuna und Yedan in ihrem Leben fehlte. Dieses blinde Urvertrauen, diese Selbstverständlichkeit, die beide miteinander teilten, hatte sie nicht. Sie hatte nur die Aussicht darauf, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Dass Dämonen ihr Leben bestimmen und ihr fortan überall hin folgen würden. Es tat weh diese Erkenntnis haben zu müssen. Statt Liebe erhielt sie das genaue Gegenteil. Ihr Herz hing viel zu sehr an einem Eisklotz mit wenig Manieren, was sie zurzeit nicht verstehen konnte. Und ihre einzigen Begleiter sind ein Alkoholiker, der sich zwar um sie sorgte, aber selbst gehörig Probleme herumschleppte und ein Fellknäul, dass die Klappe nicht halten konnte. Neri fühlte sich in dem Moment, da Yedan sie anging furchtbar einsam. Bis Arunn sich einmischte und an ihre Seite trat. Es tat gut, dass wenigstens er da war. Rhuna aber war sensibel genug, um ihrer Freundin anzusehen, wie sehr es sie belastete diese Dinge über sich erfahren zu müssen. Mallahall’s Worte waren schließlich ausschlaggebend, sodass sie Yedan zu sich zog, um ihn in ihre Entscheidung einzuweihen. Der Halbelf blickte ihr in die violetten Augen und sofort wurde sein Ausdruck milde. Er würde sie niemals mit dieser Strenge oder dieser Härte ansehen können, das war für jedem im Raum ersichtlich. „Es ist ungefährlich und wenn ich die Chance habe Neri damit zu helfen, will ich es versuchen. Vielleicht lerne ich dabei auch etwas … über meine Magie.“ Der Mann seufzte tonlos. Im Grunde hatte er gewusst, dass wenn sie gefragt würde, sie einwilligte. Ihr großes Herz machte es ihr nicht leicht, auch auf sich selbst zu achten. Daher fühlte er sich dabei auch in der Verantwortung, das zu übernehmen. Aber er wusste auch, dass sie mit sich und ihrem Können haderte. Liebevoll hob er die Mundwinkel an und wurde weich in seiner Haltung. Er nickte leicht. „Ich will dir nichts vorschreiben, Rhuna. Aber… sei bitte vorsichtig!“, mahnte er und strich ihr liebevoll über die Wange. „Ich möchte nicht, dass es dich irgendwann auffrisst, weil du keine Chance bekommst, zu verarbeiten!“, warnte er noch mal und sah zur Seite und auf Nerielle. Sie traf tatsächlich wieder ein härterer Blick, als wäre das alles ihre Schuld. Offenbar würden sie sich nicht so schnell anfreunden, wie Rhuna das gerne gehabt hätte. „Ich hoffe, du findest deine Antworten. Ich schwöre dir aber, ich werde das ganze sofort beenden, wenn sie auch nur ein Bisschen schwächelt!“, ließ er sich abermals hinreißen sie zu warnen. Dann blickte er zu Mall. „Ich vertraue auf dein Wort!“, gab er auch ihr zu verstehen, dass wenn das schiefging, er sie beide dafür verantwortlich machen würde. Mall nickte stumm. Sie ertrug seine Sorge um Rhuna, weil sie unbeteiligter war, als Neri. Und weil sie eine Sicherheit besaß, die weder Neri noch Yedan hatte. Sie wusste einfach, dass es nicht gefährlich wurde. Bevor es aber doch los ging, setzte Yedan sich wieder und hielt die Augen auf die Frauen gerichtet. Zu ihm gesellten sich Pitt und Jún, sowie Arunn, der ihm die Schulter klopfte und das alles nicht so ernst sah und gemeinsam harrten sie der Dinge, die nun folgen würden.

„Ich … sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich eigentlich nicht nur eine Magie in mir trage. Ich besitze zwei… Tendenzen, die bisher gleich stark gewesen und sich dadurch auch gegenseitig blockiert haben. Naturmagie, wie auch Lichtmagie.“ Mall sah zu Rhuna und hob die Augenbrauen. „Ach?“, fragte sie interessiert und musterte Rhuna einmal neugierig. „Ich habe schon gehört, dass es manchmal vorkommen kann. Aber… das ist ja sehr spannend!“, lächelte sie ihr zu und griff nach ihrer Hand. „Keine Sorge, darum kümmern wir uns später.“, versicherte sie ihr und blickte zu Neri. Auch sie bekam ein Lächeln, ehe sie sich dem Tisch mit den Utensilien widmete. Mallahall griff die Kerzen, die Kräuter und begann dann um Rhuna und Neri einen Kreis zu ziehen. Sie malte mit Kreide einige Symbole auf den hölzernen Boden, ehe sie an vier Punkten im Kreis kleine Kelche aufstellte. In jeden Kelch legte sie eines der Kräuter und entzündete sie, sodass sich ein feines Aroma entfaltete. Weihrauch, Salbei, und Johanniskraut, als Schutz vor Gefahren und Dämonen. Dann nahm Mallahall den Dolch vom Tisch und wandte sich an Neri und Rhuna. Beide hatte sie angewiesen, innerhalb des Kreises stehenzubleiben und sich gegenüberzustehen. „Wir brauchen einen minimalen Zugang zu deinem Blut, Neriélle“, sagte Mall und hielt ihr ihre Hand hin. Sie deutete auf Neri’s Arm und würde schließlich einen kleinen Pieks mit der Dolchspitze in ihre Haut setzen, bis ein kleiner Blutstropfen hervorquoll. Sobald Neri sich dazu durchringen konnte, forderte sie Rhuna auf, ihre Hand darüber zu legen und Neri’s Arm festzuhalten. Dann trat Mall hinter Rhuna und legte ihr beruhigend die Hände auf die Schultern. „Atme ein, Rhuna… atme aus. Lass alles hinter dir, jeden quälenden Gedanken, jede Sorge, jeden Zweifel. Du kannst hierbei nichts falsch machen und brauchst keine Sorgen zu haben. Ich bin bei euch.“ Sie warf Neri einen Blick zu und nickte ihr aufmunternd zu. „Neri, lass die Anspannung fallen. Öffne Rhuna deinen Geist, lass sie herein und einen Blick in dein Innerstes werfen.“, fuhr sie fort. Ihre Stimme nahm einen beruhigenden Klang an und wurde einige Nuancen tiefer. Sobald beide Elfinnen sich entspannten, spürten sie ähnliches: Rhuna konnte mit einem Mal fühlen, wie einfach es war, ihre Magie zu rufen. Sie spürte den warmen Kern in sich, den ihre Lichtmagie darstellte. Er war da, präsent und pulsierte ruhig in ihrem Innern. Sie spürte, wie die Naturmagie zurücktrat und Platz ließ. Mall’s Hände auf ihren Schultern bildeten dabei eine Art Anker, der sie die Lichtmagie finden ließ. Neri hingegen spürte auf einmal, sobald sie so weit war, dass etwas sie erfüllte. Es war eine angenehme Wärme, die über die minimale Hautpunktion eindrang und sich einen Weg durch ihre Blutgefäße zu suchen schien. Sobald sich sowohl sie als auch Rhuna damit vertraut gemacht hatten, fuhr Mall fort:
„Rhuna, nun gebe deiner Magie eine Richtung. Schließe die Augen und greife im Geiste nach dieser Energie, die du fühlst. Wenn es dir leichter fällt, nimmst du den Takt des Pulsierens und ‚schiebst‘ gedanklich deine Magie mit jedem Schlag weiter durch Neri’s Körper. Nimm deine Hand zur Hilfe, wenn es dir damit besser gelingt. Schiebe deine Hand über ihren Arm, über ihre Schulter, über ihren Hals, überall hin und stelle dir vor, wie du deine Magie einfach mitnimmst“, leitete sie weiter an und wartete dann, bis Rhuna den Dreh heraushatte. Sie würde feststellen, dass es mit ein wenig Übung fast schon von allein ging. Einzig ihre eigene Angst, unzulänglich zu sein, blockierte sie sonst. Jetzt aber wirkte alles vollkommen natürlich. Während Rhuna mithilfe ihrer Magie Neri erkundete, konnte jene fühlen, dass die Lichtmagie ihre eigene Magie zum Summen brachte. Erst war es nur leise und kaum richtig wahrnehmbar. Es hätte als Aufregung abgetan werden können. Doch dann stellte Neri fest, dass sie in Schwingung versetzt wurde, mit jedem Zentimeter, den Rhuna an ihr mit ihrer Hand abfuhr. Etwas sprach auf die Lichtmagie an und es war nicht ihre eigene Magie. Jene zog sich unter Rhuna’s Tun sogar zurück, wie ein ängstliches Kind. Neri konnte fühlen, dass etwas anderen hervortrat und sich der Lichtmagie entgegenstellen wollte. Etwas… dunkles.

Auch Rhuna konnte irgendwann, sobald sie ihr Tun routiniert hatte, spüren, dass da etwas in Neri war, dass sich ihr in den Weg stellen wollte. Es war beinahe so, als forderte sie es heraus, auch wenn sie keinen Angriff befürchten musste. Aber etwas gab es in Neri, dass die Lichtmagie blockierte. Sobald Rhuna einen Teil von Neri ‚untersucht‘ hatte, spürte sie mit einem Mal an ihrer Hand ein deutlich stärkeres Pulsieren. Waren das diese ‚Schnitzel‘, die Mall meinte? Sie konnte mit jedem Zentimeter mehr deutlicher fühlen, dass da etwas vibrierte, das deutlich von ihrer Freundin ausging. Auch Neri spürte nun, wie es immer stärker und stärker wurde. Es fühlte sich an, als geriete ihr Blut in Wallung. Als würde es zu kochen beginnen, ohne schmerzhaft zu sein. Trotzdem war da etwas Unangenehmes dran, denn mit einem Mal fühlte sich ihr Kopf immer wattierter an. Die Geräusche dämpften sich unter einem Zischeln. Neri kannte dieses Zischen und es wurde stärker, je länger Rhuna ihre Magie zur Suche einsetzte. Mall blieb die ganze Zeit mit Rhuna verbunden und lauschte ihren Entdeckungen, die Rhuna ihr mitteilen konnte. Doch Neri konnte fühlen, wie ihr mehr und mehr das Hier und Jetzt zu entgleiten drohte. Ihre Sinne wurden eingehüllt in dieses dunkle Flüstern, während sich ihre eigene Magiequelle vollkommen zurückzog. Konnte sie noch durchhalten? Oder verlor sie den Halt? Und Rhuna? Sie spürte, dass etwas nicht mit ihrer Freundin stimmte. Sie konnte eine Dunkelheit erfühlen, die sich gegen ihr Licht auflehnen wollte. Wollte sie denn weitermachen?
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Rhuna Bláidyaét » Mittwoch 26. Juni 2024, 18:00

Die Anspannung zwischen Neri und Yedan war zurückgekehrt und während Rhuna zwischen den beiden hin und her sah, seufzte sie lautlos. Sie konnte in diesem Fall keine Partei ergreifen. Sie verstand Neris Anliegen und konnte sich vorstellen, wie sie sich selbst nach dem Äußern eines solchen Verdachts fühlen würde.
Rhuna wollte ihrer Freundin helfen und da man ihr auch versicherte, dass es ungefährlich sein würde, sah sie darin keine Probleme. Bis auf Yedans Seelenheil. Und dieses war ihr unglaublich viel wert. Wären die Rollen vertauscht wäre sie vermutlich die Erste, die aus Sorge Einspruch eingelegt hätte. Doch konnte man ihre Situationen dann doch nicht so gut miteinander vergleichen.
Rhuna beruhigte Yedan, der auf ihren Einwand hin zwar nicht besonders glücklich wirkte, doch er respektierte ihre Entscheidung.
„Ich will dir nichts vorschreiben, Rhuna. Aber… sei bitte vorsichtig! Ich möchte nicht, dass es dich irgendwann auffrisst, weil du keine Chance bekommst, zu verarbeiten!“, merkte ihr Sarier dennoch an. Die junge Elfe lächelte ihm beruhigend zu und hauchte einen Kuss auf seine Handfläche, die sich bis dahin an ihre Wange geschmiegt hatte.
„Ich verspreche dir, dass ich vorsichtig sein werde!“ Daraufhin lösten sie sich ein wenig voneinander und Yedan ließ sich, nach kurzen klärenden Worten zwischen ihm, Mall und Neri, zurück in den Sessel sinken. Zwar wäre Rhuna ihrerseits beruhigter gewesen, hätte er sich zurückgezogen und etwas hingelegt, doch ihr war klar, dass er das unter diesen Umständen niemals tun würde.
Innerlich gewappnet und doch noch ein klein wenig skeptisch, eröffnete Rhuna Mallahall, dass sie zwei Magiepotenziale in sich trug. Ihr erschien es sinnvoll das zu erwähnen, sollte es dadurch zu irgendwelchen Schwierigkeiten kommen. Doch offenbar war dies nicht der Fall. Die in schwarz gekleidete Frau sah sie lediglich interessiert an und die Brünette spürte einen musternden Blick auf sich.
„Ach? Ich habe schon gehört, dass es manchmal vorkommen kann. Aber… das ist ja sehr spannend!“ Mall streckte ihr die Hand hin, die Rhuna nach einem kurzen Moment ergriff. „Keine Sorge, darum kümmern wir uns später.“
Nickend stimmte sie zu und lächelte Neri zu, der man die Nervosität eindeutig ansah. Nun geschah es also. Ein Ritual abzuhalten war für beide Shyánerelfen vermutlich nichts alltägliches. Rhuna konnte sich wenigstens leiten lassen, doch Neri? Sie musste sich den unbekannten Vorgängen geradezu blind hingeben – fast ausliefern.
„Und für Neri ist es auch nicht gefährlich?“, fragte die Jüngere, um sich dessen ganz sicher zu sein. Doch Mallahall vermochte es all solche Sorgen zu zerstreuen.
Rhuna und Neri wurden zueinander sortiert und blieben voreinander stehen. Die blonde Lichtmagierin begann daraufhin einen Kreis um sie zu ziehen und malte mit Kreise unbekannte Symbole auf den Boden und stellte an vier festgelegte Punkte jeweils einen Kelch.
Aufmerksam und zugleich neugierig beobachtete Rhuna das Geschehen, beugte sich etwas vor, um in die Kelche zu spähen. Die Kräuter dort erkannte sie, soweit sie sie erkennen konnte und wurde unfreiwillig an Avalynn erinnert. Wie es ihr wohl ging? Hätte sie gewusst, was diese andere Lichtmagierin nun mit ihnen durchführte?
Als Mallahall einen Dolch vom Tisch nahm und sich ihnen nun zuwandte, wurde Rhuna ein wenig blass. Nicht, weil sie befürchtete, dass die Lichtmagierin nun damit auf sie losgehen würde, sondern weil der Anblick in Kombination mit dem Wissen um das Ritual Erinnerungen weckte. So einfach konnte man den eigenen Tod dann doch nicht vergessen oder verdrängen.
„Wir brauchen einen minimalen Zugang zu deinem Blut, Neriélle“ meinte Mall und bewahrte Rhuna dadurch vor der Konfrontation. Dennoch sah sie nun besorgt zu Neri, die offenbar nicht vorhatte sich gegen die Anweisungen zu stellen. Mehr, als ein kleiner Pieks war glücklicherweise nicht notwendig, was die Jüngere doch erleichtert ausatmen ließ.
Dann war allerdings der Teil gekommen, an dem Mall sie anzuleiten begann und so legtet sie ihre Hand – wie angewiesen – über die verletzte Hautstelle, auf der sich eine kleine Kuppel aus Blut gebildet hatte. Die ihr noch fremde Lichtmagierin stellte sich hinter Rhuna, um ihr die Hände auf die Schultern zu legen, was ihr und dem Niederringen der eigenen Unsicherheit half.
„Atme ein, Rhuna… atme aus. Lass alles hinter dir, jeden quälenden Gedanken, jede Sorge, jeden Zweifel. Du kannst hierbei nichts falsch machen und brauchst keine Sorgen zu haben. Ich bin bei euch.“ Im Raum war es eigenartig still. Nur Mall sprach und selbst der vorlaute Pitt schien verstummt zu sein, während alle Augen auf Neri und ihr lagen.
„Neri, lass die Anspannung fallen. Öffne Rhuna deinen Geist, lass sie herein und einen Blick in dein Innerstes werfen.“, lauschte Rhuna ihr und schloss dann langsam die Augen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde es dann besser funktionieren. Sie konnte sich so alles besser vorstellen!
Sie folgte den Anweisungen, doch es dauerte einen Moment, bis sich die Elfe darauf einlassen konnte, alle Sorgen fallenzulassen. Dafür trug sie derzeit einfach zu viele mit sich. Doch Stück für Stück gelang es ihr, sich mehr auf Mall und ihre Stimme einzulassen und so konnten sie weitermachen.
Langsam… geschah etwas! Sie fühlte in sich selbst hinein und entdeckte einen warmen Kern in sich, der ihre Lichtmagie darstellte. Dieses Gefühl pulsierte sanft in ihr wider und als würde ihre Naturmagie, sie sich für sie mehr wie ein flattern anfühlte, davon eingewickelt werden, trat sie in den Hintergrund. Es war ein sonderbares Gefühl – denn ihre Magien fühlten sich ein wenig wie eigene Existenzen an und doch waren sie ein Teil von ihr selbst.
Mall’s Hände fühlten sich ebenfalls warm an und als würden durch diese eine leitende Energie in sie eindringen, fiel es der jungen Elfe gar nicht mal so schwer ihre Magie zu greifen und auszuweiten!
„Rhuna, nun gebe deiner Magie eine Richtung. Schließe die Augen und greife im Geiste nach dieser Energie, die du fühlst. Wenn es dir leichter fällt, nimmst du den Takt des Pulsierens und ‚schiebst‘ gedanklich deine Magie mit jedem Schlag weiter durch Neri’s Körper. Nimm deine Hand zur Hilfe, wenn es dir damit besser gelingt. Schiebe deine Hand über ihren Arm, über ihre Schulter, über ihren Hals, überall hin und stelle dir vor, wie du deine Magie einfach mitnimmst“ Den ruhigen Worten Mallahalls folgend, versuchte Rhuna eben das umzusetzen. Ihr Herz machte einen kleinen Satz und in ihr stieg eine kindliche Freude auf, als die spürte, dass es nach ein paar Anläufen klappte. Sie stellte sich vor, wie sie ihre Magie in eine Richtung ausweitete und… sie tat es! Wirklich und wahrhaftig!
Rhunas Magie floss wie ein körperloser Rinnsal durch Neris kleine Wunde in sie hinein und so gelang es der Jüngeren sich in das Innere ihrer Freundin hervor zu tasten.
Das Summen, dass ihre Magie in Neri auslöste, spürte sie allerdings nicht! Dennoch entdeckte sie bald etwas… etwas anderes und Rhunas Miene wirkte einen kurzen Moment… etwas ratlos, um was es sich dabei handelte. Doch je näher ihre Magie dieser Energie in Neri kam, je schwieriger wurde es, diese danach auszustrecken. Es tat nicht weh, war auch nicht wirklich… anstrengend. Aber sie spürte deutlich eine Blockade, an der ihr Licht herabfloss.
Rhuna versuchte einen anderen Weg, versuchte sich das alles vorzustellen, doch war das, was sie in Neri gefunden hatte, nicht willig sich ihr zu offenbaren. Mehr noch – ihre Magie begann sich ein wenig aufgewirbelt abzufühlen.
Und dann spürte sie unter ihrer Hand ein starkes Pulsieren, das Rhuna dazu brachte ihre violetten Augen langsam zu öffnen. Sie fühlte eine Vibration, die von Neri zu kommen schien und zögernd sah sie von der Stelle ihres Armes, in das Gesicht ihrer Freundin.
In ihrem Innersten begann sich der Verdacht zu bilden, dass gerade etwas geschah, was vielleicht nicht ganz so gut war? Sie konnte es nicht beschreiben. Gefahr witterte sie nicht, aber irgendwie stieß sie etwas von der anderen Elfe. Dieser Verdacht verstärkte sich, als sie sie ansah. In diesem Moment hatte ihre Magie, vielleicht intuitiv und von ihr unterbewusst das Etwas umschlossen und vor Rhunas gedanklichen Augen bildete sich … Dunkelheit!
In Sorge wandte sie den Kopf und sah über ihre Schulter zu Mall.
„Ist… ist das alles noch in Ordnung?“, fragte sie und sah ein wenig besorgt die andere Lichtmagierin an. Sie war nicht um sich besorgt, sondern um ihre Freundin. Ihre Lichtmagie wurde von dieser Dunkelheit zwar weggedrängt, doch spürte sie noch immer keine direkte Gefahr, was für Rhuna wieder eine neue Erfahrung war. Es war wirklich so, als besäße ihre Magie ein eigenes und doch zugleich mit ihr geteiltes Bewusstsein, das mit ihr kommunizierte.
Dennoch spürte sie nun den Drang die Hand wieder fortzuziehen. Sie hatte das Gefühl Neri würde jeden Moment in sich zusammensacken. Doch gleichzeitig… zog sie auch etwas an. Es war ähnlich dem Gefühl, das sie schon bei dem dunklen Baum im Dorf und auch Calhoun empfunden hatte. Und das sie wirklich verwirrte!
„Yedan..! Neri!“, rief sie ganz instinktiv nach seiner Unterstützung – sollte Mall sie und dadurch ihn nicht stoppen!

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Sonntag 30. Juni 2024, 22:17

Die Shyánerin konnte froh sein, Freunde wie Rhuna und Arunn zu haben, die ihr zur Seite standen. Ihre Freundin hörte auf ihr Herz und Neri war erleichtert, als sie ihre Zustimmung gab. In Erwartung weiterer Einwände, schaute sie zu Yedan. „Ich will dir nichts vorschreiben, Rhuna. Aber… sei bitte vorsichtig! Ich möchte nicht, dass es dich irgendwann auffrisst, weil du keine Chance bekommst, zu verarbeiten!“ Neri verstand die Warnung, bevor sie den Blick des Halbelfen auffing. Vielleicht hätten sie die staubigen Stunden auf dem Weg nach Santros doch nutzen sollen, um das Ganze aufzuarbeiten. Doch währenddessen hatte es augenscheinlich keinen Grund dafür gegeben. Die aktuelle Situation aber zeigte, dass alles längst nicht vergessen war, nur weil man nicht darüber redete. Unnachgiebig erwiderte sie den braunen Blick. „Ich hoffe, du findest deine Antworten. Ich schwöre dir aber, ich werde das ganze sofort beenden, wenn sie auch nur ein Bisschen schwächelt!“ Dass er sie abermals warnte, machte nur deutlich, wie sehr er sich um Rhuna sorgte. Jene schaute Neri für einen Augenblick an, bevor sie wieder zu Yedan sah. "Niemand möchte ihr schaden", wiederholte sie dann. "Wenn es so wirken sollte, hören wir auf", versicherte sie. Dies jedoch mit keiner versöhnlichen, sondern festen Stimme. Sie hoffte nur inständig, dass es dazu keinen Anlass geben würde. Sie wechselte einen Blick mit Mall, die Yedan ebenso in seine Warnung einspannte. Neriélle versuchte, das Ganze pragmatisch zu betrachten, konnte aber nicht verbergen, dass seine deutliche Fürsorge, gepaart mit der Ungewissheit, die sie in Anbetracht der Dinge, die sie erfahren hatte - und vor allem der Dinge, die noch unklar waren - zu ertragen hatte, zusätzlich an ihren Nerven zerrte. Während sich Rhuna an Mall wandte und diese über ihre beiden Magiearten aufklärte, blieb Neris Blick noch einige Momente auf Yedan liegen, als würde sie nur auf einen Anlass für eine trotzige Reaktion warten.

Dann aber trat sie ohne solch eine neben Rhuna und erwiderte Malls Lächeln mit einem Nicken. Zum Lächeln war ihr nun nicht mehr zu mute. Ein Teil von ihr würde dieses Ritual gerne auslassen. Aber klar war auch, dass sie mehr über sich und ihre Vergangenheit erfahren wollte, einfach erfahren musste. Und jetzt würde sie sicher keinen Rückzieher mehr machen. Angespannt stand sie da und verfolgte Malls Tun. Sie betrachtete die Kerzen und dann den Kreis, den die Magierin um Rhuna und sie zog. Während der Duft der entzündeten Kräuter ihre Nase umschwirrte, drehte sie sich wie geheißen zu Rhuna, sodass sie sich gegenüber standen. Sie beobachtete Mall und als sich ihre Blicke trafen, nachdem sie den Dolch vom Tisch genommen hatte, ahnte Neri nichts Gutes. „Wir brauchen einen minimalen Zugang zu deinem Blut, Neriélle.“ Die Magierin konnte ihre Überraschung vermutlich in ihrem Gesicht ablesen. Die goldenen Augen schauten für einen Moment auf die Klinge, dann wieder zurück in Malls Augen und weiter zu ihrem Arm, auf den die Andere deutete. Sie brauchte einen Moment, um sich zu wappnen. Am Ende war sie aber froh, dass nur ein Pieks in die Haut notwendig war und nicht etwa ein Schnitt in die Handfläche wie in vielen Abenteuergeschichten, was sie sich deutlich schmerzhafter vorstellte. Neris Mund war vor Aufregung viel zu trocken, um etwas zu sagen, und so nickte sie nach einem kurzen Zögern und hielt Mall den Arm hin. Mit zusammen gepressten Kiefer ließ sie es über sich ergehen, stellte jedoch fest, dass es weniger schmerzhaft war als gedacht. Als sie den Tropfen Blut sah, stieg die Aufregung mit einem Mal ins Unermessliche. Es sah aus wie das Blut einer jeden anderen und dieses sollte von Dämonenblut verunreinigt sein? Neri spürte ihren trommelnden Herzschlag und fühlte den Schweiß auf ihren kalten Händen. Die Anspannung raubte ihr die Worte und so stand sie reglos da, während Mall Rhunas Hand auf die Einstichstelle legte. Neri wechselte einen Blick mit ihrer Freundin und konnte nicht mehr verbergen, wie aufwühlend das hier war. Ihr Blick heftete sich an Mall, die hinter Rhuna trat und ihr Instruktionen gab. Was mache ich hier bloß?, überlegte sie und musste zugeben, dass das Ganze von außen sehr surreal wirken musste. Waren sie tatsächlich hier und führten ein Ritual durch, um eine dämonische Essenz zu erspüren? Bevor Neri noch in Versuchung kam, das ganze für einen bösen Traum zu halten, führte Mall die beiden Shyánerinnen weiter.

„Neri, lass die Anspannung fallen. Öffne Rhuna deinen Geist, lass sie herein und einen Blick in dein Innerstes werfen.“ Neriélle schaute abermals zu Rhuna, dann wieder zu Mall, und zurück zur Elfe. So wie Mall es sagte, klang es wie das Einfachste der Welt. Aber die Vorstellung, jemanden einen so tiefen Einblick zu gewähren, war ungewohnt und beängstigend zugleich. Wem hatte Neri schon jemals Einblick in ihr wirkliches Ich gewährt? Das war schon eine Ewigkeit her. Die Elfe konnte nicht verhindern, dass ihre Hände vor Aufregung zu zittern begannen. Angespannt starrte sie Rhuna an, die die Augen schloss, um die Worte der Zyranerin umzusetzen. Für einige Sekunden beobachtete Neri Rhuna, bevor sie ihren Atem mit einem kräftigen Stoß entließ, als müsste sie die Anspannung von sich atmen. Neri zögerte und schloss dann ebenso zögernd die Augen. Es kostete sie einiges an Überwindung, Rhunas Nähe zuzulassen, die mutmaßlich jede Nähe überschreiten würde, die je jemand aufgebaut hatte. So dauerte es auch etwas, bis sie bereit dazu war, die Mauer zu öffnen und Rhuna gewähren zu lassen. Als dies dann geschehen war, dauerte es erneut etwas, bis sich Neri über ihren klopfenden Herzschlag hinaus über die angenehme Wärme bewusst wurde, die sich wie ein Rinnsal von der Einstichstelle unter ihrer Haut ausbreitete. Es ist gar nicht so schlimm, stellte sie fest, auch wenn die Befürchtung blieb, dass es nicht so einfach bleiben würde.
„Rhuna, nun gebe deiner Magie eine Richtung. Schließe die Augen und greife im Geiste nach dieser Energie, die du fühlst. Wenn es dir leichter fällt, nimmst du den Takt des Pulsierens und ‚schiebst‘ gedanklich deine Magie mit jedem Schlag weiter durch Neri’s Körper. Nimm deine Hand zur Hilfe, wenn es dir damit besser gelingt. Schiebe deine Hand über ihren Arm, über ihre Schulter, über ihren Hals, überall hin und stelle dir vor, wie du deine Magie einfach mitnimmst.“ Unbewusst verlagerte Neri ihr Gewicht bei Malls Worten auf das andere Bein. Sie hatte noch immer die Augen geschlossen, aber Mall erkannte in ihrer Bewegung vielleicht, dass Neri diese Vorstellung unangenehm war. Als Rhuna dann tatsächlich von außen über ihre Haut strich, verkrampfte sich Neri deutlich und entzog ihr, einem Impuls folgend, ein Stück den Arm. Dann hielt sie aber in der Bewegung inne und hoffte, dass Rhuna ihr einen Moment Zeit gab. Das half Neri dabei, den Mut zu finden, ihre Gedanken, aber auch ihre Scheu loszulassen. Langsam streckte sie ihren Arm wieder aus und ließ Rhuna folgend gewähren. Als sich beide aneinander gewöhnt hatten und die Magie durch ihre Adern floss, spürte dann auch Neri ein Sirren in ihrem Inneren. Sie spürte die warme Lichtmagie Rhunas, die ihren Körper erkundete, und spürte gleichzeitig ihre eigene Magie aufgeregt flattern.

Im nächsten Moment jedoch zog sich diese spürbar zurück. Neri versuchte instinktiv, ihre Magie mit Rhunas zu verbinden, so wie sie es schon in der Schattenwelt getan hatten. Doch diesmal ließ sich ihre Magie nicht fassen. Das Licht zog sich zurück und stattdessen sprach Rhunas Magie etwas anderes an. Etwas in ihr wurde in Schwingung versetzt, geradezu angelockt und kam an die Oberfläche. Es war in ihr und doch war es kein Teil von ihr. Jedenfalls kein bewusster bisher. Je länger die Verbindung zu Rhuna anhielt, desto deutlicher spürte Neri das Fremde, das sich in ihrem Körper manifestierte. Es war dunkel.. Neris Körper reagierte mit einer Gänsehaut darauf. Sie wollte nicht, dass Rhunas Magie weiter in ihren Adern voranschritt. Nicht sofort jedenfalls. Denn dann wäre da schon bald die Erkenntnis, dass dieses andere Gefühl tatsächlich dämonischen Ursprungs war.. Neri wusste, dass sie sich dem Ritual und sich selbst nun stellen musste. Und doch wollte sie nicht. Mall und Rhuna aber leiteten die Lichtmagie weiter und Neris Aufmerksamkeit wurde zurück auf das Summen gelenkt, das sich zu einem Pulsieren steigerte. Neri nahm es immer stärker wahr, begründete es aber damit, weil sie sich mehr darauf fokussierte. Dann aber wurde alles.. komisch und anders. Ihr Blut fühlte sich mit einem Mal unangenehm dick und heiß an. In ihrem Inneren wusste sie, dass es gefährlich war.. aber das Innere gehörte eben auch zu ihr und dieser Umstand ließ keinen Raum für ein Aufbegehren. Ob sie wollte oder nicht, es war ihr Schicksal, das sie laut Mall so annehmen musste. Das Dunkle breitete sich derweil weiter aus - oder Neri versank immer weiter in sich selbst? Es zog sie zu sich und löste sie mehr und mehr von der Außenwelt. Dann hörte sie plötzlich das Zischen, das sie bereits kannte, und bei dessen Ton ihr gleichzeitig heiß und kalt wurde, weil sie es plötzlich so deutlich aus sich heraus hörte. Sie hatte bereits erfahren, dass dieses Zischen sie immer nur vor Gefahren gewarnt hatte. War es also etwas Gutes? Dennoch blieb es in jedem Fall beängstigend, auch weil die Konsequenz seiner Existenz überhaupt nicht einzuschätzen war. Aber die Dunkelheit und das Zischen lullten sie auf seltsame Weise ein, bevor auch nur ein Gedanke an Widerstand aufflammen konnte. Die Geräusche der Außenwelt wurden so sehr gedämpft, dass Neri nicht mehr auf diese reagierte. Sie bemerkte nicht, dass sie immer weiter in diese Dunkelheit abdriftete. Sie bemerkte auch nicht Rhunas Zögern, als diese das starke Pulsieren unter ihrer Haut spürte, und auch die Worte, die sie mit Mall und Yedan wechselte, hörte sie nicht mehr. Während die Jüngere ihr einige Minuten zuvor noch deutlich ihr Unwohlsein und ihre Angst vor der Ungewissheit angesehen haben musste, wirkten Neris Gesichtszüge nun geradezu neutral. Vielleicht war auch gerade das alarmierend. Ihr war anzusehen, dass sie die Anspannung fallen gelassen hatte, wie Mall es gesagt hatte. Sie hatte ihren Geist geöffnet, aber nicht nur für Rhuna. Auch für das Dunkle, das sie nun zu sich zog, sodass sich Neri von dem Hier und Jetzt löste und tatsächlich nicht mehr beeinflussen konnte, wie ihr Körper darauf reagierte.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. Juli 2024, 13:33

Manchmal war es so viel erschreckender, den Blick nicht in die grausame Welt zu richten, sondern nach innen. Wenn man sich wirklich mit sich und seiner eigenen Dunkelheit auseinandersetzen musste. Neri stand das nun unmittelbar bevor. Sie musste herausfinden, was an ihr so anders war und wieso die Dinge liefen, wie sie bisher verlaufen waren. Warum zog sie die Dunkelheit an, wie das Licht die Motten? In ihrer Zeit in Shyáná Nelle hatte sie immer zu das Gefühl gehabt, nicht wirklich dazuzugehören. Als sie dann diese Schatten gesehen hatte, als der Magier ihr Dorf betrat, war da ebenfalls dieses… neugierige Sehnen. Calhoun, der Dämon, Dromar… sie alle waren Beispiele für die Andersartigkeit der Elfe. Immer wieder kreuzten Neri’s Weg die Schatten dieser Welt und jetzt sollte sie gar welche in sich besitzen? Es war nur verständlich, dass sie eine Rückzieher in Erwägung zog. Sich vor allem zu verschließen würde gewiss eine Weile funktionieren. Aber dann würde sie gewiss immer an jenen Moment zurückdenken und sich fragen… Was ist es, das sie in sich trug? Neri blieb tapfer. Sie stellte sich diesem Ritual, auch als Mall erwähnte, dass sie etwas Blut bräuchte. Die Lichtmagierin lächelte nachsichtig. „Rituale erfordern immer ein Opfer. Aber selten muss dafür auch wirklich jemand sein Leben lassen!“, zwinkerte sie noch gut gemeint und lockerte ein wenig die Stimmung. Letztendlich aber fuhr sie fort und brachte Neri, sowie Rhuna in Position. Mall traute Rhuna durchaus zu, diese Prozedur durchzuführen. Sie gab ihr Rückhalt, Zuversicht und leitete sie an. Es dauerte ein wenig, bis Rhuna sich wirklich gut darauf einlassen konnte und auch Neri war nicht sofort bereit Rhuna’s Magie willkommen zu heißen. Der kleine Disput mit Yedan im Vorfeld war lediglich aufgeschoben. Das wusste Neri. Sie und der Halbelf würden sich vermutlich nicht mehr grün werden in diesem Leben. Dafür schien Yedan zu festgefahren in seiner Meinung, dass Neri ursprünglich der Auslöser gewesen war, dass Calhoun am Ende Rhuna tötete, statt sie. Der Plan war ein anderer gewesen im Kopf des Sariers. Nun aber ging es nicht mehr darum. Jetzt schaffte Rhuna es, ihre Magie soweit zu fokussieren und zu bündeln, dass sie in der Lage war, sie tatsächlich ganz bewusst einzusetzen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl! Erfolg brach sich Bahnen und schaffte Vertrauen in ihr Können. Sie konnte ihre Magie kennenlernen, während sie Neri gleichzeitig half. Sie lernte, dass das Licht in ihr durchaus eine eigene Persönlichkeit hatte, die sich aber durch ihre eigene speiste. Sie war in der Lage ihr richtig und falsch zu suggerieren, wenn sie denn zuhören wollte. Das Licht pulsierte und näherte sich am Urvertrauen, das Rhuna in sich trug. Mit jedem Zentimeter, den Rhuna’s Licht in Neri ergatterte, konnte Rhuna spüren, dass sie viel leichter in der Lage war, das Licht zu nach ihrem Willen zu lenken. Bis sie auf eine Blockade stieß, die von Neri ausging.
Etwas Dunkles stellte sich dem Licht in den Weg und wollte es aufhalten. Erst war es nur einfach ein Hindernis, das Rhuna durchaus überwinden könnte, doch dann wurde die Gegenwehr stärker. Neri spürte jene in Form eines Pulsierens. Und auch Rhuna konnte fühlen, wie sich dieses Etwas mehr und mehr aufbaute.

Mit jedem Quäntchen Dunkelheit, fühlte Neri sich dem Raum entrückter. Als würde die Dunkelheit ihre Sinne abschotten, sie gleichzeitig übernehmen und schließlich verbergen. Sie konnte fühlen, wie sie dem Raum entfloh und sich das dunkle Hindernis ausbreitete. Es schirmte sie ab. Rhuna aber begann zu zweifeln. Sie konnte fühlen, wie Neri sich zu quälen begann. „Ist… ist das alles noch in Ordnung?“, fragte sie zögernd und Mall’s Gesicht wurde konzentrierter. Sie griff auf Rhuna’s Hand, die an Neri’s Haut lag und schloss die Augen. Anstrengung zeigte sich im menschlichen Gesicht, dann löste sich jene auf und sie sah erschrocken zu Neri. Mall nahm Rhuna’s Hand vom Körper ihrer Freundin und Rhuna spürte, wie sie die Verbindung zu Neri’s Innerstem verlor. Mall führte Rhuna zwei Schritte von Neri weg und schob sie aus dem Ritualkreis. Yedan stand sofort bei ihr und richtete seinen Blick ebenfalls auf Neriélle. Mall trat vor Neri und wedelte mit ihrer Hand vor ihrer Nase. „Neri?“, fragte sie sanft und griff ihre Hand. „Neri, komm zurück ins Licht!“, rief sie die Elfe, doch Neriélle hörte sie nicht. Ihr Geist war weit geöffnet und ließ die Dunkelheit die Kontrolle übernehmen. Sie spürte, wie sich dieses innere Geflecht aus … Trost, tatsächlich wirkte es wie ein Freund, anstatt ihr schaden zu wollen, sich überall in ihr ausbreitete. Sie spürte, wie es durch ihre Gefäße wanderte, sie ausfüllte und… komplettierte. Es verband sich mit ihr, schottete sie ab und umhüllte ihren Geist. Neri fühlte sich hierbei weder verdrängt noch eingesperrt. Es war, als würde sie einem Freund eine Umarmung schenken. Es wirkte… natürlich und doch wusste sie, dass die Dunkelheit einen anderen Ursprung haben musste.
„Neri…“, rief Mall abermals und rüttelte sie nun. Besorgt legte sie die Stirn in Falten. „Sie reagiert nicht mehr… sie…“, Mall suchte die richtigen Worte und trat wieder von ihr weg. Sie blickte zu Rhuna und Yedan und blinzelte perplex. „Ich habe das nicht erwartet! Es hätte gar nichts passieren dürfen. Wir hätten lediglich herausfinden sollen, inwieweit sie mit…“, sie brach ab. Ihr Mund klappte auf und sie verstand. „Natürlich…Castus…“, japste sie und eine Träne bildete sich in ihren Augen, die über die Wange schwappte. Fahrig trat sie an Yedan heran und instruierte ihn eilig: „Yedan, bitte, geh und sage Arrond, er möchte sofort diesen Dunkelelfen holen! Er wird uns helfen können, ich bin mir sicher!“ Yedan blinzelte zögerlich. Doch dann klappte bereits die Tür und Arunn hatte im Laufschritt das Zimmer verlassen. Er hatte nichts weiter gebraucht. Seine Freundin stand wie versteinert in diesem Ritualkreis und regte sich nicht mehr! Man hätte ihm gar nicht zugetraut, dass er den ganzen Weg bis zur Taverne rannte…

Während Arunn aber die Aufgabe von Yedan übernahm, wandte sich Mall an Rhuna. Sie lächelte sie milde an. „Es kommt alles wieder in Ordnung, Rhuna! Ich verspreche es dir. Neri wird nichts geschehen, aber wir haben einen gedanklichen Fehler begangen. Ich…“, räumte sie zerknirscht ein, bevor sie einen Blick zurück zu Neri warf. Noch immer stand die Elfe vollkommen entspannt und mit glattem Gesicht da und bewegte sich nicht. „Neriélle hat nicht einfach nur Dämonenblut in sich… Ich fürchte, sie trägt einen Teil des Dämons in sich, der sich – irgendwie – Zugang zu ihrer Familie verschafft hat. Ich kann noch nicht sagen, wie es möglich ist aber… Ich habe bereits erlebt, wie sich ein Teil der ‚Essenz‘ eines Dämons absplitterte und zu einer eigenen Persönlichkeit wurde…“, versuchte sie zügig zu erklären. Auch wenn es schwer war, wirkte Mall nicht unbedingt so, als hätte sie nun die Befürchtung, dass Neri hier großen Schaden erleiden würde. Sie griff Rhuna’s Hände. „Deine Arbeit ist getan. Du hast mit deinem Licht die Wahrheit gefunden und ich würde dir sehr gerne mehr über deine Magie beibringen, sobald wir Neri wieder in den normalen Zustand versetzt haben, in Ordnung?“, Yedan starrte Neri an und sein Kiefer mahlte, das konnte man deutlich erkennen. „Ist sie… gefährlich?“, fragte er brummend und mit gemischten Gefühlen im Ausdruck. Mall sah zurück zu Neri und seufzte. „Ich kann es nicht völlig ausschließen, aber ich denke nicht, dass sie gefährlich ist. Sie… sie wird eine schwere Zeit haben, aber… sie ist stark und das Gute in ihr auch! Sie schafft das!“, nickte sie zuversichtlich. Mall richtete sich wieder an Rhuna. „Ihr könnt hier erstmal nichts mehr tun, Rhuna. Vielleicht wäre es jetzt besser, wenn ihr beide euch ausruht. Deine Magie wird die Präsenz des Dämons durchaus spüren und darauf reagieren. Wir wollen nicht riskieren, dass sich die Dinge hier verselbstständigen, oder?“, sie lächelte etwas. „Außerdem…“, sie blickte zu Yedan, „Scheint er Pause gebrauchen zu können. Wenn ihr helfen könnt, sage ich euch Bescheid, in Ordnung?“, fragte sie Rhuna und drückte ihre Hände. Rhuna hatte nun die Wahl, ob sie Mall’s Rat beherzigte oder sich dagegen entschied.

Während Mall alle instruierte und zu erkennen schien, was gerade passierte, da befand sich Neriélle in einer Art Zwischenraum. Sie hörte, wenn überhaupt nur sehr weit entfernt ihren Namen echoen oder aber, dass gesprochen wurde, wenn ihr auch der Sinn verwehrt blieb. Sie fühlte sich seltsam frei an jenem Ort, an dem sie war. Das Dunkle hatte vollständig ihren Körper ausgefüllt und hielt sie nun dort fest. Beziehungsweise… sie lud Neri ein zu bleiben. Neriélle, hörte sie ein ihr bekanntes Zischen. Dieses Mal aber verstand sie es besser! Und das Zischen wurde zu einem Säuseln, zu einem Gefühl in ihrem Innern. Wie ein Instinkt, der sie leiten würde. Nimm mich an, Neriélle. Ich bin du, du bist ich und wir sind eins. Neri spürte, dass das Zischen Recht hatte. Das, was da in ihr verborgen, gelegen hatte war… sie. Ein Teil ihrer selbst. Sie spürte, dass sie all die Jahre inkomplett gewesen war. All das Mühen, als das… ‚anders sein‘, das Ausbleiben ihrer Lichtmagie-Begabung… Alles machte auf einmal einen Sinn. Diese Dunkelheit in ihr war… sie, es gehörte zu ihr dazu und sie verstand, dass es ihr nicht schaden wollte. Die Frage würde nur bleiben… ob sie anderen schaden könnte? Denn die Dunkelheit näherte auch etwas in ihr, dass sie durchaus schon besessen hatte. Streitlust zum Beispiel. Oder das Bedürfnis, sich hin und wieder in eine unnötige Gefahr zu begeben. Würden andere Attribute hinzukommen? Neri musste nun entscheiden, ob sie diesen Teil ihrer selbst annehmen wollte und konnte oder nicht. Sie würde durchaus eine Veränderung durchmachen, aber sie wäre … weit mehr sie selbst. Von diesem Konflikt, dieser Entscheidung, die Neri in ihrem Innern mit sich selbst führte, bekamen die Außenstehenden nichts mit. Für sie stand ihre Freundin einfach nur teilnahmslos da. Bis die Tür aufging und ein verschwitzter, schnaufender Arunn im Rahmen stand. Hinter ihm aber betrat Calhoun das Zimmer und erfasste die Lage sofort. Er brummte, trat an den Ritualkreis heran und blickte auf die Kelche, das Gemalte und die Kerzen. Dann wandte er den Kopf zu Mall. „Öffne ihn.“, verlangte er ruhig und Mallahall nickte. Sie rutschte mit ihrer Fußsohle über die Kreide und rieb einen Teil davon weg, sodass der Schutzkreis seine Wirkung verlor. Erst jetzt übertrat Calhoun die weiße Linie problemlos und griff nach Neriélle. Er kippte sie zur Seite und hob sie auf seine Arme. Es bereitete ihm keine Mühe, die Elfe zu tragen. Sie hing jedoch erschlafft in seinem Griff und seine Rubine tasteten ihr Gesicht ab. „Wie lange?“, fragte er wortkarg und Mall hob die Schultern. „Sie wird wohl seit einer guten Viertelstunde in dem Zustand sein. Wirst du sie erreichen können?“, fragte Mall und beobachtete Calhoun, der Neri betrachtete. „Ja.“, antwortete er und verließ den Kreis. Arrond kam auf einmal in der Tür an und starrte alle Anwesenden an. „Was zum?!“ Mall unterbrach ihn. „Später, Arrond. Lass ihn helfen!“, verlangte sie und Arrond trat verdutzt zur Seite. Arunn ging voraus, während er keuchte vor Anstrengung. „Komm, ich führe dich in ihr Zimmer!“, sagte er und Calhoun folgte mit Neriélle im Arm.



Mod-Hinweis Rhuna: Sollte Rhuna sich entscheiden mit Yedan zu gehen, gib mir Bescheid, es wird ein Unterforum geben und ein neues Thema erstellt
Mod-Hinweis Neri: Du darfst hier schreiben oder gib mir Bescheid, es wird dann ein Unterforum & neues Thema erstellt.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 3. Juli 2024, 17:04

Da war nur noch sie und die Dunkelheit. Sie umhüllte ihre Sinne und schottete sie regelrecht von der Außenwelt ab.
Neri bemerkte nicht einmal, wie Mall und Rhuna die Verbindung zu ihr lösten. Das Pulsieren steigerte sich, betäubte ihre Sinne und am Ende vereinnahmte die innere Dunkelheit sie so sehr, dass sie nicht einmal mehr wahrnahm, dass der Fluss der Lichtmagie in ihren Adern versiegte. Vielmehr war ihr Geist inzwischen so weit gelöst von allem und jedem hier in diesem Raum, dass nun, da sich Rhunas Lichtmagie zurückzog, die Dunkelheit in ihr einen leichten Zugang zu ihr hatte. Neri spürte, wie der Sog stärker wurde, ohne sich ihm entziehen zu können. Sie tauchte immer tiefer in die Dunkelheit hinein. Irgendwo in ihrem Kopf existierte noch der frühere Gedanke, dass etwas Gefährliches in ihr schlummern könnte. Aber dieser Gedanke zerfaserte zunehmend und löste sich bald gänzlich auf, denn im Grunde war da nur noch.. sie. Was sollte ihr hier gefährlich werden? Neri wich nicht zurück, so wie sie selten vor einer Gefahr zurückwich. In diesem Fall aber fühlte es nicht einmal wie eine Gefahr an. Hier im Inneren wirkte die Dunkelheit wie ein Freund, den sie ihr Leben lang gesucht hatte. Das Dunkle hier war wie das fehlende Puzzleteil in einem Leben voller Zweifel, die sie so gekonnt zu überspielen wusste und von denen sie sich immer wieder ablenkte. Hier schlummerte die Antwort, nach der sie seit ihrer Kindheit gesucht hatte.

Mall rüttelte bereits an ihr, doch Neris Körper stand nur teilnahmslos im Ritualkreis, ohne auf die äußeren Einflüsse wie Berührungen oder Worte zu reagieren - oder vielmehr reagieren zu können. Von irgendwoher hörte sie gedämpft und schwammig die Worte, die gesprochen wurden, aber sie drängten nicht völlig zu ihrem Bewusstsein hervor. Vielmehr war es so, als wäre die Außenwelt meilenweit entfernt und für die Elfe nicht mehr zu greifen. Neriélle. Spätestens da fokussierte sich alles wieder auf dieses Zischeln. Es gab nur das und sie. Sie hörte es nicht zum ersten Mal, aber es machte ihr zum ersten Mal keine Angst. Neriélle hörte ihm zu. Nimm mich an, Neriélle. Ich bin du, du bist ich und wir sind eins. Es war anders als die Versprechungen des Dämons damals im Dorf. Er hatte versucht, sie in böser Absicht zu beeinflussen. Aber das Zischen war anders. Diese Stimme kam aus ihrem tiefsten Inneren und Neriélle wusste, dass es Recht hatte. Es öffnete ihr die Augen. Es war ein Teil von ihr. Tief verborgen, aber es war immer da gewesen.

Es ist ich.

Der Gedanke, dass etwas Dämonisches in ihr schlummern könnte, hatte sie vor dem Ritual geängstigt. Doch jetzt breitete sich eine wärmende und fast schon tröstende Gewissheit in ihr aus. Sie hatte keine Angst vor dieser Dunkelheit. Sie war bereits überall und hatte sie gänzlich vereinnahmt, dass Neriélle es nur akzeptieren konnte. Es fühlte sich richtig an. Sie fühlte sich richtig an. Die Dunkelheit machte sie komplett. Ihr Körper hätte bei dieser Erkenntnis wohl gelächelt, wenn er dazu fähig gewesen wäre. Doch er reagierte nicht auf die befreienden Gefühle, die Neriélle aufgrund dieser Erkenntnis verspürte. Sie spürte eine Zugehörigkeit, die neu und tief war. Sie versuchte, weiter voran zu gehen in dieser Dunkelheit. Als würde sie die Fühler ausstrecken, um mehr zu erkunden. Gab es mehr zu entdecken? Was für Auswirkungen hatte diese Akzeptanz ihres Wesens? Äußerlich aber reagierte sie nicht einmal auf die plötzlich ausbrechende Hektik oder auf Calhoun, der sie ohne Anstrengung hoch hob und aus dem Zimmer trug. Neri lag regungslos in seinen Armen und wirkte weit weg von den Geschehnissen, während sie seltsam friedlich wirkte.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 4. Juli 2024, 10:00

Der Dunkelelf bedachte Rhuna, Yedan und Mallahall mit einem undefinierbaren Blick. Er wirkte in seiner Art und Weise stets ruhig und fast schon glatt. Im Grunde aber strahlte er eine düstere Aura aus, die sich durchaus auch als faszinierend beschreiben ließ. Wie er Neri ohne großen Kommentar auf die Arme hob und sie aus dem Ritualkreis trug hatte etwas Einnehmendes. Für einen Moment ruhte dann der rote Blick auf Rhuna. Er betrachtete sie einen Moment länger, ehe er den Blickkontakt abbrach und zur Tür ging. Arunn half Calhoun sie zu öffnen und ließ ihn durchtreten, um ihm dann das Zimmer von Neri zu zeigen.

Neriélle weiter bei: Sei hier Gast! (Gästezimmer 1)

Rhuna weiter bei: Zimmer für zwei? (Gästezimmer 2)
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